Hanns Dieter Hüsch 01 Hanns Dieter Hüsch wurde am 6. Mai 1925 als Sohn eines preußischen Beamten im niederrheinischen Moers geboren; nach Schule und Abitur begann Hüsch zunächst auf Wunsch seiner Eltern in Gießen ein Medizinstudium, welches er jedoch bald zugunsten eines Studiums der Theater- und Literaturwissenschaft in Mainz abbrach, mit dem Ziel, Opernregisseur zu werden. Da seine Liebe von jeher der Kleinkunst galt, widmete er sich während dieser Zeit mehr dem Mainzer Studentenkabarett "Die Tol(l)eranten" und gab schließlich das "Studieren" ganz auf. Er konzentrierte sich nun ganz auf seine Arbeit als Kabarettist und als sich "Die Tol(l)eranten" 1949 auflösten, begann die Karriere des Hanns Dieter Hüsch mit Soloprogrammen, deren Texte aus seiner Feder stammten; 1950 erregte er mit seinem ersten Soloprogramm "Das literarische Klavier" Aufsehen und schnell avancierte der Mann mit dem sprachlichem Witz zu einem der wichtigsten und herausragendsten Vertreter der deutschen Kabarettszene. 1956 gründete er in einem Mainzer Keller die "arche nova", die er 1962 wieder verließ, um weiter als Solist zu arbeiten.
Seine Domäne war nicht das politische Kabarett, sondern wortgewandt entlarvte er in seinen Programmen Kleinbürger- und Spießertum. Nicht immer wurden seine gesellschaftskritischen Angriffe verstanden, vor allem die 68er-Generation degradierte seine "Kleinbürgerdramen" als "Kitschgemüt mit Goldbrokat" und so zog sich Hüsch zeitweise aus Deutschland zurück und trat vorübergehend nur noch in der Schweiz auf, wo er auch einige Jahre lebte.

Foto (auch Hintergrund): Urheber Wilfried Wittkowsky (GNU-FDL-Lizenz)
Das Foto wurde aus dem zentralen, mehrsprachigen Dateiarchiv "Wikimedia Commons" eingebunden.
(Released under the GNU Free Documentation License; CC BY-SA 3.0)

 
Mitte der 1970er Jahre erfand er die Kunstfigur des nörgelnden Pedanten und spießigen Angebers "Hagenbuch", der zu seinem Markenzeichen wurde und Hüsch bundesweit bekannt werden ließ. Auch seine Sendung "Goldener Sonntag", die zwischen 1976 und 1978 in der ARD ausgestrahlt wurde, trug viel zur Popularität Hüschs bei und mit Programmen wie "Das neue Programm" (1980), "Und sie bewegt sich doch" (1985) oder "Am Niederrhein" (1986) schuf sich das "schwarze Schaf vom Niederrhein" eine eingefleischte Fangemeinde. Den niederrheinischen Kleinbürgermief beschrieb er stets mit einem Augenzwinkern und einmaliger sprachlicher Prägnanz, zog aber nie über ihn her; immer wieder prangerte er in seinen Programmen auch Rechtsradikalismus oder unsägliche Kriegssituationen der Welt an. Als Vertreter des literarisch-poetischen Kabaretts arbeitet Hüsch mit lyrischen, parodistischen, grotesken und absurden Stilmitteln; so begleitete er seine phantasievollen Wortassoziationen und Sprachspiele über Jahre hinweg immer wieder auf einer kleinen Heimorgel.

Foto: Urheber Wilfried Wittkowsky GNU-FDL-Lizenz)
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Hanns Dieter Hüsch 02
Darüber hinaus war Hüsch als Autor, Moderator und Interpret für Hörfunk und Fernsehen tätig, als Synchronsprecher bleibt seine Stimme für knapp 400 "Laurel&Hardy"-Streifen sowie " Die kleinen Strolche" und " Pat&Patachon" unvergessen.
Während seiner langen, erfolgreichen Karriere als Kabarettist wurde Hanns Dieter Hüsch, der nach dem Tod seiner ersten Frau Marianne (die er in seinen "Frieda"-Geschichten verewigte) seine Wahlheimat Mainz verließ und seit 1988 in der Nähe von Köln lebte, mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt: So wurde ihm unter anderem 1972 und 1982 der "Deutsche Kleinkunstpreis" verliehen, er erhielt die Ehrenbürgerwürde der Mainzer "Johannes-Gutenberg-Universität" sowie die "Gutenberg-Plakette" der Stadt Mainz; Hüsch wurde 1994 mit dem Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet, er war Träger des "Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland" und konnte im Oktober 1999 den neugeschaffenen "Kabarett-Oscar" für sein Lebenswerk entgegennehmen.
 
