Imogene Robertson
Die US-amerikanische Filmschauspielerin Mary Nolan wurde am 18. Dezember 1905 (nach anderen Quellen 1902) als Mary Imogene Robertson in Louisville1) (Kentucky1)) geboren. Sie war eines von fünf Kindern des Ehepaares Africanus und Viola Robertson, als die Mutter mit nur 46 Jahren einem Krebsleiden erlag, war der Vater nicht in der Lage, die fünf Kinder alleine groß zu ziehen und gab Mary in ein katholisches Waisenhaus.
Zunächst begann sie als Model, im Alter von 16 Jahren startete das junge Mädchen dann unter dem Pseudonym "Imogene 'Bubbles' Wilson" eine Karriere als Showgirl bzw. Tänzerin bei den Broadway1)-Revuen des Impresarios Florenz Ziegfeld Jr.1), den "Ziegfeld Follies"1). Im Mai 1924 wurde ihre Affäre mit dem 27 Jahre älteren, verheirateten Kollegen und Comedian Frank Tinney (1878 – 1940), der zu diesem Zeitpunkt handgreiflich geworden war, durch die Gerichtsverhandlung publik. Der Skandal war von der einschlägigen Presse ausgeschlachtet worden, erst als sie nach einem heftigen Streit mit Tinney in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste, ließen die Boulevard-Blätter wieder von ihr ab. Dennoch war ihre beginnende Karriere zunächst vorüber und sie wurde von Ziegfeld gefeuert.

Imogene Robertson alias Mary Nolan auf einer
Fotografie von John de Mirjian (1896 – 1928)
Quelle: www.cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
John de Mirjian → Wikipedia (englisch

Imogene Robertson alias Mary Nolan auf einer Fotografie von John de Mirjian (1896-1928); Quelle: www.cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei
Sie floh nun Hals über Kopf von Amerika nach Europa, kam Ende September 1924 in Frankreich an, ging dann einen Monat später nach England. Anfang 1925 gelangte sie dann nach Deutschland, wo sie als "Imogene Robertson" Beschäftigung beim Film fand und für die kommenden zwei Jahre mit etlichen Hauptrollen in den unterhaltsamen stummen Produktionen jener Ära in Erscheinung trat. Der erste Film der attraktiven, blonden Amerikanerin war das von der Münchner Lichtspielkunst AG "Emelka"1) (heute "Bavaria Film"1)) produzierte Drama "Verborgene Gluten" (1925) als Partnerin von Alfons Fryland, weitere, eher anspruchslose Geschichten wie "Die Feuertänzerin" (1925) oder "Unser täglich Brot" (1925) sollten sich anschließen. Zwei Mal tauchte die Mimin in den Krimis der populären Stuart Webbs"-Reihe1) neben Protagonist Ernst Reicher auf, als Mrs. Worrington in "Das Parfüm der Mrs. Worrington"1) (1925) und als Ehefrau des Fabrikanten Elgin (Johannes Riemann) in "Das Panzergewölbe"1) (1926). Mit Regisseur Rudolf Meinert1) drehte sie das Heldenepos "Die elf Schill’schen Offiziere"1) (1926) mit Meinert selbst als preußischem Offizier Ferdinand von Schill1) und trat als Marie, Tochter des Freiherrn von Wedel (Leopold von Ledebur) bzw. Schwester von Offizier Fritz (Ernst Rückert) in Erscheinung, in die der Offizier Udo von Reckenthin (Werner Pittschau) verliebt ist; übrigens brachte Meinert 1932 mit "Die elf Schill'schen Offiziere"1) eine Tonfilm-Fassung des Stoffes heraus, in der Carl de Vogt den Ferdinand von Schill darstellte
Mary Nolan , 1929 fotografiert von Mario von Bucovich (1884–1947); Lizenz: gemeinfrei Victor Janson gab ihr die weibliche Hauptrolle in seinem nach dem Roman von Edward Stilgebauer1) realisierten Streifen "Die Königin des Weltbades"1) (1926), der auf den Filmplakaten als "Der Film der schönsten Frau" angepriesen wurde, Berthold Viertel1) besetzte sie als Tochter Anna in seinem meisterlichen, heute als verschollen geltenden Drama "Die Abenteuer eines Zehnmarkscheines"1) (1926). Man sah sie unter anderem als Titelheldin in "Das süße Mädel"1) (1926), gedreht von Manfred Noa1) nach der gleichnamigen Operette1) von Heinrich Reinhardt1) (Musik) bzw. den Libretti von Alexander Landesberg1) und Leo Stein1) und als Agnes Mirus alias Schwester Angelika in dem Melodram "Erinnerungen einer Nonne"1) (1927). Ihre letzten, in Deutschland gedrehten Produktionen waren die von Victor Janson inszenierte Geschichte "Die Mädchen von Paris" (1927) mit dem feschen Livio Pavanelli als Partner sowie die Verwechslungskomödie "Hallo Caesar!"1) (1927) von (Regie) und mit Reinhold Schünzel als Jongleur Caesar, wo sie sich als Tochter des amerikanischen Varietédirektors Willard (Wilhelm Diegelmann) zeigte.
