Der Schauspieler, Regisseur und Autor Friedrich Ulmer wurde am 27. März 1877 in München1) geboren. Obwohl er sich mehr zum Theater hingezogen fühlte – bereits 18-jährig stand er auf der Bühne des Münchener "Residenztheaters"1) – ergriff er auf Wunsch des Vaters nach dem Gymnasialabschluss zunächst an der Universität seiner Geburtsstadt ein Studium der Rechtswissenschaften. Er arbeitete anschließend noch einige Jahre als Rechtsanwalt, der Drang, Schauspieler zu werden, war jedoch größer. Ab 1908 stand er dann auf den "Brettern, die Welt bedeuten", wirkte unter anderem in München am "Königlichen Hof- und Nationaltheater"1), tat sich schon früh mit klassischen Schiller-Figuren wie dem Karl Moor in "Die Räuber"1) und der Titelrolle in "Wilhelm Tell"1) hervor. Doch erst nach Ende des 1. Weltkrieges avancierte Ulmer mit "wuchtigen Helden- und Charakterrollen"*) zu einem vielbeachteten Theatermimen, gestaltete eindrucksvoll Goethe-Protagonisten wie den "Götz von Berlichingen"1) und den "Egmont"1), machte aber auch in Dramen von William Shakespeare1) Furore.

Friedrich Ulmer fotografiert von Hanns Holdt1) (1887 – 1944)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Friedrich Ulmer fotografiert von Hanns Holdt (1887 – 1944); Quelle: www.cyranos.ch
Friedrich Ulmer als Alkibiades in "Der gerettete Alkibiades" von Georg Kaiser (Uraufführung München, 29.01.1920), fotografiert von Hanns Holdt (1887 – 1944); Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_hauptkatalog_0281618); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Hanns Holdt; Lizenz: CC BY-SA 4.0; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017 Nach einem Gastspiel-Intermezzo 1921 am Berliner "Lessingtheater"1) kehrte Ulmer anlässlich der sommerlichen Festspiele am "Künstlertheater"1) nach München zurück und interpretierte unter anderem den Petruchio in der Shakespeare-Komödie "Der Widerspenstigen Zähmung"1) sowie die Titelfigur in dem von Gerhart Hauptmann1) verfassten Revolutionsdrama "Florian Geyer"1), die er am "Bayerischen Staatstheater"1) in den folgenden Jahren mehrfach verkörperte. 1926 entstand von dem Münchner Medailleur Josef Bernhart (1883 – 1967) eine Silberguss-Medaille, auf der Friedrich Ulmer im Brustbild als "Florian Geyer" abgebildet ist. Das langjährige Ensemble-Mitglied des "Bayerischen Staatstheaters" brillierte beispielsweise sowohl als Goethes "Faust"1) und "Mephisto", war ein ebenso herausragender "König Ödipus"1) in dem gleichnamigen Drama1) des Sophokles1) wie der Shakespeare'sche "Macbeth"1).
 
Zum Spielleiter am "Bayerischen Staatstheater" ernannt, machte sich Ulmer während der Weimarer Republik1) auch einen Namen als Regisseur, inszenierte unter anderem Schillers "Die Räuber" und Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig"1), brachte aber auch Stücke der Moderne auf die Bühne. Aufgrund seiner Leistungen erhielt er 1929 vom "Bayrischen Kultusministerium" eine Berufung als "Professor für Dramaturgie und Regie" an die "Universität München"1).  

