Wirken am Theater (Auszug) / Filmografie / Hörspiel
Ulrich Wildgruber wurde am 18. November 1937 als Sohn eines Buchbindemeisters in Bielefeld1) geboren und wuchs auch dort auf. Schon als Schüler begeisterte er sich für das Theater, nach dem Gymnasium, welches er kurz vor dem Abitur beendete, nahm er zunächst ohne rechten Erfolg privaten Schauspielunterricht bei verschiedenen Lehrern (u.a. bei Eduard Marks in Hamburg), hielt sich mit verschiedenen Jobs wie Bauarbeiter und Briefträger über Wasser. Nach dem gescheiterten Versuch, am "Berliner Ensemble"1) engagiert zu werden, besuchte er 1959 ein halbes Jahr jede Vorstellung, 1960 gelang es ihm dann, an dem renommierten Wiener "Max-Reinhardt-Seminar"1) einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Nach einem dreijährigen Studium folgte 1963 am Wiener "Volkstheater"1) ein erstes Engagement, Wildgruber gab sein Bühnendebüt als Schweizerkas in dem Drama "Mutter Courage und ihre Kinder"1) von Bertolt Brecht1) in einer Inszenierung von Gustav Manker1).
Weitere Verpflichtungen führten ihn an die "Komödie Basel"1) (1964) und die "Städtischen Bühnen Heidelberg"1) (1966 – 1969), er trat am Hamburger "Theater im Zimmer"1), dem "Theater Oberhausen"1) und dem "Staatstheater Stuttgart"1) auf. 1971 holte ihn Peter Stein1) an die Berliner "Schaubühne am Halleschen Ufer"1), wo er unter anderem als Matrose Alexej in dem Revolutionsstück "Optimistische Tragödie" von Wsewolod Witaljewitsch Wischnewski1) auftrat. 1972 wechselte Wildgruber an das "Schauspielhaus Bochum"1), weitere Stationen seiner Theaterkarriere wurden die Berliner "Freie Volksbühne"1), das Hamburger "Thalia Theater"1), die "Bühnen der Stadt Köln"1) und das "Deutsche Schauspielhaus"1) in Hamburg, dem er mit Unterbrechungen ab 1975 viele Jahre lang angehörte. Daneben gab er im Verlaufe seiner Karriere zahlreiche Gastspiele, so unter anderem auch bei den "Salzburger Festspielen"1). Seit Anfang der 1990er Jahre band sich Wildgruber nicht mehr fest an ein Haus.

Ulrich Wildgruber, 1986 fotografiert von Werner Bethsold1) (1925–2019)
© Werner Bethsold; Lizenz: CC BY-SA 4.0 
Quelle: Wikimedia Commons

Ulrich Wildgruber, 1986 fotografiert von Werner Bethsold; Copyright Werner Bethsold; Lizenz: CC BY-SA 4.0; Quelle: Wikimedia Commons
Wildgruber in DER WIDERSPENSTIGEN ZÄHMUNG; Copyright Virginia Shue Ulrich Wildgruber gehörte zu den herausragenden deutschen Charakterdarstellern, machte sich mit seinen Interpretationen sowohl klassischer als auch moderner Bühnenfiguren bald einen Namen in der Theaterszene. Wildgruber war umstritten wie kaum ein anderer Schauspieler. Die einen feierten ihn als genialischen Bühnen-Berserker und zärtlichen Clown mit der "Fähigkeit, permanent und konzentriert Energie auszustrahlen" (Volker Canaris1)). Die anderen warfen ihm Manierismus, fehlende Sprechkultur und mangelnde Professionalität vor.*)
Seine Rollen lassen sich nicht alle aufzählen, mit denen er unter der Regie so berühmter Theater-Macher wie Hans Neuenfels1), Peter Stein, Claus Peymann1) und vor allem Peter Zadek1) brillierte, mit dem ihn ab 1972 am "Schauspielhaus Bochum" sowie in Berlin und Hamburg eine intensive, fruchtbare Zusammenarbeit verband.
In Zadeks Shakespeare-Inszenierungen spielte er kraftvoll, aber wegen seiner eigenwillige Diktion und Satzmelodie nicht immer unumstritten, die großen tragischen Titelhelden in "Hamlet"1), "König Lear"1), "Othello"1) und "Macbeth"1), gab den Diener Lanzelot Gobbo in "Der Kaufmann von Venedig"1), den König Leontes in "Das Wintermärchen"1) oder den Petruchio in "Der Widerspenstigen Zähmung"1).
 
