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Lore Lorentz wurde am 12. September 1920 als Lore Schirmer
und Tochter eines Ingenieurs im heutigen Ostrava1)
(Tschechien1)), damals Mährisch-Ostrau, geboren. Nach ihrem
Schulabschluss studierte sie ab 1940 vier Jahre lang Geschichte, Philosophie und Germanistik in Wien und Berlin.
Während des Studiums lernte sie den Regisseur und Autor Kay Lorentz1)
(1920 1993) kennen, das Paar heiratete 1944 und drei Jahre später gründeten beide in Düsseldorf die
"Kleine Literaten-, Maler- und Schauspielbühne "Kom(m)ödchen"1) und
feierten mit ihrem ersten Programm am 29. März 1947 Premiere.
Wie eine kleine Kommode sollte auch das "Kom(m)ödchen" verschiedene
Schubladen, gefüllt mit unterschiedlichen Themen
haben; die ungewöhnliche Schreibweise erklärt sich dadurch, dass der
"Duden" 1947 zwei Schreibweisen für eine Kommode erlaubte: Mal mit einem, mal mit zwei
"m".
"Positiv dagegen" lautete der Titel des ersten Programms und wurde
seither zu einer Art Leitfaden für das "Kom(m)ödchen" selbst.
Lore Lorentz avancierte schnell zum weiblichen Star des
politisch-literarischen Kabaretts und
wurde durch Fernsehübertragungen der Programme auch bundesweit als spitzzüngige
Gesellschaftskritikerin bekannt aber auch für ihre bissigen Pointen gefürchtet.
1959 beispielsweise wurden die Fernsehübertragungen des Kabarettprogramms
auf Veranlassung des damaligen Verteidigungsministers Franz-Josef Strauß1) für ein Jahr verboten.
Lore Lorentz am 26. Mai 1966 mit dem
"Kom(m)ödchen" in den Niederlanden
Rechteinhaber: Nationaal
Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 919-1959)
Urheber/Fotograf: Evers, Joost / Anefo; mehr bei → www.gahetna.nl
Quelle: Wikimedia
Commons;
Lizenz: CC BY-SA 3.0 NL
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Das "Kom(m)ödchen" gab als erstes deutsches Theater nach dem 2. Weltkrieg Gastspiele in
Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden, der Schweiz und den USA,
galt als Spiegel eines Deutschland, das "wieder ein Gewissen" hat
und war darüber hinaus für viele heute populäre Künstler das
Sprungbrett für eine steile Karriere, so z. B. für Thomas Freitag1),
Harald Schmidt1),
Jochen Busse1)
oder Hugo Egon Balder1). Lore Lorentz war der Mittelpunkt und die
"Seele" der Kleinkunstbühne und zugleich die kritische Begleitstimme der
deutschen Politik und Zeitgeschichte.
Lore Lorentz schrieb viele der Stücke,
Essays und Chansons selbst, mit denen sie das Publikum auf der Bühne
begeisterte, und machte sich einen Namen mit Soloprogrammen
wie beispielsweise "Das gestrichene M" (1977)
oder "Lore Lorentz präsentiert die Pürkels" (1980), aber auch
mit Interpretationen von Heinrich Heine1),
Bertolt Brecht1) oder
Erich Kästner1); ihr letztes Soloprogramm mit Texten
von Heinrich Heine war Anfang der 1990er Jahre "Denk' ich an
Deutschland", welches auch als CD in den Handel kam.
Foto: Lore Lorentz Ende September 1948 bei Filmaufnahmen
Historische Originalbeschreibung: Das bekannte Düsseldorfer Kabarett
"Komödchen" begann mit den Aussenaufnahmen zu dem ersten westdeutschen Kabarettfilm
"Das Fäustchen" (auch aus Anlass des Goethe-Jahres) nach einer Idee von Kay und Lore Lorentz, den Gründern des Kabaretts. In diesem Film wird versucht, zum ersten Mal eine Verbindung zwischen Film und Kabarett zu finden. Die Handlung wird hier von der Leinwand auf die Bühne und umgekehrt übergehen. Unser Bild zeigt eine Szene mit Lore Lorentz während der Aufnahmen mit einem Schmalfilm-Gerät
(27.9.1948).
