Sybille Schmitz wurde am 2. Dezember 1909 im rheinischen Düren1) als Tochter eines Konditormeisters geboren und wuchs in Köln auf. Nach dem Besuch des katholischen Lyzeums in Düren erhielt sie eine Erziehung bei den Ursulinen in Lohr am Main1), als 14-Jährige absolvierte sie auf Wunsch der Eltern eine Handelsschule in Köln und trat bald eine Stellung an, um sich das Geld für Schauspielunterricht zu erarbeiten. Auf Fürsprache der Schauspielerin Louise Dumont1) wurde sie in die Ausbildungsklasse des "Kölner Schauspielhauses"1) aufgenommen, verließ diese jedoch nach nur drei Monaten aufgrund von Streitigkeiten mit Mitschülern. Mit einem Empfehlungsschreiben von Louise Dumont an den Schauspielagenten Otto Merten ging die 17-Jährige nach Berlin und sprach 1927 bei Max Reinhardt1) (1873 – 1943) am "Deutschen Theater"1) vor. Dieser engagierte sie für die Rolle der Elfenkönigin Titania in der Shakespeare-Komödie "Ein Sommernachtstraum"1).
Eine erste Filmrolle erhielt sie 1928 in dem stummen SPD-Propagandafilm "Freie Fahrt", in dem sie eine junge, schwangere Arbeiterfrau darstellte. Nach zwei weiteren Stummfilmen konnte sie in Carl Theodor Dreyers frühem Tonfilm "Vampyr – Der Traum des Allan Grey"1) (1932) als geheimnisvolle Adelige zwar Aufmerksamkeit erregen, der Streifen selbst geriet jedoch zum Misserfolg an den Kinokassen. Immerhin erhielt Sybille Schmitz nun einen Vertrag bei der UFA1), gleich mit ihrer nächsten Rolle, der Claire in dem Abenteuer "F.P.1 antwortet nicht"1) (1932), wurde sie dann an der Seite von Hans Albers nicht zuletzt wegen ihrer erotischen Ausstrahlung schlagartig populär. Es folgten eine Reihe weiterer Produktionen, in denen Sybille Schmitz meist als eleganter, hintergründig-geheimnisvoller Frauentyp besetzt wurde.

Sybille Schmitz auf einem Foto von Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Angaben zur Lizenz siehe hier

Sybille Schmitz auf einem Foto von Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: www.cyranos.ch
Foto Sybille Schmitz: Urheber Yva (Else Ernestine Neuländer-Simon) (1900 – 1942); Quelle: www.cyranos.ch Nach Hauptrollen wie in dem Melodram "Stradivari"2) (1935) mit Gustav Fröhlich als Partner oder dem "Legendenfilm" mit dem Titel Fährmann Maria"1) (1936) – "ein eigenwilliger Film, der ausschließlich von der Darstellungskraft der Sybille Schmitz getragen wurde" so cyranos.ch – verhängten die Nazis ein Jahr später mit ihrem Filmschaffen die Auflage, sie solle stärker in ihrem Sinne spielen; zudem wurden ihr bisexuelle Neigungen nachgesagt. 1937/38 kam es zu einem kurzfristigen Spielverbot, das aber durch Intervention von Gustaf Gründgens eingeschränkt werden konnte. Sybille Schmitz erhielt die Erlaubnis in "Tanz auf dem Vulkan"1) (1938) mitzuwirken und drehte sporadisch eine Reihe weiterer Filme wie "Hotel Sacher"1) (1939), "Wetterleuchten um Barbara"2) (1941), "Titanic"1) (1943) und "Die Hochstaplerin"2) (1944). 
Nach ihrer 1940 geschlossenen Ehe mit dem Drehbuchautor Harald G. Petersson1) (1904 – 1977) hatte sich Sybille Schmitz zeitweise in das österreichische Dorf Krimml1) im Salzburger Land zurückgezogen und schränkte ihre Arbeit für den Film stark ein; die Ehe scheiterte nach nur wenigen Jahren, wurde kurz nach Kriegsende 1945 geschieden.
Nach dem Krieg fand Sybille Schmitz keinen wirklichen Anschluss mehr beim Film, stand nur noch für wenige Produktionen vor der Kamera. So sah man sie unter anderem in dem als "Trümmerfilm" bezeichneten Streifen "Zwischen gestern und morgen"1) (1947) als die von den Nazis drangsalierte und verfolgte Jüdin Nelly Dreyfuß, als französische Schlossverwalterin Renée Meurier in dem Liebesdrama "Die letzte Nacht"1) (1949), als Tochter des Strahlenforschers Prof. Ernst A. Gruber (Otto Gebühr) in der Literaturadaption "Die Lüge"1) (1950) und als letztlich resignierte Hotelinhaberin Maria Alsbacher in dem Drama "Illusion in Moll"1) (1952). Eine letzte Aufgabe vor der Kamera übernahm sie in dem Melodram "Das Haus an der Küste"1) (1954) → Übersicht Filmografie.
  
