Hermann Benke wurde am 7. Juni 1866 als Siegmund Hermann Benke in
Linz1) (Oberösterreich) geboren und wuchs bei Zieheltern auf. Nach dem
Besuch einer Handelsakademie sowie einer kaufmännischen Lehre war er
zunächst neun Jahre lang in einem Unternehmen seiner Geburtsstadt tätig. Benke begann als Darsteller an Laienbühnen und wurde 1888, als er anlässlich einer Festveranstaltung
für den erkrankten Burgschauspieler Konrad Adolf Hallenstein1)
einsprang, von Erzherzog
Johann von Österreich1)
"entdeckt".
Dieser soll den den jungen Mann ermutigt haben, die Schauspielerei zum Beruf zu machen,
1889 gab Benke in Bad Ischl1) sein professionelles
Bühnendebüt. Nach Theaterstationen im mährischen Olmütz1)
(heute: Olomouc, Tschechien), in Innsbruck1),
Regensburg1),
Reichenberg1)
(heute: Liberec, Tschechien), Straßburg1),
Dresden1) und
Kiel1) kam der Schauspieler 1897 nach
Berlin und wurde an das "Residenz-Theater"1)
verpflichtet.
|
Nach zwei Jahren kehrte er 1899 für eine Spielzeit nach Reichenberg zurück, wechselte dann 1900 nach
Würzburg1), um
sich dann nach einer Rumänien-Tournee 1901 in Wien niederzulassen. Hier
wirkte er unter anderem am "Kaiser-Jubiläums-Stadttheater"
(heute "Volksoper"1)) sowie an anderen Spielstätten und
avancierte rasch zum Liebling des Wiener Publikums.
Am "Kaiser-Jubiläums-Stadttheater" glänzte er
beispielsweise mit der Hauptrolle des Vorstehers der römischen Miliz Marcus Superbus
in dem historischen Theaterstück "Im Zeichen des Kreuzes" von Wilson Barrett (1846 1904).
Die Wiener Zeitschrift "Sport und Salon"1)
(3. April 1903, S. 21) notierte damals: "In seiner Glanzrolle als
"Marcus Superbus" war er anlässlich der
100. Aufführung von "Im Zeichen des Kreuzes" Gegenstand
stürmischer Ovationen. Nach dem IV. Akt schien die ganze Bühne in einen
Lorbeerhain verwandelt durch die Herrn Benke gewidmeten Spenden von 16 wertvollen Kränzen, einem ganzen
wahrhaftigen Lorbeerbaum, einem goldenen
Lorbeerkranz und einem massiv silbernen, mit Blumen geschmückte Hirsch.
Außerordentlich brav und mit großer Innigkeit spielte Fräulein Timony (→ Foto) die
Mercia und wurde durch herrliche Blumengewinde
ausgezeichnet."
Das Stück wurde übrigens später von Cecil B. DeMille1) verfilmt (1932:
"The
Sign of the Cross"1)),
Fredric March mimte den Marcus Superbus, Elissa Landi1) die schönen Christin Mercia.
Hermann Benke als Marcus Superbus
in "Im Zeichen des Kreuzes" von Wilson Barrett;
publiziert in der Wiener Zeitschrift "Sport und Salon"1)
(3. April 1903, S. 21)
Quelle: Wikimedia Commons;
Urheber: Unbekannt
digitalisiert von der Österreichischen Nationalbibliothek;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
|
|
|
Hermann Benke gestaltete im Laufe seiner Karriere zahlreiche Titelrollen in
klassischen Bühnenwerken, etwa in Goethes "Egmont"1)
und "Faust"1)
oder in Schillers "Wilhelm Tell"1)
→ Foto (um 1905) bei theatermuseum.at. Er brillierte unter
anderem auch als Titelheld in dem Trauerspiel "Graf Essex" von Heinrich Laube1)
oder als Ingomar, Anführer einer Horde Tectosagen1), in dem
in Gallien1), hundert Jahre nach der Gründung
von Massilia1)
(heute Marseille) durch griechische Seehändler aus Phokaia1)
angesiedelten dramatischen
Gedicht "Der Sohn der Wildnis" von Friedrich Halm1)
→ zeno.org. "Da Benke den österreichischen Dialekt gut beherrschte, wurde er zudem in zahlreichen Volks- und Bauernstücken eingesetzt. Sehr populär waren seine Vortragsabende."
vermerkt das "Österreichische Biographische Lexikon".
Mit Ausbruch des 1. Weltkriegs fungierte er zudem als Oberspielleiter am "Theater an der
Wien"1).
