Filmografie / Hörspiel
Peter Martin Urtel erblickte am 25. August 1914 in Berlin das Licht der Welt. Der Sohn eines Ingenieurs und einer Sängerin hatte zunächst nach der Schule den Wunsch, Grafiker zu werden und ließ sich an der "Kunstakademie Weimar"1) entsprechend ausbilden. Dann jedoch zog es ihn auf die Bühne und er besuchte in Berlin die Schauspielschule des "Preußischen Staatstheaters"1). 1932 erhielt er auf Vermittlung von Gustaf Gründgens dort ein erstes Engagement, der ihn nach Übernahme der Intendanz (26.02.1934) bis 1935 weiterbeschäftigte. 1937 wechselte Urtel nach München an die "Kammerspiele"1) und wirkte dort bis zum Ende des 2. Weltkrieges. Nach 1945 gab er zahlreiche Gastspiele an verschiedenen deutschsprachigen Theatern, trat unter anderem erneut in München an den "Kammerspielen" sowie an der "Kleine Komödie am Max II"1) auf.
Anfang der 1940er Jahre startete der Schauspieler seine filmische Karriere, erhielt von Regisseur Hans Heinz Zerlett1) in dem bis heute zu den so genannten "Vorbehaltsfilmen"1) zählenden Propagandastreifen "Venus vor Gericht"1) (1941) als Freund des Bildhauers bzw. Protagonisten Peter Brake (Hannes Stelzer) eine erste kleinere Leinwandrolle. In den nachfolgenden Produktionen verkörperte der gut aussehende, meist ernst dreinschauende junge Mann ehrliche, gradlinige junge Männer (Typ "Schwiegermutter-Liebling") oder Verehrer, die ihn kurzzeitig zum Publikumsliebling avancieren ließen. In dem von Hans Schweikart1) inszenierten. patriotischen Kostümfilm "Kameraden"2) (1941) mimte er als Bruder des Majors Karl von Wedell (Willy Birgel) den zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilten Leutnant Heinrich von Wedell, präsentierte sich in dem von Harald Braun1) nach der gleichnamigen Erzählung1) von Otto Ludwig1) gedrehten Melodram "Zwischen Himmel und Erde"1) (1941) mit der Hauptrolle des stillen, in sich gekehrten Sohns des Dombaumeisters (Werner Krauß) Lonius Rottwinkel, der wie sein älterer Bruder Mathias (Wolfgang Lukschy) in die hübsche Christine (Gisela Uhlen) verliebt ist. "Die Erzählung von Otto Ludwig (1856) wurde in der langatmigen, an preußischen Ehrbegriffen orientierten Verfilmung, die ihre Entstehungszeit trotz aller Schnitte schlecht verleugnen kann, nach Xanten und in die Jahre 1870/71 verlegt." notiert filmdienst.de.
  

Peter Martin Urtel in dem Drama "Jugend"1) von Max Halbe1),
fotografiert von Hanns Holdt1) (1887 – 1944)
Quelle: cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Peter Martin Urtel, fotografiert von Hanns Holdt (1887–1944); Quelle: cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei
Nach seiner Hauptrolle des selbst ernannten Versicherungsdetektivs Rolf Kettner in dem Krimi "Fünftausend Mark Belohnung"2) (1942) feierte Urtel in Georg Wilhelm Pabsts1) Biopic "Paracelsus"1) (1943) wohl einen seiner größten filmischen Erfolge: Er gestaltete in der aufwendig gedrehten Episode über das Leben und Wirken des von Werner Krauß dargestellten legendären Schweizer Arztes und Alchemisten Theophrastus Bombastus von Hohenheim1) (1493 – 1541), genannt "Paracelsus", dessen ehrgeizigen, verblendeten Famulus, den Studenten Johannes Oporinus1) (1507 – 1568), der ein noch unerprobtes Elixier seines Lehrers ohne dessen Wissen verwendet – damit jedoch den Patienten tötet und somit den Widersachern von Paracelsus in die Hände spielt. "Suggestive Massenszenen mit Hysterien der Angst und des Aberglaubens beschwören ein finsteres Mittelalter. Unvergeßlich der Tänzer Harald Kreutzberg1) als pestkranker Gaukler in pantomimischen Szenen." schreibt filmdienst.de. Schließlich wirkte Urtel noch in der Kriegsproduktion bzw. unterhaltsamen Verwechslungskomödie "Moselfahrt mit Monika"2) (1944) mit und zeigte sich als der lebenslustige, ewige Junggeselle Florian und Freund des treuen Ehemannes Heiner (Jaspar von Oertzen) bzw. Bruder der Titelfigur Monika (Eva Maria Meineke). filmdiendt.de meint hierzu: "Die Urlaubs-Moselfahrt von zwei Freunden erhält durch weibliche Reisebegleiter einen besonderen Reiz, zumal diese ein Täuschungsspiel aufziehen. Annehmbare Unterhaltung."
 
