Albert Paul erblickte am 2. Februar 1856 als Sohn des langjährigen Redakteurs der
"Gartenlaube"1),
Dr. Albert Fränkel, in Berlin das Licht der Welt. Auf Wunsch des
Vaters sollte Albert studieren, doch schon früh zog es den jungen
Mann zum Theater bzw. zur Schauspielerei. Mit 18 Jahren begann
er als Schauspielvolontär und debütierte am 14. November 1874 am
"Leipziger Stadttheater" in Schillers "Maria Stuart"1)
mit der Figur des Grafen Bellievre. Da er mit den weiteren
Rollenangeboten nicht zufrieden war, wechselte Paul im darauffolgenden
Jahr an das "Meininger
Hoftheater"1).
Doch auch dort entsprachen die zugedachten Aufgaben nicht den
Vorstellungen des Jungmimen und so wandte er sich reisenden
Schauspielergesellschaften (heute Tournee-Theatern) zu, um sein
Rollenrepertoire zu erweitern bzw. größere Bühnenerfahrungen zu
sammeln. Er bereiste sowohl Bayern (Passau, Amberg, Straubing) als auch Mecklenburg (Rostock und Stralsund)
und konnte sich als Charakterdarsteller, jugendlicher Liebhaber aber
auch als Komiker beweisen. 1877 kam er dann nach Berlin und erhielt
ein Engagement am "Nationaltheater"1),
wo er gleich zu Beginn mit der Titelrolle in "Graf Essex",
einem Trauerspiel von Heinrich Laube1),
überzeugte.
Es folgten eine Reihe von tragenden und kraftvollen Charakterrollen, so
gestaltete unter anderem den Karl Moor in Schillers "Die
Räuber"1), den "Uriel Acosta" in dem gleichnamigen
Drama von Karl Gutzkow1),
Goethes "Faust"1), den Marquis Posa
in Schillers "Don Karlos"1) oder den
Titelhelden in "Der Graf von Hammerstein", einem
historischen Schauspiel von Adolf von Wilbrandt1).
Albert Paul in der Wiener Zeitschrift
"Der Humorist"1)
(01.07.1890, 10. Jahrg., Nr. 15)
Quelle: Wikimedia Commons;
Urheber: Jan Vilímek1) (1860 1938);
digitalisiert von der Österreichischen Nationalbibliothek;
Angaben zur Lizenz siehe hier
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1879 wechselte Paul an das "Mainzer Stadttheater",
interpretierte hier sowohl klassische Helden als Liebhaber in Stücken der
damaligen Moderne. Wenig später machte er einen Abstecher nach Prag, nach
einem erneuten zweijährigen Aufenthalt in Berlin am "Residenztheater" folgte
Albert Paul 1881 einem Ruf an das kaiserlich-russische "Hoftheater
zu St. Petersburg", wo er als "erster Salonschauspieler"
allgemein geschätzt wurde. Im Mai des darauf folgenden Jahres schloss
sich eine Stippvisite an das soeben gegründete "Deutsche Theater"
in Moskau an. Sein Fach war hier vornehmlich das der Bonvivants und Liebhabers,
Paul übernahm aber auch weiterhin große Charakterrollen.
Im August 1883 folgte der Berliner einem Ruf an das Hamburger "Thalia-Theater",
eine weitere Station wurde Karlsruhe, wo er sich von 1885 bis 1888 an das
dortige "Hoftheater" band. Schlagzeilen machte er, als auch in
Berliner Gazetten am 10.März 1885 berichtet wurde, dass auf Paul während
einer Reise nach Moskau im Abteil des von Berlin kommenden Kurierzuges
aufgrund einer Verwechslung ein Mordanschlag verübt worden sei. Noch
mit demselben Zug wurde er nach Posen gebracht, wo sich der schwer Verletzte in die Obhut von
Ärzten begab; das geplante Gastspiel am "Deutschen Theater" in Moskau
musste abgesagt werden.
Im April 1887 ging der Schauspieler zunächst als Gast an die "Dresdner
Hofbühne", deren Ensemble er sich dann 1888 anschloss. Nach mehreren Jahren des Gastierens kehrte Paul 1901
an das Hamburger "Thalia-Theater" zurück, um noch im selben Jahrzehnt
bis zu Beginn des 1. Weltkrieges in Berlin zu wirken. In der Hauptstadt
spielte er unter anderem am "Lustspielhaus" und am "Komödienhaus",
zu Beginn der 1920er Jahre dann auch am "Kleinen Theater".
Bereits früh interessierte sich Paul für die aufstrebende
Kinematographie und stand seit Anfang der 1910er Jahre vor der Kamera.
Zu seinen ersten Auftritten zählt der Asta Nielsen-Streifen "Die Verräterin"2) (1911), während
des 1. Weltkrieges wirkte er in deutsch-nationalen
bzw. patriotischen Filmen wie "Das
Vaterland ruft"1) (1914)
oder pazifistisch geprägten Sujets wie "Der
Krieg brachte Frieden"1) (1915) mit. Paul war im Krimi jener Jahre
zu Hause, mimte unter
anderem in "Der
Fall Klerk"1) (1916) aus
der "Rat Arnheim"-Reihe1) den Rat Arneim
oder in "Die
Kaukasierin"1) (1917)
aus der Joe Deebs"-Reihe1)
neben "Gentlemandetektiv" Max Landa3)
den
zwielichtigen Fürst Sumalo. Als Otto Rippert
mit "Homunculus"1) (1916) einen sechsteiligen
Stummfilm über einen künstlich
erschaffenen Menschen mit Olaf Fřnss3)
auf die Leinwand bannte, betraute er Albert Paul mit der Figur des Dr. Hansen, der mit
dem "Homunculus" das vermeintlich perfekte Kunstwesen
kreiert. Albert Paul verkörperte mit Vorliebe hochgestellte
Persönlichkeiten, so beispielsweise einen Geheimrat in dem Melodram
"Der
Weg der Tränen"1) (1916), den Freiherrn von Winterstein in "Der Kampf um die Ehe" (1919),
einen Minister in "Die
999. Nacht"4) (1920), einen Erzbischof in
"Die Stumme von Portici" (1922), einen Senatspräsidenten in "Vater Voss. Um seines Kindes Glück" (1924)
oder einen Herzog in "Der Bastard" (1925).
Albert Paul in einer seiner Bühnenrollen
Urheber: Unbekannt; Quelle: www.cyranos.ch |
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Link: 1) Wikipedia, 2) Murnau Stiftung, 3) Kurzportrait
innerhalb dieser HP, 4) filmportal.de
*) Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert (Verlag von Paul List, Leipzig 1903);
Digitalisiert: Albert
Paul: S. 752
Lizenz Abbildung/Foto Albert Paul
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