Foto: Urheber Yva1) (Else Ernestine Neuländer-Simon) (1900 – 1942)
Quelle: www.cyranos.ch; Angaben zur Lizenz siehe hier
Sybille Schmitz trat an Zimmertheatern gegen geringe Gage auf, lehnte gewisse Rollenangebote ab und galt schnell als "schwierig". Sie kam in finanzielle Schwierigkeiten, verfiel dem Alkohol und gab immer mehr Geld für Tabletten und Drogen aus. 1953 erlitt sie eine Gesichtsneuralgie und eine Ärztin verschrieb ihr gegen die Schmerzen ein Morphiumpräparat, von dem sie zunehmend abhängig wurde. Die Schauspielerin vernachlässigte sich äußerlich. Schauspielerin Olga Tschechowa, Inhaberin einer Kosmetikfirma, bot ihr eine kostenlose Schönheits-Behandlung an. Schmitz lehnte ab mit den Worten: "Danke, dass du mir helfen wolltest. Aber mir ist nicht mehr zu helfen." Nach mehreren Klinikaufenthalten und misslungenen Suizid-Versuchen tötete sie sich 1955 mit einer Überdosis Schlaftabletten. In ihrem Abschiedsbrief schrieb sie: "Ich habe so versucht, wieder Anschluss zu finden, aber man kann mich nicht mehr brauchen."3)
Die Polizei, von der Hauswirtin gerufen, fand den einstigen Publikumsliebling 1955 bewusstlos in ihrer Wohnung in München. Sybille Schmitz starb am 13. April 1955 im Alter von 45 Jahren an ihrer schweren Schlaftablettenvergiftung in einem Münchner Krankenhaus und wurde auf dem Münchener Ostfriedhof1) (Grab 166b–U2-32) beigesetzt. Mehr als 1.000 Trauernde, darunter viele prominente Kollegen wie Olga Tschechowa, Winnie Markus oder Erich Pommer1), gaben ihr das letzte Geleit → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Das Verfahren gegen die Ärztin von Sybille Schmitz, die jahrelang von ihrer Tablettensucht profitiert hatte, geriet zum Sensationsprozess; die Ärztin wurde zu vier Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt.
Rainer Werner Fassbinder1) dienten die letzten Lebensjahre des ehemaligen UFA-Stars als Basis für seinen teilweise authentischen, preisgekröntem Film "Die Sehnsucht der Veronika Voss"1) (1982) mit Rosel Zech in der Titelrolle. Die Biografie von Friedemann Beyer1) mit dem Titel "Schöner als der Tod – Das Leben der Sybille Schmitz" erschien im Jahre 1998 als erstes Gesamtwerk über "das schönste Gesicht des deutschen Films". Anlässlich ihres 100. Geburtstages im Jahre 2009 widmete ihr das "Haus der Stadt"1) in ihrer Geburtsstadt Düren eine Ausstellung.
 
Sybille Schmitz offenbarte einmal in einem Interview: "Ich wurde scheintot geboren und in einen Sarg gelegt. Erst die Hammerschläge, die ihn schlossen, erweckten mich zum Leben." War deshalb stets das Rätselhafte einer Sybille um sie? Ob heiter oder mondän, als Hausmädchen oder Dame von Welt – sie besaß immer die Magie eines Mona-Lisa-Lächelns, fremdartig, kühl sah sie mit großen dunklen Augen von der Leinwand herab. So gab sie Frauenfiguren, die sich stolz an ihre Einsamkeit klammern, Verlassene, die mit winzigen Wendungen verraten, dass ihre Fassung, ihr spöttisches Lächeln, ihre oberflächliche Heiterkeit aufgesetzt sind. In einer Zeit, die unbekümmerte deutsche Kameradinnen verlangte, blieb sie die rätselhaft Fremde und Befremdende.
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Sybille Schmitz als Ärztin Dr. Virginia Larsen
Szenenfoto aus dem Film "Vom Schicksal verweht"1) (1942)n
Foto mit freundlicher Genehmigung der
Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Weltbild; Datierung: 22.07.1942
© ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer P 2374)

Sybille Schmitz als Ärztin Dr. Virginia Larsen Szenenfoto aus dem Film "Vom Schicksal verweht" (1942); Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Autor: Weltbild; Datierung: 22.07.1942; Copyright ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer P 2375)
Weitere Informationen bei Wikipedia, cyranos.ch, fembio.org, filmportal.de
Siehe auch den Artikel von Richard Ray (Frankfurter Rundschau, 16.04.1955)
zum Tode der Schauspielerin bei filmportal.de sowie den Artikel bei www.br.de
Fotos bei der film.virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de
Quelle:
3) Wikipedia  (abgerufen 02.07.2019)
4) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 320)
Lizenz Foto Sybille Schmitz (Urheber: Alexander Binder/Yva): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
  
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