Wie etliche ihrer Stummfilm-Kolleginnen entschied sich die am 24. August 1898
als Franziska Lucia Pfeiffer in Hannover geborene Schauspielerin Esther Carena für einen wohlklingenden Künstlernamen. Das südländische
Pseudonym wählte sie, da ihre mit einem Deutschen verheiratete Mutter
eine gebürtige Spanierin war. Bevor Esther Carena eine Karriere als
Schauspielerin startete, hatte sie ein Medizinstudium begonnen, dass sie
jedoch bereits nach einem Semester abbrach. Stattdessen schloss sie sich
einer italienischen Akrobatentruppe an, trat mit pantomimischen
Einlage und Sketchen auf und sammelte so erste Bühnenerfahrungen.
Im Jahre 1916 kam sie nach Berlin und versuchte am Theater Fuß zu fassen,
was jedoch erfolglos blieb. Durch Vermittlung des schwedischen Schauspielers
und Filmpioniers Nils Chrisander1)
(1884 1947) kam Esther Carena zum Stummfilm und trat neben Chrisander
erstmals als
südamerikanische Varieté-Tänzerin in dem Melodram "Zwischen halb elf
und elf" (1916) auf der Leinwand in Erscheinung. Rasch konnte sich Esther Carena in
der Filmszene etablieren, wurde als Hauptdarstellerin in Melodramen, Abenteuern
sowie den beliebten Kriminalgeschichten von den renommierten Regisseuren jener
Jahre besetzt und avancierte bald zum Publikumsliebling. Sie selbst
beurteilte ihren Einstieg ins Filmgeschäft folgendermaßen: "Es war zuerst der leichte Verdienst,
der mich reizte, aber nach und nach sah ich ein, daß
man auch auf der Leinwand künstlerische Wirkungen erzielen konnte, und so trat das Theater mehr und mehr in
den Hintergrund und mein Interesse für alles, was mit der Kunst des Kinos zusammenhängt, wuchs von Film zu Film.
Ohne mich überheben zu wollen, gelang es mir, dank meiner äußeren Erscheinung,
meines eigenartigen Typs und einer gewissen darstellerischen Eigennote, ziemlich schnell vorwärts zu kommen."*)
Foto: Esther Carena vor 1924
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder2)
(1888 1929)
Quelle: Wikimedia Commons; Wolff-Karte (unnummeriert);
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Esther Carena, die ihre Film-Kostüme meist selbst entwarf, stand unter
anderem für Harry Piel1) vor der Kamera und drehte mit ihm die
Detektivgeschichten "Der stumme Zeuge"2) (1916), "Zur Strecke gebracht"2) (1917),
"Um eine Million"2) (1917) und "Das amerikanische Duell"2) (1918),
jeweils mit Aruth Wartan2) als
Detektiv Kelly Brown. Neben Ernst Reicher1)
als Stuart Webbs tauchte sie in "Die Peitsche"2) (1916; Regie: Adolf Gärtner)
und "Die Geisterjagd"2) (1918; Regie: Johannes Guter) auf, an der
Seite von Harry Liedtke1)
als Joe Deebs in Joe Mays "Die Hochzeit im
Exzentric-Club"2) (1917).
Über fünfzehn stumme Melodramen mit kassenträchtigen Titeln entstanden unter
der Regie von Eugen Illés2),
beispielsweise "Geflüster des Teufels" (1919), "Die von der Liebe leben" (1919),
"Frauen, die nicht heiraten sollten" (1919), "Leben und Lüge" (1920), "Der Schrei des Gewissens" (1920),
"Die Liebe der Sklavin" (1920), "Seelen im Sturm" (1920), "Von Stufe zu Stufe bis in den Tod" (1920) oder
"Die ihr Glück verkennen" (1921). Auch in der dramatischen
Geschichte "Wenn Columbine winkt" (1920) um Leben und Tod der
der Columbine Loo war Esther Carena die tragische Heldin. Nur vereinzelt
wirkte die Schauspielerin in Lustspielen mit, unter anderem in "Liebe in allen Ecken" (1916)
und in der ganz auf Paul Heidemann1)
zugeschnittenen Geschichte "Paulchen, der Mohrenknabe"2) (1917).
