Weiß Ferdl 1936 in Berlin; Urheber: Willy Pragher; Lizenz: CC BY 3.0; Rechteinhaber: Landesarchiv Baden-Württemberg; Quelle: Deutsche Digitale Bibliothek bzw. Wikimedia Commons Der Münchner Volkssänger und Komiker Weiß Ferdl erblickte am 28. Juni 1883 als Ferdinand Weisheitinger im bayerischen Wallfahrtsort Altötting1) das Licht der Welt. Neben Karl Valentin (1882 – 1948) gehört er zu den bekanntesten und beliebtesten Vertretern der bayerischen Kleinkunstszene, wurde auch über die Grenzen des Freistaates bekannt und populär. Als Sohn einer ledigen Kellnerin wuchs er bei seiner Großmutter auf, schon als Kind zeigte sich sein künstlerisches Talent, doch zunächst machte er eine Lehre als Schriftsetzer und begab sich dann erst auf die "Bretter, die die Welt bedeuten". Sein komisches Talent bewies er erstmals in Regensburg1), 1903 bis 1905 leistete er seinen Militärdienst in Metz1) ab.
 
Weiß Ferdl 1936 in Berlin
Urheber: Willy Pragher1) (1908–1992); Lizenz: CC BY 3.0;
Rechteinhaber: Landesarchiv Baden-Württemberg
Quelle: Deutsche Digitale Bibliothek bzw. Wikimedia Commons
1906/07 trat der damals 23-Jährige am legendären "Münchner Platzl"1) als Sänger auf und blieb der Volksbühne über 30 Jahre lang verbunden. Ab 1916 wurde er bis 1944 Leiter der Bühne und unter seiner Ägide wurde so manches Talent entdeckt und später berühmt, wie beispielsweise 1937 die Schauspielerin Erni Singerl (1921 – 2005).
"Im Ersten Weltkrieg wurde der Gesangshumorist als Unteroffizier der Reserve eingezogen. Sein Regiment rückte an die Westfront in die Nähe von Arras1). Zur Aufheiterung der Soldaten im strapaziösen Grabenkrieg betätigte sich Weiß Ferdl bald darauf als Alleinunterhalter. Die Ablenkung vom Kriegsalltag wurde im Hinterland unter anderem in Fronttheatern gesucht. Im März 1916 war Weiß Ferdl Chef der zwölfköpfigen "Singspieltruppe der 1. baierischen Reservedivision"1) und erwies sich in der Truppenbetreuung als Talent. Von ihm vor Ort verfasste Texte versuchten dem mörderischen Alltag in heiteren Szenen und Heimatträumen entspannende Augenblicke entgegenzusetzen. Die nach Kriegsende heimkehrenden Soldaten schwärmten vom "Platzl im Felde", wie Weiß Ferdls Truppe prägnant vom Publikum getauft worden war." notiert Wikipedia.
Der Humor Weiß Ferdls war urwüchsig und nicht immer geradeheraus, seine Kunst bestand in der Andeutung, die Jedermann verstand, ohne dass etwas gesagt worden wäre. Auf diese Weise konnte er viel Kritik unter die Leute bringen, ohne jemals wirklich irgendwo anzuecken. Vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus kam ihm dieses Talent zugute. So wird folgende Anekdote von ihm berichtet:  Weiß Ferdl trieb während der Nazizeit einmal drei Schweine auf die Bühne. Er kommentierte: "Die kleine da ist das Kind Mann, die mittlere ist die Frau Mann, und wegen dieser fetten Sau hab ich 8 Tage sitzen müssen". Jedermann wusste, dass niemand anderes als der Reichsmarschall "Herr-mann" Göring1) gemeint sein konnte. "Man sagt ja nix, man red' ja bloß, und laut denken werd' ma doch no dürfen, solang ma nix sagt." Dieses Zitat beschreibt den Humor Weiß Ferdl durchaus zutreffend.
  
