Maria Matray
Maria Solveg (Maria Matray) um 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: Wikipedia; Ross-Karte Nr. 4182/1; Lizenz: gemeinfrei Die Schauspielerin und Choreografin Maria Solveg, die später als Drehbuch-Autorin unter dem Namen Maria Matray äußerst erfolgreich war, erblickte am 14. Juli 1907 in dem Dorf Niederschönhausen1) (bei Berlin, heute Ortsteil von Berlin-Pankow) das Licht der Welt. Sie war die jüngste von vier Töchtern des Oberingenieurs und späteren Direktors bei der AEG Georg Stern1) (1867 – 1934) und dessen Ehefrau Lisbeth (geb. Schmidt, 1870 – 1963); deren ältere Schwester, die berühmte Bildhauerin und Malerin Käthe Kollwitz1) (1867 – 1945) war Marias Tante. Marias Schwestern ergriffen ebenfalls darstellerische Berufe, Johanna Hofer (1896 – 1988), seit 1924 mit dem legendären Fritz Kortner (1892 – 1970) verheiratet, wurde eine renommierte Theater- und Filmschauspielerinnen. Auch Schwester Gregola war Theaterschauspielerin und trat unter dem Künstlernamen "Regula Keller" auf, Katharina Stern (1897 – 1983) machte sich unter dem Namen "Katta Sterna"1) einen Namen als Tänzerin und stand auch sporadisch vor der Filmkamera.
Maria Stern erhielt schon früh Ballettunterricht, besuchte zunächst eine höhere Töchterschule, später eine Realschule, die sie bereits 1921 verließ, um eine künstlerische Karriere zu starten. Die erst 14-Jährige ging als Tänzerin in einer Produktion der "Internationalen Pantomimengesellschaft" des ungarischen Choreographen, Schauspielers und Regisseurs Ernst Matray (1891 – 1978), den sie 1927 nach dessen Scheidung von der Schauspielerin Greta Schröder auch heiratete, auf eine ausgedehnte Tournee, die sie durch Europa bis nach Südamerika führte; unter anderem trat sie auch am Londoner "Palladium"1) auf.
  
Maria Solveg (Maria Matray) um 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikipedia; Ross-Karte Nr. 4182/1; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Bei den "Salzburger Festspielen"1) war sie ebenfalls zu erleben:
(Quelle: archive.salzburgerfestspiele.at; fremde Links: Wikipedia)
Unter dem Künstlernamen Namen "Maria Solveg" begann sie zudem eine beachtliche, wenn auch eher kurze Filmkarriere und trat erstmals in dem stummem Streifen "Der letzte Deutschmeister" (1923) gleich mit einer Hauptrolle auf der Leinwand in Erscheinung. Danach spielte sie regelmäßig in weiteren Stummfilm-Produktionen, mimte meist "moderne und natürliche, aber auch verträumte, anmutige, junge Mädchen voller Grazie und Zartheit"*) wie beispielsweise das Evchen in Ludwig Bergers "Der Meister von Nürnberg"1) (1927) neben Rudolf Rittner1), der den Schuster Hans Sachs1) spielte. "Mit großer Starbesetzung verfilmte Ludwig Berger die Hans-Sachs-Erzählung, auf der das berühmte Libretto aus den "Meistersingern von Nürnberg"1) von Richard Wagner1) beruht." notiert unter anderem das "Deutsche Filmminstitut".
  
