Obwohl der Schauspieler Fritz Greiner zu den Leinwanddarstellern der ersten Stunde zählte und mit über 80 stummen Produktionen und mehr als zwanzig Tonfilmen ein beachtliches filmisches Werk hinterlassen hat, finden sich jedoch kaum Informationen über ihn. Geboren am 1. Januar 1879 (laut Wikipedia als Friedrich Dietl) in der damaligen k.u.k.-Metropole Wien, begann Greiner seine Karriere an verschiedenen volkstümlichen Bühnen, wirkte zuletzt am "Schlierseer Bauerntheater"1). Wie auch im Film, dem er sich Ende der 1910er Jahre zuwandte, verkörperte er stets kraftvolle, mitunter dämonische, aber auch heldenhafte Charaktere.
Seit seinem Leinwanddebüt als Detektiv Nick Carter in dem Streifen "Der Klub der Einäugigen" (1917; Regie: Josef Coenen1)) gehörte Greiner zu den vielbeschäftigten Akteuren der Stummfilmszene. Ab 1918 stand er in München bei verschiedenen Produktionsfirmen, unter anderem der "Münchener Lichtspielkunst AG"1) (heute "Bavaria Film") unter Vertrag, mimte unter der Regir von Fred Stranz1) die Titelrolle in "Der schwarze Jack"1) (1918), einem von der "Sport-Film" realisierten sogenannten "Isarwestern". Er zeigte sich in verschiedenen Heimatfilmen bzw. in fünf Adaptionen nach den Werken von Ludwig Ganghofer1), so unter anderem als Wilderer Blasi in "Der Jäger von Fall"1) (1918) mit Victor Gehring1) in der Titelrolle, als Finkenbauer Jörg in "Der Edelweißkönig" (1919), als Schmied Domimi in "Gewitter im Mai" (1920) und als Sudmann des Klosters Wolfrat Polzer, der in "Der Klosterjäger"1) (1920) den Klosterjäger Haymo (Viktor Gehring) niedersticht. Eine weitere Ganghofer-Verfilmung war die dramatische, im Berchtesgadener Land des 15. Jahrhundert angesiedelte Geschichte "Der Ochsenkrieg"1) (1920) mit Greiner als Bauer Runotter und Thea Steinbrecher1) als als dessen Tochter Jula → Ganghofer-Roman1).
  
Greiner präsentierte sich mit Haupt- und prägnanten Nebenrollen in den Melodramen, Krimis, Abenteuern und Literaturverfilmungen jener Ära, nachhaltigen Rum erlangte er mit Manfred Noas1) frühen, werkgetreuen Adaption "Nathan der Weise"1) (1922) nach dem gleichnamigen Drama1) von Gotthold Ephraim Lessing1), wo er neben Protagonist Werner Krauß (Nathan) und Carl de Vogt (Tempelherr) mit der Figur des Sultans Saladin1) Aufmerksamkeit erregte. Der lange als verschollen geltende Stummfilm-Klassiker wurde inzwischen in restaurierter, viragierter1) Fassung vom "Filmmuseum München"1) auf DVD herausgebracht → edition-filmmuseum.com. Drei Jahre später verkörperte Greiner in Rolf Randolfs1) "Wallenstein"-Zweiteiler1) "Wallensteins Macht" und "Wallensteins Tod" (1925) den berühmten Feldherr Wallenstein1)   – unter anderem sah man Stummfilmstar Erna Morena als dessen Gemahlin Isabella1), Eduard von Winterstein als Wallensteins Vertrauten bzw. Schwager Feldmarschall Terzky1), Fritz Kampers als General Isolani1), Erich Kaiser-Titz als Kaiser Ferdinand1) und Leopold von Ledebur als Schwedenkönig Gustav II. Adolf1)
  

Erna Morena als Isabella und Fritz Greiner als Wallenstein in dem Stummfilm "Wallenstein" (1925); Quelle: virtual-history.com aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus (Berlin 1935, S. 70); Lizenz: gemeinfrei

Erna Morena als Isabella und Fritz Greiner als Feldherr Wallenstein
in dem Stummfilm "Wallenstein" (1925)
Quelle: virtual-history.com aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film"
von Dr. Oskar Kalbus1) (Berlin 1935, S. 70); Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
    
