Die US-amerikanische Schauspielerin Marion Davies wurde am 3. Januar 1897
im New Yorker Stadtbezirk Brooklyn als Marion Cecelia Douras
geboren. Sie war die Jüngste von fünf Kindern des Rechtsanwaltes
Bernard J. Douras (1857 1935)und dessen Ehefrau Rose Reilly (1867 1928) und wuchs
mit ihren Geschwistern Rose, Reine und Ethel auf,
ein Bruder Charles ertrank 1906 im Alter von 15 Jahren. Die
Schwestern Rosemary Davies1) (1903 1963)
und Reine Davies1) (1883 1938) waren
ebenfalls Schauspielerinnen bzw. Schwester Reine auch Sängerin. Erzogen
in einem New Yorker Konvent, trat Marion Davies schon während
ihrer Schulzeit in verschiedenen Stücken auf, ihr Bühnendebüt gab sie
als Chorgirl im Alter von 16 Jahren in einer Broadway-Revue; zudem
betätigte sie sich als Model für die Illustratoren Harrison Fisher1)
und Howard Chandler Christy1). 1916 erhielt
sie dann ein Engagement bei den berühmten "Ziegfeld
Follies"2), im darauffolgenden
Jahr trat sie in dem Streifen "Runaway Romany" (1917),
zu dem sie auch das Drehbuch geschrieben hatte, erstmals auf der
Leinwand in Erscheinung; Regie geführt hatte der mit ihrer Schwester
Reine verheiratete prominente
Broadway Produzent George W. Lederer1). 1918 folgten zwei
weitere Produktionen, in denen sie mit der weiblichen Hauptrolle besetzt
worden war, zeitgleich machte sie Bekanntschaft mit dem mehr als 30 Jahre älteren Verleger und Medien-Tycoon
William Randolph Hearst2) (1863 1951), der Anfang
des 20. Jahrhunderts die größte Zeitungskette in Amerika
besaß und als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Journalisten der amerikanischen
Geschichte gilt.
Marion Davies auf einer Fotografie von Arnold Genthe2) (1869 1942)
Quelle: www.cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Der mit Millicent Willson verheiratete Hearst und Vater von fünf Söhnen begann eine Affäre
mit der Schauspielerin, die über 30 Jahre lang andauerte, und forcierte
massiv ihre filmische Karriere. Er gründete für seine Geliebte Davies eine eigene
Produktionsfirma, die "Cosmopolitan
Productions"2), deren Filme von 1919 bis 1923
zunächst über den Verleihapparat von "Select Picture Corporation",
dann über "Famous Players-Lasky", die Vorgängergesellschaft
der "Paramount Pictures"2),
und nach 1924 durch "Metro-Goldwyn-Mayer"2) (MGM) vertrieben wurden.
Während Hearst seine Dauerfreundin am liebsten in historischen Romanzen und Dramen wie "Das Heldenmädchen von Trenton" (1924,
Janice Meredith1))
oder "Quality Street"1) (1927) sah, lag Davies' Talent
jedoch eher in der leichten Komödie. So drehte sie unter anderem mit
dem Komiker und Regisseur Roscoe Arbuckle2), der nach
einem Aufsehen erregenden Mordprozess lange Jahre in
Hollywood gemieden worden war, die amüsante Geschichte "The Red Mill"1) (1927). Zwei ihrer
besten Stummfilme entstanden mit Regisseur King Vidor2),
die Tragikomödie "Ein Mädel mit Tempo" (1928, The Patsy1) und
die lose auf der Lebensgeschichte von Stummfilmstar Gloria Swanson3) beruhende Satire "Es tut sich was in
Hollywood"2) (1928, Show
People), in denen Davies gekonnte Parodien von Stars wie Pola Negri3),
Mae Murray2) und
Lillian Gish3) gab.
Übrigens gehörte sie zu den zahlreichen Hollywood-Größen, die
während der aufsehenerregenden Rennszene in dem Kassenschlager
"Ben Hur" (1925, Ben-Hur: A Tale of the Christ) als Statisten in der
Menge waren und Cameo-Auftritte absolvierten.
Marion Davies in dem Film "The Red Mill" (1927),
fotografiert von Ruth Harriet Louise2) (1903 1940)
Quelle: Wikimedia Commons; Angaben zur Lizenz siehe hier |
Marion Davies war nicht zuletzt dank Hearst gut im Geschäft, ihre Filme zudem teilweise sehr erfolgreich an der
Kinokasse. Sie soll 10.000 US-Dollar pro
Woche verdient haben und hatte den mit 14 Zimmern mit Abstand größten Bungalow
aller Schauspieler im Studio. Sie residierte in dem Anwesen "San Simeon" in Beverly
Hills, bestehend aus fünf Gebäuden mit 110 Räumen und 55 Badezimmern,
umrahmt von Gärten, Tennisplätzen sowie zwei Schwimmbassins, und
verbrachte Zeit in "St Donat's Castle"2),
einer mittelalterlichen Burg im Vale of Glamorgan in Wales. Nachdem
Hearst Fotografien im "Country Life Magazin" gesehen hatte, kaufte
er im Jahre 1925 die Burg, gab ein Vermögen zur Renovierung und Modernisierung
aus und schenkte Davies die zwischenzeitlich zum palastähnlichen Landsitz
umgebaute Burg. Die Partys mit bekannten Größen wie Charlie Chaplin3)
oder Douglas Fairbanks3) waren legendär,
von George Bernard Shaw2) ist nach
einem Besuch das Zitat überliefert "This is what God would have built if he
had had the money." (Das
ist es, was Gott gebaut hätte , wenn er das Geld gehabt hätte). Neben Mary Pickford3) galt
Marion Davies zudem als die beste Gastgeberin von Hollywood, empfing gekrönte Häupter ebenso wie
Prominente.
