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Seit Mitte der 1910er Jahre betätigte sich Beregi auch im ungarischen
Stummfilm, spielte Hauptrollen in verschiedenen Produktionen, oft unter der
Regie seines Landsmanns Alexander Korda1) (Sándor Korda; 1893 1956).
1920 floh er, wie zahlreiche andere ungarische Filmschaffende, vor dem kommunistischen Béla-Kun-Regime nach Österreich
und ließ sich in Wien nieder. Seine Filmkarriere konnte er dort problemlos
weiterführen, drehte mit Julius Herska das Sittengemälde "Meriota, die Tänzerin" (1921/22) und
zeigte sich neben Titelheldin Maria Mindzenty1) sowie
Nora Gregor1) (Lukrezia Borgia)
als italienischer Renaissancefürst Cesare Borgia1),
der mit Meriota eine Liebesbeziehung eingeht → Zensurentscheidung2)
der Berliner Film-Oberprüfstelle vom 23.12.1921). Meist wurde Beregi auch in den nachfolgenden Produktionen als "zwielichtiger bis skrupelloser oder gar verbrecherischer Machtmensch"3) besetzt, mimte unter anderem den Ägypter und Pharao-Verwandten Amenmeses in Michael Kertész' (=Michael Curtiz) mit 5.000 Komparsen gedrehten aufwendigem, melodramatischem Monumentalfilm " Die Sklavenkönigin"1) (1924). Das Drehbuch verfasste Ladislaus Vajda1) nach der Vorlage von Henry Rider Haggards1) Roman "The Moon of Israel", welcher wiederum auf der biblischen Geschichte vom Auszug aus Ägypten basierte. Die weibliche Hauptrolle des jüdischen Sklavenmädchens Merapi, das sich in den Pharaonensohn Prinz Seti (Adelqui Migliar) verliebt, spielte María Corda4). Mit der Titelrolle des Wladimir Petrowitsch Ssanin, der die gesellschaftlichen Konventionen ignoriert, trat er in der österreichisch-polnischen Produktion "Ssanin" (1924; Regie: Friedrich Fehér/Boris Nevolin) auf, in Szene gesetzt nach einem Roman ("Sanin") von Michail Petrowitsch Arzybaschew, der damit auch die beginnende russische Revolution gegen das zaristische Regime thematisierte. Danach stand er für Robert Lands dramatische Geschichte "Der Fluch"5) (1925) als der vitale, flatterhafte jüdische Pferdehändler Jehuda Nachmann vor der Kamera. Der Jüdische Filmclub Wien notiert unter anderem "Die junge Lilian Harvey ist der Star in einer Geschichte über Liebe und Verrat, über menschliches Vergehen, die Bedeutung religiöser Sühne und die Rolle des Fluchs in einer mystisch orientierten jüdischen Gemeinschaft irgendwo östlich von Wien." Im Sommer 1925 zog es Beregi für einige Zeit in die USA, am 25. August 1925 kam er in New York an und fuhr weiter nach Hollywood, wo er in einigen Streifen besetzt wurde. Er mimte beispielsweise einen Premierminister in der Romanze "The Love Thief" (1926), am bekanntesten wurde seine Darstellung des reichen Baron de Varville in Fred Niblos Verfilmung "Die Kameliendame" (1926, Camille) nach dem gleichnamigen berühmten Roman1) von Alexandre Dumas der Jüngere mit Norma Talmadge1) als Kurtisane Marguerite Gautier. Zurück in Europa widmete sich Beregi ab 1928 wieder verstärkt seiner Arbeit am Theater, stand unter anderem in Wien am "Theater in der Josefstadt" sowie in Budapest auf der Bühne. Zwischendurch übernahm er sporadisch Aufgaben im Film, zu seinen letzte stummen Rollen zählte der sadistische Bankdirektor Cornelius in Robert Wienes "Die Jugend am Scheideweg" (1929). Mit Beginn des Tonfilms war Beregis Wirkungsfeld aufgrund der sprachlichen Anforderungen eingeschränkt und er agierte wieder vermehrt in ungarischen Produktionen.
Nach Ende des 2. Weltkrieges wirkte Beregi kurzzeitig wieder am Budapester "Nationaltheater", dann entschloss sich der Schauspieler, seine Heimat endgültig zu verlassen. Er ging zunächst in die Schweiz, um sich dann nach einem Zwischenaufenthalt in Santiago de Chile in den USA niederzulassen. In Amerika konnte er als Schauspieler nur schwer Fuß fassen, hielt sich mit kleineren Bühnen- und Filmauftritten über Wasser. Zu erwähnen ist hier Walter Langs Oscar-prämierte musikalische Komödie "Call me Madam"6) (1953, Madame macht Geschichte(n)), wo er an der Seite von Ethel Merman1) mit der Nebenrolle des Grafen Chamberlain in Erscheinung trat. Der Film basierte auf dem Irving Berlin-Musical "Call me Madam"1), das am 12. Oktober 1950 im New Yorker "Imperial Theatre" ebenfalls mit Ethel Merman in der Hauptrolle der Millionärs-Witwe Sally Adams uraufgeführt worden war. Der heute weitgehend in Vergessenheit geratene Theater- und Filmschauspieler Oskar Beregi starb am 18. Oktober 1965 im hohen Alter von 89 Jahren in Hollywood (Kalifornien). Die letzte Ruhe fand er auf dem Budapester "Kerepesi temeto" (34/1-1-36); in der Grabstelle wurde später auch der ungarische Schauspieler Stephen Bekassy6) (István Békássy; 1907 1995) beigesetzt → Foto des Grabes bei Wikimedia Commons. Aus Beregis ersten Ehe stammte der in Budapest geborene Sohn Oscar Beregi Jr.6) (1918 1976), der in den USA ebenfalls als Film- und Serienschauspieler Bekanntheitsgrad erlangte. Tochter Lea Beregi (1910 1996) war die Ehefrau des Schauspielers Stephen Bekassy (István Békássy). Eine zweite Ehe soll er 1933 mit Rozália Piroska Lázár (1882 ? ) eingegangen sein → www.geni.com. Der Bruder Ármin Beregi (1879 1953) war als Ingenieur in Europa und Israel tätig und organisierte auf Anregung des Schriftstellers Theodor Herzl1), mit dem er entfernt verwandt war, die Zionistische Studentenbewegung in Ungarn. Zwischen 1911 und 1918 war er unter anderem Präsident der "Ungarischen Zionistischen Organisation", 1935 siedelte er nach Israel über und zwar zuletzt Leiter einer Ziegelsteinfabrik in Tel Aviv. Darüber hinaus war er schriftstellerisch tätig, publizierte 1933 in Ungarn u.a. den zweibändigen zionistischen Roman "Isten árnyékában" (dt.: Im Schatten Gottes) über das Leben eines jungen europäischen Auswanderers in Israel → www.yivoencyclopedia.org. |
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Quelle (unter anderem): Wikipedia,
www.cyranos.ch
sowie Kay Weniger: "Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben "; Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945 (ACABUS Verlag, Hamburg 2011, S. 93/94) |
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Link: 1) Wikipedia (deutsch), 2) www.difarchiv.deutsches-filminstitut.de,
4) Kurzportrait innerhalb dieser HP, 5) stummfilm.at, 6) Wikipedia (englisch) 3) Kay Weniger: "Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben "; Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945 (ACABUS Verlag, Hamburg 2011, S. 93/94) Lizenz Foto Oskar Beregi (Urheber Unbekannt): Dieses Medium (Bild, Gegenstand, Tondokument, …) ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen ist und die Autoren unbekannt sind. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt. |
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