Walter Steinbeck wurde am 26. September 1878 im sächsischen Niederlößnitz1) (heute Stadtteil von Radebeu1)) geboren. Der Vater, Dr. Johann Otto Gustav Steinbeck, war Pädagoge und leitete das örtliche Knaben-Lehr-Erziehungsinstitut. Kurz nach der Einschulung zog die Familie nach Berlin, wo Sohn Walter später die altsprachliche Eliteschule, das "Ascanische Gymnasium"1) in der Berliner Friedrichsvorstadt1) bis zum Abitur besuchte. Anschließend begann er kurz ein technisches Studium, entschied sich dann aber für die Schauspielerei und nahm entsprechenden Unterricht bei Heinrich Oberländer1) (1834 – 1911) am "Königlichen Schauspielhaus"1). Sein Bühnendebüt gab Steinbeck noch kurz vor 1900 am Berliner "Schillertheater"1), wenig später erhielt er am "Schauspielhaus Graz"1) (1901) als "jugendlicher Held" ein erstes Engagement.
Walter Steinbeck vor 1929; Urheberr: Alexander Binder) (1888–1929); Quelle: www.cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei Weitere Stationen wurden Oldenburg1) (1904, "Großherzogliche Residenztheater"1)), Breslau1) (1906) und Danzig (1907, "Stadttheater"1)), ab 1909 wirkte er bei Louise Dumont1) und Gustav Lindemann1) am "Düsseldorfer Schauspielhaus"1), wo er beispielsweise seit der Premiere (23.11.1909) unter der Regie von Dr. Reinhard Bruck1) als Karikaturist Gerhard Konik zur Besetzung der deutschen Erstaufführung des Satyrspiels "2 X 2 = 5" ("To Gange to er fem ") des Dänen Gustav Wied1) gehörte → Theaterzettel bei digital.ub.uni-duesseldorf.de. 1912 ging Steinbeck nach Berlin zurück und spielte am "Theater in der Königgrätzerstraße", dem späteren "Hebbel-Theater"1). Noch während des 1. Weltkrieges wurde er 1916 an das "Neue königliche Hoftheater"1) in Wiesbaden verpflichtet, leitete dann bis Kriegsende in den Sommermonaten als Direktor und Regisseur das von einem Unteroffizier namens Fritz Grunwald gegründete "Deutsche Theater an der Westfront" mit Standort in Tournai1) (Belgien). Hier tat er sich als Charakterkomiker in unverwüstlichen Schwänken wie "Die spanische Fliege"2) von Franz Arnold1) und Ernst Bach1) aus dem Jahre 1913 hervor.
Seit Ende 1921 wieder in Berlin, trat er am "Lessingtheater"1), am "Theater am Kurfürstendamm"1), dem "Komödienhaus"1) und dem "Metropol-Theater"1) auf, wirkte vornehmlich in Lustspielen, Revuen und Operetten mit.
 
Walter Steinbeck vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)  siehe hier
Bereits zu frühen Stummfilmzeiten stand Steinbeck vor der Kamera, eine erste Aufgabe erhielt er von Franz Porten1) als Preußenkönig und Gemahl der Titelfigur Friedrich Wilhelm III.1)3) in dessen dreiteiligen Biografie "Der Film von der Königin Luise"1) (1913) mit Hansi Arnstaedt als die allseits verehrte, preußische Landesmutter Königin Luise1), die mit diesem Portrait erstmals auf der Leinwand verewigt wurde. Basierend auf dem 1896 erschienenen, populären Buch "Die Königin Luise in fünfzig Bildern für Jung und Alt" von Richard Knötel1), Woldemar Friedrich1) und Carl Röchling1) (Illustration) werden in diesem "historisch-vaterländischen Gemälde in 3 Abteilungen" Episoden aus Luises Leben gezeigt, die sie als untadelige Ehefrau und Mutter, stets besorgt um das Wohl des Landes darstellen.4). Danach trat er sporadisch in weiteren stummen Produktionen in Erscheinung, seine Hauptdomäne blieb jedoch das Theater.
An Stummfilmen sind unter anderem verschiedene Melodramen zu nennen, so der von Rudolf Biebrach inszenierte Streifen "Märtyrerin der Liebe"1) (1915 mit dem Part des Legationsrats von Friesen, Verlobter der Titelheldin  Carola Gräfin Königswerth (Henny Porten) und Rudolf del Zopps "Die Söhne des Grafen Steinfels"1) (1915), wo er als Leo Graf Steinfels, Bruder von Felix (Harry Liedtke) in Erscheinung trat. Unter der Regie von Richard Eichberg1) mimte Steinbeck in dem Kriminaldrama "Das Tagebuch Collins"1) (1915) den Ingenieur Fred Collin oder zeigte sich später in den Harry Piel-Abenteuern "Rätsel einer Nacht"1) (1927) und "Panik"1) (1928). Einer seiner letzten Stummfilme war die Adaption "Fundvogel"1) (1930) nach dem phantastischen Roman von Hanns Heinz Ewers1) mit Camilla Horn als Andrea, genannt "Fundvogel" → Übersicht Stummfilme.