 
 
Mary Nolan , 1929 fotografiert von
Mario von Bucovich1) (1884 – 1947)
Quelle: Wikimedia Commons
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Danach kehrte Imogene Robertson im Januar 1927 in die USA zurück, stand als "Mary Nolan" anfangs bei "United Artists"1) unter Vertrag und wurde beispielsweise in der von Herbert Brenon1) nach dem Roman von Warwick Deeping1) in Szene gesetzten, stummen Adaption "Hauptmann Sorrell und sein Sohn"1) (1927, "Sorrell and Son") an der Seite von H. B. Warner (Captain Stephen Sorrell) und Nils Asther (der junge Sohn Kit) mit der Nebenrolle der Molly Roland besetzt. Es folgten prägnante Auftritte beispielsweise zusammen mit Lon Chaney sr.1) und Lionel Barrymore in dem von "Metro-Goldwyn-Mayer"1) produzierten düsteren, mit Horror-Elementen durchsetzten Drama "Das Gesetz des Kongo" (1928, "West of Zanzibar"). Ihr letzter Stummfilm, das Abenteuer "Wüstennächte" (1929, "Desert Nights") mit Frauenschwarm John Gilbert enthielt bereits Tonsequenzen und war an den Kinokassen ebenfalls erfolgreich. Hier mimte sie als Diana alias Lady Stonehill die Komplizin des Gauners Steve alias Lord Stonehill (Ernest Torrence1)), die nach einem Raubzug Hugh Rand (John Gilbert), Manager der von dem echten Lord Stonehill (Claude King; 1875–1941) geführten Diamantenfirma, in die Wüste entführen → Übersicht Stummfilme.
Der Übergang zum Tonfilm schien sich für Mary Nolan anfangs positiv zu entwickeln, auch wenn es sich überwiegend um filmgeschichtlich wenig bedeutsame Produktionen bzw. Low-Budget-Filme1) handelte. Zwischen 1929 und 1932 entstanden rund 10 Produktionen, in denen sie meist mit der weiblichen Hauptrolle betraut wurde. Einen letzten Leinwandauftritt hatte sie in dem Anfang Januar 1933 veröffentlichten und von Chester M. Franklin1) gedrehten Krimi "File 113" mit Lew Cody1) als Pariser Inspektor Lecoq, ein von Émile Gaboriau1) erschaffener Ermittler, der als Vorgänger von Georges Simenons1) Kommissar Maigret1) und von Arthur Conan Doyles1) berühmtem Detektiv Sherlock Holmes1) gilt → Übersicht Tonfilme.