Obwohl Weiß Ferdl in der Nazizeit das Regime oft persiflierte und deswegen auch verschiedentlich im Gefängnis war, wird er wegen seiner "braunen" Vergangenheit heute auch kritisch betrachtet. Er war schon früh Sympathisant der Nationalsozialisten und pflegte den Kontakt zur "Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei"1) (NSDAP) bzw. trat in deren organisierten Unterhaltungsabenden auf. "Schon 1933 besuchte er Hitler auf dem Obersalzberg1) und berichtete darüber begeistert in seinem Buch "Guat troffa". 1935 trat er der "Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt"1) (NSV) bei, 1936 dem "Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps"1) (NSKK), am 1. Mai 1937 der NSDAP (Mitgliedsnummer 5.774.705)." kann man bei Wikipedia lesen. 1946 wurde er von der Entnazifizierungsbehörde1) als "Mitläufer" eingestuft und zu einem Sühnebetrag von 2.000 Reichsmark verurteilt, obwohl im Urteil stehen soll, dass der "Humorist der Gewaltherrschaft aktiven Widerstand geleistet" hätte – das verbreitete jedenfalls Weiß Ferdl selbst 
Der Komiker war bereits zu Lebzeiten ein Mythos: Mit seinem Gespür für die Stimmungen der "einfachen Leut" gab er den Prototyp des Bayern: G'scheert, schlau, durchtrieben und bayerisch-konservativ. Er war eine schillernde Figur: verachtet, geliebt, sagenumwoben, zwiespältig und umstritten. Perfekt spiegelte er in seinen Liedern das Münchner Gemüt wider, so beispielsweise mit "Vom Wunder der Münchner Weißwurst", "Der Umgang", "Der letzte Münchner Fiaker" oder mit seinem wohl berühmtesten Lied, der spöttischen Straßenbahn-Hymne auf die Münchner Trambahn und deren Fahrgäste "Ein Wagen von der Linie 8", das ihn unsterblich werden ließ.
  
Neben seinen Auftritten auf der Bühne wurde Weiß Ferdl auch als Darsteller in einigen Heimatfilmen populär. Der Stummfilm war eher uninteressant für einen Künstler, dessen Stärke das Wort war, er drehte zwar 1928 bzw. 1929 die Streifen "Hinter Klostermauern" und "Links der Isar – rechts der Spree", doch erst mit Beginn des Tonfilms konnte er auch auf der Leinwand sein unvergleichlich komisches Talent einem breiteren Publikum zeigen. Seinen Einstand gab er als Bürgermeister in dem von Gustav Ucicky1) nach der Operette von Edmund Eysler1) (Musik) mit Gustav Fröhlich und Liane Haid in den Hauptrollen realisierten Liebesfilm "Der unsterbliche Lump"1), es folgten Produktionen wie "Das Lied der Nationen" (1931), "Der Schützenkönig"2) (1932) oder "Konjunkturritter"1) (1934). In der Komödie "Die beiden Seehunde"2) (1934) nach dem Lustspiel von Carl Rössler1) konnte Weiß Ferdl mit der Doppelrolle des Kurfürsten Christian XVII. bzw. des Dienstmanns Anton Heßdörfer beim Publikum punkten, zeigte sich als Titelheld Theodor Hagemann in dem von Veit Harlan nach dem Bühnenstück von Max Ferner1) und Max Neal1) in Szene gesetzten Schwank "Der müde Theodor"3) (1936) oder als Landarzt Dr. med. Martin Kugler in "Der Lachdoktor"2) (1937). Hinreißend war sein "Gordian, der Tyrann"2) in der gleichnamigen Komödie aus dem Jahre 1937, einen seiner letzten Filme drehte er unter der Regie von Joe Stöckel und spielte in der nach dem Bühnenstück "Der Schusternazi" von Ludwig Thoma1) enstandenen Geschichte "Der arme Millionär"2) (1939) den Schuster und Millionär Ignaz Stangelmeier → Übersicht Filmografie.
Neben seiner umfangreichen Arbeit als Komiker, Sänger und Schauspieler verfasste Weiß Ferdl auch einige Bauernschwänke und Bücher.
 
