Der am 25. November 1882 in Wien1), Metropole der damaligen k. u. k. Doppelmonarchie Österreich-Ungarn1), geborene Wilhelm Klitsch verstand sich in erster Linie als Theaterschauspieler, wirkte aber auch in einigen frühen österreichischen Stummfilmproduktionen als Darsteller mit. Der Sohn des Meerschaum-Drechslers Heinrich Klitsch, der zu den k. u. k. Hoflieferanten gehörte, besuchte ein humanistisches Gymnasium und ließ sich dann an der von Hofschauspieler Karl Arnau1) geleiteten Theaterschule ausbilden. Sein Bühnendebüt gab Klitsch 1901 am "Raimundtheater"1) mit der Figur des Julius von Flottwell in dem Zaubermärchen "Der Verschwender"1) von Ferdinand Raimund1), wechselte dann 1902 für zwei Jahre an das "Stadttheater Wiener Neustadt"1). Anschließend ging er bis 1906 an das Wiener "Kaiserjubiläums-Stadttheater", der heutigen "Volksoper"1) → Foto bei Wikimedia Commons. Ab 1906 wirkte der Schauspieler am "Deutschen Volkstheater"1), wo er mit zahllosen klassischen Heldenfiguren aber auch Rollen in zeitgenössischen Stücken das Publikum zu überzeugen wusste und bis Ende der 1920er Jahre vor allem wegen seiner vollendeten Sprechtechnik viele Erfolge feierte. Gastspielreisen und Vortragsabende führten ihn an namhafte Häuser in ganz Europa.

Wilhelm Klitsch, portraitiert von Viktor Angerer1) (1839–1894)
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Viktor Angerer; Datierung: Unbekannt
Quelle/Rechteinhaber ÖNB/Wien, Bildarchiv;
Signatur: Pf 191 E1 

Wilhelm Klitsch, portraitiert von Viktor Angerer (1839–1894); Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Viktor Angerer; Datierung: Unbekannt; Quelle/Rechteinhaber ÖNB/Wien, Bildarchiv; Signatur: Pf 191 E1
Als Schiller-Interpret glänzte Klitsch unter anderem mit der Titelrolle in "Wilhelm Tell"1), als Karl Moor in "Die Räuber"1) als Max Piccolomini, in "Wallenstein"1) und als Marquis Posa in "Don Carlos"1), er gestaltete Goethes "Egmont"1), "Faust"1) und "Götz von Berlichingen"1), Shakespeares "Othello"1) und "Hamlet"1) oder den Wetter Graf vom Strahl in dem Ritterschauspiel "Das Käthchen von Heilbronn"1) Heinrich von Kleist1), aber auch als Protagonist in den Stücken"Peer Gynt"1) und "Brand"1) von Henrik Ibsen1) feierte Klitsch Erfolge. Dem jugendlichen Helden entwachsen, brillierte er beispielsweise als Kaiser Rudolf von Habsburg1) in dem Trauerspiel "König Ottokars Glück und Ende"1) Franz Grillparzer1), als Crespo Pedro in dem Versdrama "Der Richter von Zalamea"1) von Calderón de la Barca1) oder als Tizefigur in dem Trauerspiel "Ahasver" von Ernst August Friedrich Klingemann1).
Porträt von Wilhelm Klitsch 1925; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora, 1881–1963); Datierung: 10.03.1925; Quelle/Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204518-D) bzw. www.cyranos.ch Seit Mitte der 1910er Jahre betätigte sich Klitsch für kurze Zeit beim Film, trat – vom Kriegsdienst befreit – fast ausschließlich in Produktionen der ersten bedeutenden österreichischen Filmproduktionsgesellschaft "Wiener Kunstfilm Ges. mbH"1) unter der Regie der Firmengründer Jakob Fleck1) und dessen späteren Ehefrau Luise Kolm1) auf, meist an der Seite von Liane Haid. An ersten Arbeiten vor der Kamera ist die tragisch endende, melodramatische Geschichte "Auf der Höhe"1) (1916) nach einer Vorlage von Ludwig Ganghofer1) zu nennen, wo Klitsch den armen Gregor Stark mimte, der sich ein besseres Leben wünscht und die Tochter des Försters (Liane Haid) entführt. Um "auf die Höhe" des Lebens, also ganz nach oben, zu kommen, kennt er fortan keine Skrupel. Ebenfalls mit Liane Haid entstand der nicht minder dramatische Streifen "Lebenswogen"1) (1916), wo sich Klitsch als ehrgeiziger Arzt Dr. Erwin Lenk zeigte, der schließlich sein Glück mit der Tochter (Haid) des Kommerzialrats Berger (Hermann Benke) findet.