  
Ulrich Wildgruber als Petruchio in "Der Widerspenstigen Zähmung"
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt.  Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
Unter der Regie Zadeks erlebte man ihn eindrucksvoll 1973 als Autor Boris Alekseevič Trigorin in dem Drama "Die Möwe"1) von Anton Tschechow1) und als Oswald Kronen, Gegenpart des von O. E. Hasse dargestellten "Alten" (Knut Hamsun1)), in der Uraufführung (15.03.1973) des Schauspiels "Eiszeit"1) von Tankred Dorst1). 1975 gelangte zudem eine Filmversion1) in die Kinos. Für die Gestaltung des Hjalmar Ekdal in "Die Wildente"1) (1975/76) von Henrik Ibsen1) wurde Wildgruber mit dem "Norddeutschen Theaterpreis" ausgezeichnet.
Der CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film notiert unter anderem: "Für Zadeks schrille Bühnen-Spektakel ist Wildgruber der ideale Protagonist, der Kritiker und Publikum zu Begeisterungsstürmen wie zu Protestrufen veranlasst. Mit eigenwilliger Satzmelodie und einer Betonung, die sich nicht an die Regeln des traditionellen Sprechtheaters hält, mit schwerfälligen und doch blitzartig schnellen Bewegungen verwandelt der "traurige Clown des Schmuddeltheaters" (Hellmuth Karasek1), 1983) selbst tragische Rollen so, dass ihnen noch ein komischer Kern bleibt. Sein "Othello" avanciert zum Theaterskandal der 1970er Jahre. Als Grenzgänger zwischen Komik und Tragik stellt er die "dunklen Triebgründe und jähen Seelenklüfte seiner Shakespeare-Helden in Peter Zadeks Inszenierungen so grell und tobend und plötzlich auch so gebrechlich und zart dar, wie es kein anderer bis heute in unseren ordentlichen Schauspielhäusern vermochte" (Becker, 1985)." Und Hellmuth Karasek schrieb in seinem Artikel "Ein zärtliches Ungeheuer" (DER SPIEGEL 10/1990): "Mit Wildgruber erlebte das "Hamburger Schauspielhaus" 1976 einen der größten (und fruchtbarsten) Skandale der deutschen Nachkriegstheatergeschichte: "Othello". In Zadeks Shakespeare-Inszenierung rackerte, schwitzte, stöhnte und schrie Wildgruber als Othello, halb King Kong, halb tragischer Clown; das Publikum schrie und tobte mit. (…) die Szene, in der ein abfärbender Mohrenkoloß in wilder Rage eine in Todesangst Zappelnde über die Bühne jagte, wurde zu einer der anrührendsten des modernen Theaters; Schluß war es mit dem schönen Klassiker-Tod auf der Bühne."

 
Ulrich Wildgruber als "Macbeth" 01; Copyright Virginia Shue Ulrich Wildgruber als "Macbeth" 02; Copyright Virginia Shue Ulrich Wildgruber als "Macbeth" 03; Copyright Virginia Shue
Begnadet ausdrucksstark: Ulrich Wildgruber als "Macbeth"1)
"Deutsches Schauspielhaus", Hamburg (1987), Regie: Wilfried Minks1)
Die Fotos wurden mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt. Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
  
