Peter von Zahn 01; Copyright Virginia Shue

Peter von Zahn wurde am 29. Januar 1913 in Chemnitz1) in eine Offiziersfamilie hineingeboren, deren Ahnentafel bis zum Dichter Lessing1) zurückreicht, und wuchs zusammen mit seinen vier Geschwistern in Dresden1) auf. Er besuchte die "Fürstliche Landesschule St. Afra"1) in Meißen1) sowie das "Staatsgymnasium Dresden-Neustadt"1), schon während seiner Schulzeit verfestigte sich sein Wunsch, Journalist zu werden. Nach dem Abitur machte er ein Volontariat bei dem Verlag "Langen-Müller"1) in München, studierte dann Rechtswissenschaften, Geschichte und und Zeitungswissenschaften an der "Universität Wien"1), an der "Friedrich-Schiller-Universität Jena"1) und an der "Humboldt-Universität zu Berlin"1). An der "Albert-Ludwigs-Universität Freiburg"1) promovierte1) er bei Gerhard Ritter1) zum "Dr. phil." mit der Dissertation "Die sozialen Ideen des Täufertums"1). "Seit den gemeinsamen Freiburger Studienjahren verband ihn eine lebenslange Freundschaft mit seinem Kollegen Michael Vermehren1)." notiert Wikipedia.
Nach einer kurzen Tätigkeit als Werbetexter beim heutigen "Ullstein-Verlag"1), wurde von Zahn mit Beginn des 2. Weltkrieges zum Kriegsdienst eingezogen, 1939/40 unter anderem als Gefreiter bzw. Fernschreiber in der "Bunkeranlage Zossen"1) bei Berlin, im "Führerhauptquartier Wolfsschanze"1) und später in Bad Godesberg1). Nach dem Beginn des deutsch-sowjetischen Krieges1) setzte man ihn ab 1942 als Kriegsberichterstatter in einer Propaganda-Abteilung der Wehrmacht1) ("Propagandakompanie"1)) in der Ukraine1) ein, wo er zwei Monate lang auch einem "SS-Sonderkommando"1) zugeordnet war. 1943 zum Leutnant befördert, diente er 1944 beim Stab der "16. Armee"1) in Nordwestrussland und war Zugführer bei der "Propaganda-Kompanie 501" der "16. Armee". 
  
