Jugendliche Darsteller übten schon immer einen besonderen Reiz auf das Kinopublikum aus. Seit die "Bilder laufen lernten" gab es etliche Kinderstars, vor allem in den 1930er Jahren waren sie Kassenmagneten. Der kleine Jackie Coogan (1914 – 1984), der an der Seite von Charles Chaplin als "das Kind" in "The Kid"1) (1921) Weltruhm erlangte, gilt als der erste Kinderstar. "Spätestens bei Shirley Temple zeigte sich dann endgültig die Faszination, die Kinder in der Kinowelt auszuüben vermögen" notiert cyranos.ch. Shirley Temple gilt als Prototyp des niedlichen Mädchens, in mehr oder weniger rührseligen Geschichten stand sie in den USA zwischen 1935 und 1938 auf Platz 1 der umsatzstärksten Kinokassenstars. Die Liste der deutschsprachigen Kinderstars1) ist ähnlich lang wie in den USA, die meisten Namen sind jedoch in Vergessenheit geraten. Zu Stummfilmzeiten erfreute Loni Nest1) die Zuschauer, Ende der 1930er Jahren erreichten beispielsweise Peter Bosse oder Norbert Rohringer ungeheure Popularität.
 
Als "österreichische Shirley Temple" errang Traudl Stark Star-Status, die am 17. März 1930 im Wiener "Brigitta-Spital"1) das Licht der Welt erblickte. Die als Gertraude Marianne Münzel noch unehelich geborene Tochter der Margarete Münzel und des Sekretärs im Bundeskanzleramt Siegfried Stark wurde 1934 anlässlich einer Kinoausstellung auf der Wiener Messe von Robert Reich1) entdeckt und anfangs für die Werbung eingesetzt. Das fröhlich wirkende Mädchen mit dem braunen Lockenschopf und dem spitzbübischen Lächeln kam dann rasch zum Film und trat in Carl Boeses1) Adaption "Die Fahrt in die Jugend" (1935)
nach der Operette von Eduard Künneke1) neben Liane Haid, Hermann Thimig und Hans Moser erstmals auf der Leinwand in Erscheinung. Bereits in Phil Jutzis1) Spionagedrama "Lockspitzel Asew"2) (1935) erreichte die Fünf-Jährige als Filmtochter von Fritz Rasp und Olga Tschechowa erste Popularität. Von den inzwischen verheirateten Eltern gemanagt, welche weitere Vertragsverhandlungen führten und die Tochter zu den Dreharbeiten begleiteten, spielte Traudl Stark bis 1940 in neun weiteren, meist auf sie zugeschnittenen erfolgreichen Produktionen mit. 
In der Komödie "Seine Tochter ist der Peter"3) (1936) war sie die kleine weibliche Protagonistin und mimte das lebhaft-vorlaute, jungenhaft auftretende Mädchen Elisabeth, genannt "Peter", die sehr zum Leidwesen des Vaters (Karl Ludwig Diehl) wenig von Puppen und schönen Kleidern hält. Sie bevorzugt "die bequemere Tiroler Lederhose, klettert auf Bäume, jagt Frösche, und ihr eigentlicher Taufname Elisabeth ist fast vergessen." notierte der "Illustrierte Filmkurier". Eine fast ähnlich gelagerte Rolle war die der burschikosen Titelheldin in Carl Lamačs1) Lustspiel "Peter im Schnee" (1937) mit Liane Haid und Paul Hörbiger, mit dem Film "Liebling der Matrosen"2) (1937) spielte sich Traudl Stark als süße Christl Hofer endgültig in die Herzen des Publikums. Erzählt wurde die heiter-turbulente Geschichte eines fünfjähriges Waisenkindes, das als unfreiwilliger Passagier auf ein Kriegsschiff und dort an einen kinderlieben Kapitänleutnant Igor Juritsch (Wolf Albach-Retty) geriet. Im Verlauf der Reise fand die Kleine in dem amerikanischen Konsul (Richard Romanowsky) seinen alten Großvater sowie in dessen Tochter Mary (Hertha Feiler) und Offizier Igor neue Eltern.
 