Sein  triumphaler Erfolg als Staatsschauspieler Bruscon in "Der Theatermacher"1) von Thomas Bernhard1) (1990/91, "Deutsches Schauspielhaus", Hamburg) ließ Benjamin Henrichs1) in DIE ZEIT schwärmen: "Der Theatermacher tritt auf. Wildgruber ist da. Der Satyr ist los. (…) Wildgruber rast – doch irgendwie ruht er sich dabei auch aus. So triumphiert in seinen Auftritten ein Thomas Bernhardsches Paradox: die geniale Routine. Selbst die Schreckens- und Schmerzenssätze holt Herr Bruscon mit hexerhafter Behendigkeit aus den Hosentaschen – nicht aus der geschundenen Seele. Die Tobsucht bleibt Aktion, Spektakel – sie haust nicht in der Figur. Und so sehen und bejubeln wir eher eine Gesamtausgabe aller Wildgruberischen Herrlichkeiten als einen neuen, fremden Menschen auf der Bühne. Vor mehr als einem Jahrzehnt betrat Ulrich Wildgruber das Hamburger Theater: ein Fremdling, ein Kannibale, ein Schrecken fürs Abonnement. Jetzt ist er der König des Schauspielhauses." → www.zeit.de
Ambivalent dagegen war die Kritik über seine Interpretation des Professor Immanuel Raat, genannt "Unrat" in Zadeks Inszenierung von "Der blaue Engel" (1992) nach dem Roman "Professor Unrat"1) von Heinrich Mann1) am Berliner "Theater des Westens"1): "Wildgruber lässt sich irgendwie fallen und treiben, trudelt ziellos durchs ewige Getolle und Gestampfe der Revue- und Massenszenen. Er schleudert ein paar Wildgruber-Blicke, er sägt ein paar Wildgruber-Gesten, er rennt ein paar Wildgruber-Läufe, er vergießt einigen Wildgruber-Schweiß. Und wirkt dabei immer nur fleischesanwesend. Geistesabwesend. Sein Herz, sein Verstand, sein Schauspielergenie sind entflohen, an einen fernen, hoffentlich besseren Ort, während sein Leib drollig über die Berliner Bühne kugelt", so Benjamin Henrichs 1992 in DIE ZEIT.
Weitere glanzvolle Auftritte hatte Wildgruber unter anderem mit Titelrollen in dem Drama "Baal"1) von Bertolt Brecht1) (1967, Regie: Hans Neuenfels1); Hamburger "Theater im Zimmer"1)), in der Uraufführung (11.05.1968) des Stücks "Kaspar" 
von Peter Handke1) über Kaspar Hauser1) (1968, Regie: Günter Büch1), "Städtische Bühnen Oberhausen"1)) sowie in Hamburg am "Deutschen Schauspielhaus  in dem Schiller-Drama "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua" (1981, Regie: Niels-Peter Rudolph1)) oder als Puntila in dem Brecht-Stück "Herr Puntila und sein Knecht Matti"1) mit Christian Redl als Matti (1983/84, Regie: Frank-Patrick Steckel1)). Eine Auswahl bzw. Übersicht der Rollen und Stücke, mit denen Ulrich Wildgruber Publikum und Kritiker im Verlaufe der Jahrzehnte an den verschiedenen Bühnen zu überzeugen wusste findet, man hier.
Im Film konnte man die charismatische Darstellungskraft Wildgrubers ebenfalls erleben. Neben verschiedenen Theateraufführungen, die wie Thomas Bernhards "Der Ignorant und der Wahnsinnige"1) (1972) oder Peter Zadeks Tankred Dorst-Verfilmung "Eiszeit"1) (1975) im Fernsehen ausgestrahlt wurden, sah man ihn meist mit prägnanten Nebenrollen auf dem Bildschirm. So gab er beispielsweise den Paul in "Mosch"2) (1980) nach der gleichnamigen Prosa1) von Tankred Dorst1), den Kommissar Murkser in Dieter Wedels1) Zweiteiler "Wer den Schaden hat…"3) (1981), den Richter Düwel in dem Krimi "Alles in Butter"3) (1982) aus der ARD-Reihe "Schwarz-Rot-Gold"1) oder den Graf Kerssenbrock in dem historischen Zweiteiler "König der letzten Tage"1) (1993), angesiedelt zur Zeit des Täuferreichs von Münster1) mit Christoph Waltz1) als Jan van Leiden1) und Mario Adorf als Bischof Franz von Waldeck1)

