In den skandinavischen Ländern, allen voran Dänemark, entwickelte sich
der Stummfilm schon früh zu einem Publikumsmagneten.
Mit Beginn des vergangenen Jahrhunderts gehörte
Dänemark, wenn auch nur für kurze Zeit, zu den führenden Ländern
der frühen Stummfilm-Ära, genoss internationale Anerkennung.
"Zwischen 1910 und 1918 produzierte Dänemark die unglaubliche Zahl von ca. 1.200 Spielfilmen, eine Zahl,
die die übrigen Filmländer neidisch nach Dänemark blicken liessen."
notiert cyranos.ch.
Berühmte Filmpioniere wie die Regisseure Holger-Madsen1)
(1878 1943), August Blom1)
(1869 1947) oder Urban Gad1)
(1879 1947) prägten die aufstrebende
Filmszene, legendäre Stummfilm-Stars, allen voran die unvergessene Asta Nielsen2)
(1881 1972), Viggo Larsen2) (1880 1957),
Olaf Fönss2) (1882 1949) oder auch
das Komikerduo "Pat und Patachon"2)
(Carl Schenstrøm1); 1881 1942)/Harald Madsen1); 1890 1949)
stammten aus dem Königreich Dänemark.
Mit Valdemar Psilander brachte das kleine Land einen der größten Stars des dänischen Stummfilms
hervor, als er 1917 mit erst 32 Jahren verstarb, hinterließ er während
seiner sechsjährigen Tätigkeit für das neue Medium mehr als 90, heute
überwiegend verschollene stumme Streifen, die ihm auch internationale Ruhm, vor allem in Russland, Ungarn und Deutschland
einbrachten.
Das von August Blom inszenierte Kriminal-Melodram "Ved Fængslets Port" (1911, Versuchungen der Großstadt) mit Psilander als hochverschuldetem Sohn einer reichen Witwe (Augusta Blad) geriet zum Kassenschlager und zählt zu den Meilensteinen der dänischen Filmgeschichte → Nordische Filmtage Lübeck. "246 Kopien werden von den Film im In- und Ausland verkauft; damals eine ungeheure Menge."**) Mit Regisseur Blom entstanden eine Reihe weiterer hochgelobter Stummfilme, so unter anderem "Balletttänzerin"1) (1911, auch "Brennende Triebe"; Balletdanserinden) erneut an der Seite von Asta Niesen oder "Das Opfer des Mormonen" (1911, Mormonens offer; → englischsprachige Wikipedia). Zu Beginn verkörperte Psilander meist blendend aussehende Liebhaber, psychisch fragile Typen oder mondäne Abenteurer, gab auch schon mal den sportlichen Draufgänger wie in der Sensationsgeschichte "Der Todessprung aus der Zirkuskuppel" (1912, Dødsspringet til hest fra circuskuplen; Regie: Eduard Schnedler-Sørensen): "Hier sehen wir eine weitere Seite von Psilanders Erfolg: Seine Kühnheit und sein Mut. Er war ein hervorragender Reiter und sah in seiner Reitkleidung fantastisch aus diesen Umstand machten sich viele seiner Filme zunutze. Auch wenn er sich in der Schlüsselszene von "Dødsspring til hest fra cirkuskuplen" doubeln ließ, spielte er alle anderen Szenen selber. Insbesondere die Szene, in der er für sich und die Hauptdarstellerin einen Weg aus einem brennenden Hotel freikämpft, zeigt ihn als kraftvoll zupackenden und geschmeidigen Helden." schreibt Edition Filmmuseum, welche diesen restaurierten Film zusammen mit "Versuchungen der Großstadt" und einem weiteren Höhepunkt aus Psilanders Filmschaffen, "Der Laienprediger" (1915, Evangeliemandens liv), in Zusammenarbeit mit dem "Danish Film Institute & Cinematheque" auf DVD herausbrachte. Gerade der von Holger-Madsen sehr realistisch inszenierte Film "Der Laienprediger" ist ein Beispiel dafür, dass sich der elegante und attraktive Psilander mitunter seinem klischeehaften Rollentypus entziehen konnte. Hier verkörperte er den aus einem reichem Elternhaus verstoßenen Bankierssohn Billy , der auf die schiefe Bahn geraten, nach einem Gefängnisaufenthalt als Laienprediger andere verlorene Seelen zu retten versucht. Psilander lieferte eine von Kritik und Publikum gleichermaßen positiv beurteilte Charakterstudie ab, "Der Laienprediger" gilt als einer seiner besten Filme. Bereits in der von Holger-Madsen und August Blom realisierten Schnitzler-Adaption "Liebelei" (1914, Elskovsleg) hatte mit der Figur des Fritz Lobheimer gezeigt, dass er durchaus differenziert-zwiespältige Charaktere zu gestalten wusste.
Etliche der von der "Nordisk Film" produzierte stumme "Tragödien" gelangten erst nach dem Ableben des besonders von Frauen verehrten Mimen in Dänemark in die Lichtspielhäuser, neben "Klovnen" ist unter anderem Robert Dinesens Drama "Eine Gefahr für die Gesellschaft" (En Fare for Samfundet, EA: 28.01.1918) zu nennen, wo er sich als Chirurg Professor William Sheldon präsentierte, "der seine Frau nach kurzer Ehe verliert, auch noch sein Haus durch Brand aufgeben muß. Seine Verluste machen ihn krank, er wird zum Pyromanen, der erst durch die uneigennützige Liebe eine seiner ehemaligen Patientinnen gerettet werden kann."**) In Holger-Madsens Tragödie "Der Flammentanz" (Lydia; EA: 09.04.1918) nach dem gleichnamigen Roman von Viggo Cavling wurde er als Prokurist Karl Fribert wegen einer Operetten-Diva (Ebba Thomsen2)) zum Verbrecher, zeigte sich in Martinius Nielsens "Die Liebesgeschichte eines Schauspielers" (En Skuespillers Kærlighed, EA: 03.05.1920) erneut als Partner von Ebba Thomsen. Der ebenfalls von Martinius Nielsen gedrehte Streifen "Die Liebe des Prinzen" (Prinsens Kærlighed) mit Psilander als feschem Thronfolger Prinz Harro und Gudrun Houlberg als schöner Melitta gelangte erst mehr als drei Jahre nach Psilanders Tod am 19. Juli 1920 in die Lichtspielhäuser. Gudrun Houlberg, die in erster Ehe mit dem dänischen Bariton Helge Nissen (1871 1926) verheiratet war, hatte mit Psilander neben "Klovnen" auch für den bereits 1916 gedrehten Sandberg-Film "Das Tote Schiff" (Det døde Skib, EA: 01.06.1920) vor der Kamera gestanden. Mitunter findet man den Schauspieler auch als "Valdemar Psylander" oder "Waldemar Psilander" im Internet. |
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Quellen (unter anderem)*)
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Wikipedia,
www.cyranos.ch,
www.film-zeit.de Fotos bei www.virtual-history.com |
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*) Danish Film Institute → www.dfi.dk
(in englisch) **) www.film-zeit.de Link: 1) Wikipedia, 2) Kurzportrait innerhalb dieser HP Lizenz Foto Valdemar Psilander: Die Schutzdauer für das von dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei. |
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