Quelle: Deutsches
Bundesarchiv, Digitale
Bilddatenbank, Bild 183-1985-1112-500;
Urheber: Unbekannt / Datierung: September 1948 / Lizenz CC-BY-SA
3.0.
Deutsches Bundesarchiv Bild
183-1985-1112-500 bzw. Wikimedia
Commons
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Im Hörfunkprogramm des WDR tauchte Lore Lorentz in den 1950er Jahren hin
und wieder in Operettenproduktionen auf, die von Franz Marszalek1) (1900 1975) dirigiert wurden2), beispielsweise
aus der Operette "Adrienne"1) (Musik:
Walter W. Goetze1),
Libretto: Oskar Felix) mit dem bekannten "Branntweinlied" ("Meine Tante wohnt im
russischen Reich").
Für ihr unermüdliches Engagement wurde Lore Lorentz mit
zahlreichen Auszeichnungen im In- und Ausland geehrt, wie unter
anderem 1971 mit dem "Offenbach-Preis" der Stadt Köln oder 1978 mit ihrer Ernennung
zur "Professorin für Chanson, Song und
Musical" durch das nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerium. 1981 wurde sie
und das Ensemble mit dem "Ehrenpreis des Deutschen Kleinkunstpreises"1)
ausgezeichnet, 1986 erhielt sie den "Staatspreis des Landes
Nordrhein-Westfalen"1) und 1990 wurde sie
gemeinsam mit ihrem Ehemann mit der
"Ehrengabe der Heinrich-Heine-Gesellschaft"1) in Düsseldorf
gewürdigt um nur einige wenige der Ehrungen zu nennen; die Verleihung des
"Bundesverdienstkreuzes"1)
lehnten Kay und Lore Lorentz 1976 "mit freundlich-dankbarer
Entschiedenheit" ab. Seit
16. Juli 2004 hat die unvergessene Künstlerin einen "Stern der
Satire" auf dem "Walk
of Fame des Kabaretts"1) in Mainz.
1993 stand Lore Lorentz, die zwischen 1976 und 1978 Dozentin für Chanson, Song und Musical an der
"Folkwang-Hochschule"1) in
Essen war, letztmalig auf der Bühne ihres "Kom(m)ödchens"; sie
starb am 22. Februar 1994 im Alter von 73 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung
in Düsseldorf1) ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes Kay Lorentz.
Die letzte Ruhe fand sie neben ihrem Ehemann auf dem "Friedhof
Heerdt"1) im
Düsseldorfer Stadtteil Heerdt1) → Foto der Grabstelle bei
knerger.de.
Das Vermächtnis von Kay und Lore Lorentz bzw. die Traditionsbühne wird heute von Sohn Kay Sebastian Lorentz (geb. 1951) mit großem Erfolg weiter geführt und die unvergessenen Programme seiner
Eltern sind
auch heute noch Maßstab für anspruchvolles politisches Kabarett. In Düsseldorf erinnern der "Kay-und-Lore-Lorentz-Platz"
vor dem
"Kom(m)ödchen" sowie eine städtische Kollegschule, die den Namen "Lore-Lorentz-Schule" trägt,
an die legendäre Kabarettistin und Chansonette. "Zu ihrem 100. Geburtstag im Jahre 2020 gab das Bundesfinanzministerium eine Sondermarke im Nennwert von 155 Eurocent heraus.
Die Briefmarke zeigt Lore Lorentz mit ausgebreiteten Armen auf einem
Kommödchen sitzend. Der Entwurf stammt
von der Grafikerin Irmgard Hesse aus München." notiert
Wikipedia.
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