Ida Wüst ca. 1922 auf einer Künstlerkarte; Urheber: Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin (Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930)); Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei Ida Wüst wurde am 10. Oktober 1879*) (nach anderen Quellen 1884) als Ida Clara Sophia Wüest in Bockenheim1), heute Stadtteil von Frankfurt am Main1)**) geboren. Die Tochter des Kaufmanns Emil Wüest und dessen Frau Clara absolvierte nach dem Besuch eines Lyzeums in ihrer Geburtsstadt die Schauspielschule von Thessa Klinghammer (1859 – 1934; → lagis-hessen.de) und erhielt um die Jahrhundertwende am Stadttheater von Colmar1) (Elsass) ein erstes Engagement als Opern-Statistin. 1902 wurde sie für ein Jahr an das Stadttheater in Bromberg1) (heute: Bydgoszcz, Polen) verpflichtet, 1904 wechselte sie für zwei Jahre an das "Stadttheater Leipzig"1) und wirkte dann ab 1907 an Berliner Bühnen, unter anderem dem "Lessingtheater"1), wo sie in Hosenrollen und Komödien zur gefragten Darstellerin avancierte, und unter anderem in der Berliner Erstaufführung des Lustspiels "Kammermusik" von Heinrich Ilgenstein1) Erfolge feierte.***) 
Zum Film kam Ida Wüst schon früh, soll laut der "Internet Movie Database" bereits 1912 in einem stummen Kurzfilm mit dem Titel "Im Rampenlicht" mitgewirkt haben. Gesichert ist jedoch, dass sie mit ihrem Schauspielkollegen und späteren Ehemann Bruno Kastner das Drehbuch zu der Komödie "Nur ein Diener"1) (1919) verfasste, sowie zusammen mit Georg Kaiser1) zu dem Zweiteiler "Der König von Paris" (1920) – in beiden Streifen spielte Kastner unter der Regie von Erik Lund1) die männliche Hauptrolle. 
  
Ida Wüst ca. 1922 auf einer Künstlerkarte;
Urheber: Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin
(Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930))
Quelle: Wikimedia Commons; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Ab Anfang der 1920er Jahre stand Ida Wüst dann selbst vor der Kamera, erste Beachtung fand sie mit der Figur der Frau von Estrade in dem von Alfred Halm1) in Szene gesetzten Streifen "Marquise von Pompadour" (1922) an der Seite von Werner Krauß. Es folgten stumme Dramen wie Joe Mays1) Vierteiler "Tragödie der Liebe"1) (1923) mit dessen Ehefrau Mia May sowie Emil Jannings in den Hauptrollen und ihrem Part der Madame de la Roquére, Komödien wie "Die vertauschte Braut"1) (1925), wo sie neben Bruno Kastner als charmantem Sonnyboy Percy Donegan als Frau Marrison die Mutter von Lilian (Diomira Jacobini1)) und Gladys (Uschi Elleot1)) mimte, oder die von Victor Janson gedrehte Adaption "Die Königin des Weltbades"1) (1926) nach dem Roman von Edward Stilgebauer mit Imogene Robertson in der Titelrolle und Ida Wüst als Fürstin Wolkonski. Man sah sie als Kupplerin Bibiana de la Motte in dem Melodram "Unter Ausschluss der Öffentlichkeit"1) (1927) mit Werner Krauß in der Hauptrolle des Mädchenhändlers Ibrahim Hulam, als Eléonore Prunelle in der amüsanten Geschichte "Venus im Frack"1) (1927) mit Carmen Boni als emanzipierte Rechtsanwältin Dr. Dorothee d’Espard und als Gräfin Nowalska, Mutter von Laura (Agnes Esterhazy) und Bronislawa (Maria Paudler), in "Der Bettelstudent"1) (1927), gedreht von Jakob Fleck1) und Luise Fleck1) nach der gleichnamigen Operette1) von Carl Millöcker1) (Musik) mit Harry Liedtke als Student Simon.

Ida Wüst vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Ida Wüst vor 1929; Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: www.cyranos.ch
Von Regisseur Karl Grune1) enstand das zweiteilige Biopic "Königin Luise"1) (1927) mit Mady Christians in der Rolle der vom Volk verehrten Königin Luise1), hier stellte Ida Wüst im ersten Teil "Die Jugend der Königin Luise"2) Luises Mutter Königin Friederike1) bzw. die Gattin von Preußenkönig Friedrich Wilhelm II.1) (Hans Mierendorff) dar. Abonniert auf Mütter und Ehefrauen mimte sie in "Der Raub der Sabinerinnen"1) (1928) nach dem gleichnamigen Schwank1) von Franz von Schönthan1) und Paul von Schönthan1) die Frau von Schmieren-Theaterdirektor Emanuel Striese (Ralph Arthur Roberts), Eltern von Friedrich Wilhelm (Teddy Bill), tauchte als Konzertagentin Isolde Fuchs neben den Protagonisten Mady Christians und Gustav Fröhlich in der Romanze "Das brennende Herz"1) (1929) auf. Letzte Auftritte in stummen Produktionen hatte sie als die titelgebende Madame Lu in dem aufklärerischen Melodram "Madame X, die Frau für diskrete Beratung"1) (1929) und als Gattin des Ministers (Albert Paulig) in der auf Anny Ondra zugeschnittenen Geschichte "Die Kaviarprinzessin"2) (EA: 17.01.1930) → Übersicht Stummfilme.
  
