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Zu seinen vielbeachteten Rollen jener Jahre zählt unter
anderem die Figur des Zaren Nikolaus I. in der Tolstoi-Verfilmung
"Otez Sergi" (1919, Vater Sergius) an der Seite des Stars Iwan Mosschuchin (Ivan Mozzhukhin).
Erzählt wird die Geschichte des Prinzen bzw. adeligen
Offiziers Kasatsky (Iwan Mosschuchin), der ins Kloster geht und Mönch wird, nachdem seine Verlobte,
die Gräfin Maria Korotkova (V. Dzheneyeva),
eine Affäre mit dem Zaren begonnen hat; Regie führten Jakow Protasanow und
Alexander Wolkow. Aufgrund der politischen Wirren bzw. Unruhen nach der russischen Oktoberrevolution ging Gaidarow mit seiner Ehefrau zunächst im November 1920 nach Estland, wirkte über zwei Monate am Theater in Reval (Tallinn) und kam dann im März 1921 über Riga (Lettland) nach Berlin. Gemeinsam mit anderen russischen Exilschauspielern wurde er kurz danach für das stumme Melodram "Die Gezeichneten"1) (1922) engagiert, von Carl Theodor Dreyer gedreht nach dem 1912 erschienenen, komplexen Roman "Elsker hverandre" des dänischen Schriftstellers Aage Madelung, mit dem der Autor die antisemitischen Pogrome im vorrevolutionären Russland in den Jahren zwischen 1900 und 1905 thematisiert. Gaidarow überzeugte an der Seite der Protagonistin Gräfin Polina Piechowska gleich mit der tragenden Rolle deren zum christlichen Glauben übergetretenen Bruders Jakow → www.filmgazette.de. Wenig später betraute ihn Friedrich Wilhelm Murnau in seinem als verschollen geltenden Meisterwerk "Der brennende Acker"1) (1922) neben Stars wie Eugen Klöpfer, Werner Krauß und Lya de Putti mit der zentralen Figur des Johannes Rog. Wladimir Gaidarow avancierte in kurzer Zeit in Deutschland zum neuen Leinwand-Idol, machte in Melodramen, Abenteuern und Kriminalgeschichten als "adonishafter Heroe"*) und "bleichgesichtiger Betörer"**) Furore. In der Dumas-Verfilmung "Der Mann mit der eisernen Maske"1) (1923, Regie: Max Glass) zeigte er sich mit der Doppelrolle des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. bzw. dessen angeblichen Zwillingsbruders, Albert Bassermann glänzte als Kardinal Mazarin. In Joe Mays vierteiligem kriminalistischen Gesellschaftsdrama "Tragödie der Liebe"2) (1922/23) tauchte er als André Rabatin auf, der unter Mordverdacht gerät und am Ende der Geschichte bei einem Handgemenge selbst sein Leben verliert. Filmpionier Joe May hatte den Streifen, "der in der Vollkommenheit alles bot, was der damalige Entwicklungsstand des Films erforderte"3), publikumswirksam besetzt, neben Gaidarow und May-Ehefrau Mia May spielten unter anderem Emil Jannings, Erika Glässner, Ida Wüst und Rudolf Forster, Filmdebütantin Marlene Dietrich zeigte sich ebenfalls mit einem kleinen Part.
Der Übergang zum Tonfilm gestaltete sich für Gaiderow wegen mangelnder Sprachkenntnisse in Deutschland problematisch. Er drehte lediglich noch zwei Filme, trat in Carl Froelichs Historiendrama aus der Zeit der napoleonischen Kriege "Luise, Königin von Preußen"1) (1931) neben Stummfilmstar Henny Porten (Königin Luise) als russischer Zar Alexander I. und Verbündeter des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. (Gustaf Gründgens) in Erscheinung, beendete dann seine Karriere in Deutschland mit der Hauptrolle des Violinvirtuosen Mario Orbeliani in James Bauers psychologischen Kriminalfilm "Nachtkolonne" (1932) als Partner von Olga Tschechowa. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging Gaidarow 1933 mit seiner Frau Olga Gsowskaja zurück in die Sowjetunion und ließ sich ein Jahr später in Leningrad (heute: Sankt Petersburg) nieder. Hier konzentrierte er sich nach anfänglichen Schwierigkeiten wieder auf seine Arbeit am Theater, gehörte ab 1938 drei Jahrzehnte lang zum Ensemble des "Puschkin-Theaters" (heute: "Alexandrinski-Theate"); darüber hinaus hielt er mit seiner Frau Lesungen ab und veranstaltete literarische Vorträge. Nur noch sporadisch ließ er sich vor die Kamera locken, erwähnenswert ist seine Verkörperung des Generalfeldmarschalls Friedrich Paulus1) in Vladimir Petrovs zweiteiligem, monumentalen propagandistischen Kriegsdrama "Die Stalingrader Schlacht" (1949, Stalingradskaja bitwa), für die er 1950 mit dem "Stalinpreis"1) ausgezeichnet wurde. Der einstige Stummfilmstar und 1940 als "Volkskünstler der RSFSR"1) geehrte Schauspieler Wladimir Gaidarow starb am 17. Dezember 1976 im Alter von 83 Jahren in Leningrad (Sowjetunion). Rund zehn Jahre zuvor hatte er seine Memoiren veröffentlicht. |
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Quellen (unter anderem*)): Wikipedia, www.cyranos.ch, www.film-zeit.de | ||||
*) Weitere Quelle:
Kay Weniger: "Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben
".
Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933
bis 1945: Eine Gesamtübersicht (Verlag Acabus, 2011, S. 180) **) Quelle: www.cyranos.ch Link: 1) Wikipedia, 2) Murnau Stiftung, 4) filmportal.de 3) Quelle: Wikipedia: Artikel zu Joe May Lizenz Fotos Wladimir Gaidarow (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers. |
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