Mit diesem Kinofilm war ihre Leinwandkarriere de facto beendet und Mary Nolan verschwand zunehmend aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Die folgenden Jahre bis zu ihrem frühen, tragischen Tod waren geprägt von wenig erfolgreichen Auftritten an Vaudeville-Bühnen, in Nachtclubs oder an Varietés in der Provinz, zahlreichen Auseinandersetzungen mit der Polizei und der Justiz, zuletzt auch Unterernährung, Drogenmissbrauch, Problemen mit ihrer Gallenblase und der Leber sowie mehreren Nervenzusammenbrüchen. 1941 verkaufte sie ihre Lebensgeschichte an die Zeitung"The American Weekly", die diese unter dem Titel "Confessions of a Follies Girl" in mehreren Ausgaben veröffentlichte.

Mary Nolan , 1928 fotografiert von   Mario von Bucovich1) (1884 – 1947)
Quelle: Wikimedia Commons: Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Mary Nolan , 1928 fotografiert von Mario von Bucovich (1884–1947); Lizenz: gemeinfrei
Am 31. Oktober 1948 wurde die einstige Schönheit, die zuletzt nur noch 45 Kilo gewogen haben soll, in ihrem Apartment in Los Angeles1) tot aufgefunden. Eine Autopsie ergab, dass sie an der Überdosis eines Barbiturates verstorben sei, auf dem Totenschein wurde "Unfall oder Selbstmord" vermerkt. Die letzte Ruhe fand die 42-Jährige – legt man das Geburtsjahr 1905 zugrunde – auf dem "Hollywood Forever Cemetery"1) → findagrave.com.
Laut der englischsprachigen Wikipedia war Mary Nolan seit Ende März 1929 mit dem Börsenmakler Wallace T. McCreary verheiratet. Eine Woche vor der Eheschließung verlor dieser aufgrund von Fehlinvestitionen fast sein gesamtes Vermögen und das Paar verwendete das verbleibende Geld, um ein Modegeschäft in Beverly Hills1) zu eröffnen. Doch das Unternehmen musste im August 1931 Konkurs anmelden, rund ein Jahr später wurde die Ehe im Juli 1932 geschieden.
Quelle (unter anderem): Wikipedia, cyranos.ch
Siehe auch Wikipedia (englisch)
Fotos bei virtual-history.com, filmstarpostcards.blogspot.com
Fremde Links: 1) Wikipedia
Lizenz Foto Imogene Robertson alias Mary Nolan (Urheber: John de Mirjian/ Mario von Bucovich): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia; R = Regie)
Stummfilme Tonfilme in den USA (als Mary Nolan)
  • 1929: Charming Sinners (nach dem Theaterstück "The Constant Wife" ("Finden Sie, dass Constanze sich richtig verhält?")
    von William Somerset Maugham; R: Robert Milton (1885–1956); als Anne-Marie Whitley; Kurzinfo: Die Ehe von
    Kathryn Miles (Ruth Chatterton) gerät in Gefahr, als sie von der langjährigen Affäre ihres Ehemannes Robert (Clive Brooks)
    mit ihrer besten Freundin erfährt. Doch zur Überraschung aller nutzt sie diese Affäre geschickt, um ihren Ehemann
    zurückgewinnen.
    ) → Wikipedia (englisch); siehe auch Verfilmung 1962
  • 1929: Shanghai Lady (nach dem Theaterstück "Drifting" von John Colton (1887–1946) und Daisy H. Andrews (1880–1921);
    R: John S. Robertson; als Cassie Cook; Kurzinfo: Nachdem die ehemalige Prostituierte Cassie Cook eine Zeitlang in einer
    Opiumhöhle in Shanghai verbracht hat, sehnt sie sich danach, ein neues Leben zu beginnen. Auch der ehemalige Sträfling
    McKinney (James Murray; 1901–1936) will einen Neuanfang wagen. Nachdem Cassie und McKinney sich kennen-
    und lieben gelernt haben, glauben nun beide, dass dies gelingen könnte. Doch ein ein erpresserischer Detektiv, der die
    Wahrheit über deren Vorleben kennt, steht dem neuen Glück im Wege.
    ) → Wikipedia (englisch)
  • 1930: Undertow (R: Edward T. Lowe jr. (1880–1973); als Sally Blake; Kurzinfo: Der bei der Küstenwache beschäftigte
    Paul Whalen (Johnny Mack Brown) hat eine Affäre mit der Frau des Leuchtturmwärters.