Die Kritiken waren allerdings ambivalent, so urteilt Dr. Oskar Kalbus1) in seinem Buch " Vom Werden deutscher Filmkunst. Der stumme Film" (1935, S. 70): ""Wallenstein" (1925) war als Film kein großer Wurf. Der Schatten Schillers war zu groß. Rolf Randolf war der filmischen Gestaltung dieses gewaltigen Stoffes nicht gewachsen, und Fritz Greiner, der Film-Wallenstein, war kein von Ehrgeiz gepeitschter Feldherr, sondern gänzlich ins Bürgerliche hineingeraten." Und "Paimann’s Filmlisten"1) resümierte: "Ein Wallensteinfilm hätte entweder ein Charakterstück mit dem Feldherrn als Mittelpunkt oder ein Zeit- und Schlachtengemälde werden können. Der Autor des vorliegenden Films (Hans Behrendt1)) hat keines von Beiden getan, sondern Illustrationen zur Wallenstein-Historie geliefert, was uns die Behandlung des Ganzen als Kulturfilm als einzig gangbaren Weg zeigt. Einige, teilweise von Schiller1) übernommene, teilweise frei erfundene Liebesgeschichten als Nebenhandlungen vermögen diesen Gesamteindruck nicht zu beeinflussen. Es sei demnach gesagt, dass das Sujet vorwiegend biographischen Charakters ist und erst im zweiten Teile Ansätze zu dramatischer Gestaltung zeigt. Die Darstellung ist unter diesem Gesichtswinkel als akzeptabel anzusprechen, die Aufmachung in kleinem Format gehalten, die Photos ungleich, aber im Allgemeinen befriedigend."
Den fränkischen Raubritter Hans von Selbitz1), Mitstreiter des von Eugen Klöpfer verkörperten Reichsritters Götz von Berlichingen1), stellte Greiner in der von Hubert Moest1) nach dem gleichnamigen Schauspiel1) von Johann Wolfgang von Goethe1) realisierten Adaption "Götz von Berlichingen zubenannt mit der eisernen Hand"1) (1925) dar. Als weltgewandter Lebemann Marquis de Bli tauchte er in dem zu Herzen gehendem Kostümstreifen "Manon Lescaut"1) (1926) neben Lya de Putti (Manon Lescaut) und Wladimir Gaidanow (Chevalier des Grieux) auf, gedreht von Arthur Robison1) nach dem Roman "Histoire de Manon Lescaut et du Chevalier des Grieux"1) von Antoine-François Prévos1).

Standfoto/Lichtbild mit Fritz Greiner und Lya de Putti
aus dem Stummfilm "Manon Lescaut"
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier 

Standfoto/Lichtbild mit Fritz Greiner und Lya de Putti aus dem Stummfilm "Manon Lescaut": Quelle: cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei
Greiner mimte aber auch weniger exponierte Charaktere, etwa einen Variété-Direktor in dem Streifen von (Regie) und mit Harry Piel "Abenteuer im Nachtexpreß"1) (1925), einen Karussel-Besitzer in "Der dumme August des Zirkus Romanelli"2) (1926), einen Chauffeur in "Familie Schimeck – Wiener Herzen" (1926) nach dem Schwank "Familie Schimeck" von Gustav Kadelburg1) oder einen fiesen Oberkellner in der Produktion "Champagner"3) (1929), der von Géza von Bolváry1) in Szene gesetzten deutschen Version der Komödie "Champagne"1), die Alfred Hitchcock1) nach einer Erzählung von Walter C. Mycroft1) ein Jahr zuvor in die Lichtspielhäuser gebracht hatte. Für "Sensationsdarsteller" Harry Piel  stand Greiner übrigens während der Stummfilm-Ära noch vier Mal vor der Kamera, als Statthalter Francesco Ganossa in "Zigano"1) (1925), als Don Gil den Montavan, Onkel von Coello (Piel), in "Der schwarze Pierrot"1) (1926), als Kommissar Bull in "Was ist los im Zirkus Beely?"1) (1927) und als Hennessy in "Sein größter Bluff"1) (1927).
 