Dieses
Foto (Ausschnitt) von Marion Davies ist Bestandteil der
"George Grantham Bain collection"
der US-amerikanischen Library
of Congress,
abrufbar unter der digitalen ID ggbain.34409
in der Abteilung für Drucke und Fotografien.
Gemäß der Bibliothek gibt es keine Copyright-Restriktionen → Rights and Restrictions Information Quelle:
Wikimedia Commons |
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Davies, die recht gut singen und tanzen konnte, allerdings auch etwas stotterte, schaffte dank der Unterstützung
von "MGM" den Sprung zum Tonfilm. In dem Musical "Marianne" (1929), dass zuvor schon als Stummfilm
produzierte worden war, mimte sie eine junge Französin, die nur gebrochen Englisch konnte. In
der musikalischen Revue "The
Hollywood Revue of 1929"2) (1929) musste sie nur sich selbst spielen
und trat mit Gesangseinlagen
in Erscheinung, darunter mit dem hier erstmals präsentierten, später populären
Titelsong "Singin' in the Rain" aus dem gleichnamigen,
1952 veröffentlichten Film → "Singin' in the Rain" (1952).
Bei den Komödien "Not So Dumb"1) (1930)
und "The Florodora Girl"1) (1930) kam es
zu einer neuerlichen Zusammenarbeit mit
King Vidor, in dem von Raoul Walsh in Szene gesetzten
Musical "Going Hollywood"1) (1933) stand sie gemeinsam
mit Bing Crosby3)
vor der Kamera.
Danach begann ihr Stern zu sinken, der Versuch, ihre Karriere durch die Rolle einer Südstaatenspionin neben Gary Cooper in dem aufwendig produzierten
Drama "Operator 13"2) (1934) zu stabilisieren, schlug fehl.
Dazu misslang der Versuch von Hearst, Davies unbedingt in zwei für Norma Shearer3) vorgesehene Rollen zu pressen,
sie sollte unbedingt die weibliche Hauptrolle in dem Drama "The Barretts of Wimpole Street"2) (1934) über die
Liebesbeziehung zwischen der englischen Dichterin Elizabeth
Barrett Browning2)
und dem Dramatiker Robert Browning2) sowie die
die französische Königin Marie-Antoinette2) in dem gleichnamigen
Biopic2) (1938) spielen. Aufgrund des Zerwürfnisses verließ
die Schauspielerin 1934 samt ihrem Produktionsstab "MGM" und
wechselte zu "Warner Brothers"2).
Dieses
Foto von Marion Davies ist Bestandteil der
"George Grantham Bain collection"
der US-amerikanischen Library
of Congress,
abrufbar unter der digitalen ID ggbain.34794
in der Abteilung für Drucke und Fotografien.
Gemäß der Bibliothek gibt es keine Copyright-Restriktionen → Rights and Restrictions Information Quelle:
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Hier drehte sie noch ein paar, eher belanglose Filme wie die romantische
Komödie "Page Miss Glory"1) (1935)
und "Hearts Divided"1) (1936), einem
Musical über die Liebe bzw. Heirat zwischen der Amerikanerin
Elizabeth 'Betsy' Patterson1)
und dem von Dick Powell dargestellten Jérôme Bonaparte2), dem Bruder des französischen Kaisers
Napoleon Bonaparte2). Die negativen Kritiken
aber auch der kommerzielle Misserfolg der Komödie "Kain
und Mabel"2) (1936, Cain and Mabel)
mit Frauenschwarm Clark Gable als Partner beschleunigte das Ende der
Filmkarriere von Marion Davies. Sie drehte nur noch einen einzigen Film,
die heitere Geschichte "Ever Since Eve"1) (1937), und verabschiedete sich damit von ihrem Publikum.
Als Hearst in den späten 1930er Jahren finanzielle Einbrüche erlitt,
unterstützte Davies ihn finanziell, indem sie ihren Schmuck verkaufte
und ihm den Erlös in Höhe von einer Million Dollar (heute rund
17.045.000 Dollar) zur Verfügung stellte. Der von Orson Welles gedrehte, heute als Meisterwerk
eingestufte Film "Citizen
Kane"1) (1941)
zeigt starke Anklänge an die Biografie Hearsts, woraufhin dieser eine
Medienkampagne startete, um die Veröffentlichung zu unterbinden. Er
konnte jedoch nicht verhindern, dass der Film in den Verleih kam.
In späteren Jahren engagierte sich der einstige Star, der rund elf
Wochen nach dem Tod des 88-jährigen Hearsts am 31. Oktober 1951 den Geschäftsmann
und Hearst-Vetter Horace Brown heiratete, für soziale Belange. 1952 beispielsweise spendete sie
eine enorme Summe, um eine Kinderstation an der "University of
California" zu etablieren, mit der "Marion Davies Foundation"
setzte sie sich für die Erforschung von Kinderkrankheiten ein.
Marion Davies erlag am 22. September 1961 im Alter von 64 Jahren in Los Angeles einer Krebserkrankung; die letzte Ruhe
fand sie auf dem dortigen
"Hollywood Forever Cemetery" → www.findagrave.com.
Ihre Erinnerungen wurden nach ihren Tod 1975 mit dem Buch "The Times We Had : Life with William Randolph Hearst"
veröffentlicht; es basiert auf Tonbandaufzeichnungen von Marion
Davies.
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