Das Foto wurde mir freundlicherweise von dem
Fotografen Bernhardt Link zur Verfügung gestellt.
© Bernhardt Link (www.link-foto.de)

Ulrich Wildgruber 03; Copyright Bernhardt Link
Wildgruber zeigte sich in der "Tatort"-Folge "Der Rastplatzmörder"1) (1992), dem Thriller "Tödliches Erbe" (1994) und dem Dreiteiler "Imken, Anna und Maria oder Besuch aus der Zone"3) (1995), weitere Auftritte hatte er in dem Krimi "Nur eine Hure"3) (1997) aus der Reihe "Schwurgericht"1), on der Komödie "Der Neffe"4) (1997), dem Thriller "Mörderisches Erbe – Tausch mit einer Toten" (1998) und der "Polizeiruf 110"- Folge "Katz und Kater"1) (1998). Einen letzten TV-Auftritt hatte er als Richter in dem dokumentarischen, mit Spielszenen angereicherten Porträt "Dr. Robert Schumann, Teufelsromantiker"1) (1999) mit Michael Maertens1) als Komponist Robert Schumann1) → Übersicht TV-Sendungen.
Zur Kino-Filmografie Wildgrubers zählt Peter Fleischmanns1) Science-Fiction-Geschichte "Die Hamburger Krankheit"1) (1979). Es folgten eindringliche Randfiguren, so in Peter Zadeks Adaption "Die wilden Fünfziger"1) (1983) nach dem Roman "Hurra, wir leben noch"1) von Johannes Mario Simmel1), in Adolf Winkelmanns1) preisgekröntem Streifen "Super"2) (1982), Christian Ziewers1) historischem Spielfilm "Der Tod des weißen Pferdes"1) (1985), Winkelmanns Krimikomödie "Peng! Du bist tot!"1) (1987), Jan Schüttes1) Kino-Regiedebüt "Drachenfutter"1) (1987) und Andi Engels1) Polithriller "Melancholia"1) (1989). In den 1990ern stand Wildgruber beispielsweise für Ottokar Runzes1) Geschichte "Die Hallo-Sisters"1) (1990) mit den Protagonistinnen  Ilse Werner und Gisela May vor der Kamera, an der Seite von Bernhard Wicki drehte er den Episodenfilm "Prinzenbad"2) (1993), in dem semi-dokumentarischer Spielfilm "Les jeux a deux – Die Spiele zu zweit" (1995) verkörperte er den Bildhauer Hans Bellmer1). Thematisiert wurde das Leben und Werk der Dichterin und Zeichnerin Unica Zürn1) (Kathi Liehrs), die sich 19. Oktober 1970 in Paris das Leben nahm, und ihre tragische Liebesbeziehung zu dem Surrealisten Hans Bellmer. In der hochkarätig besetzten Produktion "Pakten – The Sunset Boys" (1995) mimte er neben den Hollywood-Veteranen Robert Mitchum und Cliff Robertson den Reverend Berger. Erinnerungswürdig bleibt auch sein skrupelloser Giftmischer René in Patrice Chéreaus1) aufwendigem Historiendrama "Die Bartholomäusnacht"1) (1994, "La reine Margot") nach dem Roman "La reine Margot" von Alexandre Dumas d. Ä. an der Seite von Isabelle Adjani1) als die unter dem Namen "La Reine Margot" bekannt gewordene französische Königin Margarete von Valois1). Wildgrubers letzte Arbeiten für das Kino zählten Stefan Ruzowitzkys1) dramatischer Heimatfilm "Die Siebtelbauern"1) (1998) mit der Figur des machthungrigen Großbauern Danninger und Adolf Winkelmanns eher misslungene Komödie "Waschen, schneiden, legen"2) (1999), wo er als wortkarger Vater des Provinz-Friseurs Hans Anton Schatz (Gildo Horn1)) in der Küche sitzt und mit den Augen rollt → Übersicht Kinofilme.
Ulrich Wildgruber 02; Copyright Werner Bethsold Neben seiner umfangreichen Theater- und Filmtätigkeit veranstaltete Wildgruber wiederholt szenische Lesungen, unter anderem mit Texten von Michail Bulgakow1), Oscar Wilde1), Arno Schmidt1) und Matthias Claudius1). Zudem wirkte er bei verschiedenen Hörspiel- bzw. Hörbuch-Produktionen mit, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier am Ende dieser Seite.
Wildgrubers letzte Theaterarbeit mit Zadek war 1999 Shakespeares "Hamlet" und die Rolle des Polonius bei den "Wiener Festwochen"1). Nach Gastspielen in Zürich und Straßburg lief das Stück 35 Mal im ausverkauftem Haus an der Berliner "Schaubühne am Lehniner Platz"1), am 13. November 1999 gab Wildgruber dort seine letzte Vorstellung.
 