Wie etliche seiner Theaterkollegen wandte sich Benke schon früh dem neuen
Medium Film zu, gab sein Debüt als der alte Baumeister Lessing in dem nach
einem Drehbuch von Felix
Dörmann1) realisierten Drama "Die Gouvernante"1) (1914),
der ebenso wie sein Sohn (Paul
Richter) der neu eingestellten, jungen Gouvernante (Paula Lauter)
nachstellt. Ab 1915 arbeitete er drei Jahre lang ausschließlich unter der
Regie von Luise Kolm1) und Jakob Fleck1), die gemeinsam mit Luises
damaligen Ehemann, dem gelernten Fotografen Anton Kolm1),
schon 1910 den Vorgänger der Produktionsgesellschaft
"Wiener Kunstfilm-Industrie"1) gegründet
hatten; nach dem Tod Anton Kolms im September 1922 heiratete Luise Kolm 1924 ihren langjährigen Co-Regisseur Jakob Fleck.
Mit Hermann Benke in tragenden Rollen entstanden eine Reihe von
ambitionierten Stummfilmen, so trat er in "Der
Meineidbauer"1) (1915), gedreht
nach dem gleichnamigen
Volksstück1) von Ludwig Anzengruber1), als der Kreuzweghofbauer
Jacob Ferner in Erscheinung. In den weiteren Filmen mimte er sich meist
angesehene Herren der Gesellschaft wie Grafen, Fabrikanten oder hohe
Offiziere, zeigte sich immer wieder an der Seite der aufstrebenden Filmschauspielerin
Liane Haid,
wie auch in den propagandistisch gefärbten Streifen "Mit Herz und Hand fürs Vaterland"1) (1915)
und "Mit Gott für Kaiser und Reich"1) (1916).
Mit Haid stand er unter anderem für das Melodram
"Die Tragödie auf Schloss Rottersheim"1) (1916)
und die Ludwig Ganghofer1)-Adaption "Auf
der Höhe"1) (1916) vor der Kamera,
1917 folgten das Drama "Lebenswogen"1) und
der Detektiv-Schwank "Mir
kommt keiner aus"1). Mit der
tragisch endenden Geschichte "Der König amüsiert sich"1) (1918)
nach dem Schauspiel "Le roi s'amuse"1) von
Victor Hugo1)
endete die Zusammenarbeit mit dem Regie-Duo Kolm/Fleck, hier übernahm
Benke die Rolle des Narren Rigoletto, der unwissentlich seine Tochter (Liane Haid)
tötet, die der König (Wilhelm Klitsch) verführt hatte.
Hermann Benke auf einer Fotografie
von Franz Löwy (1883 1949)
Quelle: cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
|
|
Fortan wirkte Benke nun unter der Regie anderer Filmemacher, so besetzte ihn
beispielsweise Friedrich Rosenthal1) einmal mehr neben Liane Haid
sowie Thea Rosenquist1) in
"So
fallen die Lose des Lebens"1)(1918), von Otto Kreisler1) entstand
mit "Maria Magdalena" (1919) die Verfilmung der gleichnamigen Tragödie1)
von Friedrich Hebbel1) mit Benke als Meister Anton und Thea Rosenquist als dessen
Tochter. Einen ungenannten Part übernahm er in dem von Max Neufeld1) mit sich selbst als Maler
Walter Hartright sowie unter anderem Liane Haid gedrehten Zweiteiler "Die Frau in Weiß"2) (1921) nach dem
berühmten Roman "The
Woman in White"1) von Wilkie Collins1)
→ stummfilm.at.
Danach wurden seine Leinwandauftritte seltener, in dem Historien-Drama
"Die
Brandstifter Europas. Oberst Redls Erben" (1926) von (Regie) und
mit Max Neufeld als russischer "Wunderheiler" Rasputin1)
sowie unter anderem Robert Valberg1) als
der für Russland spionierende k.u.k.-Oberst Alfred Redl1),
Eugen Neufeld als russischer Kriegstreiber
Großfürst Nikolai Nikolajewitsch Romanow1),
Eugen Dumont1) als Lenin1)
und Heinz Hanus1) als Zar Nikolaus II.1) sah man ihn als Oberst Wronsky,
anschließend wirke Benke lediglich noch in drei Produktionen mit: In der
Komödie "Küssen ist keine Sünd'" (1926) mit Xenia Desni und
Livio Pavanelli kam er als General Freiherr von Hassensassa daher, in
dem von Karl Leiter1)
inszenierten Streifen "Seine Hoheit, der Eintänzer"1) 1928)
mit Friedl Haerlin als Erzherzogin Viktoria war er deren alter Obersthofmeister Fürst Ottokar Mansperg,
Vater von Prinz Otto Mansperg (Bruno Kastner).
Letztmalig beteiligte er sich mit einem kleinen Part an der turbulenten
Geschichte "Die Frau von gestern und morgen"2) (1928,
auch "Der Scheidungsanwalt"), die Heinz Paul1) nach dem gleichnamigen
Roman von "von Alfred Schirokauer1)
mit Livio Pavanelli als erfolgreicher, der Ehe abgeneigter Scheidungsanwalt Dr. Röhn, Arlette Marchall 1) als dessen Geliebte Hilde von Lobach
und Vivian Gibson als attraktive, aber gefährliche Verführerin Marya Fjodrowna Jsajeff realisiert hatte;
danach zog er sich ins Privatleben zurück → Übersicht Stummfilme.