Friedrich Ulmer als Alkibiades1) in "Der gerettete Alkibiades"
von Georg Kaiser1) (Uraufführung München, 29.01.1920),
fotografiert von Hanns Holdt1) (1887 – 1944)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_hauptkatalog_0281618)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Hanns Holdt; Lizenz: CC BY-SA 4.0
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Zum Spielleiter am "Bayerischen Staatstheater" ernannt, machte sich Ulmer während der Weimarer Republik1) auch einen Namen als Regisseur, inszenierte unter anderem Schillers "Die Räuber" und Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig"1), brachte aber auch Stücke der Moderne auf die Bühne. Aufgrund seiner Leistungen erhielt er 1929 vom "Bayrischen Kultusministerium" eine Berufung als "Professor für Dramaturgie und Regie" an die "Universität München"1).
Nach der sogenannten "Machtergreifung"1) der Nationalsozialisten wurde der "sozial engagierte Ulmer im März 1933 auf Druck der neuen, braunen Machthaber aus dem "Staatstheater"*) entlassen, ging dann 1935 erneut nach Berlin. Hier nahm er verstärkt seine bereits 1920 begonnene Tätigkeit für den Film wieder auf, wirkte aber auch sporadisch an der "Volksbühne"1). Man erlebte ihn dort beispielsweise in dem von Eugen Klöpfer inszenierten Schiller-Drama "Die Räuber" (Premiere: 01.10.1936), in der Komödie "Moral" von Ludwig Thoma1) (Premiere: 04.12.1936; Regie: Lucie Höflich) oder unter der Regie von Fritz Kampers in der bayerischen Moritat "Die Pfingstorgel" von Alois Johannes Lippl1) (Premiere: 10.05.1939). Am "Schillertheater"1) stand er 1934 als Fürst Menschikow1) in dem Drama "Spielereien einer Kaiserin" von Max Dauthendey1) an der Seite von Agnes Straub (Zarin Katharina I.1)) auf der Bühne, die "in Friedrich Ulmer als Menschikow einen Partner hatte, der mit jedem Wort, jedem Tonfall, jeder Miene, jeder Geste "Theater" gibt, das an die Tage Possarts1) und Bonns erinnert." notierte die NZZ1) am 4. Oktober 1934 in ihrer "Morgenausgabe" (Nr. 1772).2) Schon 1921 machte er in diesem Stück am "Lessingtheater"1) mit der Rolle des Zaren Peter der Große1) an der Seite von Tilla Durieux und Albert Steinrück (Menschikow) auf sich aufmerksam, hatte jedoch "in der Rolle des Zaren nur Gelegenheit, rein physische Qualitäten zu zeigen. Daß er den hünenhaften Steinrück bei den Schultern packte und wie ein Luftkissen herumwirbelte, erregte ungeteilte Bewunderung. Es ist kein Zufall, daß gerade dieses Bild den stärksten Beifall fand." schrieb damals die "Berliner Volks-Zeitung"1) (16.09.1921)3) → siehe auch Stummfilm 1929.
 
Bereits 1920 gab Ulmer in dem stummen Streifen "Die Hexe von Lolaruh" mit dem kleinen Part eines Waldläufers sein Leinwanddebüt, übernahm danach weitere Aufgaben in verschiedenen Produktionen. Nachhaltigen Ruhm erlangte er mit des Rolle des Königs von Sparta Menelaos1) in Manfred Noas1) zweiteiligem Troja-Epos "Helena"1) (1924) neben der bis dahin völlig unbekannten italienischen Stummfilm-Darstellerin Edy Darclea (1895 – ?) in der Titelrolle der schönen Helena1) sowie Publikumslieblingen wie Carl de Vogt als Hektor1), Wladimir Gaidarow als strahlender Königssohn Paris1) oder Albert Steinrück als König Priamos1). Der aufwendige Monumentalfilm, basierend auf Motiven der antiken Ilias-Sage1) des Homer1) nach einem Drehbuch von Hans Kyser1), erregte auch durch spektakuläre Massenszenen Aufsehen, ist heute jedoch nicht mehr als Originalfassung erhalten. Nach rund vierjähriger Pause zeigte sich Ulmer dann in Karl Grunes1) Historienfilm "Waterloo"1) (1928) über die Schlacht bei Waterloo1) am 18. Juni 1815 erneut in einer aufwendigen Stummfilm-Produktion und präsentierte sich neben Otto Gebühr (Feldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher/Friedrich der Große1)) und Charles Vanel1) (Napoléon Bonaparte1)) als preußischer Feldmarschall August Neidhardt von Gneisenau1) → Übersicht Stummfilme.
 
