Valy Arnheim vor 1929; Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: Wikipedia bzw. www.cyranos.ch; Photochemie-Karte K 1950 (Ausschnitt) Der Schauspieler Valy Arnheim wurde am 8. Juni 1883 als Valentin Theodor Woldemar Appel und laut Wikipedia in der Gemeinde Rappel1) ( (Gouvernement Estland/Russisches Kaiserreich1))*) geboren; über den familiären Hintergrund ist nichts bekannt. Seine schauspielerische Ausbildung erhielt er in Riga1) von dem Theaterdirektor Wilhelm Rieckhoff (1849 – 1914), gab dann in der zu dieser Zeit zum Russischen Zarenreich gehörende baltischen Stadt am dortigen "Hagenberger Theater" sein Bühnendebüt. Ab 1910 spielte er in Libau1) (heute Liepāja, Lettland), in Bremen und im schweizerischen Schaffhausen1), zuweilen übernahm er auch Regie-Aufgaben. Arnheim tat sich als Schauspieler vor allem in klassischen Stücken hervor, beispielsweise als Ferdinand in dem Schiller-Drama "Kabale und Liebe"1), als Tempelherr in Lessings "Nathan der Weise"1) oder als Marc Anton1) in der Shakespeare-Tragödie "Julius Caesar"1). Er gestaltete die Titelfiguren in Goethes "Clavigo"1) und "Torquato Tasso"1) oder den Romeo in Shakespeares "Romeo und Julia"1), war aber auch als Osvald in "Gespenster"1) von Henrik Ibsen1) erfolgreich. Zwischen 1913 und 1914 fungierte er kurze Zeit als Leiter Berliner Lichtspieltheaters "Cines-Theater", dem ersten, von dem Architekten Oskar Kauffmann1) 1912/13 am Berliner Nollendorfplatz1) erbauten frei stehenden Gebäudes, das ausschließlich als Kino genutzt wurde und sich durch seine Fensterlose Fassade auszeichnete → UFA-Pavillon am Nollendorfplatz1).

Foto: Valy Arnheim vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikipedia bzw. www.cyranos.ch; Photochemie-Karte K 1950 (Ausschnitt)
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Noch während des 1. Weltkrieges begann Arnheim eine intensive Karriere beim Film, trat erstmals 1917 in der Detektivgeschichte "Professor Nissens seltsamer Tod"1) (1917) von und mit Einar Zangenberg1) als titelgebende Figur Prof. Nissen auf der Leinwand in Erscheinung. Etliche ähnlich gelagerte Produktionen sollten folgen, in denen der Mime mit den markanten Gesichtszügen zum Publikumsliebling avancierte. Er gehörte zur Besetzung der ersten beiden Teile von Robert Heymanns Vierteiler bzw. Wilhelm Hauff1)-Adaption "Die Memoiren des Satans" (1917, Dr. Mors/Fanatiker des Lebens1)), der Geschichte über die allgegenwärtigen Versuchungen Satans, dem sich die Liebe entgegenstellt, neben Ernst Reicher zeigte er sich in "Die Senatorwahl"1) (1917) aus der "Stuart Webbs"-Reihe oder war der Detektiv Joe Jenkins1) in den Krimis "Der Mann mit den vier Füssen" (1917). Mit Harry Piel drehte er den Streifen "Sein Todfeind"1) (1918), untertitelt als "Detektivabenteuer in den Dschungeln", im gleichen Jahr begann er sich als Detektiv "Harry Hill"1) zu präsentieren. Überwiegend führte er dabei auch Regie, mitunter nach eigenem Drehbuch, und produzierte die meisten dieser erfolgreichen Streifen mit seiner Berliner "Valy Arnheim-Film GmbH". Zwischen 1918 und 1926 entstanden so (heute nachweisbar) 23 Kassenschlager mit dem Detektiv Harry Hill, in denen auch regelmäßig seine erste Ehefrau, die Schauspielerin Marga Lindt1) (1888 – 1969) mit der weiblichen Hauptrolle auftauchte. Erwähnenswert ist sicherlich die sensationelle Story "Die Blitzzentrale"1) (1921) um die Erfindung eines phantastischen Apparates, mit dessen Hilfe die elektrische Kraft von Blitzen nutzbar gemacht werden soll. "Der Kinematograph"1) schrieb unter anderem am 12. Februar 1922: "In den reich bewegten sechs Akten dieses durchaus auf die Sensationsfreudigkeit der überwiegenden Masse des Kinopublikums eingestellten Films wird vornehmlich der Kampf um die Eigenschaften eines neu entdeckten Edelmetalls ausgefochten, dessen erstaunliche Kraft die gesamte Elektrizität der Wolken zu fesseln vermag. Die durch das "Platinaphor" aufgefangene Energie kann von einer Kraftstation aus alle Leistungen der bisherigen Elektrizitätswerke übernehmen, denen somit der Untergang droht. An dem Besitz dieser Erfindung ist der Vorstand eines Elektrizitätskonzerns lebhaft interessiert, und da er sie nicht erwerben kann, versucht er sie in raffinierter Weise zu rauben. Harry Hill ist der geschickte Hüter des Schatzes und wird von Valy Arnheim, der gleichzeitig für die sehr wirksam eingeflochtenen Sensationen und die spannend gehaltene Gesamtinszenierung verantwortlich ist, mit gewohnter Bravour dargestellt. Marga Lindt ist seine schöne Gegnerin." (Quelle: stummfilmkonzerte.de)
 
