Die Stummfilmschauspielerin mit dem international klingenden Namen Mary Parker stammte aus Polen und erblickte am 3. November 1902 als Magdalena Prohaska in Breslau1) (heute: Wrocław) das Licht der Welt. Nach eigenen Angaben*) wurde sie in einem Kloster der Ursulinerinnen1) (Ordo Sanctae Ursulae) erzogen, kam dann als junges Mädchen nach Berlin. Hier wurde sie von dem Regisseur und Produzenten Richard Eichberg1) für den Film entdeckt, der sie mit einem kleinen Part in dem Streifen "Die schönste Frau der Welt"2) (1924) neben Protagonistin Lee Parry betraute. Mary Parker startete nun eine kurze, dennoch intensive Karriere im Stummfilm, erhielt bald tragende Rollen von weiteren renommierten Filmemachern wie Erich Waschneck1) oder Richard Oswald1).
Gleich in ihrem zweiten Film spielte sie zusammen mit Stummfilm-Legende Asta Nielsen in dem Drama "Die Schmetterlingsschlacht"1) (1924), in Szene gesetzt von Franz Eckstein1) nach der gleichnamigen Komödie1) von Hermann Sudermann1) bzw. einem Drehbuch seiner Ehefrau Rosa Porten (gemeinsam mit Willy Rath1)), und mimte in dieser Adaption als Laura Hergentheim die zweitälteste Schwester der Nielsen bzw. Tochter der Frau Regierungsrätin Hergentheim (Adele Sandrock).

Mary Parker, fotografiert von
H. E. Kiesel (1877 – 1943)
("Atelier Kiesel", Berlin);
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Mary Parker, fotografiert von H. E. Kiesel (1877–1943) ("Atelier Kiesel", Berlin); Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Lizenz: gemeinfrei
Es folgte der von Erich Waschnek nach dem Roman "Ut mine stromtid"1) von Fritz Reuter1) inszenierte, melodramatische Heimatfilm "Kampf um die Scholle"1) (1925), wo sie als Tochter des alten Gutsinspektors Merten (Otto Kronburger1)) bzw. Braut des Franz von Wulfshagen (Ossar Marion) in Erscheinung trat, in Richard Oswalds Lustspiel "Lumpen und Seide"1) (1925) tauchte sie als die reiche, gelangweilte Ehefrau Irene auf, deren nicht minder gelangweilter Ehemann (Johannes Riemann) in einem Tanzlokal das einfache Mädchen Hilde (Mary Kid) "aufgegabelt", um aus ihr eine vornehme Dame zu machen. Im Schlepptau folgt Hildes vermeintlicher Verlobter Max (Reinhold Schünzel), ein halbseidener Charmeur und Aufschneider. Im herrschaftlichen Zuhause angekommen, sorgt das ungleiche Quartett mit seinen frivolen Eskapaden für gehörige Aufregung.3) "Oswald inszeniert eine derbe erotische Komödie als Sittenfilm, aber den mit einem Augenzwinkern" kann man bei stummfilm.at lesen → weitere Infos bei cinegraph.de.
Mary Parker, fotografiert von H. E. Kiesel (1877–1943) ("Atelier Kiesel", Berlin); Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Lizenz: gemeinfrei Nach dem Streifen "Um Recht und Ehre" (1925; Regie: Richard Löwenbein1)) mit Harry Liedtke als Partner, stand Mary Parker erneut für Richard Oswald vor der Kamera und tauchte in dem Melodram "Halbseide"1) (1925) als liederliche Ehefrau des Gelehrten Dr. Gonzales (Bernd Aldor) auf. Auch in Oswalds satirischen, anfangs von der Zensur mehrfach wegen "Entsittlichung" verbotenen Milieu-Schilderung "Vorderhaus und Hinterhaus"1) (1925, → cinegraph.de) wurde sie mit einer Hauptrolle besetzt und präsentierte sich als leichtgeschürzte, aufreizende Nachtlokal-Tänzerin Iduna, die der Witwer Marx (Max Adalbert) bzw. Eigentümer der "Maxim-Bar" für sich gewinnen will; die Rolle des Geschäftsführers und späteren Besitzers der Bar spielte übrigens Hans Albers, der nach Turbulenzen sein Glück mit Iduna findet. Als Oswald mit dem Drama "Dürfen wir schweigen?"1) (1926) ein Remake seines 1917/1918 erschienenen, vierteiligen Aufklärungs- und Sittenfilms "Es werde Licht"1) ablieferte, besetzte er Mary Parker neben Hauptdarsteller Conrad Veidt, der als sich gegen die Behandlung seiner Geschlechtskrankheit sträubender charmanter Künstler auftrat.
  
