Die Schauspielerin Lydia Potechina wurde am 5. September 1883 in
der russischen Regierungsstadt Sankt Petersburg geboren. Etwa um 1900
besuchte sie dort die "Kaiserliche Theaterschule", wirkte
anschließend viele Jahre an russischen Bühnen. Während des politischen
Umruhen in ihrem Heimatland bzw. der russischen Revolutionswirren floh sie
1919 nach Deutschland und ließ sich in Berlin nieder. Hier entdeckte man die Mimin für den Film, in zahlreichen Komödien, Abenteuern, Melodramen und Kriminalgeschichten wurde sie fortan mit prägnanten, meist Nebenrollen besetzt. "Lydia Potechina gehört zu den interessanten Erscheinungen des deutschen Stummfilms. Sie war keiner der jungen Backfische, die sich in großer Zahl auf der Leinwand tummelten, sondern begründete ihr schauspielerisches Dasein mit einer eindrücklichen Ausdruckskraft." notiert cyranos.ch. Aufgrund ihrer gedrungenen, etwas bieder wirkenden Erscheinung mimte sie überwiegend Mütter, Schwiegermütter oder Ehefrauen. Große Charakterrollen blieben ihr versagt, "ich kann es sicher nicht immer nur harmlosen Ulk, immer dasselbe in jedem zweiten Film. Ich hoffe, daß dieses Glück eines Tages doch noch an mich herantreten wird." meinte sie einmal.*) Nur wenige Male konnte sie, wenn auch mit kleinen Parts, in ambitionierten, heute als Klassiker jener Ära geltenden Produktionen ihr schauspielerisches Potential unter Beweis stellen, etwa als Wirtin in Fritz Langs "Der müde Tod"1) (1921), der sie auch als Russin in dem Zweiteiler "Dr. Mabuse, der Spieler"1) (1922) besetzte. Neben der Fülle der eher belanglosen Unterhaltungsstreifen ist auch Arthur Robisons Abbé Prévost-Verfilmung "Manon Lescaut"2) (1926) hervorzuheben, wo sie neben Titelheldin Lya de Putti die Susanne spielte. Als Mutter von Lee Parry bzw. Ehefrau des Emporkömmling und Inflationsgewinnlers Emil Raffke (Werner Krauss) überzeugte sie in Richard Eichbergs grotesk überzeichnetem Sittenbild "Fräulein Raffke"3) (1923). Sie arbeitete mit Regisseur Ewald André Dupont, einem weiteren Meister der Stummfilmszene, bei "Die grüne Manuela Ein Film aus dem Süden"4) (1923), zusammen und mimte die Nachtclub-Besitzerin Leocadia Barboza, in Arthur Robisons Abenteuer "Pietro der Korsar"2) (1925) tauchte sie neben Paul Richter (Pietro) und Aud Egede-Nissen (Juana) auf, für Friedrich Zelnik spielte sie die Natalie Stumper in dem Asta Nielsen-Drama"Athleten"4) (1925). Eine schöne, ganz für sie passende Rolle war die der Frau Gyurkovics in der Literaturadaption "Die sieben Töchter der Frau Gyurkovics"2) (1927), in dem von Hans Kyser mit großem Staraufgebot gedrehten Stummfilm "Luther Ein Film der deutschen Reformation"1) (1928) gehörte auch Lydia Potechina zur Besetzung. Sie spielte mit ihrem Landsmann Iwan Mosschuchin in dem Abenteuer bzw. nachvertonten Stummfilm "Der weiße Teufel"2) (1930), zeigte sich dann mit Beginn der Tonfilm-Ära nur noch in wenigen Produktionen. Zu ihren letzten Arbeiten vor der Kamera zählt Hanns Schwarz' Filmoperette "Bomben auf Monte Carlo"1) (1931) mit Hans Albers, in Max Neufelds Musikkomödie "Der Orlow"4) (1932) mit Liane Haid und Iván Petrovich kam sie als falsche Großfürstin daher. Ihren letzten kleinen Auftritt hatte sie in Ludwig Bergers heiteren Romanze "Ich bei Tag und Du bei Nacht"1) (1932) mit Käthe von Nagy und Willy Fritsch. Kurz nach der sogenannten Machtergreifung durch die Nationalsozialisten verließ Lydia Potechina ihre Wohnung in Berlin-Wilmersdorf und kehrte in ihre Heimat Russland zurück. Sie lebte die nachfolgende kurze Zeit in Moskau, wo sie am 7. April 1934 mit nur 50 Jahren starb. Die Schauspielerin war mit dem aus Russland stammenden UFA-Produzenten Max Pfeiffer1) (1881 1947) verheiratet, der ebenfalls infolge der Oktoberrevolution 1919 nach Deutschland emigrierte. |
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Quellen (unter anderem*)):
Wikipedia,
www.cyranos.ch
sowie Kay Weniger: Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben **) Fotos bei www.virtual-history.com |
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*) Lydia Potechina. In: Dr. Hermann Treuner (Hrsg.): Filmkünstler Wir über uns selbst (Sybillen Verlag, Berlin, 1928) **) Kay Weniger: Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. (ACABUS Verlag, Hamburg 2011, S. 398) Link: 1) Wikipedia, 2) Murnau Stiftung, 3) www.stummfilmkonzerte.de, 4) filmportal.de |
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