Der Schauspieler Kurt Brenkendorf wurde am 13. Juni 18821)
als Kurt Bockenheuser1)
in Danzig (heute Gdańsk, Polen) geboren; über den familiären Hintergrund
ist nichts bekannt. Bevor er sich für den künstlerischen Beruf
entschied, hatte er ein Hoch- und Tiefbaustudium abgeschlossen, doch
dann zog es ihn zum Theater. Sein darstellerisches Rüstzeug erwarb er
sich zwei Jahre lang am "Stadttheater Danzig" sowie in Dresden unter der Anleitung des
österreichischen Hofschauspielers, Theaterwissenschaftlers und
Schauspielpädagogen Professor Adolf Winds (1855 1927),
Vater des Regisseurs und Theaterschauspielers Erich-Alexander Winds2). Sein Bühnendebüt gab er
1903 unter dem Künstlernamen Kurt Brenkendorf in seiner Geburtsstadt Danzig,
weitere Stationen wurden Lübeck, Hannover, Neustrelitz, Ulm sowie Reval im russischen Zarenreich und St. Petersburg,
wo er sich anfänglich im Fach des jugendlichen Helden und Liebhabers
hervortat.
Mit Beginn des 1. Weltkrieges erreichte Brenkendorf Berlin und
wirkte dort an verschiedenen Theatern, kam dann recht bald mit der
aufstrebenden Filmszene in Kontakt. Seinen ersten Leinwandauftritt hatte
er als Detektiv in der von Siegfried Dessauer2 in Szene gesetzten
Kriminalgeschichte
"Um fünfhunderttausend Mark" (1915), der ihn auch mit einer
Hauptrolle in dem zunächst verbotenen Drama "Satan
Opium"2) (1915) besetzte.
Für die nächsten Jahre sollten vor allem die in jener Ära
beliebten Kriminalreihen die Domäne des Schauspielers werden, so trat
er zwischen 1918 und 1919 mehrfach in den Streifen um den
Meisterdetektiv Sherlock Holmes2) in Erscheinung, der des öfteren von Ferdinand Bonn4)
sowie auch von Hugo Flink4) dargestellt wurde, in
"Die rätselhafte Sphinx" (1919) und "John Barrens und seine Geliebte" (1919) verkörperte Brenkendorf
dann selbst den legendären
Detektiv.
Kurt Brenkendorf auf einer Fotografie von Mac
Walten3)
(1892 – 1943)
Photochemie-Karte Nr. 2207; Angaben zur Lizenz
siehe hier
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Furore machte er zwischen 1918 und 1920 mit der Figur des Detektivs "Joe Jenkins"2), den
er unter anderem in "Sirocco"2) (1918) mimte.
"Paul Rosenhayn2), der Erschaffer der Figur "Joe Jenkins" orientierte
sich lose am Vorbild des Sherlock Holmes (ähnlich wie
"Stuart Webbs"2)). Jenkins, der aus den USA stammte, war ähnlich
scharfsinnig, aber wesentlich tatkräftiger. Die Kriminalfilme waren bis zum April 1917 (Kriegseintritt der USA im ersten Weltkrieg)
sehr beliebt und nach 1918 erneut."
notiert Wikipedia.
Dazwischen lagen Produktionen wie das Melodram "Das
Edelfräulein"2) (1917),
wo er an der Seite der Titelheldin (Mady Christians) als deren Vater
Dietrich Graf auf Holmberg auftauchte, oder das dreiteilige aufwendige
Leinwandepos "Die
Memoiren des Satans" (1917/18). Mit Conrad Veidt spielte er in
der tragisch endenden Geschichte "Opfer
der Gesellschaft"2) (1919) und war der Fabrikbesitzers Spinegg, in Robert Wienes
vierteiligem Abenteuer "Die
Jagd nach dem Tode"2) (1920/21) schlüpfte er in die Maske des Inders Badhama, Vater der
schönen Tänzerin Malatti (Lil Dagover), in die sich der Bauingenieur
McAllan (Nils Chrisander) verliebt.
Danach wurden Brenkendorfs Rolle zusehend kleiner und der Mime musste sich
überwiegend mit Chargenrollen begnügen. Zu seinen letzten Stummfilmen
zählt der von Edmund Heuberger inszenierte, zunächst mit
Aufführungsverbot belegte Krimi "Zeugen gesucht" (1930) mit der Rolle des Juwelier Sandersen → Zensurentscheidung vom 29.03.1930 bei www.difarchiv.deutsches-filminstitut.de.
Mit Aufkommen des Tonfilms war die Leinwandkarriere von Kurt Brenkendorf
so gut wie beendet. Aufgrund fehlender Rollenangebote wechselte er 1930 für fünf Jahre zur
technisch-chemischen Industrie, für die er als Betriebsleiter tätig
war.
Erst Mitte der 1930er Jahre erinnerte man sich an den einst beliebten
Darsteller und er erhielt winzige Parts in einigen Kinoproduktionen. So
zeigte er sich als General in Johannes Meyer prominent besetztem Historienfilm "Fridericus"2) (1937) mit
Otto Gebühr als preußischem König Friedrich II.2), genannt der "Alte Fritz", oder
als Ober in der Komödie "Wenn Frauen schweigen"5) (1937) mit
Johannes Heesters und Hansi Knoteck. Seine letzten Auftritte
vor der Kamera hatte er vermutlich in Richard Eichbergs Abenteuer "Das
indische Grabmal"2) (UA: 28.01.1938) und in Hans H. Zerletts, zur Zeit der französischen
Revolution angesiedeltem Drama "Revolutionshochzeit" (UA: 07.03.1938). Wikipedia weist zwar
noch den bis heute als "Vorbehaltsfilm"2)
eingestuften NS-Propagandastreifen "Robert und Bertram"2) (1939) aus, doch
weder bei der IMDb noch bei Filmportal ist Brenkendorfs
Name in der Besetzungsliste zu finden.
