Lisa Della Casa wurde am 2. Februar 1919 als zweites Kind des Augenarztes Dr. Francesco Roberto Della Casa (1879 – 1949) und dessen Frau Margareta (1877 – 1948) im schweizerischen Burgdorf bei Bern geboren. Bruder Franz, der später ebenfalls ein renommierter Augenarzt wurde, hatte 1913 das Licht der Welt erblickt; er starb am 16. August 2009 in seiner Heimat Burgdorf (Schweiz).
Ihre Ausbildung zur Sopranistin erhielt Lisa Della Casa ab dem 15. Lebensjahr von Margarete Haeser in Zürich, nach dem Abschluss gab sie 1941 in Solothurn-Biel mit der Rolle der Cio-Cio-San in Puccinis "Madame Butterfly"1) ihr Bühnendebüt. Ein anschließendes Engagement führte sie dann 1943 nach Zürich an das Stadttheater, wo sie bis 1950 zum Ensemble gehörte. Hier brillierte Lisa Della Casa mit verschiedensten Rollen, wurde schnell mit ihrer herausragenden Sopran-Stimme auch international zum Begriff. Sie interpretierte beispielsweise die Serena in Gershwins "Porgy and Bess"1), glänzte als Pamina in Mozarts "Die Zauberflöte"1) ebenso wie als Gilda in Verdis "Rigoletto"1). 1947 sang sie erstmals bei den Salzburger Festspielen, beeindruckte unter Wilhelm Furtwängler als Zdenka in der Richard-Strauss-Oper "Arabella"1) und wurde kurze Zeit darauf Mitglied der Wiener Oper, wo sie auch als Nedda in Leoncavallos "Der Bajazzo"1), als Puccinis "Madame Butterfly"1) oder als Kokotte Mimi in der Puccini-Oper "La Bohème"1) gefeiert wurde.
Lisa Della Casa mit Showmaster Vico Torriani 1968 während der Aufzeichnung der Fernsehsendung "Der goldene Schuss" in der Kieler "Ostseehalle"; Urheber: Friedrich Magnussen (1914–1987); Rechte-Inhaber: Stadtarchiv Kiel1); Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE; Quelle: Wikimedia Commons

Anfang der 1950er Jahre hörte man sie dann erstmals als Gräfin Almaviva in Mozarts "Die Hochzeit des Figaro"1) an der Oper von Glyndebourne, sowie in München mit der Partie der Sophie in "Arabella", eine Rolle, die inzwischen fest mit ihrem Namen verbunden ist. 1952 debütierte sie dann in Bayreuth unter Hans Knappertsbusch als Eva in Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg"1), was ihr einziges Auftreten in Bayreuth bleiben sollte, da ihr nach eigenen Aussagen die "steife und prätentiöse Atmosphäre dieses Tempels" nicht zusagte.
Ein weiterer Höhepunkt des Jahres 1952 war dann ihre Ernennung zur "Kammersängerin", ein ein Jahr später feierte sie als Elsa von Brabant im Wagnerschen "Lohengrin"1) Triumphe an der New Yorker "Metropolitan Opera", wo sie dann im Verlaufe ihrer Karriere fünfzehn Spielzeiten lang über 170 Mal auf der Bühne stand. Vor allem aber in den großen Mozart- und Strauss-Opern wurde sie international gefeiert: Nicht nur Mozart-Anhänger bewunderten sie beispielsweise als Donna Elvira in "Don Giovanni"1), als Pamina in der "Zauberflöte" oder als Fiordiligi in "Così fan tutte"1). Sie verlieh als Octavian, Sophie oder als Feldmarschallin in "Der Rosenkavalier"1), als Titelheldin in "Ariadne auf Naxos"1) sowie "Salome"1) oder als Chrysothemis in "Elektra"1) den Strauss-Opern besonderen Glanz; die Künstlerin gilt auch heute noch sowohl mit der Titelpartie in "Arabella" als auch der Chrysothemis in "Elektra" als die Idealbesetzung .
 
Lisa Della Casa mit Showmaster Vico Torriani 1968 während der Aufzeichnung
der Fernsehsendung "Der goldene Schuss"1) in der Kieler "Ostseehalle"1)
Urheber: Friedrich Magnussen1) (1914 – 1987)
Rechte-Inhaber: Stadtarchiv Kiel1); Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE
Quelle: Wikimedia Commons

