Der Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter Hermann Wlach wurde am 11. August 1884 als Armin Wlach in der österreichischen Hauptstadt Wien1) geboren. Ausgebildet zwischen 1902 und 1904 am "Wiener Konservatorium" (heute: Universität für Musik und darstellende Kunst Wien1)), trat Wlach anschließend auf Empfehlung von Albert Steinrück sein erstes Engagement am Berliner "Schillertheater"1) an.
Hermann Wlach um 1920; Urheberr: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: Wikimedia Commons; Photochemie-Karte Nr. 152; Lizenz: gemeinfrei Nach einem kurzen Intermezzo am Wiener "Theater in der Josefstadt"1) (1906/07) ging der Schauspieler erneut nach Berlin und wirkte zwischen 1907 und 1910 am "Hebbel-Theater"1). Dann zog es Wlach nach Hamburg an das dortige "Deutsche Schauspielhaus"1), wo er drei Jahre lang vornehmlich als jugendlicher Held besetzt wurde und zusammen mit Maria Orska (1893 – 1930) zu einem der Stars des Ensembles avancierte. Zurück in Berlin (1913–1916) machte sich Wlach auch hier an verschiedenen Bühnen einen Namen als herausragender Charakterdarsteller, so am "Kleinen Theater"1), dem "Lessingtheater"1) und unter der Intendanz von Max Reinhardt1) am "Deutschen Theater"1). Bis 1924 stand Wlach dann wieder am "Hamburger Schauspielhaus" auf der Bühne, wo er auch erstmals einige Stücke inszenierte. Nach einer erneuten Verpflichtung am "Deutschen Theater" in Berlin, wurde Wlach zur Spielzeit 1925/26 von Intendant Francesco Sioli1) als Oberspielleiter an das "Nationaltheater Mannheim"1) berufen, wechselte dann zur Spielzeit 1926/27 an das "Salzburger Landestheater"1) sowie ab 1927 für zwei Jahre als künstlerischer Leiter an das "Schauspielhaus Zürich"1), dass sich damals seit 1926 im Besitz des ehemaligen Weinhändlers Ferdinand Rieser1) (1886 – 1947) befand und von diesem als Privattheater geführt wurde.
  
Hermann Wlach um 1920
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikimedia Commons; Photochemie-Karte Nr. 152
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
In Zürich eröffnete Wlach seine Spielzeit mit der Inszenierung des Schiller-Trauerspiels "Kabale und Liebe"1), weitere viel beachtete Regie-Arbeiten waren seine deutschsprachige Erstaufführung der Komödie "Robert und Marianne" von Paul Géraldy1) im September 1927 sowie die dramatische Legende "Paulus unter den Juden" von Franz Werfel1) im Dezember 1929, wo er selbst die Rolle des Rabbi Gamaliel gestaltete. Wenig später wurde Wlach wegen Differenzen von Ferdinand Rieser entlassen und ging erneut nach Berlin, wo er unter anderem Anfang November 1931 am "Deutschen Theater" in einer Inszenierung von Heinz Hilpert1) als Beichtvater in der Uraufführung des Stücks "Geschichten aus dem Wienerwald"1) von Ödön von Horváth1) in Erscheinung trat. Eine weitere Station von Wlachs Theaterwirken wurde Salzburg1), wo er 1932/33 am "Stadttheater" die Leitung übernahm. Auf Druck der örtlichen NSDAP1)-Organisation musste er jedoch die Direktion aufgeben und emigrierte in die Schweiz nach Zürich. 1938 stand er mit dem Vermerk "vermutlich nichtarisch" auf einer die Vorgänge seit 1933 zusammenfassenden Ausschluss-Liste der "Reichsfilmkammer"1).
 
