Lys Assia kommt am 17. März 1957 auf dem Flughafen Amsterdam Schiphol an. Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 908-4010); Urheber/Fotograf: J.D. Noske / Anefo; Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data / CC BY-SA 3.0 NL     Lys Assia wurde am 3. März 1924 als Rosa Mina Schärer im schweizerischen Lenzburg (Kanton Aargau) als Tochter eines Bäder-Installateurs bzw. Betreiber eines Installationsgeschäfts geboren. Sie war das jüngste von elf Geschwistern, wuchs überwiegend in Zürich-Oerlikon auf und machte schon als Kind mit ihrer Familie Hausmusik. Nach ihrer Schulzeit besuchte Lys Assia das Konservatorium und später die Kunstakademie in Zürich. Einige Quellen berichten, dass sie 1942 zur "Miss Frankreich" gewählt worden sei, vielleicht ist es ja auch nur eine Erfindung der Presse.
Nach dem Gesangstudium eroberte die damals 22-Jährige 1946 mit dem Lied von der "Weißen Hochzeitskutsche" die Herzen ihres deutschen Publikums und brachte Trost und etwas heile Welt in die tristen Wohnstuben der Nachkriegszeit. 1950 landete sie mit "Oh mein Papa"1) aus der musikalischen Komödie "Das Feuerwerk"1) des Komponisten Paul Burkhard, "den" Hit des Jahres; die sehnsuchtsvolle Ode an den auf dem Seil tanzenden Clown mit dem eigentümlichen Akzent und dem hinreißenden "Eh là hopp" sang die junge Lys Assia damals für den eigenen todkranken Vater.
1956 gewann Lys Assia beim "Grand Prix Eurovision de la Chanson"1)
(heute: "Eurovision Song Contest") in Lugano mit dem von Géo Voumard und Emile Gardaz komponierten Titel "Refrain" für die Schweiz den ersten Platz; für Deutschland trat übrigens ein junger Mann namens Freddy Quinn2) mit dem Titel "So geht das jede Nacht" auf. 1957 nahm die Künstlerin erneut mit "L'enfant que j'étais" an dem Wettbewerb teil, belegte aber nur den 8. Platz und ein Jahr später konnte sie mit dem Song "Giorgio" immerhin den respektablen 2. Platz gewinnen.
 
Lys Assia kommt am 17. März 1957 auf dem Flughafen Amsterdam Schiphol an.
Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 908-4010)
Urheber/Fotograf: J.D. Noske / Anefo; Quelle: Wikimedia Commons;
Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data / CC BY-SA 3.0 NL
 
Bis Anfang der 1960er Jahre war die viel gefragte Künstlerin eine der erfolgreichsten Stars im deutschsprachigen Showgeschäft und erfreute mit ihrer warmen und herzlichen Stimme ein Millionenpublikum; alleine in Deutschland ersang sie sich sechs goldene Schallplatten. 1961 kam sie mit "Ein kleiner gold'ner Ring" bei den Deutschen Schlagerfestspielen bis auf Platz 3, 1964  mit "Fühl' dich bei mir wie zuhause" auf Platz 7. Sie unternahm zahlreiche Tourneen, so sang sie beispielsweise in England für die Queen, in Ägypten vor König Faruk, in Argentinien für Evita Perón; jahrelang hatte die elegante mehrsprachige Künstlerin ihre eigenen TV-Shows in London und Caracas (Venezuela). Sie stand gemeinsam mit Marlene Dietrich, Zarah Leander, Vico Torriani, Caterina Valente, Josephine Baker, Julio Iglesias und Gilbert Becaud auf der Bühne, um nur einige zu nennen. Zu ihren bekanntesten Liedern zählen "Arrivederci Roma" (1955), "Was kann schöner sein" (1957, die deutschsprachige Version des Doris Day-Hits "Que Sera, Sera"), "Wenn die Glocken hell erklingen" (1959) oder "Schick mir keine roten Rosen mehr" (1964). Auf der Leinwand war sie in den 1950er Jahren ebenfalls zu sehen und zu hören, so unter anderem 1952 in dem Streifen "Palace-Hotel"1) mit Paul Hubschmid (→ cyranos.ch), 1953 in "Die Kaiserin von China", 1953 in "Schlagerparade"1) oder 1955 in "Ein Mann vergisst die Liebe" neben Willy Birgel → Filmografie bei Wikipedia.