  
Erst mit Beginn des Tonfilms intensivierte Walter Steinbeck seine Arbeit als Leinwanddarsteller, gehörte ab Anfang der 1930er Jahre zu den vielbeschäftigten Akteuren des Genres. Auch wenn ihm nie die ganz großen Hauptrollen vergönnt waren, machte er sich vor allem in Komödien mit prägnanten Nebenfiguren beim Publikum beliebt. So spielte er beispielsweise in Joe Mays1) heiteren Geschichte "Ihre Majestät die Liebe"1) (1931) den in die Jahre gekommenen Dandy Hannemann, "der bei dem Versuch, mithilfe seines Geldbeutels eine Schöne (Käthe von Nagy) zu einem Schäferstündchen zu überreden, peinlich abblitzt. Der amüsante Auftritt wird zum Prototyp aller weiteren Steinbeck-Rollen im Film."*) Steinbeck mimte Bankiers, Professoren, Rechtsanwälte, Kommerzienräte und immer wieder Direktoren jeglicher Couleur, gab auch schon mal leicht verkalkte Herren. In verschiedenen Krimis kam er als Kommissar daher, in Historiensteifen verkörperte er Personen adligen Geblüts, in Militärschwänken belustigend wirkende Generäle und Majore. "Eine trefflich komische Karikatur eines preußischen Oberst gelingt Steinbeck in der Militär-Klamotte "Der Stolz der 3. Kompanie"1) (1932), in der ihn die Streiche seines Untergebenen (Heinz Rühmann) ständig aus dem Konzept und aus der Fassung bringen und er bei jeder Gelegenheit entrüstet "Weiß der Deiwel" vor sich hinraunzt."*) In dem Drama "Trenck – Der Roman einer großen Liebe"1) (1932) nach dem Roman "Trenck. Roman eines Günstlings"1) von Bruno Frank1) mit Hans Stüwe als Friedrich von der Trenck1) und Dorothea Wieck als Kronprinzessin Anna Amalie von Preußen1) schlüpfte er in das Kostüm des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II.1), in dem Weiß-Ferdl-Spaß "Die beiden Seehunde"5) (1934) nach der Komödie von Carl Rössler1) tauchte er als Hofmarschall Graf Berka auf, als ehrgeiziger Oberhofmarschall von Gillzing in der vergnüglichen Geschichte "Die selige Exzellenz"5) (1935), gedreht nach nach dem Lustspiel von Rudolf Presber1) und Leo Walther Stein (1856 – 1930). In der Verfilmung "Schloss Vogelöd"1)  1936) nach dem gleichnamigen mystischen Kriminalroman von Rudolph Stratz1) bzw. Max Obals1) Remake des gleichnamigen Stummfilm-Klassikers1) von Friedrich Wilhelm Murnau1) aus dem Jahre 1921 hatte Steinbeck als Graf Leopold von Vogelöd 1936 an der Seite von Carola Höhn und Hans Stüwe eine seiner wenigen tragenden Rollen, in der turbulenten Komödie "Die Leute mit dem Sonnenstich"5) (1936) nach dem Roman von Horst Biernath1) machte er als Chef der "Südstern-Versicherung" Konsul Hansen, Kompagnon von Thomas Bruckmann (Theo Lingen) bzw. Vater von Gwendolyin, genannt "Gwen" (Flita von Uhl, 1909–1945), eine gute Figur. "Zu seinen markantesten Filmauftritten zu Beginn der 1940er Jahre gehören der Nobelmann in der Spoerl1)-Verfilmung "Der Gasmann"1), der nach einer Liebesnacht im Zug seinen Pyjama gegen die Kleidung des Titelhelden (Heinz Rühmann) vertauscht, der korrupte Industrielle in "Die Sache mit Styx"1), der Theaterdirektor in "Die Nacht in Venedig"5)." notiert CineGraph.*) 
Die Premiere seiner letzten Filme, unter anderem Wolfgang Liebeneiners1) Historienstreifen "Die Entlassung"1) (1942) mit Emil Jannings als Otto von Bismarck1) und Werner Hinz als Kaiser Wilhelm II.1) – hier stellte er den Politiker Hans Hermann Freiherr von Berlepsch1) dar –, Johannes Meyers1) Melodram "Stimme des Herzens"5) (1942) mit Marianne Hoppe und Ernst von Klipstein sowie das von Werner Klingler1) und Herbert Selpin1) in Szene gesetzte Drama "Titanic"1) (1943) um den Untergang des Luxusliners "RMS Titanic"1) im Jahre 1912, wo er als Aktionär Fränklin auftrat, erlebte er nicht mehr → Übersicht Tonfilme.