Porträt von Wilhelm Klitsch 1925
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora1), 1881–1963); Datierung: 10.03.1925
Quelle/© ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204518-D) bzw. www.cyranos.ch

Im darauffolgenden Jahr spielte er die Titelrolle des Erbprinzen Hellmut alias von Hohenelb in dem nach einem Stück von Fritz Löhner-Beda1) realisierten Drama "Der rote Prinz"1) (1917), gab seine Bühnenrolle, den Julius von Flottwell, im ersten Teil der Verfilmung der Raimund-Zauberposse "Der Verschwender"1) neben Hans Rhoden1) als Valentin und Liane Haid als Amalie. Es folgte der Part des Großbauern Paul Weller in dem Streifen "Im Banne der Pflicht"1) (1917) nach dem Drama "Hand und Herz" von Ludwig Anzengruber1), in dem Kassenschlager "Der König amüsiert sich"1) (1918), auch bekannt unter dem Titel "Rigoletto", präsentierte sich der Mime als der König – einmal mehr gehörte Liane Haid als hübsche Tochter des Hofnarren Rigoletto (Hermann Benke) zur Besetzung; der Film basierte auf dem Drama "Le roi s'amuse"1) von Victor Hugo1). Weitere Produktionen, in denen Klitsch mit Liane Haid vor der Kamera stand waren "So fallen die Lose des Lebens"1) (1918), "Die Ahnfrau"1) (1919), "Der Herr des Lebens" (1920), "Durch Wahrheit zum Narren" (1920) und "Die Stimme des Gewissens" (1920). Mit der Geschichte "Großstadtgift" (1920) beendete Klitsch seinen überschaubaren Ausflug in die Welt des Films und konzentrierte sich wieder auf die Arbeit am Theater → Übersicht Stummfilme.

Wilhelm Klitsch, portraitiert von Hermann Clemens Kosel1) (1867–1945)
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Hermann Clemens Kosel; Datierung: Unbekannt
Quelle/Rechteinhaber ÖNB/Wien, Bildarchiv;
Signatur: Pf 191 E6

Wilhelm Klitsch, portraitiert von Hermann Clemens Kosel (1867–1945); Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Hermann Clemens Kosel; Datierung: Unbekannt; Quelle/Rechteinhaber ÖNB/Wien, Bildarchiv; Signatur: Pf 191 E6
Ab 1927 arbeitete Klitsch  zudem als Regisseur, darüber hinaus machte er sich als Rezitator der Werke von Anton Wildgans1) und Franz Karl Ginzkey1) einen Namen; 1928 veröffentlichte er das Werk "Ohne Maske. Ein modernes Vortragsbuch". Seit Anfang der 1930er Jahre war er als Professor an der Wiener "Akademie für Musik und darstellende Kunst"1) (heute "Universität für Musik und darstellende Kunst Wien") tätig, leitete ab 1933 die neugegründete "Meisterschule für Redekunst" (DBE). Zu seinen Schülern zählte unter anderem Harry Kalenberg1) (1921 – 1993).
Porträt von Wilhelm Klitsch 1939; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora, 1881–1963); Datierung: 20.02.1939; Quelle/Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv; Inventarnummer 205438-B Professor Wilhelm Klitsch starb am 24. Februar 1941 mit nur 58 Jahren in Wien an den Folgen eines Schlaganfalls. Die letzte Ruhe fand er auf dem dortigen "Friedhof Hietzing"1) (Gruppe 8, Nr. 89); hier wurde später auch seine Witwe Elfriede Klitsch (1914 – 1997) beigesetzt..
Der Künstler war nach dem Krebstod seiner ersten Frau Anna (1884 – 1929) seit Anfang der 1930er Jahre mit seiner ehemaligen Studentin Elfriede Mayer, Tochter eines Architekten aus Kärnten, verheiratet.2) Aus der Verbindung ging der am 2. Mai 1934 geborene Sohn Peter Klitsch1) hervor, der sich später einen Namen als Kunstmaler machte und zur Künstlerriege der "Wiener Schule des Phantastischen Realismus"1) zählt.
  
Seit 1955 erinnert die "Klitschgasse" im 13. Wiener Gemeindebezirk Hietzing1) an den einst gefeierten Theaterschauspieler.
  
Porträt von Wilhelm Klitsch 1939
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora1), 1881–1963); Datierung: 20.02.1939
Quelle/© ÖNB/Wien, Bildarchiv; Inventarnummer
205438-B
Quellen (unter anderem*)): Wikipedia, cyranos.ch,
Österreichisches Biographisches Lexikon
*) Klitsch, Wilhelm. In: "Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950" (ÖBL); Band 3;
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Wien 1965, S. 414 f.) → online (PDF) S. 414, S. 415.
Fremde Links: 1) Wikipedia
2) Interview mit Peter Klitsch bei www.stiefern.at
Stummfilme
(wenn nicht anders angegeben: Regie Jajob Fleck und Luise Kolm)
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de sowie
frühe Stummfilme  bei "The German Early Cinema Database"
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de)
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