Mary Parker, fotografiert von
H. E. Kiesel (1877 – 1943)
("Atelier Kiesel", Berlin); 
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Sie zeigte sich in Produktionen wie der Heimat-Romanze "Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren" (1926; Regie: Artur Bergen), der Verfilmung "Das süße Mädel"1) (1926) nach der Operette "Das süße Mädel"1) von Heinrich Reinhardt1) (Musik) bzw. den Libretti von Alexander Landesberg1) und Leo Stein1) mit Mary Nolan in der Titelrolle oder dem Abenteuer "Der Todessturz im Zirkus Cesarelli" (1927; Regie: Károly Lajthay) gehörte Mary Parker mit der kleinen Rolle eines Edelpagen zur hochkarätigen Schauspieler-Riege von Hans Kysers1) Historienfilm "Luther – Ein Film der deutschen Reformation"1) (1927), an der Seite des den Reformator Martin Luther1) verkörpernden Eugen Klöpfer. Sie selbst meinte später: "Im Luther-Film wurde mir von einer Reihe von Kritikern bestätigt, daß ich in der einzigen sonnigen Szene dieses Films (die Pagenszene auf der Wartburg1)) der Mittelpunkt gewesen sei."*)  
Zu Mary Parkers letzten Arbeiten für den Stummfilm, in denen sie noch einmal mit einer Hauptrolle Aufsehen erregen konnte, gehört die der Frieda in der von Siegfried Philippi1)  gedrehten Geschichte"Heut' war ich bei der Frieda" (1928), dessen Filmtitel sich an dem gleichnamigen, frivolen Gassenhauer von Fritz Rotter1) (Text) und Jim Cowler1) (Musik) orientierte, mit Hans Albers und Hans Brausewetter als Partner, sowie die Admirals-Nichte Nanette von Tankerfang in Fred Sauers1) Marine-Schwank "Fräulein Fähnrich"1) (1929) mit Fritz Schulz als Fähnrich Peter Pfiff → Übersicht Stummfilme.
Der Übergang zum Tonfilm gelang Mary Parker nicht, in der ganz auf die Hauptdarstellerin zugeschnittenen Komödie "Susanne macht Ordnung"2) (1930) hatte sie zwar neben Truus van Aalten in der Rolle der Susanne als deren Freundin Dolores noch einen tragenden Part, erhielt dann aber kaum noch Rollen-Angebote. Nach ihrem Auftritt als Verlobte des Reporters Frank Briggs (Harald Paulsen) in Richard Oswalds Gruselfilm "Unheimliche Geschichten"1) (1932) mit Paul Wegener als der verrückte Wissenschaftler bzw. Mörder, war ihre Karriere praktisch beendet. Lediglich in der von Géza von Bolváry1) mit Anny Ondra und Hans Söhnker realisierten, turbulenten Musikkomödie "Der Unwiderstehliche"1) (1937)  trat sie noch einmal mit einer winzigen Rolle auf der Leinwand in Erscheinung.
 
Danach verliert sich die Spur der Mary Parker, über ihren weiteren Lebensweg ist derzeit nichts bekannt; auch ihr Todesdatum bleibt im Dunkeln.
Ihr Wunsch, "Ich möchte einmal ein großer Star werden, der sich selbst spielt, aus reinem Leiden das Leid besiegt und damit den Zuschauer für einige Stunden von der Last des Alltags befreit."*) ging – was die Nachhaltigkeit ihrer filmischen Arbeiten anbelangt – nicht in Erfüllung. Mary Parker gehört zu den heute vergessenen Schauspielerinnen der Stummfilm-Ära.
Quellen (unter anderem*)): Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei filmstarpostcards.blogspot.com
*) Mary Parker. In: Dr. Hermann Treuner (Hrsg.): Filmkünstler – Wir über uns selbst (Sybillen Verlag, Berlin, 1928)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de
Quelle: 3) filmportal.de
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(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia; R = Regie)
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