  
Walter Steinbeck starb plötzlich, rund einen Monat vor seinem 64. Geburtstag während einer Vorstellung der Komödie "Ich liebe vier Frauen" von Johann von Bokay (1892 – 1961) am 27. August 1942 auf der Bühne des Berliner "Theaters am Kurfürstendamm"1) an Herzversagen.
Der Künstler war zwischen Dezember 1912 und 1916 mit der Bühnen- und Filmschauspielerin Elinor Büller6) (1886 – 1944) verheiratet, Tochter des Komikers und Regisseurs Carl William Büller1) (1851 – 1923) und später, in den 1930er Jahren, Geliebte des Arztes und Dichters Gottfried Benn1); aus der Ehe stammte die 1913 geborene gemeinsame Tochter Helga. 1920 (oder 1922) wurde die Schauspielerin Mathilde "Tille" Uhrig (1900 – 1942) Steinbecks zweite Ehefrau.
 
Trotz seiner rund 150 nachweisbaren Produktionen beeindruckenden Filmografie – hierzu zählen in den 1930er Jahren auch zahlreiche Kurz-Spielfilme – ist der Schauspieler nahezu in Vergessenheit geraten. Erwähnt werden sollte auch noch, dass er für das Hörspiel des Berliner "Reichssenders" (vormals "Funk-Stunde AG"1)) tätig war, unter anderem als Kunsthändler Umbraeg zusammen mit René Deltgen (Kunstmaler Andreas), Hilde Körber (Andresa' Frau Johanna) und Theodor Loos (der Freund Doktor Lozentz) in dem Krimi "Das tote Herz" (1938, Regie: Gerd Fricke1)) von Josef Martin Bauer1) (→ valaquenta.de) sowie in dem erst Anfang der 1990er Jahre wiederentdeckten Propaganda-Hörspiel "Rebellion in der Goldstadt" von Günter Eich1) (EA: 08.05.1940; Regie: Gert Fricke) über den Aufstand burischer und englischer Goldminenarbeiter in Südafrika, der 1922 auf Befehl des südafrikanischen Premierministers Jan Christiaan Smuts1) brutal niedergeschlagen wurde. "Am 28. Oktober 1993, am Vorabend des 70. Geburtstages des deutschen Rundfunks, war es 53 Jahre nach seiner Ursendung zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zu hören. Karl Karst1), Herausgeber des Hörspielwerks von Günter Eich, präsentierte den historischen Fund." kann man bei der ARD-Hörspieldatenbank lesen → siehe auch den Bericht von Wolfram Wessels1) (Sendung vom 19.11.1993 bei der ARD-Hörspieldatenbank).
Vereinzelt gab Steinbeck zudem sein Wissen an junge Nachwuchstalente weiter, so ließ sich beispielsweise Dina Gralla (1905 – 1994) von Walter Steinbeck ausbilden.
Quellen: Wikipedia, cyranos.ch sowie
CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, LG 11*)
Fotos bei virtual-history.com
*) CineGraph LG 11 mit der Quelle: Edith Hamann: Walter Steinbeck. In: "Filmwoche", Nr. 10 (07.03.1934), Nr. 11 (14.03.1934)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) theatertexte.de, 5) filmportal.de
3) CineGraph schreibt in Steinbecks Biografie, berufend auf eine Quelle der 1930er Jahre, dass er hier lediglich einen Offizier spiele. Dies scheint aber nicht zuzutreffen.
4) Quelle: filmmuseum-potsdam.de (Seite nicht mehr online)
6) Anmerkung: Elinor Büller war zuvor zwischen 1908 und 1910 mit dem Kaufmann Kurt Brode verheiratet, danach zog es sie zum Theater. Nach der Scheidung von Steinbeck ehelichte die von Männern umschwärmte Mimin 1920 in München den Schauspieler Julius Klinkowström, auch diese Verbindung endete bereits nach kurzer Zeit 1923 vor dem Scheidungsrichter. 1929 lernte sie dann Gottfried Benn kennen und ging mit ihm eine bis 1937 andauernde Beziehung ein. Die Briefe Benns an Elinor Büller wurden 1992 in "Briefe an Elinor Büller 1930 – 1937" (Briefe Bd. V) veröffentlicht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Benns ehemaliger Lektorin Marguerite Valerie Schlüter. 1938 heiratete Gottfried Benn in Berlin seine Sekretärin Herta von Wedemeyer.
Lizenz Foto Walter Steinbeck (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de sowie
einige Stummfilme bei der German Early Cinema Database
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Murnau Stiftung, www.felix-bloch-erben.de; R = Regie)
Stummfilme Tonfilme
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