Im Nachkriegsfilm musste sich Urtel mit Nebenrollen zufrieden geben, wie in Rudolf Jugerts1) zeitkritischem, preisgekrönten Drama "Nachts auf den Straßen"1) (1952) mit Hans Albers und Hildegard Knef, wo er als Martin Brunnhuber, frischgebackener Schwiegersohn des Fernfahrers Heinrich Schlüter (Hans Albers) auftrat. In den kommenden drei Jahrzehnten stand Urtel eher sporadisch vor der Kinokamera und verkörperte altersbedingt Honoratioren aller Art. Er trat beispielsweise als Priester in dem Heimatfilm "Der Pastor mit der Jazztrompete"1) (1962) und dem deutschen Western "Der letzte Ritt nach Santa Cruz"1) (1963) in Erscheinung, tauchte als Arzt in dem Horrorstreifen "Magdalena – vom Teufel besessen"1) (1974) auf. Er wurde auch in internationalen Produktionen besetzt und übernahm kleinere Aufgaben: So als deutscher Soldat in dem von Anatole Litvak1) in Szene gesetzten US-amerikanischen Kriegsfilm "Entscheidung vor Morgengrauen"1) (1951, "Decision Before Dawn"), als alter Polizist in Jerzy Skolimowskis1) Drama "Deep End"1) (1971) oder als Freund des Protagonisten Kurt von Sepper (Richard Burton) in dem von Edward Dmytryk1) und Luciano Sacripanti1) lose nach der französischen Erzählung "Blaubart"1) inszenierten, makabren Gruselschocker "Blaubart"1) (1972, "Bluebeard" / "Barbe bleu"). Eine letzte Aufgabe in einem Kinofilm übernahm er in der medienkritischen Adaption "Die Fälschung"1) (1981), von Volker Schlöndorff1) gedreht nach dem gleichnamigen Roman1) von Nicolas Born1) → Übersicht Kinofilme.
  
Mit Beginn der 1960er Jahre wurde das Fernsehen für den Schauspieler neben der Arbeit am Theater zum Hauptbetätigungsfeld, in etlichen Einzelproduktionen und Serien spielte er die unterschiedlichsten Figuren. Vor allem Episodenrollen in populären Krimiserien wie "Das Kriminalmuseum", "Die fünfte Kolonne", "Graf Yoster gibt sich die Ehre", "Der Kommissar" oder "Der Anwalt" prägen seine TV-Filmografie. Er war beispielsweise der Chemiker Dr. Kollmann in dem Krimi "Geld, Geld, Geld"3) (1965), der Generalmajor Dethleffsen1) in dem Dokumentarspiel "Flucht über die Ostsee"3) (1967), der Bankdirektor Siegurd Fries in dem spannenden Zweiteiler "Der dritte Handschuh" (1967) oder der US-Präsident Thomas Woodrow Wilson1) im 4. Teil ("Das Ende in Sibirien"3)) des Fünfteilers "Bürgerkrieg in Rußland"1) (1967/68), der anlässlich des 50. Jahrestages der Oktoberrevolution1) ausgestrahlt wurde. Letztmalig stand Urtel für drei Folgen des Mehrteilers bzw. die Serie "Jauche und Levkojen"/"Nirgendwo ist Poenichen" (1978) vor der Kamera → Übersicht TV-Produktionen.
Anfang der 1980er Jahre  zog sich der inzwischen über 65-Jährige vom Filmgeschäft zurück.
  
Darüber hinaus war Urtel mitunter für den Rundfunk tätig, engagierte sich als Sprecher für ambitionierte, oft vom "Bayerischen Rundfunk"1) produzierte Hörspiele. So gehörte er unter anderem zur Besetzung von "Das Lied von Bernadette"4) (1959; Regie: Heinz-Günter Stamm1)) nach dem gleichnamigen Roman1) von Franz Werfel über die heilige Bernadette Soubirous1) oder war in "Der Mensch Adam Deigl und die Obrigkeit"4) (1968; Regie: Edmund Steinberger) von Josef Martin Bauer1) zusammen mit Ludwig Schmidt-Wildy (in der Rolle des Adam Deigl) zu erleben. In dem BR-Hörspiel "Sir Arthur Conan Doyle"4) (1964) über den Autor Sir Arthur Conan Doyle1) übernahm er den Part des Lord John → sherlockholmes.wikia.com. Die bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
Als Autor veröffentlichte Urtel in den 1950er Jahren die beiden Bücher "Die Kunst Tee zu trinken" sowie "Die anmutige Kunst, Blumen zu ordnen" (1957) mit Zeichnungen von Gerhard Oberländer1).
 
Peter Martin Urtel starb am 16. Januar 1989 im Alter von 74 Jahren im bayerischen Sommerhausen1) bei Würzburg,1) wo er lange Jahre  gemeinsam mit Ernst Kuhr1) (1912 – 1999) im "Blauen Turm" gelebt und die Künstlerszene des Winzerortes nachhaltig geprägt hatte; beide pachteten 1937 das mittelalterliche Gemäuer, das den Grafen von Limpurg1) damals als martialisches Gefängnis diente → Foto bei Wikimedia Commons.
Quellen (unter anderem*)): Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com
*) Weitere Quelle: Glenzdorfs Internationales Film-Lexikon (Bad Münder 1961)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) Die Krimihomepage, 4) ARD Hörspieldatenbank
Lizenz Foto Peter Martin Urtel (Urheber: Hanns Holdt): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
      
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, Die Krimihomepage, fernsehserien.de; R = Regie)
Kinofilme Fernsehen
Hörspielproduktionen
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
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