Der Schauspieler, Filmproduzent und -regisseur
Livio Pavanelli wurde am 7. September 1881 als Livio Cesare Pavanelli
in der oberitalienischen Kleinstadt Copparo geboren; nach eigenen Angaben*) erblickte
er in Bologna das Licht der Welt. Seine Familie wohlhabende
Großbauern und Kaufleute genoss hohes Ansehen, Vater Andrea war in jungen Jahren einer der Führer
der Garibaldi-Bewegung gewesen und diente als Commandante
in der Nationalgarde. Als sich die Eltern wegen finanzieller Schwierigkeiten in Bologna niederließen, besuchte Sohn Livio dort eine technische Fachschule. Doch es zog ihn mehr zum Theater, erste Bühnenerfahrungen sammelte Pavanelli ab 1898 bei der Truppe des berühmten Charaktermimen Ermete Novelli (1851 1919). 1902 trat er mit der Mundart-Theatergruppe von Emilio Zago (1852 1929) auf, ging anschließend neun Jahre lang auf Theatertournee als Partner der legendären Eleonora Duse1). Gastspiele führte die Truppe in eine große Anzahl europäischer Hauptstädte. 1912 gründete Pavanelli seine eigene Theater-Compagnie, die jedoch nur zwei Jahre Bestand hatte.
Mitte der 1920er Jahre befand sich Livio Pavanelli auch in Deutschland auf dem Höhepunkt seiner Karriere, drehte unter anderem mit Henny Porten das Lustspiel "Die große Pause"3) (1927; Regie: Carl Froehlich → www.filmblatt.de), wurde wenig später als Luthers Freund Alexius in Hans Kysers Historienfilm "Luther Ein Film der deutschen Reformation"3) (1927) neben dem den Reformator Martin Luther3) verkörpernden Eugen Klöpfer besetzt. Als Augusto Genina mit "Scampolo"2) (1928; auch "Das Mädchen der Straße") die Geschichte des armen Waisenmädchens Scampolo auf die Leinwand bannte, mimte Pavanelli neben Titelheldin Carmen Boni den Ingenieur Tito Sacchi. "Erzählt wird von dem Waisenmädchen Scampolo, das sich in zerrissenen Kleidern und mit seltsamen Jobs durchschlägt, und dessen einziges Glück ein kleiner Hund ist, der genauso einsam ist wie sie. Als sie die Hausangestellte des Ingenieurs Sacchi wird, verlieben sich die beiden ineinander."4) Dieser Stoff wurde später mehrfach verfilmt, unter anderem in Deutschland mit Dolly Haas und Karl Ludwig Diehl (1932, "Scampolo, ein Kind der Straße"3)) sowie mit Romy Schneider und Paul Hubschmid (1958, "Scampolo"3)). Eine nachhaltige Figur war auch die des in Sir Henry Baskerville in Richard Oswalds Arthur Conan Doyle-Verfilmung bzw. Kassenschlager "Der Hund von Baskerville"5) (1929) mit dem amerikanischen Stummfilm-Star Carlyle Blackwell Sr.6) als Sherlock Holmes und dem russisch-stämmigen George Seroff als Dr. Watson. Auch in einem weiteren Krimi, Rudolf Meinerts "Stuart Webbs"-Detektivgeschichte "Das grüne Monokel" (1929), war Pavanelli zu sehen, zu seinen letzten Arbeiten für den Stummfilm zählten die Melodramen "Frauen am Abgrund"2) (1929; Regie: Georg Jacobi) und "Freiheit in Fesseln"2) (1929; Regie: Carl Heinz Wolff). Zwischen all seinen filmischen Verpflichtungen fand Livio Pavanelli immer wieder Zeit für die Arbeit auf der Bühne, unter anderem feierte er am Berliner "Lessing-Theater" als Shylock in den in italienischer Sprache aufgeführten Vorstellungen von Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig" Erfolge. Seine Liebe galt jedoch vornehmlich dem Film, wie er sein Publikum wissen ließ: "Filmkunst ist mannigfaltiger als das Theater und bietet immer neue Rollen verschiedenster Art, die ich immer wieder anders gestalten muß. Der ewige Wechsel, das bunte Spiel des Lebens, eingefangen auf dem silbernen Filmband, mit seinen tragischen und lustigen Gestalten übt auf mich einen Reiz aus, der mich immer wieder in die Arme der zehnten Muse treibt! Und den Ansporn hierzu gibt nicht zuletzt die Sympathie, die mir das Publikum in Deutschland entgegenbringt."*) Obwohl Livio Pavanelli mit der deutschen Sprache keine Probleme hatte, ging der Schauspieler mit Anbruch des Tonfilm-Zeitalters in seine Heimat Italien zurück, stand dort noch für wenige Produktionen vor der Kamera, musste sich jedoch vermehrt mit Nebenrollen begnügen. Seine Parts in den in Deutschland gedrehten Streifen "Liebeskommando"2) (1931; Regie: Géza von Bolváry) und "Frühlingsmärchen"7) (1934; Regie: Carl Froelich) waren ebenfalls untergeordneter Natur, ebenso wie in der von Max Neufeld in Szene gesetzten deutsch-italienischen Co-Produktion "Das Lied der Sonne"8) (1933, La canzone del sole). Ab Mitte der 1930er Jahre verlegte sich Livio Pavanelli fast ausschließlich auf die Film-Produktion, stellte nahezu durchgehend Edelschnulzen her, zuletzt auch historische Melodramen und musikalische Stoffe.9) Nach Ende des 2. Weltkrieges zog sich der einst gefeierte Leinwandstar und Frauenschwarm nach und nach aus dem Filmgeschäft zurück. Livio Pavanelli starb von der Öffentlichkeit weitgehend vergessen am 29. April 1958 im Alter von 76 Jahren im Krankenhaus "San Giovanni" in Rom. |
||||
![]() |
||||
Quellen (unter anderem*)):
Wikipedia,
www.cyranos.ch Fotos bei www.virtual-history.com |
||||
*) Livio Pavanelli. In: Dr. Hermann Treuner (Hrsg.): Filmkünstler Wir über uns
selbst (Sybillen Verlag, Berlin, 1928) Link: 1) Kurzportrait innerhalb dieser HP, 2) filmportal.de, 3) Wikipedia (deutsch), 5) de.sherlockholmes.wikia.com, 6) Wikipedia (englisch), 7) Murnau Stiftung, 8) film.at 4) Quelle: www.film-zeit.de 9) Quelle: Wikipedia (abgerufen 28.05.2013) Lizenz Foto Livio Pavanelli (Urheber: Wilhelm Willinger): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers. |
||||
![]() |
||||
|
![]() |
Um zur Seite der Publikumslieblinge zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de |