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Die Schauspielerin Grit Haid wurde am 14. März 1900 als Margarete Haid und Tochter eines aus einer bayerischen Adelsfamilie
stammenden Geigenbauers in Wien geboren. Die jüngere Schwester des
Stummfilmstars Liane Haid1) (1895 2000) ließ
sich zur Balletttänzerin ausbilden und erhielt anschließend ein Engagement
als Primaballerina an der Wiener "Volksoper". Bereits Mitte der
1910er Jahre wandte sie sich dem jungen Medium Film zu, gab ihr
Leinwanddebüt in Carl Froelichs
Komödie "Fürst Seppl". Anfangs noch in melodramatischen
Stoffen besetzt, wurde sie ab den 1920ern in einer Reihe von Produktionen
meist auf die Rolle des heiteren Wiener Mädels festgelegt, was ganz
ihrem Naturell entsprach. "Ich spiele am liebsten lustige und
fröhliche Charaktere. Denn ich gehöre nun einmal zu den Menschen, die das Leben von der heiteren Seite
nehmen." ließ sie ihr Publikum einmal wissen.*)
Auch wenn sie nicht den Star-Ruhm ihrer Schwester erlangte, konnte sich Grit Haid
doch mit etlichen Lustspielen bzw. Haupt- und prägnanten Nebenrollen in der
Stummfilm-Szene etablieren. Ab 1926 drehte sie auch in Deutschland, nachdem
sie von Max Reinhardt nach Berlin geholt worden war, um an dessen Bühnen
aufzutreten. Sie spielte unter anderem das Fräulein Roboz in Ferenc Molnárs
heiterem Einakter "Das Veilchen" und die Nannie in Somerset Maughams
Farce "Viktoria".
Grit Haid 1929
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek
(ÖNB)
Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora
(18811963) / Arthur Benda
(18851969)
© ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer
205391-D); Datierung: 28.12.1929
Quelle: www,cyranos.ch;
Link: Wikipedia
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Mit Beginn des Tonfilms musste sich Grit Haid vermehrt mit kleineren Parts
zufrieden geben, mimte unter anderem die Hermine in Friedrich Zelniks
Komödie "Ein
süßes Geheimnis"2) (1932), Tochter der
Modehausbesitzerin Frau Hansi Aichinger (Hansi Niese), die so einige
Turbulenzen mit ihrer Familie durchzustehen hat. Als Franz Osten das Remake
des Stummfilms "Fürst Seppl" (1932; Drehbuch: Josef Than)
mit dem Untertitel "Skandal im Grandhotel" (auch "Liebe im
Berghotel") inszenierte, besetzt er Grit Haid neben Titelheld Hanns Beck-Gaden
mit der weiblichen Hauptrolle der jungen Wirtstochter Lenerl.
Zu ihren letzten Arbeiten vor der Kamera zählte Robert Lands/Franz Hofers
melodramatische Geschichte "Drei Kaiserjäger"3) (1933),
die 1945 nach der Kapitulation Deutschlands von dem für die Filmzensur zuständigen Alliierten Kontrollrat
auf die Liste der verbotenen Filme gesetzt wurde. Nach ihrer Rolle einer
Kammerzofe in Erich Engels antifaschistischem Streifen "
nur ein Komödiant"4) (1935) trat Grit Haid
nicht mehr auf der Leinwand in Erscheinung und geriet
rasch in Vergessenheit.
Verheiratet mit dem jüdischen Drehbuchautor bzw. Filmproduzenten Josef Than4)
(1903 1985), verließ die gläubige Katholikin Nazi-Deutschland und ging
mit ihrem Ehemann zurück nach Wien. In der Folgezeit konzentrierte sich
Grit Haid auf ihre Bühnentätigkeit, reiste bis zum Frühjahr 1938 im
Rahmen von Gastspielen kreuz und quer durch Europa. "Ihren letzten Auftritt von größerer
Bedeutung absolvierte die Wienerin im Herbst 1937 im Londoner Hotel Ritz;
im Frühjahr 1938 gastierte Grit Haid mit der Wiener Revue "An der schönen, blauen
Donau" in Amsterdam, Kopenhagen und Stockholm." vermerkt Kay Weniger.**)
Während eines Fluges nach Paris kam sie mit nur 38 Jahren auf tragische
Weise ums Leben: Die Maschine stürzte am 13. August 1938 nahe Lauterbach im
West-Schwarzwald ab.
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Quellen (unter anderem*)):
Wikipedia,
www.cyranos.ch
sowie
Kay Weniger: Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben
**)
Fotos bei www.virtual-history.com
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*) Grit Haid.
In: Dr. Hermann Treuner (Hrsg.): Filmkünstler Wir über uns
selbst (Sybillen Verlag, Berlin, 1928)
**) Kay Weniger: Es wird im Leben dir mehr genommen
als gegeben
Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten
Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. (ACABUS Verlag,
Hamburg 2011, S. 227/228)
Link: 1) Kurzportrait innerhalb dieser HP, 2) Murnau Stiftung, 3) filmportal.de, 4) Wikipedia
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Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie
einige Stummfilme bei www.earlycinema.uni-koeln.de
(Link: Murnau Stiftung, filmportal.de, film.at, Wikipedia)
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Stummfilme
- 1915: Fürst Seppl
- 1917: Gespenster
- 1918: Die Schlange der Leidenschaft
- 1918: Freier Dienst
- 1918: Don Cäsar, Graf von Irun
- 1919: Das Grab ihrer Liebe
- 1919: Sylvia Karner
- 1919: Sami kratzt sich
- 1920: Der Roman einer Tänzerin
- 1920: Die gekreuzigt werden
- 1920: Marquis Fun
- 1921: Kaiser Karl
- 1921: Pastorale
- 1922: Rondinella
- 1922: Die drei Zigarren
- 1922: Die Tochter des Brigadiers
- 1922: Das Gespenst auf Mortons Schloss
- 1922: Die Marquise von Clermont / Yves, die Gauklerin
- 1923: Carl Michael Ziehrers Märchen aus Alt-Wien
- 1923: Die Hölle von Barballo
- 1924: Der Herz der Madelaine Antonitsch / Pflicht und Ehre
- 1926: Junges Blut
- 1926: Menschen untereinander
- 1926: Wir sind vom K. u. K. Infanterie-Regiment
- 1926: Die drei Mannequins / Die drei Probiermamsells
- 1927: Faschingszauber
- 1927: Der Soldat der Marie
- 1927: Rinaldo Rinaldini. Abenteuer eines Heimgekehrten
- 1927: Der Mann ohne Kopf
- 1928: Schenk mir das Leben / Die Tränen der Ungeborenen
- 1928: Eddy Polo im Wespennest
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Noch: Stummfilme
Stummfilm/Tonfilm?
- 1930: Der Jäger von der Riß. Der Schuss im Morgengrauen
- 1930: Man schenkt sich Rosen, wenn man verliebt ist
- 1930: Wildschütz Jennerwein. Herzen in Not
- 1930: Das Geheimnis der fünf Schlüssel
- 1930: Der Mönch von St. Bartholomä
- 1930: Im Kampf mit der Unterwelt
Tonfilme
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