Der Schauspieler Hermann Böttcher erblickte am 21. November 1866 als
Hermann Gotthilf Ferdinand Boettcher und Sohn eines königlichen Regierungssekretärs
im preußischen Königsberg (heute: Kaliningrad1))
das Licht der Welt. Nach dem Besuch des "Friedrichskollegs"
seiner Geburtsstadt begann er nach dem Abitur ein Jurastudium an der dortigen
Universität, welches er jedoch nach einem Semester wieder abbrach.
Schon als Gymnasiast hatte Böttcher den Wunsch gehabt, Schauspieler zu
werden, nun nahm er ab 1885 bei Julius Meixner2)
(1850 1913) dramatischen Unterricht, ab 1900
ließ er sich in Berlin unter anderem von dem italienischen Musiklehrer
und Komponisten Alfredo Cairati (1875 1960) in Gesang ausbilden.
Ein erstes Engagement erhielt Böttcher zur Spielzeit 1885/86 am
"Herzoglichen
Hoftheater"1) in Meiningen, wo
er sich mit kleineren Rollen wie dem Diener Leonardo in Shakespeares "Der Kaufmann von
Venedig"1), dem böhmischer Edelmann Kosinsky in Schillers
"Die Räuber"1),
dem jungen Cato in Shakespeares "Julius Cäsar" erste
Lorbeeren erspielte. Weitere Auftritte hatte er unter anderem als ein Wanderer in Schillers "Wilhelm Tell"1),
als Vetter des
Waffenschmieds Teuthold in Kleists "Die
Hermannsschlacht"1) und als Graf Teligni in "Die Bluthochzeit oder die Bartholomäusnacht",
einem Trauerspiel von Albert Lindner1).
Hermann Böttcher 1905
Urheber: Unbekannt; Angaben zur Lizenz siehe hier
Quelle: www.cyranos.ch |
 |
|
 |
Weitere Stationen wurden das Stadttheater in Königsberg und das
"Lobe-Theater" in Breslau, ab 1899 wirkte er in Berlin.
So trat er anfangs am "Lessingtheater" sowie dem
"Residenztheater" auf, im Juni 1899 gastierte er zudem am
"Königlichen Schauspielhaus"1)
in verschiedenen Stücken so unter
anderem als Leutnant Wally in dem Lustspiel "Auf Strafurlaub" von Gustav von Moser1) und als Prinz
von Guastalla in Lessings Trauerspiel "Emilia Galotti"1), was im
Jahr 1900 dort ein festes Engagement nach sich zog. Ludwig Eisenberg1)
(1858 1910) schreibt in seinem 1903 publizierten Lexikon*):
"Boettcher ist ein starkes Talent. Er spielt mit großer Sicherheit voll
Frische und Wärme und unbedingter Lebenswahrheit, ist von liebenswürdiger
Art, vielseitig, und stets gerne gesehen. Es gelingen ihm sowohl die
jugendlichen Liebhaber in modernen und klassischen Stücken, wie Naturburschen
und Bonvivants, wenngleich er im modernen Lustspiel mit ganz besonderem Erfolg
auftritt, wobei seine ungewöhnlich schlanke Figur es ihm ermöglicht, nach
wie vor die jugendlichsten Rollen zur besten Wirkung zu bringen, wovon sein
"Hans" in "Jugend"1)
beredtes Zeugnis gibt." Eisenberg erwähnt aus Böttchers klassischem Repertoire
besonders den junge Unterwaldner Arnold vom Melchthal in Schillers
"Wilhelm Tell" und den Bürgerssohn Brackenburg in Goethes "Egmont"1),
an zeitgenössischen Stücken bzw. Rollen werden neben dem Hans in Max Halbes
Drama "Jugend" vor allem die Gestaltung von jugendlichen Liebhabern
in Stücken des heiteren Sujets genannt der Hermann in der Komödie "Jugend von heute" von Otto Ernst1),
der Leutnant Reif von Reiflingen in dem Schwank
"Reif-Reiflingen" von Gustav von Moser und der Rodrigo" in "Florio und
Flavio" mit dem Untertitel "Ein Schelmenstück und Liebesspiel in drei Akten
nach dem Spanische" von Franz von Schönthan1)
und Franz Koppel (-Ellfeld)1).
Hermann Böttcher als Tanzmeister in der Ballettkomödie "Der Bürger als Edelmann"1)
von Molière
Urheber "Zander & Labisch" (Albert Zander u. Siegmund Labisch1)
(1863–1942))
Quelle: Dieses Bild ist Teil der Porträtsammlung
Friedrich Nicolas Manskopf der
Universitätsbibliothek
der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Signatur: S 36/F03095;
Lizenz zur Veröffentlichung siehe hier |
Auch mit der Figur
des Leutnants Victor von Hohenegg in dem Lustspiel "Im bunten Rock"
von Franz von Schönthan und Freiherr von Schlicht1)
verbuchte Böttcher positive Kritiken, so schrieb der "Berliner
Lokal-Anzeiger" am 4. Oktober 1902 im Morgenblatt (Nr. 465) unter anderem:
"Im Schauspielhause ist gestern (Freitag) ein dreiaktiges Theaterstück:
"Im bunten Rock" mit theils verschämtem, theils sehr lautem Beifall vorgeführt worden.
Herr Böttcher war schneidig, ritterlich und liebenswürdig als siegreicher Leutnant."