Maria Solveg als Evchen in dem Stummfilm "Der Meister von Nürnberg" von Ludwig Berger ("Phoebus-Film", 1926/1927); Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000826) aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film"  von Dr.Oskar Kalbus (Berlin 1935, S. 81) bzw. Ross-Verlag 1935; Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf; Quelle: www.deutschefotothek.de

Maria Solveg als Evchen in dem Stummfilm "Der Meister von Nürnberg"
von Ludwig Berger1) (Berliner "Phoebus-Film", 1927)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000826) aus
"Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film"
 von Dr. Oskar Kalbus1) (Berlin 1935, S. 81) bzw. Ross-Verlag 1935
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

  
Nach Stummfilmen wie "Die Lindenwirtin am Rhein" (1927) oder "Vererbte Triebe: Der Kampf ums neue Geschlecht" (1929) schaffte Maria Solveg den Übergang zum Tonfilm problemlos, war beispielsweise neben Luis Trenker die junge Christine in Mario Bonnards1) kriminalistisch-abenteuerlichem Bergdrama "Der Sohn der weißen Berge"1) (1930), bei dem Trenker als Co-Regisseur fungierte und unter anderem zusammen mit Walter Schmidtkunz1) die Geschichte geschrieben hatte.
Maria Solveg (Maria Matray) um 1929; Urheberr: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: www.cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei In der frühen "Sissi"-Verfilmung "Elisabeth von Österreich"1) (1931) tauchte sie neben den Protagonisten Lil Dagover (Elisabeth1)) und Paul Otto (Kaiser Franz Joseph I.1)) als Friseurin am Wiener "Burgtheater"1) und Vertraute Elisabeths Fanny Angerer (verheiratete Franziska Feifalik1)) auf, welche als die Schöpferin der damals beliebten "Steckbrief-Frisur"1) gilt. Maria Solveg zeigte sich beispielsweise in der Komödie "Der Hochtourist"2) (1931) oder in der von Carl Lamac in Szene gesetzten, spannenden Wallace-Verfilmung "Der Hexer"1) (1932), wo sie als Sekretärin Mary Lenley bzw. Jugendfreundin des Inspektors Wenbury (Paul Richter) in die Machenschaften des dubiosen Rechtsanwaltes Maurice Meister (Fritz Rasp) verwickelt wird. Mit Géza von Bolvárys1) Verwechslungs-Lustspiel "Ein Mann mit Herz" (1932) und Partnerin von Gustav Fröhlich verabschiedete sich Maria Solveg als Darstellerin von der Leinwand → Übersicht Filme als Darstellerin
  

Maria Solveg (Maria Matray) um 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: www.cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Seit 1927 hatte die inzwischen verheiratete Maria Matray zudem ihre Arbeit für die Bühne intensiviert, überzeugte beispielsweise bei den "Salzburger Festspielen" in Max Reinhardts berühmten Inszenierung von Shakespeares "Ein Sommernachtstraum"1) als Elfenkönigin Titania bzw. Hermia. Sie gestaltete Rollen in Hofmannsthals "Jedermann"1), in Büchners "Dantons Tod"1), in Goldonis "Der Diener zweier Herren"1), in Schillers "Kabale und Liebe"1), in Tolstois "Der lebende Leichnam" oder in Ibsens "Gespenster"1) – oft an der Seite ihres Ehemannes Ernst Matray.
Mit Matray war sie auch maßgeblich an der Entwicklung von Choreografien beteiligt, nach einem letzten Auftritt des "Matray-Balletts" Ende 1933 im Berliner "Ufa-Palast am Zoo"1) verließ das jüdische Ehepaar Nazi-Deutschland und emigrierte über Frankreich und England Mitte der 1930er Jahre in die USA; laut Kay Weniger*) kamen sie am 17. September 1936 in Amerika an und lebten in Los Angeles; 1940 erhielt Maria Matray die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.*)
In den USA arbeiteten die Eheleute unter anderem als Choreografen für Revue-Truppen, auf Vermittlung von Wilhelm Dieterle und Reinhold Schünzel waren beide ab 1939 auch für die Choreografie bzw. Tanzszenen einiger Hollywood-Produktionen zuständig, so unter anderem für Wilhelm Dieterles Literaturverfilmung "Der Glöckner von Notre-Dame"1) (1939, "The Hunchback of Notre Dame") mit Charles Laughton und Maureen O’Hara, Reinhold Schünzels musikalische Romanze "Balalaika"1) (1939) mit Nelson Eddy1) und Ilona Massey1) oder Victor Flemings "Dr. Jekyll and Mr. Hyde"-Verfilmung "Arzt und Dämon"1) (1941, "Dr. Jekyll and Mr. Hyde") mit Spencer Tracy und Ingrid Bergman. Maria Matray fand auch eine Betätigung als Regie-Assistentin in der "Faust"1)-Inszenierung von dem ebenfalls in die USA emigrierten Max Reinhardt1), die 1938 auf der Freilichtbühne des "Pilgrimage Theatre" in Hollywood und in San Francisco aufgeführt wurde.
 