Ab 1933 trat Ulmerr dann verstärkt auf der Leinwand in Erscheinung, wirkte in verschiedenen Heimatfilmen und Melodramen, aber auch in einigen NS-Propagandafilmen mit, von denen zwei bis heute zu den so genannten "Vorbehaltsfilmen"1) zählen, wo er "vor allem staatstragende Machtmenschen wie den Generalkommandeur der burischen Armee, Joubert (in "Ohm Krüger"1)), oder den Fürsten Hohenlohe-Langenberg1) (in "Carl Peters"1)) verkörperte."*) Mehrfach zeigte er mit mit prägnanten Rollen in Ludwig Ganghofer1)-Adaptionen: So als der alte, von seiner Jagdleidenschaft besessene Graf Egge, Vater von Kitty (Hansi Knoteck) und Tassili (Arthur Schröder), in "Schloss Hubertus"1) (1934; nach dem gleichnamigen Roman1)), als Probst Heinrich von Inzing in "Der Klosterjäger"1) (1935, nach dem gleichnamigen Roman1)) mit Paul Richter als Haymo, der Klosterjäger, als fürstlicher Freund und Vermögensverwalter Conrad Kersten in "Das Schweigen im Walde"4) (1937, nach dem gleichnamigen Roman1)) mit Hansi Knoteck als Lo Petri und Paul Rchter als Fürst Heinz von Ettingen sowie als Berchtesgadener Reichsprälat Peter Pienzenauer1) in "Der Ochsenkrieg" (1943, nach dem gleichnamigen Roman1)). Mit Luis Trenker drehte er das legendäre Bergdrama um die Erstbesteigung1) des Matterhorns1) mit dem Titel "Der Berg ruft"1) (1937) und mimte neben Trenker (Jean-Antoine Carrel1)) und Herbert Dirmoser (Edward Whymper) die eher kleine Rolle des Gastwirtes Favre. Trenker besetzte Ulmer zudem in seinem Historienstreifen "Der Feuerteufel"1) (1940) als den Kärntner Bauern Reintaler. Auch der von Werner Klingler in Szene gesetzte Film "Standschütze Bruggler" (1936) mit dem Untertitel " Ein Film vom Freiheitskampf des Tiroler Volkes" nach dem gleichnamigen Roman des Schriftstellers Anton Graf Bossi-Fedrigotti von Ochsenfeld1) mit Ludwig Kerscher1) in der Titelrolle und Ulmer als Zugführer Hans Oberwexer griff eine historische Begebenheit auf, trug jedoch eindeutig propagandistischer Züge. 
Ulmer verkörperte verschiedentlich Personen adeligen Geblüts, so den Fürsten Weylersheim und Vater des Prinzen Edwin (Hans Söhnker) in "Die Czardasfürstin"4) (1934) nach der gleichnamigen Operette1) von Emmerich Kálmán1) (Musik) mit Martha Eggerth in der Titelrolle oder den Erbprinzen von Reichmann in dem Fridericus-Rex-Film1) "Der alte und der junge König"1) (1935) mit Emil Jannings als "Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm I.1) und Werner Hinz als Kronprinz Friedrich1). In "Die Heilige und ihr Narr"4) (1935), gedreht von Hans Deppe1) nach dem gleichnamigen Bestseller1) von Agnes Günther1), konnte er als Georg, Fürst von Brauneck überzeugen, Vater der kränklichen Halbwaise Rosmarie (Hansi Knoteck), die in dem verarmten Adligen Graf Harro Thorstein (Hans Stüwe) ihr Glück findet.
Dass Ulmer durchaus nicht nur hochstehende Persönlichkeiten zu gestalten wusste, bewies er als Kommissar in dem Hans Albers-Abenteuer "Ein Mann auf Abwegen"1) (1940) oder als Theaterdirektor Bongelstedt in der Hans Moser-Komödie "Der Herr im Haus"4) (1940). Als Vorsitzender des sächsischen Kriegsgerichts tauchte er in dem von Hans Schweikart1) nach dem Lessing1)-Lustspiel "Minna von Barnhelm"1) realisierten Film "Das Fräulein von Barnhelm"4) (1940) neben Titelheldin Käthe Gold und Ewald Balser als Major von Tellheim auf, als Bürgermeister in der 1943 von Eduard von Borsody gedrehten Geschichte "Jugendliebe"4), die nach Motiven der Novelle "Romeo und Julia auf dem Dorfe"1) von Gottfried Keller1) entstand, jedoch erst am 27. Februar 1947 zur Uraufführung gelangte – dies war zugleich Friedrich Ulmers letzter Auftritt in einer Kinoproduktion → Übersicht Tonfilme.
 
Nach Ende des 2. Weltkrieges konnte der Schauspieler im Film nicht mehr Fuß fassen, auch seine Arbeit am Theater gestaltete sich schwierig. Letztmalig stand der inzwischen 70-Jährige 1947 als regierender Herzog Ernst in dem Stück "Die Bernauerin"1) von Carl Orff1) auf der Bühne, "im selben Jahr beendete er auch seine Laufbahn als Regisseur mit einer Inszenierung von Franz Molnars1) "Liliom"1) und zog sich ins oberbayerische Traunstein1) zurück."*)
Friedrich Ulmer betätigte sich überdies als Schriftsteller, veröffentlichte 1943 seine Memoiren "Perlicco–Perlacco – Aus dem Leben eines Schauspielers", 1946 folgte "Saitenspiel der Genien, ein Brevier der abendländischen Dramatik". Er galt als Förderer junger Nachwuchstalente, so erwarben sich unter anderem Peter Carsten (1928 – 2012), Carl Wery (1894 – 1975) und Anfried Krämer1) bei ihm ihr schauspielerisches Rüstzeug.
 
Der heute weitgehend vergessene, zum "Kammerschauspieler" ernannte Friedrich Ulmer starb – einen Monat nach seinem 75. Geburtstag – am 26. April 1952 im oberbayerischen Traunstein.
Quellen (unter anderem)*) **): Wikipedia, cyranos.ch
Ein Foto bei virtual-history.com
*) Kay Weniger: "Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945" (Metropol, Berlin 2008, S. 355/356)
**) Deutsches Theater-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch (Verlag: de Gruyter/K.G. Saur, 2004, Bd. 5)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 4) filmportal.de
Quelle: 2) horst-schroeder.com, 3) gutenberg.spiegel.de (artikel nicht mehr online
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