    ) → Wikipedia (englisch)
  • 1930: Young Desire (R: Lewis D. Collins (1899–1954); als Helen Herbert; Kurzinfo: Eine Tänzerin verliebt sich in einen
    attraktiven jungen Mann (William Janney; 1908–1992)
    ) → Wikipedia (englisch)
  • 1930: Sirenen um Mitternacht / Outside the Law (R: Tod Browning; als Connie Madden; Kurzinfo: Fingers' ODell (Owen Moore)
    bereitet einen Banküberfall im Wert von einer halben Million Dollar auf dem Territorium der Gangsterbosses
    Cobra Collins (Edward G. Robinson) vor. Fingers‘ Braut Connie versucht Cobra zu täuschen und macht ihn glauben,
    dass der geplante Coup noch lange auf sich warten lässt.
    ) → Wikipedia (englisch)
  • 1931: Enemies of the Law (R: Lawrence C. Windom (1872–1957); als Florence Vinton: Kurzinfo: Die Polizistin Florence Vinton
    ermittelt verdeckt, um die rivalisierenden Gangster Eddie Swan (Lou Tellegen) und Larry Marsh (Johnnie Walker; 1894–1949)
    zu überführen.
    ) → Wikipedia (englisch)
  • 1931: X Marks the Spot (R: Erle C. Kenton; als Revue-Girl Vivian Parker; Kurzinfo: Die Geschichte handelt von dem
    Zeitungsreporter Ted Lloyd (Wallace Ford), der sich bei einem Gangster hoch verschuldet hat, um das Leben seiner
    kleinen Schwester zu retten bzw. eine teure Operation zu finanzieren.
    )  → Wikipedia (englisch), IMDb
  • 1931: The Big Shot (R: Ralph Murphy (1895–1967), Edward Sedgwick; als Fay Turner;
    Kurzinfo: Ein Draufgänger (Eddie Quillan) fällt auf  Betrügern rein, die ihm wertloses Sumpfland verkaufen, das jedoch,
    wie sich herausstellt, ein Vermögen wert ist.
    ) → Wikipedia (englisch)
  • 1932: Docks of San Francisco (R: George B. Seitz; als Belle; Kurzinfo: Belle, Kellnerin in einem Café am Hafen von
    San Francisco, wird zur Geliebten des Kleinkriminellen Vance (Jon Davidson; 1886–1968). Der meist schlecht gelaunte
    Romanautor John Banning (Jason Robards Sr.) beschließt, sie aus den Fängen des Gangsters zu befreien, damit sie ein
    besseres Leben führen kann.
    ) → Wikipedia (englisch)
  • 1932: The Midnight Patrol (R: Christy Cabanne (1888–1950); als Miss Willing) → Wikipedia (englisch)
  • 1932: Beautiful and Dumb (Kurz-Spielfilm; R: Emmett J. Flynn (1891–1937); als ?) → IMDb
  • 1932: Broadway Gossip No. 3 (Kurz-Spielfilm; R: Raymond Kane; als Film-Star) → IMDb
  • 1933: File 113 (R: Chester M. Franklin; als Mademoiselle Adoree; Kurzinfo. Der Pariser Inspektor Lecoq (Lew Cody)
    macht sich daran, eine Reihe von Verbrechen aufzuklären, darunter Raubüberfälle und Erpressungen.
    ) → Wikipedia (englisch)
    Anmerkung: Die Figur des Monsieur Leccoq ist ein von Émile Gaboriau erschaffener Ermittler und gilt als Vorgänger
    von Georges Simenons Kommissar Maigret und von Arthur Conan Doyles berühmtem Detektiv Sherlock Holmes;
    "Lecoq" basierte auf der Person des Eugène François Vidocq (1775–1857), der zu Lebzeiten sowohl Dieb als auch
    Polizist (Polizeichef von Paris) gewesen war und der in seinen Memoiren Fakten und Fiktion miteinander vermischte.
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