Die Schauspielerin Erna Sellmer wurde am 19. Juni 1905 als Erna Elisabeth Dorothea Sellmer in
Hamburg geboren. Im Laufe ihrer Karriere avancierte sie vor allem im
komischen Fach zu einer unvergessenen Schauspielerin. Ausgebildet in
Berlin am Theaterstudio von Ilka Grüning*)
sowie an der "Hochschule für Musik", debütierte die junge Erna Sellmer am
"Harzer Bergtheater" in Thale,
weitere Stationen wurden Osnabrück, Augsburg und München. Seit Ende der
1930er Jahre war Erna Sellmer
überwiegend in Berlin tätig, wo auch der Film auf die
Charaktermimin aufmerksam geworden war.
Wann immer es galt, eine bodenständige, resolute Figur zu besetzen, war
Erna Sellmer die richtige Wahl, ihre ersten kleinen Auftritt vor der
Kamera hatte sie schon in den Streifen "Befreite Hände" (1939)
und "Fasching" (1939) absolviert. Bis Kriegsende folgten
prägnante Nebenrollen in Produktionen wie "Was geschah in dieser Nacht" (1941),
"Floh im Ohr" (1943) oder "Die Heimlichen Bräute" (1944),
in nachhaltiger Erinnerung ist sie mit der Rolle der Zimmerwirtin Frau
Kaasbohm in dem Albers-Film "Große Freiheit Nr. 7"1) (1944)
geblieben.
Foto: Erna Sellmer als Mrs. Webb (links ) und Elly Burgmer1) als Mrs. Gibbs (rechts)
in "Unsere kleine Stadt" von Thornton Wilder 1945 am
"Deutschen Theater" in Berlin
Quelle: Deutsche
Fotothek (file: df_pk_0000008_007);
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901 1983);
Datierung: 1945.08.03 / Lizenz CC-BY-SA 3.0.
Genehmigung der Deutschen Fotothek zur Veröffentlichung innerhalb
dieser Webpräsenz wurde am 12.11.2010 erteilt.
Originalfoto und Beschreibung: Wikimedia
Commons bzw. Wikipedia
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Im deutschen Nachkriegsfilm war Erna Sellmer anfangs auch bei der DEFA
nach wie vor eine
gefragte Nebendarstellerin, ihre Domäne blieben gestandene, im Norden
verwurzelte Frauenfiguren, tüchtige Haushälterinnen, drollige Wirtinnen oder Tanten
spielte sie mit Bravour und dem notwendigen Schuss Humor, war aber auch
vereinzelt in tragikomischen Rollen zu sehen. Wolfgang Staudte besetzte sie an der Seite
Hildegard Knefs in dem ersten Nachkriegsfilm "Die Mörder sind unter
uns"1) (1946) als Ehefrau des biederen Kaufmanns und Kriegsverbrechers
Brückner (Arno Paulsen), in Arthur Pohls Fontane-Adaption "Corinna
Schmidt"2) (1951) mimte sie die Haushälterin Schmolke. Eine
Kneipenwirtin gab sie in Kurt Hoffmanns Komödie "Klettermaxe"1) (1952,
mit Liselotte Pulver und Albert Lieven), als Maria tauchte sie neben Luise Ullrich und Carl Raddatz in dem Melodram "Regina Amstetten" (1953)
auf.
Bis Ende der 1950er Jahre folgten zahlreiche Rollen, meist mit
norddeutschem Einschlag, in denen Erna Sellmer sich mit ihrer oft trockenen
Art in die Herzen des Publikums spielte und als Erzkomödiantin bewies. Zu
nennen sind etwa "Käpt'n Bay-Bay"2) (1953), "Das Herz von St. Pauli"2) (1957)
oder "Dreizehn alte Esel"1) (1958) mit Hans Albers, in dem
mehrfach verfilmten Lustspiel "Kein
Auskommen mit dem Einkommen!"1) (1957) stand sie mit
Günther Lüders vor der Kamera und war dessen sonderliche
Ehefrau Ida Bodendiek, gab eine herrlich gehässige Wirtin
in Kurt Maezigs Komödie "Vergeßt
mir meine Traudel nicht"2) (1957).
Verschiedentlich agierte sie in den beliebten Unterhaltungsstreifen mit
Freddy Quinn, so in "Heimweh nach St. Pauli"1) (1963) und
"Freddy, Tiere, Sensationen"1) (1964), sie war in dem Klamauk
"Charley's
Onkel"1) (1969) zu sehen, mimte an der
Seite von Heidi Kabel, Harald Juhnke und Heinz Ehrhardt die Tante Martha in
der originellen Komödie "Klein Erna auf dem Jungfernstieg"1) (1969).
Auch auf dem Bildschirm etablierte sich Erna Sellmer mit verschiedenen Serien
und Einzelproduktionen zur festen Größe, in sechsteiligen heiteren
Geschichte "Adrian der Tulpendieb"*) (1966)
war sie die alte Tante des Protagonisten alias Heinz Reincke, in der
beliebten Arztserie "Landarzt Dr. Brock"*) (1967) mit Frauenschwarm Rudolf Prack
schlüpfte sie in die Rolle der patenten Haushälterin Helene, eine Figur,
die ihr wie auf den Leib geschrieben zu sein schien.
Ab den 1970er Jahren ließ Erna Sellmers Arbeit für den Film zugunsten ihrer
Theatertätigkeit etwas nach, nur noch sporadisch übernahm sie Aufgaben vor der Kamera, war beim "Tatort"
("Treffpunkt
Friedhof"1), 1975) ebenso präsent wie bei
"Derrick". Eine schöne Altersrolle war noch einmal die
Haushälterin Frau Gerber in der kanadischen TV-Serie um den Bernhardiner
"George" (1972, "Alles wegen George"1) → fernsehserien.de).
Zu ihren letzten Auftritten im Fernsehen gehörte kurz vor ihrem Tod die Rolle
der kessen Hausperle Rosa in Rolf von Sydows für das Fernsehen inszenierten Schwank "Der
Raub der Sabinerinnen"1) (1983) mit Gert Fröbe und Martin Held eine
Figur, mit der sie etliche Male auf der Bühne brilliert
hatte.
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin
Virginia Shue
(Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
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Erna Sellmer spielte in ihrer langen Karriere als Schauspielerin mehr als 50 Fernsehrollen,
hinzu kamen fast 70 Produktionen für das Kino. Darüber
hinaus war sie eine viel beschäftigte Synchronsprecherin, die unter
anderem Hattie McDaniel1) ("Mammy") in dem Oscar-prämierten
Leinwandklassiker
"Vom Winde verweht"1) ihre Stimme lieh.
Erna Sellmer starb am 13. Mai 1983 mit 77 Jahren in München; die letzte Ruhe fand sie in einer anonymen Grabstätte dem Münchner
Waldfriedhof (Neuer Teil, Gräberfeld 421).
Über ihr
Privatleben ist in öffentlich zugänglichen Quellen nichts vermerkt.
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