Filmografie / Hörspiel
Gerry Wolff im Oktober 1965; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_hauptkatalog_0092466); Original-Aufnahme Fotothek, Dresden (Seifert); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek; Quelle: www.deutschefotothek.de Der Schauspieler, Sänger und Moderator Gerry Wolff erblickte am 23. Juni 1920 als Gerald Wolff und Sohn des Schauspielers Martin Wolff sowie dessen zweiten Ehefrau, der Soubrette Grete Lilien, in Bremen1) das Licht der Welt. Der Enkel eines Rabbiners wurde bereits mit elf Jahren Vollwaise und von seiner Großmutter in Berlin-Charlottenburg1) erzogen. Als Vormund fungierte sein Onkel Erich Lilienthal, der ein Kino betrieb; dessen Bruder Kurt (1882 – 1943) war übrigens ein über die Grenzen Berlins hinaus populärer Komiker, Operetten- und Revuestar, der unter dem Namen "Kurt Lilien" bis 1933 zudem in zahlreichen Filmen auftat und auch größere Rollen spielte. Mit Aufkommen des Rassenwahns des Hitler-Regimes gelang es Erich Lilienthal seinen Neffen 1935 mit einem Kindertransport nach Großbritannien zu schicken und so vor den Nazi-Schergen zu schützen. Onkel Kurt konnte dem Holocaust1) nicht entgegen und wurde am 28. Mai 1943 im polnischen Vernichtungslager Sobibor1) ermordet.
Nach seinem Schulabschluss im südenglischen Haslemere hielt sich Gerry Wolff mit verschiedenen Jobs in London über Wasser, arbeitete als Tischler, Schlosser oder Tellerwäscher, machte eine Lehre als Kfz-Mechaniker und arbeitete zeitweise als Gärtner in Südengland. Bereits zu dieser Zeit wirkte er bei Laienspielgruppen mit, mit Beginn des 2. Weltkrieges wurde Wolff auf der Isle of Man1) interniert und sammelte weitere Erfahrungen als Schauspieler bei einem Lagertheater. Nach seiner Entlassung aus der Internierung meldete er sich freiwillig zum Zivilschutz, schloss sich der "Freien Deutschen Jugend"1) Großbritanniens an und arbeitete außerdem bis Kriegsende als Lektor bei einem Londoner Verlag.
  
Gerry Wolff im Oktober 1965
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_hauptkatalog_0092466)
Original-Aufnahme Fotothek, Dresden (Seifert)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
1947 kehrte er nach Deutschland zurück, 1949 erhielt der Autodidakt Wolff ein erstes Engagement am Ostberliner "Theater am Schiffbauerdamm"1), trat später, nach der Wiedereröffnung im Jahre 1956, an der "Volksbühne Berlin"1) auf und arbeitete seit Anfang der 1960er Jahre für verschiedene DEFA- und DFF-Produktionen1). Rasch avancierte Wolff zu einem vielbeschäftigten Künstler der ehemaligen DDR, der nicht nur als Charakterdarsteller, sondern auch als Conférencier, Moderator und Sänger Erfolge feierte. Als Chansonsänger wurde er mit Titeln wie "Die Rose war rot" oder "Chanson von der Trommel" ebenso bekannt, wie mit Interpretation von Blues und jiddischen Liedern. Unvergessen bleiben seine Fernsehshows wie "Von Melodie zu Melodie"2) (1960–1964; mit Christine Laszar), die ihn auf dem Bildschirm endgültig populär machten.
Im Kino erlebte man das Multitalent Gerry Wollf nach seinem Leinwanddebüt in "Roman einer jungen Ehe"1) (1951) meist mit prägnanten Nebenrollen, so unter anderem in dem Biopic "Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse"1) (1955) mit Günther Simon als Ernst Thälmann1), in dem Kinderfilm "Bärenburger Schnurre"1) (1957) oder in der Lessing-Verfilmung "Emilia Galotti"1) (1958), wo er neben Titelheldin Karin Hübner als Maler Conti in Erscheinung trat.
 

