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Lotte Neumann wurde am 5. August 1896 als Charlotte Pötler
in Berlin-Charlottenburg geboren, besuchte in ihrer Geburtsstadt die "Königliche Luisenschule"
sowie anschließend die "Wagnersche-Klinkhardsche Höhere Mädchenschule". Bereits früh trat die damals
13/14-Jährige als Chorsängerin
an der "Komischen Oper" sowie am "Komödienhaus"
auf und wollte eine große Gesangs-Karriere starten. Sie absolvierte eine
entsprechende Ausbildung, studierte außerdem Tanz, Klavier und Sprachen. Auf Betreiben des
Filmpioniers Max Mack1) (1884 1973) entschied sie sich dann jedoch
für das Theater bzw. das noch junge Medium Film. Mack bot ihr eine
tragende Rolle in seinem Kurzfilm "Die Launen des Schicksals" (1912) an
und auch in weiteren stummen Streifen Macks trat sie unter
dem Namen "Lotte Neumann" mit
prägnanten Figuren in Erscheinung. Sie drehte mit anderen
damals bekannten Regisseuren so unter anderem ab 1917 mit Paul von Woringen1) (1859 1928) eine
"Lotte-Neumann-Reihe" und avancierte rasch zu einer
beliebten Darstellerin in den Melodramen, aber auch heiteren
Produktionen jener Jahre, mimte
vorwiegend junge Mädchen mit einem Hang zur Sentimentalität.
Den Gipfel ihrer Karriere als Leinwanddarstellerin erreichte sie ab
den 1920er Jahren, in Ernst Lubitschs "Romeo und Julia im Schnee"1) (1920) beispielsweise,
einer eher unkonventionellen, grotesken Verfilmung nach
Motiven der Shakespeare-Tragödie "Romeo und Julia",
glänzte sie als die weibliche Titelheldin Julia neben "Romeo" Gustav von Wangenheim. Romeo und
Julia sind hier die Abkommen der
verfeindeten schwäbischen Bauernfamilien Capulethofer und
Montekugerl, und statt Gift verkauft der Apotheker dem unglücklichen
Liebespaar jedoch nur Zuckerwasser.2) ; siehe auch Murnau Stiftung.
Foto: Lotte Neumann um 1922
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1) (1888 1929)
Quelle: Wikipedia
bzw. Wikimedia Commons; Ross-Karte Nr. 276/6
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Zu Lotte Neumanns größten Erfolgen auf der stummen Leinwand zählen Hans Werckmeisters Filmoperette "Die
Brigantin von New York" (1924), Reinhold Schünzels "Die Frau für 24 Stunden" (1925, mit Harry Liedtke)
und die deutsch-französische
Produktion "Der gute Ruf" (1926, mit Hans Mierendorff), von
Regisseur Pierre Marodon nach einem Schauspiel von Hermann Sudermann in
Szene gesetzt. Die Romanze "Er geht rechts Sie geht links!" (1928) war ihre
letzte Arbeit für den Stummfilm, eigenen Angaben zufolge musste sie ihren Beruf als Schauspielerin aufgeben,
da ihr Ehemann und das Scheidungsverfahren, das 1929 bis 1932 lief, es ihr unmöglich machen,
in dieser Zeit einen Vertrag als Schauspielerin
anzunehmen.3) Lediglich in Carl Heinz Wolffs frühen Tonfilm
"Die Liebesfiliale" (1931) konnte man Lotte Neumann noch
einmal als Schauspielerin erleben, danach beendete sie ihre
darstellerische Laufbahn.
Neben ihrer Arbeit für den Film trat Lotte Neumann stets am Theater
auf, bereits zwischen 1916 und 1918 war sie schon als Schriftstellerin
bzw. Drehbuchautorin tätig, gründete darüber hinaus 1916 die "Lotte-Neumann-Film-GmbH",
bevorzugter Regisseur war Paul von Woringen; 1919 entstand mit
"Schatten der Vergangenheit" die letzte Produktion der
Firma.
Ab 1933 arbeitete sie für den Film ausschließlich als
Drehbuch-Autorin, benutzte dabei das Pseudonym "C. H. Diller",
wobei es sich um den Geburtsnamen ihrer Mutter handelte. Zwischen 1935 bis
Ende der 1950er Jahre trugen laut "Glenzdorfs
Internationales Film-Lexikon"4) rund 25 Drehbücher ihre
Handschrift, die meisten Scripts verfasste sie zusammen mit ihrem
Partner Walter Wassermann1) (1883 1944). Darunter
waren so kassenträchtige Produktionen wie Herbert Selpins
abenteuerliche Kriminal- und Westernparodie "Sergeant
Berry"1) (1938, mit Hans Albers), Hans Steinhoffs
Biopic "Robert Koch, der Bekämpfer des Todes"1) (1939, mit Emil Jannings),
Georg Jacobys Literaturverfilmung bzw. Revuefilm "Kora Terry"1) (1940,
mit Marika Rökk), Herbert Maischs
Historienstreifen "Friedrich Schiller Der Triumph eines Genies"1) (1940,
mit Horst Caspar) oder Erich Engels heitere Geschichte "Altes Herz wird wieder jung"1) (1943,
mit Emil Jannings).
Nach Kriegsende war Lotte Neumann kaum noch als Autorin
tätig, ihr letztes Drehbuch lieferte sie für Hans Quests Komödie
"Man müsste nochmal zwanzig sein" (1958) ab.
Foto: Filmschauspielerin
Lotte Neumann 1920 in der Garderobe beim Frisieren
Quelle: Deutsches Bundesarchiv,
Digitale Bilddatenbank
Ausschnitt des Fotos: Bild 102-00118A;
Fotograf: unbekannt / Datierung: 1920 / Lizenz CC-BY-SA 3.0.
Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung
innerhalb dieser Webpräsenz wurde am 11.10.2010 erteilt.
Quelle: Deutsches Bundesarchiv Bild 102-00118A
bzw. Wikimedia Commons
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Lotte Neumann starb am 27. Februar 1977 im Alter von 80 Jahren im
oberbayerischen Gaißach, wo sie zuletzt lebte. Sie war in zweiter Ehe mit
dem Schauspieler und Drehbuchautor Walter Wassermann
verheiratet.
Anmerkung: Lotte Neumann wird in einigen Biografien als "Charlotte Bergmann"
geführt. Das
Deutsche Filminstitut
notiert hierzu: Vermutlich ist Bergmann der Name ihres ersten Mannes; Hinweise
darauf finden sich in den Quellen aber nicht. Ihr zweiter Mann ist der
Drehbuchautor Walter Wassermann.
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