Der Tenor, Schauspieler und Filmpionier Rudolf del Zopp wurde am 3. März 1861 Sohn des Rauchfangkehrers Joseph Martin Maria Del Zopp († 02. 08.1884; Alter: 62) in der österreichischen Hauptstadt Wien1) geboren. Zunächst verschrieb er sich als darstellender Künstler ganz der Bühne und sammelte erste Erfahrungen am "Sulkowskitheater"2), einer Art Probebühne für junge Talente, in Wien-Margareten1), wo er zur Spielzeit 1877/78 seinen Einstand als Schauspieler gab; sein Debüt als Sänger gab er 1886.
Nach frühen Engagements unter anderem im böhmischen Toeplitz1) (heute: Teplice, Tschechien), Karlsbad1) (heute: Karlovy Vary, Tschechien), Breslau1) (heute: Wrocław, Polen) und Bern1) (Schweiz) wirkte del Zopp an verschiedenen Theatern, so ab 1886 für zwei Jahre am "Theater Linz"1), zur Spielzeit 1888/89 wechselte er an das Berliner "Friedrich Wilhelmstädtische Theater" (heute "Deutsche Theater"1)). Dann ging er zurück in seine Geburtsstadt Wien und trat bis 1892 am "Theater an der Wien"1) auf. Weitere Stationen wurden das "Theater Klagenfurt"1) (1892/93), das "Theater am Gärtnerplatz"1) in München (1893/94), das "Stadttheater Innsbruck"1) (1894/95), das "Stadttheater Salzburg"1) (1895/96), das "Theater Preßburg"1) (1896/97; heute Bratislava1), Slowakei) sowie das in Siebenbürgen1) gelegene Theater Hermannstadt1) (1897–1899), heute Sibiu (Rumänien). Del Zopp gab zudem Gastspiele unter anderem in Prag1), erneut in Karlsbad und Linz sowie später in Berlin.

Rollenportrait von Rudolf del Zopp in der Operette "Die Gondolieri"1)
von Arthur Sullivan1) (Musik) und W. S. Gilberton1) (Libretto)
um 1890 am "Theater an der Wien", fotografiert von
Louis Zwickl (1859 – 1909) → regiowiki.at
Quelle: theatermuseum.at; Inv. Nr.: FS_PK256992alt
© KHM-Museumsverband; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0

Rollenportrait von Rudolf del Zopp in der Operette "Die Gondolieri" von Arthur Sullivan (Musik) und W. S. Gilberton (Libretto) um 1890 am "Theater an der Wien", fotografiert von Louis Zwickl (1859–1909); Quelle: theatermuseum.at; Inv. Nr.: FS_PK256992alt: Copyroght KHM-Museumsverband; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Während jener Jahre machte sich del Zopp vor allem als Interpret in Operetten einen Namen. So gestaltete er beispielsweise am 10. Januar 1891 am "Theater an der Wien" in der Uraufführung der  Operette "Der Vogelhändler"1) von Carl Zeller1) an der Seite des den Titelhelden darstellenden Alexander Girardi1) die Rolle des Grafen Stanislaus. Als Autor lieferte del Zopp zusammen mit dem Komponisten Eduard Czajanek die Königsberger Lokalposse "Die goldene Venus" ab, die am 8. August 1908 am "Luisentheater"3) im damals preußischen Königsberg1) (heute: Kaliningrad, Russland) zur Uraufführung gelangte.
Eine zweite Karriere startete der inzwischen über 40-jährige del Zopp Ende der 10er Jahre des vergangenen Jahrhunderts und wandte sich als Darsteller, Regisseur und Drehbuchautor der noch jungen, aufstrebenden Kinematographie1) zu. Sein erster nachweisbarer Auftritt in einem kurzen stummen Streifen datiert aus dem Jahre 1908, "Buchholzens Reise ins Hochgebirge" hieß die von Gustav Schönwald1) in Szene gesetzte, kleine humoristische Geschichte. Es folgten weitere, meist amüsante Kurzfilme mit Rudolf del Zopp als Hauptdarsteller oder in prägnanten Nebenrollen. Ab 1912 begann er zugleich – oft nach eigenen Drehbüchern – selbst zahllose Stummfilme zu inszenieren, in denen er verschiedentlich auch auftrat. Unter seiner Regie entstanden – meist bei der Berliner "Eiko-Film GmbH"4) – rund 80 Produktionen unterschiedlichen Genres, Melodramen, Abenteuer, Komödien und Kriminalgeschichten, vereinzelt auch nach Manuskripten, die von seiner zweiten Ehefrau Luise del Zopp1) stammten oder die er gemeinsam mit ihr verfasste.