Gerry Wolff, fotografiert von Barbara Morgenstern
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_mo_0001606_001)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Barbara Morgenstern;
Urheber: Barbara Morgenstern; undatiertes Foto;
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Gerry Wolff, fotografiert von Barbara Morgenstern; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_mo_0001606_001); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Barbara Morgenstern; Urheber: Barbara Morgenstern; undatiertes Foto; Quelle: www.deutschefotothek.de
Nach DEFA-Streifen wie "Tanz am Sonnabend – Mord?"1) (1962), "Die Jagd nach dem Stiefel"1) (1962) und "An französischen Kaminen"3) (1963) besetzte ihn Frank Beyer1) als KZ-Häftling und Kommunist Bochow in der Literaturadaption "Nackt unter Wölfen"1) (1963) nach dem gleichnamigen Roman1) von Bruno Apitz1), in nachhaltiger Erinnerung bleibt Wolff auch mit der Figur des Räuberhauptmanns Rinaldo Rinaldini1) in "Aus dem Leben eines Taugenichts"1) (1973) nach der gleichnamigen Novelle1) von Joseph von Eichendorff1) mit Dean Reed1) als Taugenichts. Ein Jahr später erlebte man ihn als Komponisten Jacques Offenbach1) in dem Musikfilm bzw, Operettenadaption "Orpheus in der Unterwelt"1) (1974), bis Ende der 1980er Jahre folgten Produktionen wie die Biografie "Beethoven – Tage aus einem Leben"1)  (1976) mit Donatas Banionis1) als Ludwig van Beethoven1), wo er den Librettisten Stephan von Breuning1) verkörperte, die Romanverfilmung "Glück im Hinterhaus"1) (1980) oder "Die Geschichte von der Gänseprinzessin und ihrem treuen Pferd Falada"1) (1988) nach dem Märchen "Die Gänsemagd"1)
der Gebrüder Grimm1). Zu einer seiner schönsten Rollen zählt auch die Figur des skeptischen Vater Tember, dessen Sohn Adam (Stephan Jahnke) in Egon Günthers1) poetisch-modernem Märchen "Wenn du groß bist, lieber Adam"1) (1965) mit einer Zauberlampe Lügner entlarven kann; der Film wurde noch vor Fertigstellung vom DDR-Regime verboten, konnte erst 1989/1990 von Egon Günther rekonstruiert werden und erlebte am 18. Oktober 1990 seine Premiere. Nur wenige Male trat Wolff nach der so genannten "Wende" noch vor die Kino-Kamera, so als Opi für Detlev Bucks1) Drama "Liebe deine Nächste!"1) (1998), als Onkel von Hirschfeld für Rosa von Praunheims1) Streifen "Der Einstein des Sex"1) (1999) mit dem Untertitel "Leben und Werk des Dr. Magnus Hirschfeld"1), als Opa für die Komödie "Schrott – Die Atzenposse"3) (2000) sowie zuletzt als Erwin Kischke für die Krimikomödie "Jetzt oder Nie – Zeit ist Geld"1) (2000) → Übersicht Kinofilme.
Vor allem mit seinen Fernsehrollen erlangte Gerry Wolff im Verlaufe der Jahrzehnte immer mehr den Ruf eines Volksschauspielers, so als alter Straßenbahnfahrer Hannes Rechlin in dem TV-Stück "Familie Rechlin"1) (1982) oder als Botte Schulz in der TV-Serie "Kiezgeschichten"1) (1987). Zur umfangreichen TV-Filmografie gehören weiterhin unter anderem die Mehrteiler "Spuk im Hochhaus"1) (1982) und das Biopic "Martin Luther"1) (1983) sowie die Serie "Barfuß ins Bett"4) (1988). Im gesamtdeutschen Fernsehen übernahm Gerry Wolff interessante Aufgaben in einigen "Tatort"- und "Polizeiruf 110"-Episoden, trat in Serien wie "Auf eigene Gefahr", "Die Gerichtsreporterin", "Praxis Bülowbogen" und "Am liebsten Marlene" auf. 1992 erlebte man ihn beispielsweise als Kommissar an der Seite von Heinz Schubert in der Krimikomödie "Das Trio"4), mit Inge Meysel stand er für die Story "Babuschka" (1996) vor der Kamera. Auf dem Bildschirm präsentierte er sich zuletzt als Klavierlehrer in dem Liebesfilm "Engel sucht Flügel"5) (2001), als Dr. Hubble in dem Krimi "Die unheimlichen Briefe"1) (2002) aus der von RTL gedrehten "Edgar Wallace"1)-Reihe, sowie als im Rollstuhl sitzender Zeitungsleser in der turbulenten Geschichte "In der Höhle der Löwin"5) (2003) mit Jennifer Nitsch1) in der Hauptrolle → Übersicht TV-Produktionen.