Maria Solveg (Maria Matray) 1927
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora1) (1881–1963) / Arthur Benda1) (1885–1969)
Datierung: 10.06.1927
© ÖNB / Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204854-D)

Maria Solveg (Maria Matray) 1927; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora1) (1881–1963) / Arthur Benda1) (1885–1969); Datierung: 10.06.1927; Copyright ÖNB / Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204854-D)
Bis 1945 war das Ehepaar an mehr als 20 Kino-Produktionen beteiligt, nach Kriegsende lieferte Maria Matray zusammen mit Arnold Lippschitz1) alias Arnold Philips (1901 – 1952) für den Krimi "Murder in the Music Hall" (1946) ihr erstes Drehbuch ab, geschrieben nach deren gleichnamigem Roman. Fortan widmete sie sich dem Schreiben, zunächst der Bearbeitung von Theaterstücken wie Molieres Ballettkomödie "George Dandin"1) und der Opera buffa "Pariser Leben"1) von Jacques Offenbach1), welche Ernst Matray 1954 in Hamburg am "Deutschen Schauspielhaus"1) zur Aufführung brachte. 1953 war das Ehepaar Matray nach Europa zurückgekehrt und hatte sich in Zürich niedergelassen, nur zwei Jahre später trennte sich Ernst Matray von seiner Frau, reiste wieder in die USA und arbeitete weiter als Choreograf; 1962 erfolgte die offizielle Scheidung. 
Maria Matray startete eine erfolgreiche Karriere als Drehbuch-Autorin, es entstanden eine Vielzahl von Kinofilmen, Fernsehspielen und TV-Serien, deren Drehbücher sie ab 1956 bis zu dessen Tod meist zusammen mit
Answald Krüger1) (1918 – 1977) verfasste. Auch mehrere Theaterstücke wie die Komödien "Farben und Lacke" (1959) und "Der Akrobat" (1963) oder Romane wie beispielsweise "Das Attentat: Der Tod der Kaiserin Elisabeth in Genf" (1970) und "Die Liebenden – George Sand und Frédéric Chopin"1) (1977) stammen aus der Feder dieser erfolgreichen Autoren-Gemeinschaft. Zusammen mit Krüger entstanden Drehbücher für Kinofilme wie "Die schöne Lügnerin"1) (1959, mit Romy Schneider) oder "Die glücklichen Jahre der Thorwalds"1) (1959), hauptsächlich erregten sie jedoch durch dokumentarische, mehrfach ausgezeichnete ZDF-Fernsehspiele Aufmerksamkeit, die sich durch sorgfältige Recherche auszeichneten. Zu nennen sind etwa "Der Fall Harry Domela"3) (1965), mit Hanns Lothar als Hochstapler Harry Domela1), der Dreiteiler "Affäre Dreyfus"3) (1968) mit Karl-Michael Vogler als Hauptmann Alfred Dreyfus1), "Der Hitler/Ludendorff-Prozeß"1) (1971) über den Hitler-Prozess1) gegen Adolf Hitler1) und weitere Angeklagte nach dem gescheiterten Hitler-Ludendorff-Putsch1) oder "Wie starb Dag Hammarskjöld?" (1975), in dem sich ein fiktiver Untersuchungsausschuss mit dem ungeklärten Flugzeugabsturz am 17. September 1961 befasst, bei dem der damalige Uno-Generalsekretär Dag Hammarskjöld1) ums Leben kam. Für das Doku-Drama "Bernhard Lichtenberg"3) (1965) mit Paul Verhoeven in der Titelrolle des katholischen Priesters und mutigen Widerstandskämpfers Bernhard Lichtenberg1), der dem Nazi-Terror zum Opfer fiel, wurden Matray/Krüger beim IX. Internationalen Katholischen Fernsehwettbewerb "Concours Unda 1966" mit der "Silbernen Taube" prämiert. Zwei Jahre zuvor hatten Matray/Krüger den "DAG-Fernsehpreis" für "Der Prozeß Carl von O."3) (1964) mit Rolf Henniger1) als Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky1)) erhalten, 1965 folgte der "DAG-Fernsehpreis" (2. Preis) für "Der Fall Harry Domela"; weitere "DAG-Fernsehpreise in Silber" erhielten sie für "Der Senator" (1968) mit Siegfried Wischnewski als Senator Joseph McCarthy1) und "Der Hitler/Ludendorff-Prozeß" (1971).
