Die französische Schauspielerin Lily (auch Lili) Damita wurde am
10. Juli 19041) in Blaye (nördlich von
Bordeaux) als Liliane Marie-Madeleine Carré geboren. Ihre Kindheit
und Jugend verbrachte sie außer in ihrem Geburtsland unter anderem in Spanien
und Portugal, besuchte dort Klosterschulen und erhielt schon
früh Ballettunterricht; bereits mit 14 Jahren bekam sie an der
Pariser Oper ein Engagement als Tänzerin. Zwei Jahre später begann
die 16-Jährige ihre Karriere an Varieté-Bühnen, wirkte unter
anderem in den Revuen im "Casino de Paris" mit, arbeitete
auch als Fotomodell und wählte eine Zeit lang den Künstlernamen
"Damita del Rojo". Als 1921 von der Zeitschrift "Cinémagazine"
ein Schönheitswettbewerb ausgeschrieben wurde als Preis lockte eine
Leinwandrolle gewann die attraktive Frau und erschien bald
darauf unter dem Namen Lily Deslys in verschiedenen stummen
französischen Produktionen.
Mit der Zeit wurden die Rollen größer, so besetzte sie
beispielsweise Viktor Tourjansky in "Der galante Prinz" (1925, Le prince charmant),
dann ging sie nach Wien und erregte in dem von der "Sascha-Film" realisierten österreichischen Stummfilm
"Das Spielzeug von Paris"2) (1925)
erstmals als Liliane Damita mit einer Hauptrolle Aufmerksamkeit. Letztgenannter
Streifen war von dem in Ungarn geborenen Regisseur Mihály Kertész Kaminer3) (1888 1962)
in Szene gesetzt worden, Kertész sollte später in Hollywood als Michael Curtiz mit vielen großen Produktionen unter anderem
dem Klassiker "Casablanca"3) (1942) berühmt werden.
Für Lily Damita bedeutete diese Produktion nicht nur der Durchbruch
zum international angesehenen Filmstar, auch privat fand sie in Kertész
ein, wenn auch nur kurzes Glück 1925 trat das Paar vor den
Traualtar, ließ sich aber schon im darauffolgenden Jahr wieder
scheiden.
Foto: Lily Damita ca. 1928/29
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder3) (1888 1929)
Quelle: Wikimedia Commons (von www.flickr.com);
Ross-Karte Nr. 3160/1
Angaben zur Lizenz siehe hier
|
|
|
 |
Kertész besetzte Lily Damita noch in zwei weiteren Filmen als weibliche
Hauptdarstellerin, in dem Melodram "Fiaker Nr. 13"4) (1926) mit Jack Trevor
als Hochstapler und Paul Biensfeldt als armem Kutscher
des Fiaker Nr. 13, sowie in der nicht minder melodramatischen Geschichte
"Der goldene Schmetterling"4) (1926)
nach einer Erzählung von P.G. Wodehouse, mit Filmbeau Nils Asther bzw.
erneut mit Jack Trevor.
Lily Damita gehörte für kurze Zeit zur ersten Riege der europäischen
Stummfilmstars, nach einer eher kleinen Rolle in Georg Wilhelm Pabsts Drama
"Geheimnisse einer Seele"3) (1926)
drehte sie mit Pabst "Man spielt nicht mit der Liebe"3) (1926) und
mimte die verführerische Calixta, in welche sich der alternde Fürst
Colalto (Werner Krauß) verliebt. Die Verfilmung des 1834 geschriebenen Theaterstücks
"On ne badine pas avec l'amour" von Alfred de Musset gilt heute
als verschollen.
Als Prinzessin Nadya von Kraya trat die fotogene, auf Männer anziehend
wirkende Schönheit in der deutsch-britischen Co-Produktion bzw. Graham Cutts' Noel Coward-Adaption
"Die letzte Nacht" (1927, The Queen Was in the Parlour) neben Harry Liedtke in Erscheinung,
war für Robert Wiene die "Die berühmte Frau" (1927), "Die große Abenteuerin" (1928)
und "Die Frau auf der Folter" (1928) in den gleichnamigen Unterhaltungsstreifen.
Auf Einladung des berühmten Filmproduzenten Samuel Goldwyn3) ging
Lily Damita im Frühjahr 1928 nach Hollywood und gab als Partnerin von Ronald Colman in Herbert Brenons,
nach dem gleichnamigen Roman von Joseph Conrad
gedrehten romantischem Abenteuer "The Rescue" (1929, Die Rettung) ihr Leinwanddebüt in Amerika.
Foto: Lily Damita vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder3) (1888 1929)
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.de;
Ross-Karte Nr. 4767/1
Angaben zur Lizenz siehe hier
|
Bereits von ihrem zweiten Hollywood-Film "The Bridge of San Luis Rey"3) (1929, Die Brücke von San Luis Rey) gab es eine
Tonfilm-Version. Die von Charles Brabin inszenierte, eher weitschweifige
Geschichte basierte auf einem Roman von Thornton Wilder und konnte das
Publikum nicht so recht überzeugen. Erfolgreicher dagegen war Raoul Walshs
musikalische Komödie "The Cock-Eyed World" (1929, Kampfhähne der Liebe)
mit Victor McLaglen und Edmund Lowe, wo Lily Damita als rassige Mariana Elenita
zwei Marine-Offizieren auf einer Südsee-Insel den Kopf verdrehte.
