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Nach sporadischen Auftritten in weiteren Stummfilmen gelang Vivian Gibson mit
der Titelrolle der von Männern umschwärmten "Gräfin
Mariza" in Hans Steinhoffs gleichnamigen Operetten-Adaption (1925)
nach Emmerich Kálmán an der Seite von Harry Liedtke (Graf Tassilo) der Durchbruch zum
gefeierten Publikumsliebling. Wenig später tauchte sie erneut unter Steinhoffs Regie als attraktive
Schauspielerin Marion de L'Orme in dem Krimi "Der Mann, der sich verkauft"5) (1925) auf,
für die der Lebemann Achim von Wehrstädt (Olaf Fjord) völlig
uninteressant geworden ist, nachdem dieser bei einer Pferdewette all sein
Geld verloren hat. Stattdessen sucht sie sich in dem Bankier und Industriellen
Bracca (Hans Mierendorff) einen neuen Liebhaber
Auch in ihren nachfolgen Filmen blieb Vivian Gibson dem extravagant-verführerischen Frauentypus treu: Gibson spielt stets die mondäne, verführerische und meist ein wenig leichtsinnige Dame von Welt. Die attraktive Frau mit dem dichten, braunen Haar, der lässigen Nonchalance und der erlesen-eleganten Garderobe besitzt als geschulte Tänzerin die Fähigkeit, sich geschmeidig und grazil zu bewegen. Ihre Verführerinnen sind keine leidenschaftlichen, glutäugigen Sirenen, sondern moderne, stilsichere Vertreterinnen der Gegenwart. So avanciert sie zu einer der klassischen Mondänen der 20er Jahre.3) Sie zeigte sich mit Hauptrollen in weiteren stummen Operetten-Verfilmungen wie "Der Zigeunerbaron" (1926; Regie: Frederic Zelnik), "Der lachende Ehemann" (1926; Regie: Rudolf Walther-Fein) und "Der Orlow" (1927; Regie: Jacob Fleck), in Komödien wie "Die Kleine vom Varieté"5) (1926) und "Die Durchgängerin" (1928; jeweils Regie: Hanns Schwarz), abenteuerlichen Krimis wie "Das Frauenhaus von Rio" (1927; Regie: Hans Steinhoff) oder Melodramen wie "Regine, die Tragödie einer Frau" (1927; Regie: Erich Waschneck). In der von Jacob und Luise Fleck inszenierten Schnitzler-Verfilmung "Liebelei" (1927) musste sie als Ehefrau des Bankiers Velten (Robert Scholz) einmal mehr "die flatterhafte, leichtsinnige Frau, die Verführerin, den Vampir spielen. Mein Wunsch ist es aber, auch einmal sympathische Rollen zu verkörpern, die mondän sein können, sich aber die Sympathie des Publikums erwerben." ließ Vivian Gibson ihr Publikum wissen.2) Sie mimte Gräfinnen, Künstlerinnen, Diplomatengattinnen und immer wieder Tänzerinnen wie in Max Obals romantischem Abenteuer "Der größte Gauner des Jahrhunderts" (1927) mit Luciano Albertini, wo sie mit dem klingenden Namen Fiametta de Guarino in Erscheinung trat und in dem auch Hans Albers zur Besetzung gehörte. In Max Obals "Der Unüberwindliche" (1928) stand sie erneut mit dem italienischen Stummfilmstar Luciano Albertini vor der Kamera, drehte mit Robert Wiene den Unterhaltungsstreifen "Die Frau auf der Folter" (1928) und musste sich neben Protagonistin Lily Damita mit einer, wenn auch prägnanten Nebenrolle zufrieden geben. Bis Ende der 1920er Jahre folgten noch einige weitere Produktionen unter anderem ein winziger (ungenannter Part) in Alfred Hitchcocks Komödie "Champagne"6) (1928) doch der Ruhm von Vivian Gibson verblasste zusehend, mit dem Ende der Stummfilm-Ära klang auch die Filmkarriere der Schauspielerin aus. Lediglich in dem abenteuerlichem Schwank "Der tolle Bomberg" (1932), basierend auf dem gleichnamigen Schelmenroman von Josef Winckler, mit Hans Adalbert Schlettow als Baron Gisbert von Bomberg, der im wahren Leben Baron Gisbert Freiherr von Romberg4) (1839 1937) hieß und durch seine tollkühnen Streiche im Münsterland große Berühmtheit erlangte, wurde sie von Regisseur Georg Asagaroff noch einmal besetzt. Gibsons Arbeit für das Kino fand ihren Abschluss mit einer Rolle, mit der ihre Karriere in Deutschland begonnen hatte als mondäne Tänzerin; später wurde die Geschichte mit Hans Albers nochmals verfilmt → "Der tolle Bomberg"4) (1957). Vivian Gibson zog sich ins Privatleben zurück, lebte fortan in Wien, versuchte sich als Schriftstellerin unter den Namen "Vini Gibson" sowie "Elisabeth Holt", veröffentlichte bei der Stuttgarter "Franckh'schen Verlagshandlung" den Gesellschafts- und Kriminalroman "Gerda und der Zobel" (1940) sowie "Troy in der Kurve" (1941). Zudem trat sie als Förderin von Literaten in Erscheinung, leitete zwischen 1938 und 1941 in Wien das "Literarische Büro". In den 50er und 60er Jahren sind Romane Elisabeth Holts beliebter Bestandteil der damals populären Ausleih-Bibliothken. Es handelt sich um Unterhaltungsliteratur mit jenen Inhalten, die einst auch die Filme des Stummfilmstars Vivian Gibson prägten: mondäne Gesellschaftskomödien und abenteuerliche Liebesgeschichten.3) Der einstige Stummfilmstar Vivian Gibson starb von der Öffentlichkeit vergessen am 9. Mai 1981 mit über 80 Jahren in Wien. Über ihr Privatleben ist lediglich bekannt, dass sie nie verheiratet war. |
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Quellen (unter anderem): Wikipedia,
www.cyranos.ch sowie CineGraph Lexikon zum deutschsprachigen Film, LG 36*) Fotos bei www.virtual-history.com |
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*) Mit den Quellen: Vivian Gibson. In: Dr. Hermann Treuner (Hrsg.): Filmkünstler Wir über uns selbst (Sybillen Verlag, Berlin, 1928) Elisabeth Holt (= Vivian Gibson): Gerda und der Zobel (Stuttgart: Francksche Verlagsbuchhandlung, 1940, S. 155) Elisabeth Holt (= Vivian Gibson): 73 peaux de zibeline. Übersetzung von Paul Horlaix (Paris: Editions Colbert, 1943 (Le Mot de l'enigme), S. 239) 1) nach anderen Quellen (IMDb) geboren am 22. Oktober 1895 in Wien; Wikipedia gibt als Geburtsort Liverpool an. 2) Vivian Gibson. In: Dr. Hermann Treuner (Hrsg.): Filmkünstler Wir über uns selbst (Sybillen Verlag, Berlin, 1928) 3) CineGraph Lexikon zum deutschsprachigen Film, LG 36 Link: 4) Wikipedia (deutsch), 5) Murnau Stiftung, 6) Wikipedia (englisch) Lizenz Foto Vivian Gibson (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers. |
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