Foto: Esther Carena vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder2)
(1888 1929)
Quelle: www.cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Anfang der 1920er Jahre endete die Zusammenarbeit mit Eugen Illés, Esther Carena drehte nun
mit Filmemachern wie Willy Zeyn sen.2),
Fred Sauer2)
oder Wolfgang Neff2)
und blieb bis zuletzt dem melodramatischen Genre
verhaftet. Letztmalig übernahm sie in dem Abenteuer "Auf gefährlichen Spuren"2) (1924,
auch "Harry Piel in falschem Verdacht") von und mit Harry Piel die
kleinere Rolle der Gitty, Hausmädchen eines Ex-Fürsten (Gustav Oberg).
Danach zog sich Esther Carena vom Filmgeschäft zurück, 1924 hatte sie den Filmarchitekten
bzw. Produzenten Franz Schroedter2)
(1897 1868) geheiratet und widmete sich nun ihrem Familienleben.
Der einstige Stummfilmstar Esther Carena starb am 26. Januar 1972 in Hamburg im Alter von 73 Jahren.
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Quellen (unter anderem): Wikipedia,
www.cyranos.ch
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*) Text aus "Esther Carena Interview" bei sophie.byu.edu
("Die Frau im Film", Verlag Altheer & Co., Zürich 1919)
Link: 1) Kurzportrait innerhalb dieser HP, 2) Wikipedia
Lizenz Foto Esther Carena (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil
ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die
Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren
Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod
des Urhebers.
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Stummfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie www.earlycinema.uni-koeln.de (Link:
Wikipedia, Kurzportrait innerhalb dieser HP, filmportal.de)
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- 1920: Der Schrei des Gewissens (Regie: Eugen Illés)
- 1920: Leben und Lüge / Komödie des Lebens (Regie: Eugen
Illés)
- 1920: Manegerausch (Regie: Eugen Illés)
- 1920: Seelen im Sturm (Regie: Eugen Illés)
- 1920: Hüte Dich (Regie: Eugen Illés)
- 1920: Der Sünde Sold (Regie: Eugen Illés)
- 1920: Von Stufe zu Stufe bis in den Tod (Regie: Eugen
Illés)
- 1920: Wenn Columbine winkt (Regie: Eugen Illés)
- 1921: Weib und Palette (Regie: Johannes Guter)
- 1921: Die ihr Glück verkennen (Regie: Eugen Illés)
- 1921: Die Diktatur der Liebe (Regie: Willy Zeyn sen.)
- Teil 1: Die böse Lust
- Teil 2: Die Welt ohne Liebe
- 1921: Das neue Paradies (Regie: Willy Zeyn sen.)
- 1921: Das Haus in der Weichselgasse (Regie: Willy Zeyn sen.)
- 1921: Die Bettlerprinzessin (Regie: John
Drake)
- 1921: Die Schuldige (Regie: Fred
Sauer)
- 1922: Die Königin von Whitechapel (Regie: Wolfgang
Neff)
- 1922: Die Silbermöve (Regie: Fred Sauer)
- 1922: Die Zigarettengräfin (Regie: Wolfgang Neff)
- 1922/23: Raffiniere Frauen (Regie: Paul Heidemann/Eugen Holstein)
- 1923: Der Frauenkönig (Regie: Jaap
Speyer)
- 1923: Im Schatten der Moschee (Regie: Walter Richard Hall)
- 1923: Die Frau aus dem Orient (Regie: Wolfgang Neff)
- 1924: Das Herz der Lilian Thorland (Regie: Wolfgang Neff)
- 1924: Auf gefährlichen Spuren
(Regie: Harry Piel)
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