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt. Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Nach Kriegsende konnte Peter von Zahn aus Russland fliehen, arbeitete zunächst als Dolmetscher einer Gefangenendivision in Holstein für die britischen Besatzer, schließlich übertrug ihm die "Britische Militärregierung" die Abteilung "Wort & Kommentar" des "Radio Hamburg", aus der am 30. September 1945 der Nordwestdeutsche Rundfunk"1) (NWDR) hervorging. Als einer der Mitbegründer des NWDR und ab 1949 Leiter des NWDR-Studios in Düsseldorf1) gehörte er von Anfang an zu den führenden Journalisten, sein unverwechselbarer Sprachstil, seine heisere und ruhig-bedächtige Stimme, die "Die Welt"1) einmal als "beinahe angstvolle Atemlosigkeit" typisierte, prägte sich den Zuhörern/-innen nachhaltig ein. Seine Devise lautete "Wir änderten die deutsche Sprache, indem wir ihnen das Kommando-Brüllen abgewöhnten". Er orientierte sich stets an der angelsächsischen Journalismus-Tradition, Fakten und Meinung strikt zu trennen, und trug somit entscheidend dazu bei, den NWDR nach britischem Vorbild als öffentlich-rechtliche Sendeanstalt aufzubauen. 
Nach dreijähriger Leitung des "Studio Düsseldorf", wo von Zahn mit der von ihm entwickelten, 15-minütigen Regionalsendung "Von Rhein und Ruhr" sowie Hörspielen und Reportagen wie "London – Anatomie einer Großstadt" oder "Krupp" populär wurde, wechselte Peter von Zahn 1951 als erster Auslandskorrespondent nach Washington1) – anfangs noch für den Hörfunk des NWDR, später für das Fernsehen des NDR1). Sein typischer Stil, mit denen er – aus deutscher Perspektive betrachtet –  Reportagen wie "Bilder aus der neuen Welt"2) (1955–1961) über den "American Way of Life" und später die "Bilder aus der farbigen Welt"2) (1958/59) mit Features aus Südamerika, Asien und Afrika präsentierte, setzte neue Maßstäbe in der Berichterstattung und prägte eine ganze Fernsehgeneration.
1960 verließ Peter von Zahn, noch vor Ablauf seines Vertrages (31.03.1961), die ARD und gründete seine eigene Produktionsfirma, die "Windrose Film- und Fernsehproduktion GmbH"1). Die "Reporter der Windrose"2) brachten den Zuschauern/-innen die weite Welt in die heimische Wohnstube, informierten aus allen Kontinenten und von fremden Kulturen. Mit diesen Auslandsberichterstattungen, die man heute als Vorläufer von Magazinsendungen wie "Weltspiegel"1) bezeichnen kann, schrieb von Zahn Fernsehgeschichte. Auch mit seinen Portraits bedeutender Staatsmänner, wie beispielsweise die 1964 mit dem "Grimme-Preis"1) ausgezeichnete Dokumentation über den israelischen Staatschef David Ben Gurion1), unterstrich er seine journalistische Kompetenz. In seinen Memoiren "Reporter der Windrose", die sich auf die Zeit zwischen 1951 und 1964 beziehen, schrieb Peter von Zahn zudem seine Erinnerungen an jene Zeit nieder. 1982 trennte er sich von der "Windrose Filmproduktion" und produzierte seitdem Filme und Fernsehbeiträge als geschäftsführender Gesellschafter der Firma "Anatol AV und Filmproduktion GmbH" in Hamburg. Peter von Zahn betätigte sich zudem als Kolumnist bei der Tageszeitung "Die Welt"1), ab 1967 moderierte er zwei Jahre lang das SWF1)-Politmagazins "Report" (heute "Report Mainz"1)), ab 1969 war er Lehrbeauftragter der "Universität Mainz"1) zum Thema "Grundsätze der Programmgestaltung im Fernsehen". 
"Die Kuba-Krise 1962": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche die Produktion Mitte Juli 2020 auf DVD herausbrachte Früh nutzte von Zahn das Medium "Dokumentarspiel" zur Vermittlung von Wissen zur Zeitgeschichte1): Ende der 1960er enstand unter der Regie von Rudolf Nussgruber1) nach seinem Script der von der "Windrose Dumont-Time" produzierte, prominent besetzte Doku-Spiel "Die Kuba-Krise 1962"1 (EA: 24.10.1969) über die "Kubakrise"1) mit unter anderem Helmut Förnbacher1) (US-Justizminister Robert F. Kennedy1)), Werner Kreindl (US-Außenminister Dean Rusk1)), Hellmut Lange (US-Sicherheitsberater McGeorge Bundy1)), Hanns-Ernst Jäger (US-Verteidigungsminister Robert McNamara1)), Ernst-Fritz Fürbringer (Ex-US-Außenminister Dean Acheson1)), Konrad Georg (UN-Botschafter (USA) Adlai Stevenson1)) und Erik Schumann (Journalist John A. Scali1)). Die Produktion wurde 1970 mit einem "DAG-Fernsehpreis in Silber"1) ausgezeichnet. Die TV-Zeitschrift "Hörzu"1) (45/1969, S. 12) schrieb: "Wohltuend hob sich Peter von Zahns "Kuba-Krise" von den üblichen Dokumentarspielen ab. Beklemmung wie 1962 kam zwar nicht auf, aber es wurde immerhin eine gut gestaltete Unterrichtsstunde in Sprech- und Handlungsweise hoher Regierungsbeamter. Und das ist ja auch schon etwas." (Quelle: Die Krimihomepage)
 
Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film,
welche die Produktion Mitte Juli 2020 auf DVD herausbrachte
Ebenfalls von Nussgruber inszeniert wurde "Die Pueblo-Affaire"3) (EA: 05.05.1972) über die Kaperung der "USS Pueblo"1) bzw. das nachfolgende Untersuchungsverfahren; diesmal gab es 1974 den "DAG-Fernsehpreis in Gold". Zu nennen ist weiterhin beispielsweise der von Carlheinz Caspari4) in Szene gesetzte TV-Film "Die geheimen Papiere des Pentagon" (EA: 01.05.1973; → IMDb) über die "Pentagon-Papiere" und den von Günther Malzacher1) gespielten, ehemaligen "Pentagon"1)-Mitarbeiter und Whistleblower Daniel Ellsberg1) (1931 – 2023). So schrieb DER SPIEGEL (18/1973) damals: "Die Geschichte eines "Mannes, der Zivilcourage über zivilen Gehorsam stellte", will Peter von Zahn in seinem Fernsehspiel über den amerikanischen Dokumentendieb Daniel Ellsberg (Günther Malzacher) nachstellen. Ein Zusammentreffen mit Ellsberg selbst, dem wegen Spionage, Konspiration und Diebstahl rund 150 Jahre Gefängnis drohen, schien von Zahn bei seinen Dreharbeiten in den USA nicht ratsam: "Unsere Angst vor einem Embargo zur Wahrung seiner Persönlichkeitsrechte war wohl nicht unbegründet"." Auch der von Claus Peter Witt1) gedrehte Film "Fünf Prüfungen des Oberbürgermeisters" (UA: 04.01.1976) über den von Hannes Messemer dargestellten, ehemaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer1). basierte auf von Zahns Drehbuch, der zudem als Kommentator fungierte → spiegel.de. Als Darsteller wirkte von Zahn in dem von Peter Fleischmann1) gedrehten, deutsch-französischen Science-Fiction-Kinofilm "Die Hamburger Krankheit"1) (1979) mit und trat in dem utopisches Endzeit-Drama als Senator in Erscheinung.
   
Ab Anfang der 1980er Jahre produzierte er für das ZDF1) die erfolgreiche 35-teilige Vorabend-Reihe "Bilder, die die Welt bewegten"2) (1980–1983), moderierte ab 5. März 1982 bis August 1984 beim ZDF acht Mal die Unterhaltungs-Sendung "Spaß, Spiel, Sport und Spuk" und präsentierte laut Ankündigung des ZDF "Auswüchse, die sich bei der Freizeit-Gestaltung breitmachen"; die Fernsehzeitschrift "Gong"1) bewertete dieses Format positiv und verlieh von Zahn 1982 einen "Goldenen Gong"1).
Insgesamt drehte von Zahn während seiner Laufbahn mehr als 1.000 Filme und erstellte fast 3.000 Hörfunkbeiträge. Daneben war er publizistisch tätig, unter anderem als Kolumnist für "Die Welt"1), veröffentlichte zahlreiche Bücher, wie 1991 den ersten Band seiner Memoiren "Stimme der ersten Stunde". Die "Süddeutsche Zeitung"1) kommentierte das Buch unter anderem mit den Worten "In den besten Momenten vermittelt der durch die Jahrzehnte geschärfte journalistische Blick Zahns für Menschen und Mächte überraschende Einsichten in die deutsche Nachkriegsgeschichte". Zu Peter von Zahns weiteren Veröffentlichungen zählen unter anderem "Schwarze Sphinx – ein Bericht von Rhein und Ruhr" (1949), "Guten Morgen, Europa" (1951), "Fremde Freunde" (1953), "Hinter den Sternen – Geschichte des Showbusiness" (1967), "Verlässt uns Amerika?" (1987) sowie das Fotobuch "Farbiges Deutschland" (1986). Von 1946 bis 1947 war von Zahn gemeinsam mit Axel Eggebrecht1) Herausgeber der "Nordwestdeutschen Hefte", von 1970 bis 1975 schrieb er eine ständige politische Kolumne in der "Bunten Illustrierten" → Auszug der Publikationen bei Wikipedia.

