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Raimund Harmstorf wurde am 7. Oktober 19391) als Sohn
des Chirurgen Dr. Ernst Harmstorf (1902 1992) in Hamburg
geboren und wuchs mit drei älteren Schwestern in seiner Geburtsstadt
(Stadtteil Eppendorf2)) sowie zwischenzeitlich in Bad Oldesloe2)
auf. Nach dem Abitur an der Hamburger "Rudolf-Steiner-Schule"
studierte er zunächst Medizin, später wechselte er zur "Staatlichen Hochschule für
Musik und darstellende Kunst"2) in Hamburg, da er sich für den Beruf des
Schauspielers entschieden hatte. Ein erste Bühnenengagement erhielt Harmstorf dann
zur Spielzeit 1957/58 in Hamburg bei Gustaf Gründgens
am "Deutschen
Schauspielhaus"2), wo er von
Gründgens als Gretchens Bruder Valentin in Goethes "Faust II"2) besetzt wurde. Es folgten Verpflichtungen unter anderem in Berlin
sowie bei Tournee-Theatern, die ihn Mitte der 1960er Jahre für zwei Jahre auch nach Südamerika führten. Ende der
1960er Jahre wurde auch das Fernsehen auf
ihn aufmerksam, nach ersten kleinen Rollen unter anderem als Killer Nielsson
in dem Dreiteiler "Babeck" (1968) erlangte
der 1,90 Meter große, imposante bärtige Mann mit den rotblonden
Haaren und den blauen Augen dann 1971 mit der Rolle des
brutalen Kapitäns Wolf Larsen in dem Vierteiler "Der Seewolf",
gedreht von Wolfgang Staudte2) und
Sergiu Nicolaescu2)
nach dem gleichnamigen
Roman2) von Jack
London2), über Nacht Berühmtheit. "Seine "zu junge" Stimme wurde zu
Harmstorfs Missvergnügen allerdings durch die Stimme des älteren
Synchronsprechers Kurt E. Ludwig2) ersetzt." notiert
Wikipedia. Die Szene, in der Harmstorf
angeblich mit der bloßen Hand eine rohe Kartoffel zerquetscht, machte
Filmgeschichte; es handelte sich jedoch um einen Trick die Kartoffel
war leicht vorgekocht. Nachdem sich die ZDF-Produktion als großer
Erfolg entpuppt hatte, kam 1972 eine auf 96 Minuten geschnittene Fassung
in die bundesdeutschen Kinos, die aber nur Wert auf die Actionmomente
legte und bei Zuschauern und Kritikern durchfiel;
→ mehr zur ZDF-Produktion bei jack-london.org und
Wikipedia
Foto: © Rainer Binder (Das Foto wurde mir freundlicherweise von dem Fotografen Rainer Binder zur Verfügung
gestellt.
Das Copyright liegt bei Rainer Binder; das Foto darf nicht für andere Zwecke
verwendet werden.)
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Auch auf der Leinwand bediente der athletische Schauspieler das Image des
Abenteurers, so in weiteren Jack London-Verfilmungen: Harald Reinl besetzte ihn als Jack Harper in
"Der Schrei der schwarzen Wölfe"2) (1972), in der
internationalen Produktion "Ruf der Wildnis"2) (1972, Call of the Wild) war er neben
Stars wie Charlton Heston und
Michèle Mercier2) zu
sehen. Lucio Fulci drehte mit Franco Nero und
Virna Lisi2) die Abenteuer
"Jack Londons Wolfsblut"2) (1973, Zanna Bianca") sowie "Die Teufelsschlucht der wilden Wölfe"2) (1974, Il Ritorno di Zanna
Bianca) und gab Harmstorf
die Rolle des Mineninspektors Kurt Jansen. In nachhaltiger Erinnerung bleibt Harmstorf als
Terrorist Heinz Klett in Rolf Olsens reißerischem
Thriller "Blutiger Freitag"2) (1972). Bis Ende der 1970er folgten
Auftritte in eher mittelmäßigen Produktionen, meist verkörperte er seinem sportlichen
Image gemäß auf der Leinwand "Action-Heroen" und seinen Nimbus
als stahlharter "Seewolf " überführte er auch in den
Italowestern internationaler Produktionen wie in "Nobody ist der Größte"2) (1975, Un
genio, due compari, un pollo),
"Der
Mann aus Virginia"2) (1977,
California) oder "Sie nannten ihn Mücke"2) (1978, Lo chiamavano Bulldozer)
jeweils an der Seite von
Terence Hill,
Giuliano Gemma und
Bud Spencer.