Als sich der Tonfilm endgültig durchsetzte bekam Lily Damita wegen mangelnder
englischer Sprachkenntnisse in Hollywood Probleme und wurde in verschiedenen
französischen Versionen von US-amerikanischen Filmen besetzt. So stand sie
unter anderem mit Maurice Chevalier und Jeanette MacDonald für George Cukors/Ernst Lubitschs heitere
Geschichte "Une heure prčs de toi" (1932; französische Version von "One
Hour With You"5)) vor der Kamera. Doch sie konnte
auch in nur in Englisch produzierten Streifen Fuß fassen, spielte unter anderem mit Gary Cooper in dem
romantischen Western "Fighting Caravans"5) (1931),
mit Adolphe Menjou und dem jungen Laurence Olivier in dem Melodram "Friends and Lovers" (1931)
oder mit Hollywood-Debütant Cary Grant in der Komödie "This Is the Night"5) (1931, Madame verliert ihr Kleid).
Zwischendurch kehrte Lily Damita
immer wieder nach Frankreich zurück, drehte beispielsweise mit dem legendären Regisseur Max Ophüls
die musikalische Krimi-Komödie "Der gestohlene Millionär" (1934,
On a volé un homme) und mimte eine Entführerin, die sich in ihr wohlhabendes
Opfer (Henry Gayat) verliebt.
Foto: Lily Damita vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder3) (1888 1929)
Quelle: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia;
Ross-Karte Nr. 1232/3
Angaben zur Lizenz siehe hier
|
 |
 |
Danach trat sie nur noch in wenigen Produktionen auf der
Leinwand in Erscheinung, zog sich nach dem Abenteuer "Frisco, die Stadt ohne Gesetz" (1935, Frisco Kid; mit James Cagney)
und der musikalischen Komödie "The Devil on Horseback" (1936; Regie: Crane Wilbur) zunächst
vom Filmgeschäft zurück. Lediglich für die französische
Produktion "L'escadrille de la chance" (1938; Regie: Max de Vaucorbeil) stand sie
dann noch einmal mit einer Hauptrolle vor der Kamera.
Ende Juni 1935 hatte Lily Damita den bis dahin noch recht unbekannten Schauspieler Errol Flynn6)
(1909 1959) geheiratet, der wenig später in "Unter
Piratenflagge"3) (1935, Captain Blood) als smart-verwegener,
charismatischer Filmheld zum Star der beliebten Abenteuer- und Piratenstreifen
avancieren sollte. Das Paar hatte sich während der Heimfahrt Flynns von
Großbritannien in die USA an Bord eines Kreuzschiffes kennen- und lieben gelernt, nach zahlreichen Affären ihres Mannes kam es
schon wenige Jahre nach der Heirat zu heftigen Auseinandersetzungen, die sich
nach der Scheidung Anfang April 1942 in jahrelangen Prozessen um Unterhaltszahlungen
fortsetzten. Aus der Verbindung ging Sohn Sean Leslie Flynn3) (1941 1970) hervor,
der sich später vor allem
als Kriegsfotograf einen Namen machte. Seit einer Reise an die Front nach Kambodscha,
zu der er am 6. April 1970 während des Vietnam-Krieges gemeinsam mit seinem Kollegen Dana Stone
aufgebrochen war, gilt Sean Flynn als verschollen. Lily Damita wandte große
Summen für die Suche nach ihrem Sohn auf, trotzdem konnte er nie gefunden
werden und wurde erst 1984 offiziell für tot erklärt.
Foto: Lily Damita vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder3) (1888 1929)
Quelle: www.virtual-history.com;
Ross-Karte Nr. 1676/2
Angaben zur Lizenz siehe hier
|
Zwanzig Jahre nach der Scheidung von Errol Flynn heiratete Lily Damita Anfang
der 1960er Jahre ein drittes Mal, gab 1962 dem inzwischen im Ruhestand
lebenden, aus Fort Dodge (Iowa) stammenden wohlhabenden Milchvieh-Züchter Allen Loomis das Ja-Wort und
wohnte mit ihm wechselweise in Palm Beach (Florida) sowie auf der Farm ihres
Mannes in Fort Dodge; auch diese Verbindung endete 1983 vor
dem Scheidungsrichter.
Der einst gefeierte Filmstar Lily Damita starb am 21. März 1994 im hohen
Alter an den Folgen der Alzheimer-Erkrankung in Palm Beach (Florida); ihre
letzte Ruhestätte fand sie auf dem "Oakland Cemetery" in Fort Dodge
(Webster County, Iowa) in einer Grabstätte der Loomis-Familie → www.findagrave.com.
Lily Damitas über dreißig Filme schrieben zwar keine Kinogeschichte, ließen jedoch so manches Mal die
Kassen klingeln und machten die schöne Französin sowohl im Stummfilm als
auch im Tonfilm zu einer populären Leinwanddarstellerin.
|
1) laut Wikipedia (englisch); nach anderen Angaben
1901 = Internet Broadway Database,
1905 = filmportal.de
und www.cyranos.ch
sowie 1908 laut Grabstein bei www.findagrave.com
Link: 2) filmarchiv.at, 3) Wikipedia (deutsch), 4) filmportal.de, 5) Wikipedia (englisch), 6) Kurzportrait innerhalb dieser HP
Lizenz Fotos Lily Damita (Urheber: Alexander Binder):
Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche
Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die
Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer
gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
|