Der Rundfunk- und Fernsehpionier Prof. h.c. Dr. Peter von Zahn starb am 26. Juli 2001 nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 88 Jahren in Hamburg1); die letzte Ruhe fand er auf dem dortigen "Friedhof Ohlsdorf"1) (Grabstelle Z11 (159) an der Seite seiner ersten Ehefrau Christabel (1906 – 1994) → Foto der Grabstelle bei knerger.de sowie Grabplatte bei Wikimedia Commons.
In zahlreichen Nachrufen wurden die journalistischen Leistungen der Fernseh-Legende gewürdigt, der damalige ARD-Vorsitzende Fritz Pleitgen1) (1938 – 2022) bezeichnete ihn als "einen Grandseigneur des Rundfunkjournalismus, der aber stets dem Publikum nahe blieb". Jobst Plog1), NDR-Intendant von 1991 bis 2008, sagte unter anderem "Peter von Zahn hat in der Gründungsära des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland hohe qualitative Maßstäbe gesetzt, an denen sich unsere Journalistinnen und Journalisten bis heute orientieren".
Peter von Zahn hinterließ seine zweite Ehefrau Marion (Heirat 1998) sowie mit Sabine (* 1940), Dominica (* 1943), Irena (21.05.1945–26.11.2013), Camilla (* 1951) und Virginia (* 1952) fünf Töchter aus erster Ehe. Seit 15. März 1939 bis zu deren Tod im Jahre 1994 war er mit Christabel Ayscough verheiratet, die aus einer traditionsreichen schottischen Familie stammte. Das Paar hatte sich während von Zahns Studienzeit an der Universität Freiburg im Breisgau kennengelernt. (Quellen: Bundeszentrale für politische Bildung sowie erinnerungswerkstatt-norderstedt.de)
 
Im Laufe seiner erfolgreichen Karriere wurde Peter von Zahn mehrfach ausgezeichnet, drei Mal erhielt er den "Grimme-Preis"1) – am 16. Januar 19641) den "Preis der Presse-Jury" für das Portrait "Sohn des Löwen – Israels Ben Gurion"1) (1963), am 28. Januar 19661) jeweils den "Adolf-Grimme-Preis mit Gold" für "§ 175 Die Homosexuellen – Betrachtungen zu einem Problem der Strafrechtsreform" (1965) und "Hinter den Sternen – Geduld mit Tieren". 
Neben den beiden erwähnten "DAG-Fernsehpreisen"  (1970 in Silber/1974 in Gold) und dem "Goldenen Gong" (1982) wurde ihn 1981 mit dem "Bundesverdienstkreuz 1. Klasse"1) eine besondere Ehrung zuteil.  Die "Goldene Kamera"1) konnte er am 23. Februar 1985 in der Kategorie "Fernsehjournalist der ersten Stunde" entgegennehmen, 1990 den "Bayerischen Fernsehpreis"1) ("Ehrenpreis des bayerischen Ministerpräsidenten") sowie einen "Bambi"1)  ("MINI-Bambi"). 1995 ernannten ihn die "Universität Hamburg"1) sowie der "Hamburger Senat"1) zum "Ehrenprofessor"1). 1999 würdigte die "CDU Hamburg"1) das Wirken des Vollblut-Journalisten mit dem "Hamburger Bürgerpreis" → Übersicht der Auszeichnungen/Ehrungen bei Wikipedia.

Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt. 
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Peter von Zahn 02; Copyright Virginia Shue
Der umfangreiche schriftliche Nachlass Peter von Zahns sowie die zahlreichen Film- und Tondokumente werden unter der Bestandssignatur "N 1524" vom "Bundesarchiv"1) (BArch) in Koblenz1) verwaltet → archivportal-d.de.
Quelle (unter anderem: Wikipedia, archivportal-d.de
Ein Interview mit Peter von Zahn kann man hier nachlesen.
Siehe auch ndr.de, spiegel.de, fernsehmuseum-hamburg.de, "Bundeszentrale für politische Bildung"
sowie den PDF-Artikel bei hamburgerpersoenlichkeiten.de
Nachrufe bei www.faz.net, spiegel.de;
Filmografie bei der "Internet Movie Database" sowie filmportal.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) fernsehserien.de, 3) Die Krimihomepage (Spezial), 4) deutsches-filmhaus.de
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