Auch für etliche Episoden populären Krimiserien wie "Das Kriminalmuseum" (1963–1968) oder Sonderdezernat K 1 (ab 1972) schrieben beide spannende Geschichten; siehe die ausführliche Liste der TV-Arbeiten bei krimilexikon.de. Nach Krügers Tod am 5. Januar 1977 setzte Maria Matray ihre Drehbuch-Arbeit mit wechselnden Co-Autoren fort → Übersicht als Arbeiten als Autorin (Auszug).
Die erfolgreiche Schauspielerin, Choreografin und Drehbuchautorin Maria Matray starb am 30. Oktober 1993 im Alter von 86 Jahren in München, wo sie seit Anfang der 1960er Jahre lebte. Die letzte Ruhe fand sie in einem anonymen Grab auf dem Münchener Waldfriedhof1) (Gräberfeld 421).
Kurz nach Matrays Tod erschien im Münchener "Langen Müller"-Verlag ihre Autobiografie "Die jüngste von vier Schwestern: Mein Tanz durch das Jahrhundert". Von Prof. Dr. Burcu Dogramaci, seit April 2009 Professorin für Kunstgeschichte an der Münchener "Ludwig-Maximilians-Universität"1), stammt der Aufsatz "Drei Schwestern – die Schauspielerinnen Maria Solveg, Katta Sterna und Johanna Hofer zwischen Kaiserreich und Emigration" (in: Zeitschrift "Exil", H. 1, 2003, S. 62–77 und "Exil", H. 2, 2003, S. 5–19).
In Berlin-Karlshorst1) (Wohngebiet Carlsgarten) erinnert die "Maria-Matray-Straße" an die vielseitige Künstlerin.
Die Berliner "Akademie der Künste"1) verwaltet den schriftlichen Nachlass bzw. das "Filmarchiv Maria Matray", unter anderem mit Rollen- und Szenenfotos zu ihren Film- und Theaterrollen, Werbematerial und Kritiken zu ihren Fernsehproduktionen sowie das Manuskript ihrer Autobiografie "Die jüngste von vier Schwestern" → www.adk.de.

Maria Solveg (Maria Matray) um 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: virtual-history.com; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Maria Solveg (Maria Matray) um 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: virtual-history.com; Lizenz: gemeinfrei
Quellen (unter anderem*)): Wikipedia, cyranos.ch, krimilexikon.de;
Siehe auch deutsches-filmhaus.de
Fotos bei virtual-history.com, filmstarpostcards.blogspot.com
*) Kay Weniger: "Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben…". Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht (Hamburg, ACABUS Verlag 2011, S. 466/467)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Murnau Stiftung,  3) Die Krimihomepage
Lizenz Foto Maria Solveg/Maria Matray (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
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Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, Die Krimihomepage, fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de)
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