Bis zu seinem Tod hat Hüsch mit seinen unverwechselbaren Chansons, Gedichten und Geschichten über 70 eigene Programme auf die Bühne gebracht. Anlässlich seines 50. Bühnenjubiläums brachte der Leiter des Deutschen Kabarettarchivs in Mainz, Jürgen Kessler im Jahre 1997 die Chronik "Kabarett auf eigene Faust" auf den Markt, eine Hommage an den großen Kabarettisten mit zum überwiegenden Teil erstmals veröffentlichten Texten Hüschs und mehr als 100 Abbildungen aus einem bewegten Künstlerleben. Kessler wählte Texte aus den mehr als 50 Kabarettprogrammen von Hanns Dieter Hüsch, dazu Fotos von den Auftritten – Hüsch als Solist und mit seinen Kollegen, darunter Dieter Süverkrüp, Franz Josef Degenhardt, Wolfgang Neuss, Franz Hohler –, Auszüge aus Programmheften, Plakaten, Kritiken und Beiträge von Freunden und Kollegen. Der Dichter, Liedermacher und Satiriker Hüsch selbst veröffentlichte viele seiner Texte in Buchform: So beispielsweise 1995 "Hanns Dieter Hüsch – Wir sehen uns wieder", 1999 "Es kommt immer was dazwischen" oder in jüngster Zeit "Zugabe. Unveröffentlichte Texte aus sechs Jahrzehnten" (2003); sein autobiografisches Buch "Du kommst auch drin vor" erschien Anfang der 1990er Jahre.

Anlässlich seines 80. Geburtstag erfuhr der Künstler im Mai 2005 nochmals verschiedene Ehrungen, darunter eine große TV-Hommage mit vielen Weggefährten. Dazu übertrugen verschiedene Radiosender live entweder "Die lange Hanns Dieter Hüsch Nacht" (Dauer: zehn Stunden!) aus Jena oder aber die Gala "Streng öffentlich – Der Don Quijote vom Niederrhein" aus Rheinberg , u. a. mit Dieter Nuhr, Konstantin Wecker, Erwin Grosche, Dieter Süverkrüp, Helmut Ruge und Günter Gall als Gästen. Aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit konnte der Kleinkunstveteran jedoch nicht selbst bei den verschiedenen Geburtstagsveranstaltungen dabei sein. Im Mai 2005 erschien eine weitere Doppel-CD aus der Reihe Gesellschaftsabend mit den wichtigsten Liedern und Texten aus 4 Jahrzehnten und eine Hörbuch-CD von Hanns Dieter Hüsch mit Texten aus seinem Buch "Zugabe", vorgetragen von den Kabarettistenkollegen Elke Heidenreich und Dieter Hildebrandt. Im Herbst 2005 erschienen dann Neuauflagen alter Hüsch-Bücher (u. a. "Frieda auf Erden") sowie die DVD "Und sie bewegt mich doch" mit einer Aufzeichnung des gleichnamigen Bühnenprogramms aus dem Jahre 1985.1)