Im Tonfilm blieb Ida Wüst eine viebeschäftigte, beliebte Darstellerin, die sich in zahllosen Unterhaltungsstreifen mit meist profilierten Nebenrollen behaupten konnte.
So erlebte man sie unter anderem in den 1930er Jahren in Produktionen wie "Drei Tage Mittelarrest"1) (1930), "Ein Burschenlied aus Heidelberg"1) (1930), "Man braucht kein Geld"1) (1931), "Peter Voss, der Millionendieb"1) (1932), "Das Lied einer Nacht"3) (1932) oder "Ich bei Tag und Du bei Nacht"1) (1932). Ida Wüst zeigte sich beispielsweise als Hofdame in dem schwungvollen, mit  Hans Albers und Heinz Rühmann gedrehten-Streifen "Bomben auf Monte Carlo"1) (1931) oder in Max Ophüls'1) Komödie "Lachende Erben"1) (1933) einmal mehr Heinz Rühmann als Ehefrau des geldgierigen, sächsischen Mineralwasser-Fabrikanten Justus Bokelmann (Max Adalbert). Oft waren es Personen adligen Geblüts, denen sie Kontur verlieh, so als Gräfin in den Operetten-Verfilmungen "Der Zarewitsch" (1933) und "Der Bettelstudent"1) (1936), als Fürstin-Mutter tauchte sie in "Des jungen Dessauers große Liebe"1) (1933) und "Die Czardasfürstin"2) (1934) auf, war Baronin in "Einmal eine große Dame sein"2) (1934) und "Eine Nacht an der Donau"1) (1935), konnte aber auch als einfache Frau aus dem Volk wie in "Kater Lampe"2) (1936) überzeugen, gedreht von Veit Harlan nach der gleichnamigen Komödie1) von Emil Rosenow1).
In der turbulenten Komödie "Fremdenheim Filoda"2) (1937) mimte sie als Marie die Frau des pensionierten Buchhalters Thomas Filoda (Richard Romanowsky) bzw. Mutter von Lore (Mady Rahl) und Wolf (Franz Zimmermann1)), die durch ihren einstigen Jugendfreund Mr. Shackleton (Albert Florath) in ungewollte Schwierigkeiten gerät, in "Der Biberpelz"1) (1937) nach der gleichnamigen Diebeskomödie1) von Gerhart Hauptmann1) glänzte sie neben Heinrich George (Amtsvorsteher Baron von Wehrhahn) als forsche Waschfrau Mutter Wolffen oder mimte in dem Lustspiel "Das Verlegenheitskind"1) (1938) nach dem Bühnenstück von Anton Hamik1) alias Franz Streicher die resolute Weinbäuerin bzw. Frau von Küfermeister Peter Vierköttel (Ludwig Schmitz), die ihren Sohn Bartel (Paul Klinger) nicht ganz uneigennützig unter die Haube bringen will. Während der Kriegsjahre drehte Ida Wüst nur wenige Filme und trat aus heutiger Sicht weiterhin, bis auf wenige Ausnahmen, in eher harmlosen Unterhaltungsproduktionen in Erscheinung. Zu nennen sind unter anderem Filme wie "Die unvollkommenen Liebe"2) (1940), "Sieben Jahre Pech"1) (1940), "Wunschkonzert"1) (1940), "Hauptsache glücklich"1) (1941), "Sein Sohn"2) (1941), "Die beiden Schwestern"2) (1943) oder zuletzt das Drama "Die Brüder Noltius"1) (1945) mit Willy Birgel als Architekt Wolfgang Noltenius und Karl Mathias als Stadtbaurat Werner Noltenius, wo sie als Heiratsvermittlerin Baronin Susanne von Terlingen zur Besetzung gehörte → Übersicht Tonfilme bis 1945.
 