Zu ihrem weiteren, nicht weniger bedeutendem Repertoire zählte unter anderem die Marzelline in Beethovens "Fidelio"1), die Euridice in Glucks "Orpheus und Eurydike"1) oder die Titelpartie in Puccinis "Tosca"1). Auch modernen Werken stand die Sängerin aufgeschlossen gegenüber: So hatte sie bereits 1949 bei der Züricher Uraufführung von Willy Burkhards "Die Schwarze Spinne" (nach Jeremias Gotthelf) die Rolle der jungen Frau übernommen sowie 1953 bei den Salzburger Festspielen in "Der Prozess"1) von Gottfried von Einem drei weibliche Rollen interpretiert. 1974 zog sich Lisa Della Casa im Alter von 55 Jahren völlig überraschend von der Bühne zurück: Es war Mitte der 70er Jahre, als Lisa Della Casa beim Frühstück ihrem Mann gegenüber saß und zu ihm sagte: "Was meinst Du, könnte ich mir eigentlich nicht leisten, aufzuhören?" Er sprang auf, ging zum Telefon und löste alle noch bestehenden Verträge. Danach hat sie nie mehr einen Ton öffentlich gesungen, vergessen, dass sie je Sängerin war (wie sie behauptet), und diesen Entschluss nie bereut, was man ihr schon eher glaubt, denn diese große Sopranistin, die auf der Bühne so viel Glamour ausstrahlte, war eine ernsthafte und besonnene Person, die den nach außen gekehrten Seiten ihres Berufes nie sehr viel hatte abgewinnen können. Es war wohl ein findiger Journalist, der für Lisa Della Casa den Ehrentitel "Arabellissima" erfand, der ihre auffallende Schönheit und die Rolle, mit der sie über viele Jahre hinweg identifiziert wurde, geschickt zusammenfügte, und es ist sicher keine unzulässige Verkürzung, wenn man sie vornehmlich als Mozart- und Strauss-Sängerin im Gedächtnis behalten hat, eine Fixierung, gegen die Lisa Della Casa nie etwas einzuwenden hatte.2)
Ihr zweiter Ehemann, der serbische Journalist, Kunsthistoriker und Musikwissenschaftler Dragan Debeljevič, veröffentlichte ein Jahr nach dem Abschied von der Bühne eine Biografie über seiner Frau unter dem Titel "Ein Leben mit Lisa Della Casa oder 'In dem Schatten ihrer Locken'" (1975), in dem er die Hintergründe der Karriere seiner Frau, ohne indiskret zu werden, fesselnd erzählt. Dass der Bühnenabschied mit einem persönlichen Schicksalsschlag – der schweren Erkrankung ihrer 1951 geborenen Tochter Vesna-Rajka – zu tun hatte, wurde erst später bekannt.
 
Am 2. Februar 2009 feierte die "Taylor der Oper", wie sie wegen ihres fabelhaften Aussehens auch genannt wurde, ihren 90. Geburtstag. Seit mehr als drei Jahrzehnten lebte der einstige Opernstar von der Öffentlichkeit zurückgezogen in einem idyllischen Schlösschen direkt am Seerhein, das sich im ebenso pittoresken Schweizer Ort Gottlieben unweit von Konstanz befindet. Als eine der führenden Mozart- und Strauss-Sängerinnen ihrer Zeit wurde Lisa Della Casa mehrfach geehrt, unter anderem mit dem "Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse" (1969), der "Goldenen Medaille der Stadt Wien", dem "Hans-Reinhart-Ring"1) (1967) der "Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur" sowie der "Golden Opera Medal". Sie war Österreichische und Bayerische Kammersängerin, außerdem Ehrenmitglied der "Wiener Staatsoper". Noch im Juli 2012 ernannte sie Frankreich zum Commandeur des "Ordre des Arts et des Lettres"1).
Rechtzeitig zum 90. Geburtstag von Lisa Della Casa ist in der Reihe "Wiener Staatsoper Live" bei Orfeo eine Solo-CD der Kammersängerin mit Mitschnitten aus der Wiener Staatsoper aus den Jahren 1955 bis 1971 erschienen – neben ihrer Donna Anna in "Don Giovanni" und der Gräfin in "Capriccio" ist Lisa Della Casa auf dieser CD in bisher unveröffentlichten Staatsopern-Aufnahmen von Wagners "Meistersingern von Nürnberg", von Einems "Dantons Tod", Mozarts "Idomeneo" und in "Arabella" von Richard Strauss zu hören.3)
 
Lisa Della Casa starb am 10. Dezember 2012 im Alter von 93 Jahren in Münsterlingen am Bodensee (Schweiz). Die Ausnahmesängerin wird durch die "Schönheit ihrer Erscheinung, die aristokratische Noblesse ihres Auftretens, das silberne Timbre, die fast unkörperliche Makellosigkeit ihrer gesanglichen Linie und die Glaubhaftigkeit ihrer Gestaltung, die Eleganz mit Intensität verband"4), trotz ihres frühen Rückzugs von der Bühne in nachhaltiger Erinnerung bleiben.
In erster Ehe war sie seit 1944 mit dem aus Langenthal (Kanton Bern) stammenden Ernst Geiser verheiratet gewesen, kurz nach nach der Scheidung ehelichte sie Ende 1949 den Kunsthistoriker, Musikwissenschaftler und Publizisten Dragan Debeljevič (1921 – 2014) → Historisches Lexikon der Schweiz.
 
Siehe auch Wikipedia, www.fembio.org, www.cantabile-subito.de (englisch), tls.theaterwissenschaft.ch
sowie den Eintrag (Auszug) im "Großen Sängerlexikon" (S. 5517–5520) und
die Nachruf bei www.spiegel.de, www.faz.net
Fremde Links: 1) Wikipedia
Quelle: 2) Jens Malte Fischer: "Große Stimmen";  Verlag J. B. Metzler, Stuttgart/Weimar, 1993, S. 491, 3) oe1.orf.at, 4) Wikipedia
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