Den Höhepunkt seiner filmischen Karriere feierte Fritz Greiner mit der Verkörperung des heldenhaften Tiroler Volkshelden Andreas Hofer1) in Hans Prechtls, nach eigenem Drehbuch realisierten Historiendrama "Andreas Hofer"1) (1929) mit dem Untertitel "Der Freiheitskampf des Tiroler Volkes" und Maly Delschaft als dessen Ehefrau Anna Hofer. Die österreichische Uraufführung fand am 19. Oktober 1929 im Innsbrucker1) "Zentralkino" statt und verzeichnete auch im Heimatland Hofers äußerst positive Zustimmung, zuvor war der Film schon in verschiedenen deutschen Lichtspielhäusern gezeigt worden. Greiner erntete mit seine Darstellung des Andreas Hofer beste Kritiken, "eine überragende suggestive Leistung. Neben ihm verheißen die ins Symphonische gehobene Illustration von Hermann Ludwig und der präzise musterhafte Bildschnitt, den Dr. Werner Klette besorgte, den Film zu einem Erfolg, der aller Voraussicht nach den Film für mehrere Wochen auf dem Spielplan halten wird." Ein "in jeder Hinsicht vollendetes Werk moderner Filmkunst" notierte unter anderem die "Leipziger Neueste Nachrichten"1). Der "Tiroler Anzeiger" sparte ebenfalls nicht mit Lob und meinte: "Das malerisch Schöne unserer Heimat ist in wundervollen Bildern eingefangen und die Hauptdarsteller bringen ihre Rollen zu packender Wirkung; allen voran Fritz Greiner als Andreas Hofer, ein Hofer, wie figürlich und in seinem Gehaben nicht besser gedacht werden könnte. Maly Delschaft als Hofers Frau bereitet unserer Phantasie, die sich Hofers Gattin mehr als robuste Tiroler Wirtin in reiferen Jahren vorstellt, wohl einige Schwierigkeit, sie läßt aber dies uns fast vergessen, wenn sie in ergreifendem Spiel uns entgegentritt. Ganz prächtig in Figur und Haltung ist auch Hofers Adjutant Eisenstecken (Carl de Vogt) und der Gasteiger-Wirt (Rolf Pinegger1)). Das Liebespaar – die Moidl vom Gasteiger-Wirt und ein Sergeant – bringen die Tragik ihrer Zuneigung ebenfalls in erschütternder Art zum Ausdruck. Die vielen Kampfszenen sind voller Leben und Bewegung und veranschaulichen treffend das Ringen der freiheitsliebenden Bauernscharen gegen ein für damalige Begriffe modernes Heer."4) Werner Richter meinte im "Berliner Tageblatt"1) (Nr. 508, 27.10.1929): "Auffallend gut in Maske und Spiel ist der Hofer-Darsteller, Fritz Greiner, der in einer entfernt fast an Jannings gemahnenden Art bäuerliche Plumpheit und Verschmitztheit mit echt aufwallendem Fanatismus und männlich ernster Würde vereint." Der Filmkritiker Hans Feld1) lobte im "Film-Kurier"1) (Nr. 260, 01.11.1929): "Fritz Greiner hinterlässt porträtstarke Eindrücke, von Karl Attenberger1) in erlesen schöne Großaufnahmen gebracht." → Fotos bei filmportal.de sowie Titelblatt von "Film im Bild – Illustrierte Wochenschrift aller Film- und Kinofreunde" bei IMDb. Im Jahr 1933 kam der Film noch einmal in einer Tonfassung in die Kinos. Bereits in dem Streifen "Was Steine erzählen" (1925; Regie: Rolf Randolf) mit dem Untertitel "Historische und vaterländische Erinnerungen des deutschen Volkes" hatte Greiner diese historische Figur neben unter anderem Ernst Rückert als Theodor Körner1) dargestellt.
   
Letztmalig trat Greiner in der deutsch-estnischen Produktion bzw. dem Ostsee-Abenteuer "Wellen der Leidenschaft"1) (1930, "Kire lained") als Schmugglerkönig Jaan Kölgis in einem Stummfilm auf der Leinwand in Erscheinung. Das Regiedebüt des russischen Schauspielers Wladimir Gaidarow, der zudem den Schriftsteller und Journalisten Rex spielte, thematisierte den zu jener Zeit florierenden Alkoholschmuggel über die Ostsee zwischen Estland und dem unter Prohibition stehenden Nachbarn Finnland, im Mittelpunkt stand jedoch eine feurige Liebesbeziehung zwischen dem Journalisten und dem jungen Mädchen Betty (Ita Rina) → Übersicht Stummfilme.
  