Der legendäre Volkskomiker Weiß Ferdl erlag am 19. Juni 1949 im Alter von 66 Jahren in einem Münchener Krankenhaus den Folgen eines Herzanfalls; in seinen letzten Lebensjahren war er wegen seiner Herzerkrankung kaum noch aufgetreten. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung sowie künstlerischer Weggefährten wurde er auf dem Münchener "Waldfriedhof Solln"1) (Grabstätte Nr. 3–W–3) beigesetzt; bereits lange vor Beginn der Trauerfeier war die Grabstätte von dichten Menschenmengen umlagert → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons. Zu Lebzeiten wohnte Weiß Ferdl in Solln1), in der früheren "Adolf-Hitler-Allee", heute "Diefenbachstraße 6", im nach ihm benannten "Weiß Ferdl-Haus" → Foto bei Wikimedia Commons.
Weiß Ferdl verfügte über die Gabe der spitzen Zunge und war in der Denk- und Gefühlswelt der kleinen Leute bestens bewandert. Ihre Wünsche, Sehnsüchte und Träume setzte er in deftig-kritische Verse um. Viele seiner Sketche und Lieder wurden über Bayern hinaus bekannt, waren doch die Preiß'n eine beliebte Zielscheibe seines Vortrags. Er verfasste mehrere Bühnenstücke und schrieb auch Bücher. Neben seinen Filmprojekten bewältigte er zeitweilig bis zu neun Vorstellungen pro Woche auf der Theaterbühne des "Platzl". Als bekanntestes Stück auf Humor-Schallplatten findet sich "Ein Wagen von der Linie 8". Zahlreiche weitere Tondokumente und Mitschnitte von Auftritten sind auch heute noch von ihm zu hören.4)
 
Vier Jahre nach seinem Tod errichteten die "Münchner Bürger ihrem Volkssänger" – so die Inschrift – 1953 dem beliebten Humoristen am berühmten Münchener Viktualienmarkt ein Denkmal, geschaffen von dem Bildhauer Josef Erber1) (1904 – 2000): Als bronzenes Brunnenmännlein steht er klein und gedrungen auf dem Sockel, reckt spitzbübisch unter dem flachrunden Hütchen seine Himmelfahrtsnase aus dem runden Kopf gen Himmel → Foto bei Wikimedia Commons. Weiß Ferdl befindet sich in guter Gesellschaft: Auf dem Platz stehen Skulpturen und Brunnen, die unvergessenen Münchner Originalen gewidmet sind: Karl Valentin (1882 – 1948), Liesl Karlstadt (1892 – 1960), Elise Aulinger1) (1881 – 1965), Roider Jakl1)  (1906 – 1975) und Ida Schumacher1) (1894 – 1956).
  
Weiß Ferdl und Karl Valentin 1936 auf dem Balkon des Berliner "Hotel Eden"; Urheber: Willy Pragher (1908–1992); Lizenz: CC BY 3.0; Rechteinhaber: Landesarchiv Baden-Württemberg; Quelle: Deutsche Digitale Bibliothek bzw. Wikimedia Commons
Weiß Ferdl und Karl Valentin 1936 auf dem Balkon des Berliner "Hotel Eden"1)
Urheber: Willy Pragher1) (1908–1992); Lizenz: CC BY 3.0;
Rechteinhaber: Landesarchiv Baden-Württemberg
Quelle: Deutsche Digitale Bibliothek bzw. Wikimedia Commons

Darüber hinaus erinnert ebenfalls seit 1953 die "Weiß-Ferdl-Straße" im Münchener Stadtbezirk Laim1) an den Humoristen, weitere "Weiß-Ferdl-Straßen" gibt es zudem in seiner Geburtsstadt Altötting, in Garching an der Alz1), Kastl1), Kirchdorf–Machendorf1), Kirchheim-Heimstetten1), München-Kleinhadern1), Nandlstadt1) sowie in Unterneukirchen-Obergünzl1), einen "Weiß-Ferdl-Weg" findet man in den bayerischen Gemeinden Eichenau1) und Ergolding1). In Altötting wurde die "Weiß-Ferdl-Mittelschule"nach ihm benannt.

Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) filmdienst.de
Quelle: 4) Wikipedia (abgerufen 20.09.2011)
   
Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, Murnau Stiftung,
 cyranos.ch, vvb.de, felix-bloch-erben.de; R = Regie)
Stummfilme Tonfilm
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