Den Höhepunkt ihrer kurzen Karriere erreichte Traudl Stark mit der Titelrolle der Sissy (die spätere Elisabeth von Österreich1)) in Fritz Thierys1) Historienstreifen "Prinzessin Sissy"2) (1939), eine der frühen "Sissi"-Verfilmungen überhaupt. Der im April 1938 in Schloss Schönbrunn1) und Schloss Laxenburg1) unter anderem mit Paul Hörbiger (Vater Herzog Max in Bayern1)) und Otto Tressler (König Ludwig I. von Bayern1)) gedrehte Film – auch bekannt als "Prinzessin Wildfang" – erschien Anfang Dezember 2011 auf DVD und ist kein "Sissi"-Biopic wie die zwei knapp Jahrzehnte später realisierten, legendären Romy-Schneider-Produktionen, sondern eine lustige fiktive Geschichte bzw. "ein im 19. Jahrhundert spielendes anspruchslos-heiteres Volksstück", wie filmdienst.de notiert.
Nach Gustav Ucickys1), die "großdeutsche Mutter" verherrlichendem Rührstück "Mutterliebe"1) (1939) mit Käthe Dorsch sowie Walter Janssens Melodram "Leidenschaft"4) (1940) mit Olga Tschechowa und Hans Stüwe spielte Traudl Stark in dem stark antibritischen, propagandistischen Abenteuer "Der Fuchs von Glenarvon"1) (1940) als kleine Kit, Tochter des Barons John Ennis of Loweland (Karl Ludwig Diehl), ihre letzte Rolle in einem Kinofilm → Übersicht Filmografie.
 
Nach Ende des 2. Weltkrieges dem niedlichen Kleinmädchen-Image entwachsen, verlor Traudl Stark das Interesse am Film und machte eine kaufmännische Ausbildung. Sie versuchte sich zwar zwischen 1945 und 1947 in Wien noch als Theaterschauspielerin, mit ihrer Heirat beendete sie endgültig ihre Karriere: Am 22. November 1948 heiratete die 18-Jährige in der Kapelle des Spitals der Wiener Kaufmannschaft in Döbling1) den vier Jahre älteren, aus Alabama1) stammenden Besatzungssoldaten Jack Elliot (→ Foto der Trauung bei bildarchivaustria.at) und ging mit ihm später nach Amerika. "Das Spital beherbergte zu jener Zeit ein Lazarett und eine Reihe von amerikanischen Dienststellen. Die beiden hatten sich hier kennengelernt, Elliot war hier als Angehöriger der amerikanischen Besatzungsmacht, Stark arbeitete als Bürokraft für die Besatzer." wird bei Wikipedia mit entsprechender Quellenangabe ausgeführt; aus der Verbindung mit Elliot gingen vier Kinder hervor. Mit ihrer Übersiedlung in die USA geriet der einstige Kinderstars Traudl Stark in Vergessenheit.
 
Wie die Tageszeitung "Tampa Bay Times"1) (St. Petersburg1), Florida) am 19./20.Oktober2021 vermeldetre, starb Traudl Stark, in zweiter Ehe verheiratete Gertraud South, am 14. Oktober 2021 im Alter von 91 Jahren in Tampa1) (Florida), wo sie seit 1973 lebte. Sie hinterließ ihren Ehemann Thomas South, die Töchter Linda, Teresa, Jo Ann und Kimberly sowie mehrere Enkel, Urenkel und Ur-Ur-Enkel; ein Sohn, Robert South, war bereits 2001 verstorben.
Die letzte Ruhe fand sie auf dem "Florida National Cemetery" in Bushnell1) (Florida).
Quellen: Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) film.at, 4) filmdienst.de
   
Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia)
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