Am "Schauspielhaus Zürich"1) gehörte Wlach wie etliche aus Nazi-Deutschland geflohene Kollegen ab 1933 für Jahrzehnte zum Ensemble und gestaltete sowohl klassische Figuren als auch Rollen in Stücken der Moderne. Zu seinen bedeutenden Interpretationen zählten unter anderem der Nestor in Oskar Wälterlins1) Inszenierung des Shakespeare-Dramas "Troilus und Cressida"1) (Premiere: 01.09.1938), unter der Regie von Leopold Lindtberg1) der Feldhauptmann in der Uraufführung1) (19.04.1941 des Schauspiels "Mutter Courage und ihre Kinder"1) von Bertolt Brecht1) mit Therese Giehse in der Titelrolle, der Violinspieler Hans Weiring in der Tragikomödie "Liebelei"1) von Arthur Schnitzler1)
(Premiere: 29.01.1942; Regie: Karl Paryla), der Garde-Hauptmann Belzanor in dem historischen Schauspiel "Caesar und Cleopatra" von George Bernard Shaw1) (Premiere: 16.01.1943; Regie: Leopold Lindtberg) oder der Vater Bernd in dem naturalistischen Drama "Rose Bernd"1) von Gerhart Hauptmann1) (Premiere: 26.01.1945; Regie: Leonard Steckel) – um nur Einiges aus Wlachs vielfältigem Repertoire zu nennen.
Auch nach Kriegende blieb das "Zürcher Schauspielhaus" bis zu seiner Pensionierung Wlachs künstlerische Heimat, an seinem 70. Geburtstag am 11. August 1954 stand der Charaktermime mir der Titelrolle in dem Lessing-Drama "Nathan der Weise"1) auf der Bühne, eine Figur, mit der er seit 1951 das Publikum zu beeindrucken wusste und die wohl zu seinen nachhaltigsten schauspielerischen Leistungen zählte. Zu seinen herausragenden Rollen zählte seit der Premiere am 27. Juni 1957 auch der blinde Seher Teiresias1) in der deutschsprachigen Erstaufführung des Stücks "Die Alkestiade" ("The Alcestiad, or, A Life in the Sun") von Thornton Wilder1) in einer Inszenierung von Leopold Lindtberg1) mit Gustav Knuth als Herakles1). So notierte unter anderem www.zeit.de: "Gustav Knuth spielt das herrlich! Den Kraftprotzen mit der geheimen Lebensangst, die Unsicherheit in der Souveränität. Herrmann Wlach als verkalkter Teiresias: hinreißend. Von den anderen zu erwähnen: der junge Wolfgang Stendar1) als Hirte, der vielleicht die schönsten Worte über das Verhältnis des Menschen zu Gott zu sagen hat. König Admetos1) hat eigentlich nicht mehr zu tun, als dazustehen und Alkestis1) ihre Stichworte zu geben. Deren Rolle ist so ungeheuer schwer, weil sie vom jungen Mädchen bis zur alten Frau führt. Maria Becker spielt die alte Frau erstaunlich schlicht, ohne jeden Versuch des Chargierens." Im darauffolgenden Jahr sah man Wlach als Vater William Nightingale1) in der von Karlheinz Streibing2) inszenierten, vom Publikum gefeierten Uraufführung (21.06.1958) des Schauspiels "Die Lady mit der Lampe" von Elsie Attenhofer1), mit dem die Autorin in sechs literarisch gehaltenen Bildern das Leben der berühmten Florence Nightingale1) thematisiert, unter der Regie von Oskar Wälterlin1) interpretierte er den alten Miller in dem Schilller-Drama "Kabale und Liebe"1) sowie einmal mehr für Leopold Lindtberg den Philemon1) in Goethes "Faust II"1). Als Regisseur hinterließ er seine Handschrift bei der Uraufführung (04.03.1948) des an die gleichnamige Hymne1) des Kantons Bern1) angelehnten Stücks "Berner Marsch" von Marcel Geros2) → Wirken am Theater bei tls.theaterwissenschaft.ch.
 