Rudolf del Zopp in der Wiener Zeitschrift
"Der Humorist"1) (01.11.1897, Bd. 7, S. 4)
Quelle: Wikimedia Commons; Urheber: Ignaz Eigner1) (1854–1922);
digitalisiert von der Österreichischen Nationalbibliothek
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Rudolf del Zopp in der Wiener Zeitschrift "Der Humorist" (01.11.1897, Bd. 7, S. 4); Quelle: Wikimedia Commons; Urheber: Ignaz Eigner (1854-1922); digitalisiert von der Österreichischen Nationalbibliothek
Trotz seiner beeindruckenden Filmografie als Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor erwarb sich Rudolf del Zopp keinen solch cineastisch nachhaltigen Ruhm wie andere seiner Kollegen. Das mag auch daran liegen, dass er oftmals Darsteller/-innen vor die Kamera holte, die keinen Star-Status erlangten, etwa Helene Voss1), Hanne Brinkmann1), Manny Ziener oder Arthur Bergen, und heute fast gänzlich in Vergessenheit geraten sind. Zu seinen Regie-Arbeiten zählen beispielsweise die Geschichten "Die Dame in Schwarz"1) (1912) und "Die Mauritiusmarke"1) (1912) aus der mit Oskar Fuchs1) gedrehten Reihe "Aus dem Leben des Multimillionärs Lincoln", das Kriminaldrama "Das Rätsel von Sensenheim"1) (1915) mit Friedrich Zelnik, die Lustspiele "Die Austernperle"1) (1915) und "Sein erstes Kind"1) (1915) mit Harry Liedtke und Manny Ziener oder der Krimi "Die Bronzeschale"1) (1917) – um nur einiges zu nennen → Übersicht Stummfilme als Regisseur/Drehbuchautor.
  
Ab Anfang der 1920er Jahre ließen die Regie-Aufträge nach und Rudolf del Zopp arbeitete bis zu seinem Tod ausschließlich als Schauspieler. An frühen Stummfilmen, in denen er auftrat, seien das von Franz Hofer1) mit Manny Ziener gedrehte Lustspiel "Hurrah! Einquartierung!"1) (1913), und der Krimi "Wer ist der Täter?"1) (1913) genannt. Unter Hofers Regie entstand auch der Propagandastreifen "Deutsche Helden"1) (1914) und das Melodram "Kammermusik"1) (1915), in dem er sich als alter Diener zeigte. Kleinere Aufgaben übernahm er unter anderem in dem von Carl Froelich1) in Szene gesetzten Drama "Die Verführten"1) (1919) oder in der ebenfalls dramatischen Geschiche "Das Haus ohne Lachen"1) (1923), inszeniert von Gerhard Lamprecht1) mit Henrik Galeen1) in der Hauptrolle eines Haustyrannen. Als Lamprecht erstmals den Versuch unternahm, mit "Buddenbrooks"1) (1923) den komplexen, gleichnamigen Roman1) von Thomas Mann1) auf die stumme Leinwand zu bannen, gehörte auch Rudolf del Zopp als Konsul Kröger1), Vater der mit Konsul Jean Buddenbrook1) verheirateten Elisabeth Buddenbrook1) (Mathilde Sussin), zur Besetzung. In den Hauptrollen sah man Peter Esser1) als Senator Thomas Buddenbrook1), Mady Christians als dessen feinsinnige, spätere Gattin Gerda Arnoldsen1), Alfred Abel als den leichtlebigen Christian Buddenbrook1), Hildegard Imhof (1902 – 1946) als Tony Buddenbrook1) und Ralph Arthur Roberts als deren ersten Ehemann, den Bankrotteur Bendix Grünlich1). Nach dem Schauspiel von Stefan Zweig1) entstand das Drama "Das Haus am Meer"1) (1924) mit Asta Nielsen als Frau des Fischer Enrico (Grigori Chmara1)), wo del Zopp als Ohm (Onkel) in Erscheinung trat, in dem Streifen "Schiff in Not"1) (1925) zeigte er sich als der alte Uhl, als ein Obdachloser in dem von Gerhart Lamprecht "nach Erlebnissen" von Heinrich Zille1) realisierten Sozialdrama "Die Verrufenen"1) (1925). Seine letzten Arbeiten für den Stummfilm  waren ein kleiner Part in dem von Rudolf Meinert1) mit sich selbst als Patriot und Freiheitskämpfer Ferdinand von Schill1) gedrehten Historienfilm "Die elf Schillschen Offiziere"1) (1926) und die Figur des alten Werkmeisters Peters in Fred Sauers1) patriotischem Streifen "Deutsche Herzen am deutschen Rhein" (1926) → Übersicht Stummfilme als Darsteller.
 
