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Ellen Richter wurde am 21. Juli 1891 als Käthe Weiß in Wien
geboren. Ihre Eltern bzw. Vorfahren stammte aus Ungarn und waren
jüdischen Glaubens, Tochter Käthe das jüngste von fünf Kindern.
Sie besuchte eine Volksschule, anschließend ließ sich das junge
Mädchen an der
"k.u.k. Akademie
für Musik und darstellende Kunst"1) von
dessen damaligen Leiter (19011910), Ferdinand Gregori1)
(1870 1928), zur Schauspielerin ausbilden. Die
Prüfung legte sie mit Auszeichnung ab, ein erstes Engagement
erhielt Ellen Richter, wie sie sich nun mit Künstlernamen nannte,
1908 am Stadttheater in Brünn. Weitere
Verpflichtungen führten sie nach Wien an die "Residenzbühne" (1910),
an die "Künstlerbühne" (1911) nach München sowie
an das Berliner "Nollendorf-Theater" (1912), wo sie unter anderem als
Orestes in Jacques Offenbachs Operette "Die schöne Helena"
glänzte.
Anfang/Mitte der 10er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wandte sich Ellen Richter
dem noch jungen Medium Film zu und stand erstmals für den
stummen Streifen "Rechte des Herzens" (1913)
zusammen mit Paul Otto vor der Kamera. Nach "Der Eremit" (1915) und der Rolle einer berühmten Sängerin war sie in dem
Krimi "Das Gesetz der Mine"1) (1915)
aus der "Joe
Deebs"-Reihe1) neben Max Landa die weibliche Hauptdarstellerin, weitere stumme
Melodramen und vor allem Abenteuer schlossen sich mit Ellen Richter
als Protagonistin in rascher Folge an, die Mimin avancierte zur
populären Stummfilm-Diva.
Foto: Ellen Richter 1928
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1) (1888 1929)
Quelle: Wikipedia;
Ross-Karte Nr. 3360/2 (Ausschnitt)
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Am 19. Juni 19153) hatte sie den promovierten (Dr. med. dent.,
Dr. phil.) Drehbuchautor, Filmregisseur und Filmproduzenten Willi Wolff1)
(1883 1947) geheiratet, nach Ende des 1. Weltkrieges
bildete das Paar auch beruflich ein Gespann. 1920 gründete sie mit ihm die
Produktionsfirma "Ellen Richter Film GmbH", Ehemann Wolff fungierte zugleich als
Drehbuchautor und Regisseur ihrer Filme, in denen sie stets im Mittelpunkt stand. Wolff
baute die Schauspielerin kontinuierlich zu einem weiblichen Harry Piel4) (1892 1963) auf, seine Filme
waren künstlerisch gänzlich bedeutungslos, jedoch spannende und
recht kurzweilige Abenteuer- und Sensationsgeschichten mit exotischen Spielorten und einigen sportiven Einlagen.5)
Es entstanden ganz auf ihre Protagonistin zugeschnittene Streifen mit so publikumsträchtigen Titeln wie der
Drei-Teiler "Die Abenteuerin von Monte Carlo" (1921),
"Das Rätsel der Sphinx" (1921), "Lola Montez, die Tänzerin des Königs" (1922),
"Die tolle Herzogin" (1926) oder die heitere
Geschichte "Die Dame mit dem Tigerfell"2) (1927).
Auch im beginnenden Tonfilm konnte die attraktive, stets elegante
Brünette anfangs Erfolge feiern und wäre voraussichtlich nicht nur ein,
wenn auch heute vergessener Stummfilm-Star geblieben, doch es waren ihr
bis 1933 nur noch vier Produktionen vergönnt, unter anderem die Komödie
"Die Abenteurerin von Tunis"2) (1931)
mit Georg Alexander sowie zuletzt das romantische Abenteuer "Manolescu, der Fürst der
Diebe" (1933) mit Iván Petrovich und Mady Christians.
Foto: Ellen Richter vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1) (1888 1929)
Quelle: www.cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Die Machtergreifung der Nazis beendete abrupt sowohl Ellen Richters Karriere als
auch die ihres Ehemannes. Bereits 1933 wurde die Jüdin Ellen Richter mit
einem Spielverbot belegt und 1938 aus der Reichsfilmkammer1)
ausgeschlossen. Willi Wolff konnte noch bis 1934 für den Film
weiterarbeiten, zuletzt als Produzent für seine eigene Firma "Riton-Film".
Nach einer Zwangs-Auflösung der "Riton-Film, ließ sich das Paar
1935 in Wien nieder, Wolff arbeitete als Zahnarzt, außerdem gründete er in der
österreichischen Hauptstadt eine Aktiengesellschaft, die sich auf die Herstellung
von Zahnprothesen spezialisierte. Ellen Richter arbeitete in dieser Firma als Prokuristin.5)
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche
Reich bzw. der De-facto-Annexion am 12. März 1938 emigrierten beide noch im selben Monat
zunächst nach Paris, wo Wolff erneut eine Zahnarzt-Praxis betrieb.
Während des 2. Weltkrieges gelang es dem Ehepaar wenige Monate nach dem
Einmarsch der Wehrmacht in Frankreich bzw. der Besetzung von Paris (08.06.1940) erneut zu fliehen,
über Lissabon kamen sie am 3. Dezember 1940
in New York City an.
Wolff nahm dort wieder ein Studium auf, um auch den US-amerikanischen
Doktorgrad zu erwerben, als Künstler bzw. für den Film traten beide
nicht mehr in Erscheinung.
Nach dem plötzlichen Tod ihres Ehemannes Willi Wolff starb am 6. April 1947 während
einer gemeinsamen Europa-Reise in einem Hotel in Nizza an
einem Herzinfarkt lebte Ellen Richter, die seit Mai 1946 die
amerikanische Staatsbürgerschaft besaß, noch mehrere Jahre in New York
bzw. im Westen Hollywoods. Später zog sie nach Düsseldorf, da
dort ein Neffe ihres verstorbenen Mannes lebte. Ellen Richter starb dort
am 11. September 1969 im Alter von 78 Jahren. Auf eigenen Wunsch fand sie
ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Nizza an der Seite ihre
Ehemannes.
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