1938 hatte Ida Wüst das Amt der Präsidentin der "Künstler-Altershilfe" übernommen, war in der Zeit der Nazi-Diktatur schuldig-unschuldig in die NS-Propagandamaschinerie verstrickt, so dass ihr nach dem Krieg die sogenannte "Entnazifizierung"1) zunächst verweigert wurde  → www.spiegel.de. Auch warf man ihr vor, sie habe Kollegen wie Eduard von Winterstein (1871 – 1961) bei der Gestapo1) denunziert. Erst 1949 wurde Ida Wüst als "völlig entlastet" eingestuft und konnte wieder als Schauspielerin arbeiten. Sie trat erfolgreich am Theater sowie in einigen Unterhaltungsfilmen der 1950er Jahre auf, wo sie meist rüstige alte Damen, schrullige Tanten oder Großmütter gab. Unter anderem stand sie für die Verwechslungskomödie "Eva im Frack"1) (1951) und die Adaption "Heimat, deine Sterne"1) (1951) nach dem Roman "Der Jagerloisl" von Ludwig Thoma1) vor der Kamera, mimte die titelgebende Figur in dem Lustspiel "Tante Jutta aus Kalkutta"1) (1953) und die Tante Ulrike in "Die Barrings"1) (1955) nach dem Roman von William von Simpson1). Ihre letzten filmischen Arbeiten waren die Rolle der Baronin von Söldern, Tante der Titelheldin Christa von Söldern (Ilse Werner), in dem Heimat-Melodram "Die Herrin vom Sölderhof"1) (1955) und die alte Theresa, Tante von Theaterbesitzer Baron Stefan von Reiffenberg (Rudolf Prack), in dem humoristischen Liebesfilm "Roter Mohn"1) (1956) → Übersicht Tonfilme nach 1945.
Das aufkommende Fernsehen spielte keine Rolle in Wüsts filmischen Schaffen, vereinzelt trat sie als Sprecherin im Hörspiel in Erscheinung. So sprach sie die Vermieterin in dem vom "Bayerischen Rundfunk"1) produzierten Krimi "Die gelben Schuhe des Herrn Berthier"3) (EA: 19.06.1955) nach dem von Peter Glas (auch Regie) bearbeiteten Roman "Maigret und der Mann auf der Bank"1) von Georges Simenon1) mit Fritz Straßner als Louis Berthier und Otto Wernicke als namenloser Kommissar sowie die Yolande Rommetti in "Adams Garten"3) (EA: 07.10.1956) nach dem Theaterstück von Ladislaus Bus-Fekete1) und dessen Frau Maria Fagyas1) (Regie: Willy Purucker1)).
Die vielbeschäftigte Schauspielerin drehte im Verlaufe ihrer Karriere rund 150 Kinofilme, war in ihren frühen Militärklamotten und Operettenfilmen mal mondän, mal mütterlich, meist mit erotischen Ambitionen ausgestattet, eine freche Variante der spießbürgerlichen Leinwand-Gattinnen ihrer Zeit. Aus diesen Auftritten als "Frau in den besten Jahren" behielt sie später eine gewisse Robustheit bei, die der Nachkriegsfilm für Rollen unverwüstlicher alter Schachteln nutzte. Ihre resoluten Großmütter, reifen Tanten, ins Alter gekommenen Schwiegermütter waren manchmal wahre Besen, aber immer amüsant.****)
Bruno Kastner und Ida Wüst um 1920 auf einer Künstlerkarte; Urheber: Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin (Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930)); Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei Während Bühnenproben zu der Komödie "Eine etwas sonderbare Dame"4) von John Patrick1) am Kölner "Theater am Dom"1) erlitt Ida Wüst 1958 einen Schlaganfall, von dem sie sich nicht mehr erholte und an dessen Folgen sowie einer hinzugekommenen Lungenentzündung sie (lt. Grabinschrift5)) am 4. Oktober 1958 – wenige Tage vor ihrem 79. Geburtstag – in einer West-Berliner Klinik starb; sie selbst hat sich sters 5 Jahre jünger gemacht. Die letzte Ruhe fand sie auf Friedhof der "Evangelischen Kirchengemeinde Groß  Glienicke"1) bei Potsdam, wo auch ihre am 28. April 1963 verstorbene Schwester Elisabeth Tahlmann bestattet wurde → Foto der Grabstätte bei Wikimedia Commons.
  
Ida Wüst, die über Jahrzehnte zu den Publikumslieblingen des deutschsprachigen Film zählte, war, wie erwähnt, mit dem Schauspieler Bruno Kastner (1890 – 1932) verheiratet; die 1918 geschlossene Ehe wurde nach nur kurzer Zeit später 1923 wieder geschieden.
 
Bruno Kastner und Ida Wüst um 1920 auf einer Künstlerkarte
Urheber: Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin
(Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930))
Quelle: Wikimedia Commons;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com
*) laut Wikipedia: Heiratsurkunde vom 16.5.1918, Berlin, StA 12a, Nr. 164/1918: Ida Klara Sophia Wüest mit Richard Otto Bruno Kastner, Landesarchiv Berlin; Geburtsurkunde Frankfurt-Bockenheim 1879/8; filmportal und IMDb weisen 1884 aus.
**) nach anderen Angaben am 3. Januar 1884 in Wiesbaden
***) Quelle: Wikipedia (abgerufen 10.07.2011)
****) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S.  398)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) ARD Hörspieldatenbank, 4) theatertexte.de
5) Laut Grabinschrift; siehe auch das Foto der Grabstelle bei  www.knerger.de; anderes Todesdatum: 04.11.1958
Lizenz Foto Ida Wüst (Urheber:  Fotoatelier Becker &  Maass, Berlin (Otto Becker (1849–1892) / Heinrich Maass (1860–1930)): Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
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Filme
Stummfilme / Tonfilme
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(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, M;urnau Stiftung,
deutsche-filme.com, cyranos,.ch, Die Krimihomepage; R = Regie)
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