Und in der Zeitschrift "Bühne und Brettl" (Hrg. Josef Jellinek, Berlin,
II. Jahrgg., Heft Nr. 19, 15.10.1902) las man "Einer der gewandtesten und elegantesten Schauspieler ist Herr Boettcher.
Sein Leutnant von Hohenegg war der Typus eines vollendeten Kavaliers in Uniform." Die
"Neue Preußische Zeitung" (Nr. 466, 04.10.1902) meinte "Herr Boettcher spielte den Husarenleutnant ebenfalls
mit großer Verve und vereinigte aufs
glücklichste jugendlichen Leichtsinn, leidenschaftliches Empfinden und chevalereskes Auftreten.
Es ist eine sehr gefährliche Rolle, in der unsere meisten Bonvivants zu schneidig sein dürften."
(Quelle sowie mehr bei www.karlheinz-everts.de)
Bis 1922 blieb Böttcher dem "Königlichen Schauspielhaus" bzw. dem
"Preußischen Staatstheater" treu, anschließend gastierte er vielfach als Charakterkomiker, unter anderem mehrfach in St. Petersburg.
Zudem machte sich auch als Lautensänger und Rezitator einen Namen, arbeitete frühzeitig für den Funk
sowie für den Film. Bereits 1915 hatte er sein Leinwanddebüt in dem Harry Piel-Streifen "Manya, die Türkin" gegeben, ab Ende der
1910er Jahre intensivierte der Schauspieler seine Arbeit für das immer
beliebter werdende neue Medium Film. Der Schauspieler übernahm meist
prägnante Nebenrollen und mimte oft hochgestellte Persönlichkeiten, aber auch
Kammerdiener wie in Georg Jacobys Melodram "Das Schwabemädle"1) (1918). Als Lord Pombroke zeigte
er sich neben Lil Dagover und Conrad Veidt in
dem Abenteuer "Das Geheimnis von
Bombay"3) (1919), Fritz Lang betraute ihn mit der Rolle des Vaters
der Florence Yquem (Carola Toelle)
in seinem prominent besetzten, lange als verschollen angesehenen frühen Drama "Vier
um die Frau"1) (1921; auch "Kämpfende Herzen"), auch in Friedrich Zelniks
Geschichte "Auf
Befehl der Pompadour"1) (1924) war er als Vater zu sehen, diesmal
von der jungen, dynamischen Lucienne
(Lya Mara), die, obwohl sie den Chefingenieur (Alphons Fryland) der
Autofabrikation ihres Onkels Abel Fernay (Alwin Neuß) liebt, zu der Ehe mit
einem ungeliebten Mann, einem adeligen Großunternehmer, gezwungen werden
soll. In der dritten Produktion der "Fridericus-Rex-Filme"1)
um die Person des preußischen Königs Friedrich II.1)
mit Otto Gebühr4), Siegfried Philippis
"Die
Mühle von Sanssouci"1) (1926) tauchte er als Juwelier Lustig auf, 1928 sollte er im 1. Teil von
"Der
alte Fritz"1)
als Minister Brenckenhof zu sehen sein. Den Graf Leoben gab er in Friedrich Zelniks
Operetten-Adaption "Die Försterchristel" (1926) neben Titelheldin Lya Mara, den "Fürst" in der ganz auf Carmen Boni
zugeschnittenen amüsanten Geschichte "Prinzessin Olala"3) (1928). Zu seinen
letzten Arbeiten für den Stummfilm zählte ein kleinerer
Part in Lupu Picks Historienstreifen "Napoleon
auf St. Helena" (1929).
Im Tonfilm war der inzwischen über 60-jährige Böttcher nur noch wenige Male
auf der Leinwand präsent und trat unter anderem als General von Rastenfeld in
Jaap Speyers Operettenfilm "Zapfenstreich
am Rhein" (1930) auf. Seine letzte Arbeit vor der Kamera
war die Verkörperung des österreichischen Ministers Graf Kaunitz in dem
inzwischen sechsten "Fridericus-Rex-Film", Friedrich Zelniks
"Die
Tänzerin von Sanssouci" (1932) mit Lil Dagover als
Barberina Campanini, die Tänzerin von Sanssouci. Die Uraufführung erfolgte
am 8. September 1932 in Stuttgart und Dresden, in Berlin konnte man den Film
erstmals am 16. September 1932 im "Ufa-Palast am Zoo" sehen
Nur etwas mehr als zweieinhalb Jahre später starb der Theater- und Filmschauspieler Hermann Böttcher am 27. Mai 1935 im Alter von 68 Jahren im ehemals
mecklenburgischen Fürstenberg/Havel (heute Bundesland Brandenburg); über
sein Privatleben ist nichts bekannt.
|
*) Ludwig Eisenberg: Großes
biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert (Verlag
von Paul List, Leipzig 1903); Digitalisiert: Hermann Böttcher: S. 108,
109
Link: 1) Wikipedia, 2) www.wien.gv.at, 3) filmportal.de, 4) Kurzportrait innerhalb dieser HP
Lizenz/Genehmigung Foto Hermann Böttcher (Urheber
unbekannt): Dieses Werk ist älter als 70 Jahre und sein Erschaffer nicht
bekannt. Nach der Berner Konvention und den Gesetzen vieler Länder gilt
dieses Werk als gemeinfrei.
Lizenz Foto Hermann Böttcher (Urheber
"Fotoatelier Zander & Labisch", Berlin): Das Atelier
von Albert Zander und Siegmund
Labisch († 1942) war 1895 gegründet worden; die inaktive
Firma wurde 1939 aus dem Handelsregister gelöscht. Externe Recherche
ergab: Labisch wird ab 1938 nicht mehr in den amtlichen
Einwohnerverzeichnissen aufgeführt, so dass sein Tod angenommen werden
muss; Zander wiederum war laut Aktenlage ab 1899 nicht mehr aktiv am
Atelier beteiligt und kommt somit nicht als Urheber dieses Fotos in Frage.
Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von
dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen
und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei.
(Quelle: Wikipedia)
|