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Zu Marija Leikos herausragenden Interpretationen zählten Rollen in
Klassikern ebenso wie in Stücken der Moderne, so brillierte sie unter anderem 1918 als Hanneles Mutter in Max Reinhardts Inszenierung von
Gerhart Hauptmanns Traumdichtung "Hanneles Himmelfahrt", als Angélique
in Molières Komödie "Der eingebildete Kranke" und als Ophelia
sowie später als Königin Gertrude in
Shakespeares Tragödie "Hamlet" und auch mit der Titelfigur in Ibsens
"Nora oder Ein Puppenheim" oder als Gretchen in Goethes "Faust" wusste sie zu überzeugen. Ende der 1910er Jahre begann für die inzwischen 30-Jährige eine ebenfalls erfolgreiche Karriere als Stummfilm-Darstellerin, sie agierte in Krimis, Lustspielen und Melodramen ebenso sicher wie in historischen Stoffen. Unter der Regie ihres Lebensgefährten Johannes Guter gab sie ihr Leinwanddebüt als junge Gräfin Wittkowska in dem Krimi "Die Diamantenstiftung"1) (1917) an der Seite von Ernst Reicher als Detektiv Stuart Webbs1). Mit Albert Bassermann in einer Doppelrolle drehte sie das Drama "Die Brüder von Zaarden" (1918), mit Otto Gebühr und Eva Speyer die Fantasy-Story "Die Vase der Semiramis"2) (1918). Unter der Regie von Johannes Guter entstanden die tragisch endenden Geschichten "Das Glück der Irren" (1919), "Die Augen im Walde" (1919), "Die Frau im Käfig" (1919) und "Ewiger Strom"3) (1920), dann trennten sich auch beruflich die Wege des Paares; bereits vor Guters Heirat mit der Opernsängerin Heidy Wilms (01.05.1919) war die private Beziehung gescheitert. Ungemeine Popularität erlangte Marija Leiko durch ihre Rolle der spanischen Tänzerin am bayerischen Königshof Lola Montez1) in Rudolf Walther-Feins gleichnamigem Historiendrama (1919, Lola Montez. Am Hofe Ludwigs I. von Bayern). Es folgten weitere Produktionen mit der Schauspielerin in der weiblichen Hauptrolle, so unter anderem Friedrich Wilhelm Murnaus, heute als verschollen geltender Episodenfilm "Satanas"1) (1920; Episode 3: Der Diktator, Der Sturz eines Volkstribuns) oder die Dramen "Das Opfer der Ellen Larsen"2) (1921), "Torgus Verlogene Moral"2) (1921) und "Am Webstuhl der Zeit"2) (1921). In Hanns Kobes Hauptmann-Adaption "Die Ratten" (1921) war sie als Dienstmädchen Pauline Piperkarcka neben Stars wie Lucie Höflich, Emil Jannings oder Eugen Klöpfer zu sehen, mimte für Rudolf Walther-Fein die "Lotte Hagedorn" (1921) in der Verfilmung des gleichnamigen Alt-Berliner Romans von Felix Philippi und für Max Mack "Die Schneiderkomtess" (1922). Nach der Titelfigur in "Der Schatz der Gesine Jakobsen" (1923; Regie: Rudolf Walther-Fein) mit Paul Wegener ließ die Popularität von Marija Leiko allmählich nach und sie stand nur noch für wenige Produktionen mit Nebenrollen vor der Kamera. Mit eher unbedeutenden Parts in den Streifen "Die Rothausgasse"4) (1928; Regie: Richard Oswald) und "Die Räuberbande" (1928; Regie: Hans Behrendt) beendete Marija Leiko ihre Stummfilmkarriere, widmete sich wieder ihrer Arbeit am Theater, musste sich jedoch auch hier mit kleineren Aufgaben begnügen.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging die Schauspielerin
1933 in ihre Geburtstadt Riga zurück, veröffentlichte im darauffolgenden
Jahr den historischen Roman "Marija Valeska". 1935 reiste sie nach
Tiflis, um ihre Enkelin zu sich zu holen, da ihre Tochter Nora, verheiratet
mit einen pensionierten sowjetischen Diplomaten, bei der Geburt
verstorben war. Auf dem Rückweg nach Riga wurde sie in Moskau von Freunden überredet für einige Spielzeiten
in Moskau am Theater
aufzutreten. Diese Entscheidung kostete Marija Leiko das Leben, am 3. Februar 1938
starb sie erst 50-jährig im Zuge der von Josef Stalin veranlassten und vom
sowjetischen Politbüro gebilligten Terrorkampagne,
der sogenannten "Großen
Säuberung"1). In Moskau geriet sie in den Sog stalinistischer Säuberrungen,
man bezichtigte sie der Spionage für Deutschland und setzte
sie harter Verhöre im Gefängnis aus. Schließlich sah die
Ex-Schauspielerin keinen anderen Ausweg als den Selbstmord und
erhängte sich in ihrer Zelle mit einer Socke. Anderen Quellen zufolge
soll sie aufgrund angeblich konterrevolutionärer, lettisch-nationalistischer Aktivitäten verhaftet und
nach einem zehnminütigem Schauprozess auf dem NKWD5)-Exekutionsplatz Butowo
erschossen worden sein.*)
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Quellen (unter anderem*)): Wikipedia, www.cyranos.ch | ||||
*) Weitere Quelle: Kay Weniger: "Es wird im
Leben dir mehr genommen als gegeben…"; Lexikon der aus Deutschland
und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945 (ACABUS
Verlag, Hamburg 2011, S. 302/303). Laut Kay Weniger war das Paar
verheiratet, laut Wikipedia war Marija Leiko die Lebenspartnerin von
Johannes Guter (= 1. Ehe mit der lettischen Schauspielerin Mirdza Schmitchene, 2. Ehe
(ab 01.05.1919) mit der Opernsängerin Heidy Wilms) Link: 1) Wikipedia, 2) Murnau Stiftung, 3) filmportal.de, 4) www.stummfilm.at 5) NKWD = "Narodny Kommissariat Wnutrennich Djel" (Innenministerium) Lizenz Foto Marija Leiko: Dieses Medium (Bild, Gegenstand, Tondokument, ) ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen ist und die Autoren unbekannt sind. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt. |
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