Wolfgang Windgassen wurde am 26. Juni 1914 als Sohn des berühmten Heldentenors Fritz Windgassen1) (1883 – 1963) und dessen Frau, der Koloratur-Sopranistin Vali von der Osten2) (1882 – 1923), Schwester der ebenfalls berühmten Sopranistin Eva von der Osten2) (1881 – 1936), im französischen Annemasse nahe dem Genfersee geboren.
Bevor Wolfgang Windgassen ebenfalls zu einem berühmten Heldentenor avancierte, hatte er auf Wunsch seines Vaters zunächst als technischer Volontär an der Stuttgarter Oper gearbeitet, studierte dann aber Gesang bei seinem Vater und an der Stuttgarter Musikhochschule bei Alfons Fischer sowie bei der Mezzosopranistin Maria Ranzow (1886 – 1953).
Sein Bühnendebüt gab Windgassen 1939 am Stadttheater von Pforzheim als Pinkerton in Puccinis "Madame Butterfly"2), doch dann wurde seine Karriere durch den 2. Weltkrieg unterbrochen. Wolfgang Windgassen musste als Soldat Dienst tun und konnte erst nach Kriegsende seine Laufbahn erfolgreich fortsetzen. Seit 1945 gehörte er als Nachfolger seines Vaters zum Ensemble der Stuttgarter Staatsoper, der er bis zu seinem Tode treu blieb.
  
Nachdem er anfänglich Partien wie den Tamino in Mozarts "Die Zauberflöte"2), den Florestan in Beethovens "Fidelio"2) oder den Jägerburschen Max in Carl Maria von Webers "Der Freischütz"2) sowie Partien aus dem italienischen Repertoire gesungen hatte, machte er sich bald als herausragender und bedeutender Wagner-Interpret einen Namen. 1950 glänzte er erstmals als Siegmund ("Die Walküre"2)), ein Jahr später sang er bei den ersten Bayreuther Wagner-Festspielen nach dem Zweiten Weltkrieg den "Parsifal"2) und seitdem feierte er alljährlich in Bayreuth in fast allen Wagner-Partien seines Fachs Triumphe, beeindruckte bis weit in die 1960er Jahre neben dem "Parsifal"  beispielsweise als "Siegfried"2), "Lohengrin"2), Walther von Stolzing ("Die Meistersinger von Nürnberg"2)), Tristan ("Tristan und Isolde"2)) oder "Tannhäuser"2). "Mein Held" pflegte Regisseur und Festspielleiter Wieland Wagner ihn anzureden. Mit ihm zusammen entrümpelte der Wagner-Enkel die Bayreuther Festspiele nach dem Zweiten Weltkrieg – Wagner szenisch, bühnenbildnerisch und ideologisch, Windgassen stimmlich und schauspielerisch.3)
Windgassen … war immer Tenor gewesen, seine tragfähige und durchschlagende Stimme, obwohl nicht übermäßig voluminös, hatte nie Schwierigkeiten, das Wagner-Orchester zu übertönen, die kluge Ökonomie seines kräftesparenden Singens, das jedoch selten sparsam wirkte, ließ ihn diese Partien mühelos durchstehen, an denen junge Sänger heute oft verzweifeln. Sein Tristan etwa, den er neben Birgit Nilsson in der heute schon legendären Inszenierung Wieland Wagners sang, ist ja auch auf Platte festgehalten und vermag auch auf diesem Wege einiges von der Faszination des Sänger-Darstellers Windgassen zu vermitteln.4)
Neben den Wagner-Rollen brillierte der Tenor auch weiterhin mit den großen Partien seines Fachs, gestaltete beispielsweise den "Otello"2) (Verdi), gab den Don José in Bizets "Carmen"2) und machte auch schon mal Ausflüge in die "leichte Muse", mehrfach begeisterte als Eisenstein in der Strauss'schen "Fledermaus"2), als Prinz Orlofsky zeigte er sich 1972 in einer von Otto Schenk für das Fernsehen inszenierten Aufführung. Ein Jahr später erlebten ihn die Zuschauer in Wolfgang Liebeneiners TV-Version von Leon Jessels "Schwarzwaldmädel" als Blasius Römer.

Windgassen gab Gastspiele an allen bedeutenden Opernhäusern weltweit, wie unter anderem an der Wiener Staatsoper, dessen Mitglied er zeitweise war, dem Londoner "Covent Garden", der Mailänder "Scala" oder der Pariser "Grand Opéra", war Gast an den Staatsopern von Hamburg, München und Berlin sowie am "Teatro Colón" von Buenos Aires. 1957 folgte er einem Ruf an die New Yorker "Metropolitan Oper" und begeisterte auch hier als "Siegmund" in Wagners "Walküre" sowie als "Siegfried". 1970 erlebte man Windgassen an der Oper von San Francisco, wo er als Partner von Birgit Nilsson2) (1918 – 2005) als "Isolde" den "Tristan" interpretierte.
Etwa zur gleichen Zeit tat sich der Tenor auch als Opernregisseur hervor, inszenierte beispielsweise 1969 an der Königlichen Oper in Kopenhagen Wagners "Tristan und Isolde". Von 1972 bis zu seinem Tod war Windgassen, der 1951 zum "Kammersänger" ernannt worden war, künstlerischer Direktor der Stuttgarter Staatsoper. Darüber fungierte er von 1963 bis 1972 als Präsident der "Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger".
  
Wolfgang Windgassen, der seit 1967 Ehrenbürger der Stadt Bayreuth war und dem man ein Jahr später den "Goldenen Ehrenring" von Bayreuth überreicht hatte, starb am 8. September 1974 mit nur 60 Jahren unerwartet in Stuttgart an Herzversagen. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Stuttgarter Waldfriedhof → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons.
In Stuttgart erinnert der "Wolfgang-Windgassen-Weg" an den größten Wagner-Tenor der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Windgassen war in zweiter Ehe mit der Sopranistin Lore Wissmann2) (1922 – 2007) verheiratet; aus der Verbindung stammt ein Sohn.
 
Siehe auch Wikipedia, www.bayreuther-festspiele.de
Link: 1) Kurzportrait innerhalb dieser HP, 2) Wikipedia
Quelle:
3) Wikipedia (abgerufen 19.12.2011)
4)  "Grosse Stimmen" von Jens Malte Fischer, Verlag J. B. Metzeler, Stuttgart 1993, S. 280
Um zur Seite der legendären Bühnen-Stars zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de