Porträt Gerry Wolff
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pkm_0001236_001)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: ungenannt
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Porträt Gerry Wolff; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pkm_0001236_001); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: ungenannt; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Gerry Wolff; Copyright Werner Bethsold Neben seiner unfangreichen und beeindruckenden Tätigkeit für Theater, Film und Fernsehen war Gerry Wolff auch ein vielgefragter Sprecher unter anderem für Dokumentarfilme (→ Auswahl siehe hier), er arbeitete für die Synchronisation und lieh auch seinem älteren Halbbruder Peter, der unter dem Namen Victor Beaumont1) (1912 – 1977) in England als Schauspieler Karriere machte, seine Stimme; eine Auswahl seiner Synchron-Arbeiten findet man bei Wikipedia sowie bei synchronkartei.de. Wolff wirkte darüber hinaus seit Ende der 1940er Jahre bei zahllosen Audio- und Hörfunkproduktionen mit,  war beispielsweise mehrfach in der Radiosendung für Kinder "Ohrenbär"1) zu hören. Eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
Erwähnenswert sind auch seine musikalisch-literarischen Programme, mit denen er in den 1980er Jahren zum Beispiel am "Theater im Palast" gemeinsam mit Marianne Wünscher (1930 – 1990), Fritz Decho1) (1932 – 2002) und Marion van de Kamp1) auftrat.

Foto zur Verfügung gestellt von Werner Bethsold1) (1925–2019)
 © Werner Bethsold
Das Foto entstand etwa 1993 während einer Hörspielproduktion.

Der vielseitige Charakterdarsteller Gerry Wolff starb, nahezu erblindet, am 16. Februar 2005 im Alter von 84 Jahren in einem Krankenhaus im brandenburgischen Oranienburg1); bereits 2001 hatte er einen Schlaganfall erlitten, der ihn dazu zwang, sich fast vollständig von der Schauspielerei zurückzuziehen. Der Künstler war seit 53 Jahren mit seiner zweiten Frau Mirjam Asriel verheiratet gewesen, die wenige Wochen zuvor Mitte Januar an Herzversagen verstorben war. Aus der Verbindung ging der 1951 in Berlin geborene Sohn Thomas Wolff1) hervor, der in die Fußstapfen seines Vaters trat und ebenfalls ein renommierter Schauspieler und Sprecher wurde.
Textbausteine aus "Lexikon der DDR-Stars"*)
Siehe auch Wikipedia, defa-stiftung.de sowie
den Artikel bei der ehemaligen Website defa-sternstunden.de → Memento bei web.archive.org
*) F.-B. Habel & Volker Wachter: Lexikon der DDR-Stars (Schwarzkopf & Schwarzkopf, 1999, S. 368/369)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) fernsehserien.de, 3) filmportal.de, 4) fernsehenderddr.de, 5) feernsehserien.de
    
Filme
Kinofilme (als Darsteller) / Filme als Sprecher / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de

(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, defa-stiftung.de,
fernsehenderddr.de, fernsehserien.de, tittelbach.tv)
Kinofilme (als Darsteller) Filme als Sprecher (Auszug)

Fernsehen (Auszug)

Porträt Gerry Wolff; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pkm_0001236_003); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: ungenannt; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017 Hörspielproduktionen (Auszug)
1950er Jahre 1960er Jahre 1970er Jahre 1980er Jahre ab 1990
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), 
Wikipedia (deutsch/englisch), kiepenheuer-medien.de)

 
Porträt Gerry Wolff
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pkm_0001236_003)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: ungenannt
Quelle: www.deutschefotothek.de
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
1950er Jahre 1960er Jahre 1970er Jahre 1980er Jahre ab 1990
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