Hermann Benke, der als Stummfilm-Darsteller heute weitgehend in Vergessenheit
geraten ist, starb am 25. März 1937 im Alter von 70 Jahren in
der österreichischen Hauptstadt Wien.
Als Theaterschauspieler gehörte der Künstler zu den renommierten Mimen seiner Zeit,
1904 erschien im Wiener Verlag "Emil M. Engel" das Buch "Hermann Benke in seinen besten Rollen. Dargestellt in zwanzig Bildern" → Fotos von
Hermann Benke bei theatermuseum.at
|
|
Quelle (unter anderem): Wikipedia,
cyranos.ch
sowie www.biographien.ac.at
|
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) film.at
Lizenz Foto Hermann Benke (Urheber: unbekannt): Dieses
Medium (Bild, Gegenstand, Tondokument, …) ist gemeinfrei,
da das Urheberrecht abgelaufen ist und die Autoren unbekannt sind. Das gilt
in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach
anonymer Veröffentlichung erlischt.
Lizenz Foto Hermann Benke (Urheber: Franz L&ozml;wy):
Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei,
weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die
Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren
Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod
des Urhebers.
|
|
Stummfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database,
filmportal.de
sowie
einige Stummfilme bei "The
German Early Cinema Database"
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de,
cyranos.ch, film.at; R = Regie) |
- 1914: Die Gouvernante
(R: Fritz Freund; Drehbuch: Felix
Dörmann; als der alte Lessing, Paul
Richter als der junge Lessing)
- 19151918: Filme von (Regie) Luise Kolm
und Jakob Fleck
(Produktion: "Wiener
Kunstfilm-Industrie")
- 1918: In letzter
Stunde oder Zimmer Nr. 6 (R: ?; als Graf Tristan)
- 1918: So fallen die Lose des Lebens
(R: Friedrich
Rosenthal; als Adalbert von Darnau, reicher Mäzen des Malers
Hans Weigand (Hans
Rhoden?); Liane
Haid und Thea
Rosenquist als zwei ungleiche Schwestern) → stummfilm.at
- 1919: Maria Magdalena (nach der gleichnamigen
Tragödie von Friedrich
Hebbel; R: Otto
Kreisler;
mit Thea Rosenquist in der Hauptrolle; als deren Vater, Meister Anton)
→ Early Cinema Database
- 1919: Die Waldspinne (von (Regie) und mit Hans
Rhoden; als ?) → Early Cinema Database
- 1921: Die Frau in Weiß
(2 Teile; nach dem Roman "The Woman in
White" von Wilkie Collins;
von (Regie) und
mit Max
Neufeld als Maler Walter Hartright; u. a. mit Liane Haid; als ?) → stummfilm.at,
IMDb
- 1921: Die Filme der Prinzessin Fantoche (R: Max Neufeld;
mit Liane Haid; als ?)
→ IMDb
- 1922: Die Welt in Gefahr / Der Herr des Mondes (R: Alfred
Deutsch-German; als ?) → IMDb
- 1923: Kleine Ursachen große Wirkungen
(R:
Ernst Marischka; als ?) → IMDb
- 1926: Die Brandstifter
Europas. Oberst Redls Erben (von (Regie) und mit Max Neufeld
als Rasputin;
Robert
Valberg
als Oberst Alfred
Redl; als Oberst Wronsky)
- 1926: Küssen ist keine Sünd' / Die letzte Einquartierung
(R: Rudolf
Walther-Fein; mit Xenia
Desni und Livio
Pavanelli;
als General Freiherr von Hassensassa) → Wikipedia (englisch)
- 1927: Seine Hoheit, der Eintänzer
/ Hotel Erzherzogin Viktoria (R: Karl
Leiter;
mit Friedl
Haerlin als Erzherzogin Viktoria;
als deren alter
Obersthofmeister Fürst Ottokar Mansperg, Vater von
Prinz Otto Mansperg (Bruno
Kastner))
→ stummfilm.at,
filmarchiv.at
- 1928: Die Frau von gestern und morgen
/ Der Scheidungsanwalt (nach dem Roman "Die Frau von
gestern und morgen"
von Alfred
Schirokauer; R: Heinz
Paul; mit Livio Pavanelli as Scheidungsanwalt Dr. Röhn,
Arlette Marchall als dessen
Geliebte Hilde von Lobach, Vivian Gibson als attraktive, aber gefährliche Verführerin
Marya Fjodrowna Jsajeff; als ?)
→ Wikipedia (englisch),
IMDb
|
|