Nachdem die Ärzte Ende der 1990er Jahre bei Hanns Dieter Hüsch Lungenkrebs diagnostiziert hatten, trat der Künstler beruflich etwas kürzer und nahm dann Ende 2000 mit seinem Tourneeprogramm unter dem symbolträchtigen Titel "Wir sehen uns wieder" einen bewegenden Abschied von der Bühne. Seine Heimatstadt Moers richtete ihm zu Ehren am 16. Dezember 2000 eine Abschiedsgala aus, die von Bundespräsident Johannes Rau mit einer Laudatio auf den langjährigen Freund und Kabarettisten eröffnet wurde. Ende 2001 ging durch die Presse, Hanns Dieter Hüsch habe einen Schlaganfall erlitten, von dem er sich jedoch den Umständen entsprechend wieder erholt habe.
Am 6. Dezember 2005 trat der "Moralist reinster Prägung" – wie ihn der Kabarettist Dieter Hildebrandt bezeichnete – für immer von der Weltenbühne ab, 80-jährig starb Hanns Dieter Hüsch in seinem Haus in der Nähe von Köln, wo er seit seinem Schlaganfall zurückgezogen gelebt hatte. Er war seit Juli 1991 in zweiter Ehe mit Christiane Rasche-Hüsch verheiratet und hinterließ Tochter Anna (geb. 1951) aus seiner ersten Ehe (Heirat 1951) mit Marianne Lüttgenau, die 1985 verstorben war. Der Künstler lebte die letzten Jahre zusammen mit seiner Frau Christiane in Werfen im Windecker Ländchen. Seine letzte Ruhe fand Hüsch in einem Ehrengrab auf dem Hülsdonker Zentralfriedhof seiner Geburtsstadt Moers.1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de
Viele Weggefährten und Kollegen Hüschs sowie Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens würdigten das Wirken des "Poeten vom Niederrhein". So meinte Hans Jürgen Diedrich2), der zu den Mitbegründern der " Münchner Lach- und Schießgesellschaft" gehörte, "Er war kein Kabarettist, er war mehr ein skurriler Philosoph. Er war ein sehr gebildeter Mensch, seine Auftritte waren sehr fein, sehr gut überlegt." Im " Deutschlandradio Kultur" sagte der Kabarettist Dieter Nuhr3): "Er hat zur linken Bewegung irgendwie dazu gehört, aber irgendwie auch nicht, weil er nicht jeden Unsinn, der da verzapft wurde, gleich mitgesprochen hat." Bundestagspräsident Norbert Lammert3) bezeichnete Hüsch als "philosophischen Schelm", der damalige WDR-Intendant Fritz Pleitgen3) nannte ihn einen "unbeirrbaren Humanisten".
Hüsch selbst sah sich zeitlebens als einen Mann, der mit seiner Kunst letztlich Lebenshilfe geben und Hoffnung spenden wollte. "Ich möchte schon ein Clown sein, ein politischer, ich möchte auch ein Poet sein, ein philosophischer oder einfach ein Komiker. Ein engagierter, literarischer Komiker."
 

Hanns Dieter Hüsch während eines Programms im Februar 1983
Urheber: Wikimedia-User RX-Guru; Lizenz: CC BY-SA 3.0
Quelle: Wikimedia Commons

Hanns Dieter Hüsch während eines Programms im Februar 1983; Urheber: Wikimedia-User RX-Guru; Lizenz: CC BY-SA 3.0; Quelle: Wikimedia Commons
Auch nach seinem Tod bleibt die Erinnerung an den einzigartigen Künstler wach, zu Ehren von Hüsch wurde in Moers die Zentralbibliothek in "Hanns-Dieter-Hüsch-Haus" benannt; am 6. Mai 2007 wurde in der Moerser Altstadt an der Ecke Friedrichstraße/Pfefferstraße der "Hanns-Dieter-Hüsch-Platz" eingeweiht. Auf dem Platz erinnern fünf Granittafeln mit Karikaturen und Versen – rundherum in den Granit gemeißelt – und eine Hinweistafel an Hüsch.
Ein "Stern" für sein Lebenswerk wurde Hüsch auf dem "Walk of Fame" in Mainz gewidmet; seit 2006 existiert auf dem Campus der "Johannes Gutenberg-Universität Mainz" der "Hanns-Dieter-Hüsch-Weg" und verbindet dort den Ackermannweg und den Anselm-Franz-von-Bentzel-Weg.
Die zusammengehörende Hauptschule Uedem-Weeze trägt seit Anfang des Schuljahres 2009 den Namen "Hanns-Dieter-Hüsch-Verbundschule".
1)
 
Quelle: 1) Wikipedia (abgerufen 04.10.2011)
Link: 2) Kurzportrait innerhalb dieser HP, 3) Wikipedia
Siehe auch Wikipedia, www.huesch.info, www.kabarettlive.de sowie
www.hüsch.org im Gedenken an Werk und Wirken mit Texten aus dem Privatarchiv
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