Ein Comebackversuch in den 1970er Jahren schlug fehl, doch in jüngerer Zeit wollte es die legendäre Schweizer Chansonette im vorgerückten Alter noch einmal wissen: Im Herbst 2001 begann die damals über 75-Jährige mit der Produktion einer CD mit neuen und altbekannten Liedern. Auf der CD befinden sich 26 Lieder in deutscher Sprache, dazu ihr Original-Festivalbeitrag von 1956 "Refrain" in französisch, in neu arrangierter Form natürlich "Oh mein Papa" sowie ein Leckerbissen für alle Lys-Assia-Fans: Eine englische Version des deutschen Schlagers "Übers Jahr, wenn die Kornblumen blühen".
2002 stand sie in Norderney beim Schlager-Express von WDR4 erstmals wieder live vor einem größeren Publikum auf der Bühne; trotz ihrer 20-jährigen Bühnenabstinenz hatten ihre Fans sie nicht vergessen und sie wurde begeistert gefeiert.
2003 brachte sie eine CD mit vierzehn Liedern heraus. Daraus wurden "Manchmal hilft ein kleines Lied" und "Sehnsucht nach dir" ausgekoppelt. 2005 wurde die Single "Rom lag im Schnee" veröffentlicht, ein Vorbote auf das neue Album "Lady in Blue", das acht neu aufgenommene Oldies, zehn neue und die beiden Auskopplungen vom Album "Sehnsucht nach dir" enthält. Ihre anschließende Auskopplung "Wieder nach Athen" wurde ein Erfolg. Mit "Refrain" tourte sie zum 50. Jubiläum des "Grand Prix" durch Europa. Sie war Ehrengast in der Jubiläumsshow in Kopenhagen und danach bei der deutschen Vorentscheidung zum "Grand Prix 2006" in Hamburg.
Bei der schweizerischen Vorentscheidung zum "Grand Prix der Volksmusik 2007" am 21. April 2007 konnte der Titel "Sag mir wo wohnen die Engel", den Lys Assia zusammen mit Beatrice Egli vortrug, die meisten Stimmen auf sich vereinen. Beim internationalen Finale des "Grand Prix der Volksmusik" in Wien erreichte sie damit den zwölften von 16 Plätzen.
2008 eröffnete sie zusammen mit den beiden Moderatoren das Voting für den zweiten Halbfinal des "Eurovision Song Contest" in Belgrad. Beim "Eurovision Song Contest 2009" in Moskau überreichte sie dem Gewinner Alexander Rybak die Siegertrophäe. Im September 2011 präsentierte sie zusammen mit Ralph Siegel den Beitrag "C'était ma vie" für den Schweizer Vorentscheid zum "Eurovision Song Contest 2012" im aserbaidschanischen Baku. Auch 2013 wollte Lys Assia am ESC in Malmö teilnehmen. Sie bewarb sich gemeinsam mit den vier Berner Rappern von "New Jack" mit dem Beitrag "All in your head" für den Vorentscheid der Schweiz, allerdings vergeblich; der Titel stammt ebenfalls von Ralph Siegel.
3)

Foto: Lys Assia im Mai 2009 in Moskau
Urheber: Daniel Kruczynski; Lizenz: CC-BY-SA-2.0.
Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons

Lys Assia im Mai 2009 in Moskau; Urheber: Daniel Kruczynski; Lizenz: cc-by-sa-2.0.; Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons
Nach dem Unfalltod ihres zweiten Ehemannes im Jahre 1995 hatte Lys Assia eine Zeit lang in Südfrankreich gelebt, ließ sich dann jedoch wieder in der Schweiz nieder und verbrachte ihre freie Zeit in einer Wohnung mit Blick auf den Zürichsee. Die aktive Tierschützerin, die die Stiftung "Hunde in Not" mit aus der Taufe hob, bereiste nach wie vor Europa und war trotz ihres fortgeschrittenen Alters noch auf der Bühne präsent; als Ehrenmitglied im Beirat des "Zirkus Knie" engagierte sie sich zudem für junge Künstler. Ihr letztes Album erschien im November 2008 unter dem Titel "Refrain des Lebens".
Anlässlich ihres 90. Geburtstages am 3. März 2014 durfte die Schlager-Ikone laut Medien-Berichten für einen Tag ein Spital verlassen; eine Woche zuvor war sie erneut schwer gestürzt und musste seither das Krankenbett hüten, berichtete die "Aargauer Zeitung". Auch in der Folgezeit hatte die Schlager-Ikone immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.
 
Wie ihr langjähriger Weggefährte und ehemaliger Sekretär Jean Eichenberger die Öffentlichkeit wissen ließ, starb der einstige Schlagerstar am 24. März 2018 im Alter von 94 Jahren im Spital der Gemeinde Zollikerberg1) (Kanton Zürich); sie hinterließ eine Tochter aus ihrer ersten Ehe.
Lys Assia war in erster kurzer Ehe seit 11. Januar 1957 mit dem Zürcher Bauunternehmer Henry Kunz verheiratet, der nur neun Monate später an einem Herzleiden verstarb. 1963 heiratete sie den ehemaligen dänischen Generalkonsul bzw. Hotelketten-Besitzer und Multimillionär Oscar Pedersen, zog sich aus dem Showgeschäft zurück, ließ sich in dessen Heimat nieder und betrieb mit ihm Hotels in Europa, Japan und Südamerika. Ihr zweiter Mann verstarb 1995 an den Folgen eines Autounfalls. Lys Assia hatte am Steuer gesessen, als ein Reifen am Auto platzte, der den schweren Unfall verursachte; die Künstlerin überlebte schwer verletzt und war fünf Monate lang an den Rollstuhl gefesselt.
 

Link: 1) Wikipedia, 2) Kurzportrait innerhalb dieser HP
3) Quelle. Wikipedia, Stand Februar 2014
Siehe auch Wikipedia; Filmografie bei der Internet Movie Database
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