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue
(Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
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Mit einer Paraderolle konnte Harmstorf erneut im Fernsehen punkten: Hier glänzte er 1976/1977 mit der Titelrolle in dem ZDF-Vierteiler "Michael Strogoff"
nach dem Roman "Der Kurier des Zaren"2) von
Jules Verne2). Unter der Regie von
Jean-Pierre Decourt spielte er den den heldenhaften
Hauptmann Michael Strogoff, der allen Gefahren trotzend von Moskau nach Irkutsk
reist und die sibirische Stadt vor den Tartarenhorden
rettet. Während seiner geheimen Mission begegnet Strogoff der Gräfin Nadia Fedorowa
alias Lorenza Guerrieri2), die zur Schlüsselfigur wird
Aufwendige Action-Szenen bestimmten Wolfgang Liebeneiners Literaturverfilmung
"Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand"2) (1979)
nach dem Goethe-Schauspiel2)
über Götz von Berlichingen2) mit einem für
diese Verfilmung überzeugenden Harmstorf in der Titelrolle. Danach begann der
Stern des Schauspielers in den 1980er Jahren zu sinken, die Rollenangebote
wurden spärlicher, nicht zuletzt, weil er auf das Image des furchteinflößenden
Kraftprotzes festgelegt zu sein schien. Eine Wandlung gelang ihm nur sporadisch, wie 1985 mit der Rolle des
Brinkmann-Cousins Florian in der Kultserie "Die
Schwarzwaldklinik"2) oder zwei Jahre vor seinem Tod
als "Seebär" und "Mädchen für alles" Hannes Müller in der ARD-Reihe "Klinik unter Palmen"2) →
Übersicht Filmografie.
Raimund Harmstorf in den 1980er Jahren
Urheber: Udo
Grimberg (Wikipedia-Benutzer Chester100)
Lizenz CC-BY-SA 3.0; Quelle: Wikimedia
Commons
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Harmstorf war regelmäßig als Theaterschauspieler zu sehen und trat unter
anderem mehrfach in Bühneninszenierungen der Romane von Karl May2) auf. 1968 mimte er in der Berliner
"Deutschlandhalle"2)
den "Kleinen Bär" in "Der Schatz im Silbersee", bei den
"Karl-May-Spielen
Bad Segeberg"2) war er drei Mal mit
dabei: 1976 Als Santer2)
in "Winnetou I" und "Winnetou II" an der Seite von Thomas Schüler2)
(Winnetou2))
und Rüdiger Rotter (Old Shatterhand2)) sowie 1979 als
als Old Firehand2)
in "Old Firehand", Aufführungen, die auch im Fernsehen gezeigt
wurden. In der "Wiener Stadthalle"2) sah man ihn 1994 als Old Shatterhand in "Winnetou und Old Shatterhand"
zusammen mit Thomas Koziol3) als Partner und
eher erfolglos in Szene gesetzt von dessen Vater Heinrich Hubertus Koziol3) → karl-may-wiki.de.
1988 brillierte er bei den "Sommerspielen
Perchtoldsdorf"2) mit der Titelrolle
in Büchners "Dantons
Tod"2) (Regie: Jürgen Wilke2)),
Goethes "Götz
von Berlichingen mit der eisernen Hand"2) gab Harmstorf
1996 einmal mehr brillant bei den "Burgfestspielen
Jagsthausen"2).
Raimund Harmtorf, der bis zuletzt abwechselnd in Bayern und in der Karibik
lebte, erhängte sich am 3. Mai 1998 auf seinem Bauernhof in
Selbensberg (Ortsteil von Marktobersdorf2)) bei Kempten. Die Presse vermeldete, dass Harmstorf durch die Medikamente, die er wegen seiner
Parkinsonschen Krankheit nehmen musste,
psychische Probleme gehabt haben soll → mehr bei Wikipedia. Seine letzte Ruhe fand der
Schauspieler auf dem Friedhof in Bad Oldesloe2) → Foto der Grabstelle bei knerger.de
sowie Wikimedia
Commons. Harmstorfs Großvater, Gutssekretär und späterer Direktor der Oldesloer Sparkasse,
stammte aus Bad Oldesloe, Vater Dr. Ernst Harmstorf
wurde dort 1902 geboren und starb dort 1992, Sohn Raimund verbrachte einige Jahre seiner
Kindheit und Jugend in der schleswig-holsteinischen Kreisstadt und besuchte
die "Theodor-Mommsen-Schule".4)
Heute erinnert der "Raimund-Harmstorf-Weg" im Wohngebiet "Steinfelder Redder"
an den beliebten Schauspieler, der zuletzt mit Gudrun Staeb liiert
war → Artikel bei www.focus.de.
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Textbausteine des Kurzportraits aus
"Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz
(Ausgabe 2000, S. 145)
Siehe auch Wikipedia
sowie die Artikel bei zeit.de,
focus.de
und taz.de
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1) Einige Biografien nennen 1940 als Geburtsjahr, die Grabinschrift
(Foto bei knerger.de) nennt aber eindeutig 1939.
Fremde Links: 2) Wikipedia, 3) karl-may-wiki.de
4) Quelle: "Stormarner Tageblatt",
Artikel: "Als der "Seewolf" noch in Bad Oldesloe lebte"
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