  
Foto: zur Verfügung gestellt von Werner Bethsold1) (1925–2019)
© Werner Bethsold; das Foto entstand 1989 während einer Hörspielproduktion.
Seit einiger Zeit machte eine schwere Herzerkrankung dem leidenschaftlichen Schauspieler bei der Ausübung seines Berufs schwer zu schaffen, er glaubte, nicht mehr auf der Bühne stehen zu können; in der Nacht vom 29. auf den 30. November 1999 schied Ulrich Wildgruber in Westerland1) auf Sylt1), wo er ein Ferienhaus besaß, aus dem Leben, indem er sich in der Nordsee ertränkte; einen Tag später wurde er von Spaziergängern am Strand gefunden. Die Staatsanwaltschaft ging von Selbsttötung aus, da er häufig solche Absichten geäußert und einen Abschiedsbrief hinterlassen hatte. In einer Vielzahl von Nachrufen würdigten Schauspielerkollegen und Kritiker die Leistungen eines "eigenwilligen Theater-Urgesteins". Die letzte Ruhe fand Wildgruber auf dem Friedhof Brackwede1) seiner Geburtsstadt Bielefeld → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
 
Auf die Frage, ob es für einen Schauspieler besonders schwierig sei, älter zu werden, antwortete Ulrich Wildgruber 1994 in einem Interview: "Eine Stradivari1) wird im Laufe der Jahre vielleicht besser. Aber wenn Du einen Körper hast, der immer fetter wird, der keinen Salto schlagen kann, – viele Dinge kann ich gar nicht mehr ausdrücken, selbst wenn ich möchte. Hätte ich das gewusst, ich wäre ja nie Schauspieler geworden. Ich war eigentlich zu faul, Artistik zu lernen, habe somit meinen Beruf nie richtig ausgeführt. Nur wie sich meine Phantasie bewegt, das mag ich."5)
Im September 2002 erschienen unter dem Titel "Der Lachszug der Wörter" sowohl bislang unveröffentlichte Gedichte, Assoziationen und Gedanken über Schauspielerei und Rollen, über Schreiben und Form als auch zum Teil schon veröffentlichte Aufsätze, Kolumnen, Notizen und Betrachtungen über Theater und Schriftsteller. In dem Vorwort von Tankred Dorst steht unter anderem: "Er war für mich die Verkörperung der Poesie, anarchisch, nicht einzuordnen in eine bürgerliche Gesellschaft, nicht hineinzudenken in die geordnete Ritterwelt, in der wir leben. Ein Mensch der Rückkehr in die Natur. So ließ er sich von der Natur am Ende auch verschlingen…"  
Neben dem bereits erwähnten "Norddeutschen Theaterpreis" wurde Ulrich Wildgruber 1986 für seine Leistungen mit dem "Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland"1) ausgezeichnet, ein Jahr später erhielt er in Mülheim als erster Preisträger den "Gordana-Kosanović-Schauspielerpreis"1). 1988 wurde er von der Zeitschrift "Theater heute"1) für seine Darstellung des Dr. Franz Schöning in Frank Wedekinds "Lulu" zum "Schauspieler des Jahres ernannt, 1997 überreichte man ihm in Hamburg die "Plakette der Freien Akademie der Künste"1).
Als "zarten Anarchisten", "heimatlosen Taugenichts", "zärtliches Ungeheuer", "tragischen Clown des Schmuddeltheaters" oder "zarten Riesen" haben die Kritiker diesen ruhelosen, phantasievollen Koloss beschrieben, der auf der Bühne durch sein unpathetisches direktes Spiel zwischen Komik und Tragik zu fesseln verstand, und den es nach Beifallsstürmen wie Buhrufen immer wieder in die Einsamkeit trieb.