Wenig später starb Rudolf del Zopp nach schwerer Krankheit am 31. Januar 1927 im "Krankenhaus Moabit"1) im Berliner Ortsteil Mohabit1) – wenige Wochen vor seinem 66. Geburtstag. Die letzte Ruhe fand er am 3. Februar 1927 auf dem "Wilmersdorfer Waldfriedhof Stahnsdorf"1) in Stahnsdorf1) nahe Berlin.
Der Tenor, Schauspieler und Filmpionier war in erster Ehe mit der Sopranistin Josefine Wiener (Bühnenname: Rakesch) verheiratet, später ehelichte er die Schauspielerin und Operetten-Sängerin Aloisia Theresia Johanna Luksch (= Luise del Zopp1)), mit der während seiner Engagements in Karlsbad und Toeplitz auf der Bühne gestanden hatte. "Luise del Zopp war eine vielbeschäftigte Drehbuchautorin in der Frühzeit des Kinos. Sie schrieb zwischen 1911 und 1915 mehr als 40 Drehbücher. Neben anderen Frauen zählt sie zu den frühen Filmpionierinnen, die aber leider heute fast alle vergessen sind." notierte die heute nicht mehr existierende Website film-zeit.de. Unter anderem stammten auch die Scripts zu den Stummfilmen "Im Glück vergessen" (1911) und "Adressatin verstorben"5) (1912) von ihr, in dem Ehemann Rudolf neben Henny Porten einen seiner frühen Leinwandauftritte hatte. Luise del Zopp überlebte ihren Ehemann um mehr als zwei Jahrzehnte, geriet nach dessen Tod jedoch in wirtschaftliche Schwierigkeiten und war auf finanzielle Unterstützung durch die Wohlfahrt bzw. Künstler-Kollegen angewiesen. Nach einem Schlaganfall starb sie am 9. Mai 1953 – fünf Wochen vor ihrem 82. Geburtstag – in Berlin im Hospital des "Waldkrankenhauses Spandau"1) → Kurzportrait zu Luise del Zopp auch bei deutsches-filminstitut.de und cyranos.ch.
  

Zivilportrait von Rudolf del Zopp, fotografiert
um 1890 von Rudolf Krziwanek1) (1843 – 1905)
Quelle: theatermuseum.at; Inv. Nr.: FS_PK256994alt
© KHM-Museumsverband; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0

Zivilportrait von Rudolf del Zopp, fotografiert um 1890 von Rudolf Krziwanek (1843–1905); Quelle: theatermuseum.at; Inv. Nr.: FS_PK256994alt; Copyright KHM-Museumsverband; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Quelle (unter anderem): Wikipedia, cyranos.ch
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) geschichtewiki.wien.gv.at, 3) kultur-in-ostpreussen.de, 4) cinegraph.de, 5) Murnau Stiftung
Lizenz Abbildung Rudolf del Zopp: Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers erlischt.
Stummfilme
als Darsteller / als Regisseur
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de sowie
frühe Stummfilme bei "The German Early Cinema Database"
als Darsteller / als Regisseur / als Drehbuchautor
(Fremde Links: Murnau Stiftung, Wikipedia, filmportal.de, cyranos.ch; R = Regie; Db = Drehbuch)
Als Darsteller (Auszug) Als Regisseur (wenn nicht anders angegeben) / Drehbuchautor (Auszug)
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