Um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren, arbeitete der einstige
Publikumsliebliebling Kurt Brenkendorf seit Beginn der 1940er Jahre als kaufmännischer Angestellter bei der Berliner Firma
"Eugen Heimbucher GmbH". Der Schauspieler starb laut
Wikipedia am 10. September 1944 mit nur 58 Jahren im Klinikum Berlin-Buch2).
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1) Geburtsjahr laut Wikipedia,
in anderen Quellen wird 1885 als Geburtsjahr und Kurt Benno Brenkendorf als
Geburtsname angegeben → Honig, Rodek: "100001. Die
Showbusiness-Enzyklopädie des 20. Jahrhunderts" (S. 129); filmportal.de
und die Internet
Movie Database nennen 1886. 1882 erscheint jedoch unter dem Aspekt
seines Bühnendebüts im Jahre 1903 (= 21 Jahre) plausibel.
Link: 2) Wikipedia, 4) Kurportrait innerhalb dieser HP, 5) filmportal.de
3) Mac Walten, das ist der Verwandlungskünstler
Max Grünthal, der als "Mac Walten" bzw. der "Mann
mit dem geheimnisvollen Rock" auftrat. Er verabschiedete sich 1920
von der Bühne, eröffnete in der Berliner Friedrichstraße ein Fotostudio
und lichtete viele Artistenkollegen in Originalposen ab. Seine Spur verliert
sich im Jahre 1936, nachdem er als Jude vor den Nazis in die
Niederlande geflohen war. (Quelle: www.scheinschlag.de)
Lizenz Foto Kurt Brenkendorf (Urheber Mac Walten):
Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von
dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen
und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei.
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Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database,
filmportal.de
sowie
Stummfilme bei www.earlycinema.uni-koeln.de
(Link: Wikipedia, Kurzportrait innerhalb dieser HP,
filmportal.de, Murnau Stiftung)
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Stummfilme
- 1915: Um fünfhunderttausend Mark
- 1915: Satan
Opium
- 1916: Aus dem Leben gestrichen
- 1916: Frauen, die sich opfern (auch Drehbuch)
- 1917: Die goldene Brücke
- 1917: Das
Edelfräulein
- 1917: Die Toten leben
- 1917/18: Die
Memoiren des Satans
- 1918: Schirokko
- 1918: Frau Marias Erlebnis
- 1918: Der Roman der Herzogin von Corvy
- 1918: Die Universalkur
- 1918/19: "Sherlock Holmes"-Reihe (wenn nicht
anders angegeben
mit Ferdinand Bonn als Sherlock Holmes)
- 1918: X Y Z
(Sherlock Holmes-Darsteller unbekannt)
- 1918: Brockhaus,
Band dreizehn
- 1918: Die Giftplombe
- 1918: Das Schicksal der Renate Jongk
- 1918: Der Schlangenring (Hugo
Flink als Sherlock Holmes)
- 1918: Was er im Spiegel sah
- 1919: Der
Erdstrommotor (Hugo Flink als Sherlock Holmes)
- 1919: An den ersten Staatsanwalt
- 1919: Die Dose des Kardinals
- 1919: Echte Perlen
- 1919: Die rätselhafte Sphinx (als Sherlock Holmes)
- 1919: John Barrens und seine Geliebte (als Sherlock Holmes)
- 19181920: "Joe
Jenkins"-Reihe (als Joe Jenkins)
- 1918: Die schlafende Maschine
- 1918: Der schweigende Gast
- 1918: Sirocco
- 1919: Das Spitzentaschentuch
- 1919: Die Tiara
- 1920: Der Mitternachtsbesuch
- 1920: Der Funkenruf der Riobamba
- 1920: Der Pokal der Fürstin
- 1920: Das Geheimnis der goldenen Kapsel
- 1919: Opfer
der Gesellschaft → filmportal.de,
Murnau
Stiftung
- 1919: Die Mexikanerin
- 1919: Der Gürtel der Vasthi
- 1919: Der Schmuggler und sein Weib
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Noch Stummfilme
- 1919: Die Tochter der Madame Dubussier
- 1920: Das Zeichen des Malayen
(Kurzfilm)
- 1920: Der Gefangene: Sklaven des XX. Jahrhunderts
- 1920: Das Testament des Grafen Hammerstein
- 1920/21: Die
Jagd nach dem Tode
- 1921: Zu Hilfe!
- 1921: Betrüger des Volkes
- 1922: Gespenster
- 1922: Wildnis
- 1923: Die Kette klirrt
- 1923: Wettlauf ums Glück
- 1924: Gentleman auf Zeit
- 1924: Dreiklang der Nacht
- 1924: Das Herz der Lilian Thorland
- 1926: Der Herr der Nacht
- 1928: Panik
- 1929: Besondere Kennzeichen
- 1929: Geheimpolizisten
- 1929: Der
Zigeunerprimas
- 1929: Der Sittenrichter / § 218
- 1929: Geheimpolizisten
- 1929: Besondere Kennzeichen
- 1929: Jugendtragödie
- 1929: Es war einmal ein treuer Husar / Drei Tage Karneval
- 1929/30: Menschen im Feuer (UA: 31.01.1931)
- 1930: Der Mann im Dunkel
- 1930: Zeugen gesucht
Tonfilme
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