"Ulrich Wildgruber ist ein Spieltriebtäter, den weniger Disziplin und Kalkül beherrschen als Leidenschaft, Risikolust und eine aus störrischer Naivität unermüdlich geschöpfte Neugier. Schwer zu sagen, ob in seiner Laufbahn er das Theater oder das Theater ihn nötiger hatte. Sein rückhaltloses, oft anstößiges Spiel hat Regisseuren wie Peymann, Neuenfels und vor allem Zadek dazu verholfen, Theatergeschichte zu schreiben, mit Konventionen konstruktiv zu brechen. Der eigenwillige Akteur ist ein Gipfelstürmer und Grenzgänger ohne Sicherheitsgurt, er bewegt sich stets auf Messers Schneide, auf dem schmalen Grat des Widerspruchs. Dass Komik die Kehrseite aller Tragik, dass Schwermut der Urgrund allen Leichtsinns ist, hat der anmutige Dickschädel mit fast allen großen Rollen der Dramenliteratur behauptet und bewiesen."6)
Seit 2000 wird im Gedenken an den Charaktermimen der "Ulrich-Wildgruber-Preis"1) als Theaterpreis zur Förderung junger Schauspieler verliehen.
Sein schriftlicher Nachlass befindet sich im Archiv der Berliner "Akademie der Künste"1) → Ulrich-Wildgruber-Archiv.

Der Künstler wohnte von 1975 bis Ende der 1980er Jahre mit seiner Ehefrau, der Lektorin und Dramaturgin Vera Wildgruber, sowie der 1968 geborenen Tochter Olga in Hamburg. Von 1991 bis zu seinem Tod lebte er mit Schauspielerkollegin Martina Gedeck1) in Berlin-Zehlendorf1) zusammen.
Textbausteine aus CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film sowie prisma.de
Weitere Quelle: "Henschel Theaterlexikon"*)
Siehe auch Wikipedia und 
den Artikel von Hellmuth Karasek bei spiegel.de (12.12.1983)
*) Henschel Theaterlexikon (Hrsg. C. Bernd Sucher; Henschel Verlag, 2010, S. 940–942)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) fernsehserien.de, 4) prisma.de
Quellen: 
5) Peer Moritz: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film
6) aus: Scheffel/Bernhard "Fallen kann ich … und fliegen vielleicht!" (Musik & Theater, 2/1991)
Wirken am Theater (Auszug)
Quelle: Wikipedia, "Henschel Theaterlexikon"*) sowie "Ulrich-Wildgruber-Archiv"
(R = Regie, P = Premiere, DEA = Deutschsprachige Erstaufführung, UA = Uraufführung;
Fremde Links: Wikipedia, rowohlt-theaterverlag.de, fischer-theater.de, theatertexte.de, dreimaskenverlag.de, felix-bloch-erben.de)
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, deutsches-filmhaus.de, theatertexte.de,
Die Krimihomepage, fernsehserien.de, prisma.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Link: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung) bzw. Wikipedia)

Ulrich Wildgruber 01; Copyright Werner Bethsold

Foto: zur Verfügung gestellt von Werner Bethsold1) (1925–2019)
© Werner Bethsold; das Foto entstand 1989 während einer Hörspielproduktion.
 

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