Der Bass Kurt (Gerhard) Böhme wurde am 5. Mai 1908 in Dresden
geboren. Seine Gesangsausbildung absolvierte der aus einer alten
erzgebirgischen Handwerkerfamilie stammende Böhme am Konservatorium seiner
Geburtsstadt bei Dr. Adolf Kluge und gab dann 1930 in Bautzen
sein Bühnendebüt mit der Rolle des Jägerburschen Kaspar sowie des
Eremiten in Carl Maria von Webers romantischen Oper "Der Freischütz"1).
Wenig später wurde Böhme von Fritz Busch1) (1890 1951) an die Dresdner Oper berufen, wo er bis 1949
seine künstlerische Heimat fand, dann wechselte er nach München an
die Staatsoper, der er bis 1967 verbunden blieb.
Schnell machte sich Böhme mit seiner herausragenden Stimme auch
international einen Namen, Gastspiele führten ihn an alle bedeutenden
Opernhäuser wie nach Wien, wo er bereits ab 1934 auftrat und 1955 zum
Ensemblemitglied wurde. Er begeisterte erstmals während eines
Gastspiels der Dresdner Oper 1936 am Londoner "Covent Garden" und
trat dort dann regelmäßig bis 1970 auf. Er brillierte
bei den Salzburger und Bayreuther Festspielen ebenso wie in Mailand, sein Debüt an der New Yorker
"Metropolitan Opera" gab er 1954. Einem breiten
Publikum wurde Böhme auch durch zahlreiche Rundfunk-, später
Fernsehsendungen bekannt.
Porträt Kurt Böhme. Ausschnitt einer Fotografie um 1955
(Vintage Print mit Atelierstempel)
aus einer Porträtserie von Hildegard Jäckel1)
(1903 1974)
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_dat_0010072)
Eigentümer/© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Hildegard Jäckel
Quelle: www.deutschefotothek.de
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Als großer Wagner-Interpret gestaltete er unter anderem
eindrucksvoll den Riesen Fafner in "Das
Rheingold"1),
gab den Goldschmied Pogner in "Die Meistersinger von Nürnberg"1)
oder den König Heinrich der Vogler in "Lohengrin"1). Zu
seinem Mozart-Repertoire zählte beispielsweise der Osmin in
"Die Entführung aus dem Serail"1) oder der
Sarastro in "Die Zauberflöte"1) und auch als
Sir Morosus in der Richard Strauss-Oper "Die schweigsame Frau"1) wurde er
umjubelt; bereits 1932 hatte Böhme als Graf Dominik in der Uraufführung von
"Arabella"1)
nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Zu einer seiner Glanzrollen und
Höhepunkte seiner Karriere geriet jedoch ohne Zweifel der
durchtriebene Baron
Ochs auf Lerchenau im Strauss'schen "Der
Rosenkavalier"1), eine Figur, die
Böhme im wahrsten Sinne des Wortes auf den "Leib" geschrieben
war und die er im Laufe seiner Karriere mehr als 600 Mal verkörperte. Auch in Werken moderner Komponisten zeigte Böhme mit seiner
ausdrucksstarken Stimme seine sängerische Dominanz. So hörte man ihn
beispielsweise 1955 bei den Salzburger Festspielen als Dichter Aleel
in der "Irischen Legende" von Werner Egk. oder 1957 als
Arnolphe in der Neufassung von Rolf Liebermanns "Die
Schule der Frauen"1).
Nach dem plötzlichen Tod seiner Ehefrau zog sich Böhme 1985 von der Bühne
zurück.
Kurt Böhme als Mephisto in der Oper "Margarethe"1) von Charles Gounod
Fotografie (Weltpostkarte), Dresden, um 1940,
fotografiert von Reinhard Berger → Selbstporträt
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pos-2009-a_0004337)
Eigentümer/© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Reinhard Berger
Quelle: www.deutschefotothek.de
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Der mit einer außergewöhnlich breiten Stimme ausgestattete Sänger hinterließ eine voluminöse Diskografie, auch wenn er darin von seinem Konkurrenten
Gottlob Frick2)
(1906 1994) noch zu Lebzeiten übertroffen wurde.3)
Der Kammersänger Kurt Böhme, der vor allem durch seine Wagner-Interpretationen berühmt
wurde, starb am 20. Dezember 1989 mit 81 Jahren in einem
Pflegeheim bei München an Herzversagen; die letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof in München-Haidhausen
→ Foto der Grabstelle bei knerger.de.
DER SPIEGEL (1/1990) schrieb unter
anderem in einem Nachruf: "Mit seiner
unbändigen Sing- und Spiellust war er jahrzehntelang der Schrecken vieler
Opernregisseure. Doch wenn der Vorhang sich hob, verlieh der schwergewichtige
Bassist seinen Rollen monumentale Präsenz."
In seiner Geburtsstadt Dresden erinnert die "Kurt-Böhme-Straße" an
den legendären Charakterbass.
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