Seit Mitte der 1910er Jahre trat Wlach, der sich in erster Linie dem Theater verpflichtet fühlte, mit prägnanten Nebenrollen in verschieden Stummfilm-Produktionen, überwiegend kriminalistischen Geschichten in Erscheinung, sein Leinwanddebüt gab er (laut IMDb) in Max Macks1) kurzem Streifen "Der Schuß im Traum" (1915) neben Friedrich Fehér.
Es folgten Auftritte in Filmen wie in dem Krimi "Sein schwierigster Fall"1) (1915) mit Max Landa als Detektiv Joe Deebs1) oder das von Joe May1) mit Ehefrau Mia May gedrehte Melodram "Die Sünde der Helga Arndt "1) (1916). In "Der Fall Hoop"1) (1916) aus der "Rat Arnheim"1)-Reihe mimte er neben Protagonist Wolfgang Neff1) als Detektiv (Krimial)Rat Arnheim den Phil Obrynd, einen Verdächtigen in "Aussage verweigert" (1916) und führte zudem selbst Regie. In der Berg-Tragödie "Der Weisse Tod" (1916) zeigte er sich neben Erna Morena und Heinz Salfner, tauchte dann nach längerer Pause in der von E. A. Dupont1) in Szene gesetzten, spannenden Geschichte "Whitechapel"1) (1920) mit dem Untertitel "Eine Kette von Perlen und Abenteuern" als Verbrecher Baron Jac auf. Bis 1923 war Wlach immer mal wieder in weiteren Stummfilmen präsent, beispielsweise unter der Regie von Jap Speyer1) als Detektiv Tom Hood in "Die rote Nacht" (1921) oder als Lord O'Conell, Freund des Herzogs Percy von Glauburne (Ernst Hofmann), in dem Abenteuer "Jimmy, ein Schicksal von Mensch und Tier"3) (1923), jeweils mit Jaaps Ehefrau Mia Pankau in der weiblichen Hauptrolle. Wlachs letzte Arbeit für den Stummfilm war das Spionage-Drama "Mata Hari, die rote Tänzerin"1) (1927), das Friedrich Fehér mit Ehefrau Magda Sonja in der Titelrolle der legendären Mata Hari1) und Mathias Wieman als Bauernbursche Grigori realisierte, in den sich die attraktive Tänzerin und spätere Spionin verliebt → Übersicht Stummfilme.

Hermann Wlach vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: www.flickr.com; Photochemie-Karte Nr. 153
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Hermann Wlach vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: www.flickr.com; Photochemie-Karte Nr. 153; Lizenz: gemeinfrei
Therese Giehse als Ida Herz mit Hermann Wlach als Julius Herz in "Der 10. Mai" (1957); Quelle: cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich",mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich); Copyright Praesens-Film AG Danach folgten nur noch zwei Tonfilme, jeweils unter der Regie von Richard Oswald1): In dem Historien-Streifen "1914, die letzten Tage vor dem Weltbrand"1) (1931) verkörperte er den Staatssekretär des Äußeren Gottlieb von Jagow1), in der Adaption "Der Hauptmann von Köpenick"1) (1931) nach dem gleichnamigen Theaterstück1) von Carl Zuckmayer1) mit Max Adalbert als Schuster Wilhelm Voigt1) trat er lediglich mit dem kleinen Part eines Entlassungsbeamten in Erscheinung.
Erst im fortgeschrittenen Alter übernahm Wlach noch einmal eine Aufgabe für den Kinofilm und stand für das von Franz Schnyder1) inszenierte, in Zürich spielende Flüchtlingsdrama "Der 10. Mai"1) (1957) vor der Kamera.

Foto: Therese Giehse als Ida Herz und Hermann Wlach
als Julius Herz in dem Spielfilm "Der 10. Mai" (1957)
Quelle: cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich",
mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich)
© Praesens-Film AG
Letztmalig sah man Wlach im Fernsehen, als Altknecht Hauffe gehörte er zur Besetznng des von Kurt Hirschfeld1) am "Schauspielhaus Zürich"1) mit Walter Richter in der Titelrolle inszenierten, sozialkritischen Dramas "Fuhrmann Henschel"1) von Gerhart Hauptmann1), eine TV-Ausstrahlung im Oktober 1962 erlebte er nicht mehr → Übersicht Filmografie.
   
Hermann Wlach, der zudem als Schauspiellehrer am "Bühnenstudio Zürich"2) tätig war, starb am 28. Januar 1962 im Alter von 77 Jahren im Schweizerischen Zollikon1) (Kanton Zürich1)).
Quellen (unter anderem): Wikipedia sowie "Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters"*)
Kay Weniger
: "Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben…"**) sowie
tls.theaterwissenschaft.ch; siehe auch cyranos.ch
*)  Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933 – 1945; Herausgeber: Frithjof Trapp, Werner Mittenzwei, Henning Rischbieter, Hansjörg Schneider;
Band 2: Biographisches Lexikon der Theaterkünstler von Frithjof Trapp, Bärbel Schrader, Dieter Wenk, Ingrid Maaß (Teil 2, L-Z; K G  Saur, München 1999)
**) Kay Weniger: "'Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …". Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht." (ACABUS-Verlag, Hamburg 2011, S: 546/547)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) tls.theaterwissenschaft.ch, 3) filmportal.de
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Stummfilme Tonfilme / Fernsehen
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