Dazwischen inszenierte Valy Arnheim eine Reihe weiterer Stummfilme, nach dem Ende der "Harry Hill"-Reihe musste er sich als Filmschauspieler nun meist mit Chargenrollen begnügen, war unter anderem in Richard Oswalds1) Sherlock Holmes-Verfilmung "Der Hund von Baskerville"1) (1929) nach dem gleichnamigen Roman1) von Arthur Conan Doyle1) als Barrymore, Butler auf Schloss Baskerville, neben den Protagonisten Carlyle Blackwell1) als Sherlock Holmes1) und George Seroff († 1929) als Dr. Watson1) zu sehen oder erneut unter der Regie von Richard Oswald als Rektor in "Frühlings Erwachen"1) (1929) nach dem gleichnamigen Drama1) von Frank Wedekind1) → Übersicht Stummfilme.
In der Tonfilm-Ära blieb Arnheim zwar ein viel beschäftigter Darsteller, wurde jedoch überwiegend auf wenig bedeutende Nebenrollen reduziert. In den 1930er und 1940er Jahren wandte er sich daher wieder stärker dem Theater zu. Er mimte beispielsweise Diener und Hotelportiers, Zeremonienmeister und Notare, aber auch Fürsten und Diplomaten, war Ganove und Zirkusclown. Einen seiner wenigen prägnanteren Auftritte hatte er als Kastellan Gaspard in Géza von Bolvárys1) Melodram "Das Schloß in Flandern"1) (1936) und als Lord Reginald Mortimer in Eduard von Borsodys1) Abenteuer "Kautschuk"1) (1938) mit René Deltgen als englischem Naturforscher und Ökonom Henry Wickham1). In dem von Josef von Báky in Szene gesetzten starbesetzten, opulenten Farbfilm "Münchhausen"1) (1943) trat er neben Protagonist Hans Albers als Haushofmeister am Petersburger Hof in Erscheinung.
Im deutschen Nachkriegsfilm war Arnheim nur noch in drei Produktionen auf der Leinwand präsent, so spielte er einen Gerichtspräsidenten in der DEFA1)-Verfilmung "Wozzeck"1) (1947) nach dem gleichnamigen Dramenfragment1) von Georg Büchner1) mit Kurt Meisel in der Titelrolle und einen amerikanischen Politiker in der Satire "Berliner Ballade"1) (1948) mit Gert Fröbe als Otto Normalverbraucher1). Als seine letzte Arbeit vor der Kamera, das Melodram "Rausch einer Nacht"1) am 16. Februar 1951 uraufgeführt wurde, lebte Arnheim bereits nicht mehr → Übersicht Tonfilme.
 
Valy Arnheim starb am 11. November 1950 im Alter von 67 Jahren in Berlin und zählt zu den heute weitgehend vergessenen Schauspielern.
Er war ab 1939 in zweiter Ehe mit seiner Kollegin Lotte Steinhoff1) (1904 – 1988) verheiratet und lebte mit ihr in Berlin-Halensee1), "wo die 46-jährige Witwe auch nach dem Ableben ihres Gatten ansässig blieb." wie Wikipedia notiert. Die erste Ehe mit der Schauspielerin Marga Lindt1) war gescheitert. Nach dem Ende der "Harry-Hill"-Reihe zog sie sich ins Privatleben zurück und ließ sich später von Arnheim scheiden. Sie starb am 27. August 1969 im Alter von 80 Jahren in einem Pflegeheim in Obermaßfeld-Grimmenthal1) (Thüringen).
Quellen: Wikipedia, cyranos.ch
*) laut filmportal und IMDb geboren in Waldau, heute Stadtteil von Bernburg/Saale (Sachsen-Anhalt)
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