Im Tonfilm blieb Greiner bis zu seinem frühen Tod zwar ein vielbeschäftigter Darsteller, musste sich jedoch mit eher zweitrangigen Rollen begnügen. So beispielsweise als Falschspieler in dem Krimi "Der Zinker"1) (1931) nach dem gleichnamigen Roman1) ("The Squeaker") von Edgar Wallace1), als Bäckermeister in dem Musikstreifen "So lang' noch ein Walzer vom Strauß erklingt" (1931) mit Hans Junkermann als Johann Strauss (Vater)1) und Gustav Fröhlich als Johann Strauss (Sohn)1) oder als Fiaker-Kutscher in dem schwungvollen Musikfilm "Es war einmal ein Walzer" (1932; Regie: Victor Janson/Drehbuch: Billy Wilder1)) mit Mártha Eggerth und Paul Hörbiger. Einen tragenden Part hatte er noch einmal als Oberbootsmaat Mertens in dem von Louis Ralph in Szene gesetzten Kriegsfilm "Kreuzer Emden"1) (1932) mit Ralph selbst als Kapitän der "SMS Emden"1) Karl von Müller1). Es handelte sich um ein nachvertontes Remake von Ralphs Stummfilm "Unsere Emden"1) aus dem Jahre 1926, in dem Greiner als Oberbootsmaat Mertens ebenfalls zur Besetzung gehörte; 1934 wurde der Streifen erneut aufgeführt unter dem Titel "Heldentum und Todeskampf unserer "Emden". 
Mit kleinen Rollen in der Harry Piel-Komödie "Ein Unsichtbarer geht durch die Stadt"1) (1933) sowie in dem Melodram "Drei Kaiserjäger"2) (1933), einem "schwülstigen Tiroler Volksstück zum Lobe von Heimatliebe, Kameradschaft und soldatischen Tugenden" wie filmdienst.de vermerkt, verabschiedete sich der Mime von seinem Publikum → Übersicht Tonfilme.
  
Am 16. November 1933 starb Fritz Greiner mit nur 54 Jahren in München – während Dreharbeiten in den Münchner "Geiselgasteig-Studios"1) setzte er seinem Leben durch Gift ein Ende; die Ursache hierfür ist unbekannt → Kurzer Nachruf in "Allgemeiner Tiroler Anzeiger".
Neben seiner Tätigkeit als Schauspieler versuchte sich Fritz Greiner auch als Regisseur und inszenierte zwei Stummfilme – das Gesellschaftsdrama "… die sich verkaufen" (1924) mit Lia Eibenschütz und Carl de Vogt sowie "Mordendes Geld" (1927) mit Joe Stöckel. In erstgenanntem Film taucht in der Besetzungsliste2) ein Heinzerl Greiner mit einer Kinderrolle auf; ob es sich hier eventuell um Greiners Sohn handelte, ist unklar. Das Privatleben des Schauspielers liegt ebenso im Dunkeln wie die Motive für seinen Freitod.
Bei Wikipedia (Stand: 02.05.2023) wird in dem Artikel zu dem Film- und Fernsehregisseur Helmut Dietl1) (1944 – 2015) vermerkt:  "Sein Großvater väterlicherseits war der österreichische Schauspieler und Regisseur Fritz Greiner. Dessen Ehefrau trat regelmäßig in Filmen als Statistin auf und verschaffte ihrem siebenjährigen Enkel Helmut eine erste Rolle im Film."
Quellen (unter anderem): Wikipedia, cyranos.ch
Ein weiteres Foto bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) stummfilm.at
4) Quelle: Innsbrucker Riesenrundgemälde
Lizenz Standfoto/Szenenfotos aus "Wallenstein" (1925)/"Manon Lescaut" (1926): Dieses Bild ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen und der Autor anonym ist. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt.
Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de sowie
frühe Stummfilme  bei "The German Early Cinema Database"
(Fremde Links: filmportal.de, zauberspiegel-online.de, Wikipedia, cyranos.ch,
Murnau Stiftung, felix-bloch-erben.de, fischerverlage.de; R = Regie)
Stummfilme (Auszug) Tonfilme
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