Hermann Thimig wurde am 3. Oktober 1890 in der österreichischen Hauptstadt Wien geboren. Er stammte aus einer berühmten Schauspielerdynastie und war der Sohn von Hugo  Thimig (1854–1944), Bruder von Helene Thimig (1889–1974) und Hans Thimig (1900–1991) sowie der Vater der Schauspielerin Johanna Thimig1) (1943–2014).
Schon während seiner Schulzeit in der Volksschule und im Gymnasium in Wien sowie in verschiedenen Landerziehungsheimen – von 1906 bis 1908 besuchte er die "Freie Schulgemeinde"1) in Wickersdorf1) am östlichen Rande des Thüringer Waldes1) – wirkte Thimig in Laienspielgruppen und Privataufführungen mit. Nach dem Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger in Wien debütierte er im Dezember 1910 am "Hoftheater Meiningen"1), stand dort bis 1914 als jugendlicher Komiker und "Naturbursche" auf der Bühne. Dann wurde seine Karriere durch den 1. Weltkrieg kurz unterbrochen, doch wegen einer Erkrankung erklärte man ihn für frontuntauglich und er konnte wieder Theater spielen. Thimig ging nach Berlin zu Max Reinhardt1) an das "Deutsche Theater"1), wo er sich als Charakterdarsteller und Liebhaber in unzähligen klassischen Rollen bewährte und schon bald zu den Großen seines Fachs zählte. Zwischen 1924 und 1932 gehörte Thimig dem ebenfalls von Max Reinhard geleiteten Wiener "Theater in der Josefstadt"1) an, glänzte hier erstmals seit der Premiere am 1. April 1924 als Truffaldino in Reinhardts Inszenierung der Komödie "Der Diener zweier Herren"1) von Carlo Goldoni – Vater Hugo Thimig gab den Pantalone1), Schwester Helene das Kammermädchen Smeraldina → josefstadt.org. Über 400 Aufführungen sollten in den kommenden Jahren folgen, Kritiker nannten ihn bewundernd den "Statthalter der Commedia dell'arte". Seit 1934 wirkte Thimig bis Ende der 1960er Jahre ununterbrochen am "Burgtheater"1), in Wien feierte er vor allem in Stücken von Ferdinand Raimund1) und Johann Nestroy1) Triumphe.

Porträt Hermann Thimig
aufgenommen im Fotoatelier H. Dostal, Berlin, 1914
Mit freundlicher Genehmigung (Bildrechte/-herkunft):
Meininger Museen: Theatermuseum "Zauberwelt der Kulisse"
Originalfoto sowie weitere Infos bei "Museum digital Thüringen" (www.museum-digital.de)

Porträt Hermann Thimig; aufgenommen im Fotoatelier H. Dostal, Berlin, 1914; Bildrechte/-herkunft: Meininger Museen: Theatermuseum "Zauberwelt der Kulisse"; Originalfoto sowie weitere Infos bei "Museum digital Thüringen" (www.museum-digital.de)
Hermann Thimig als Weinberl in "Einen Jux will er sich machen" am Wiener "Burgtheater" im Juni 1939, anlässlich der "Reichstheaterfestwoche"; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Autor: Weltbild; Datierung: 03.06.1939; Copyright  ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer OEGZ/P1889/1) In den Nestroy-Possen sah man ihn beispielsweise als Handlungsdiener Weinberl in "Einen Jux will er sich machen"1), als Schneidergesell Zwirn in "Lumpacivagabundus"1) und als Titus Feuerfuchs in "Der Talisman"1), als Raimund-Interpret gestaltete er unter anderem den Herrn von Rappelkopf in "Der Alpenkönig und Menschenfeind"1) oder den Fortunatus Wurzel in "Der Bauer als Millionär"1). In Klassikern anderer Literaten wusste er ebenfalls zu überzeugen, etwa in Stücken von William Shakespeare1) – Zettel in "Ein Sommernachtstraum"1), Lanzelot Gobbo, Shylocks Diener, in "Der Kaufmann von Venedig"1), der Narr in "König Lear"1) und der Ritter Andreas Bleichenwang in "Was ihr wollt"1). In Moliere-Komödien erfreute er ebenfalls das Publikum, als Titelheld Argan in "Der eingebildete Kranke"1) oder als Oronte in "Der Menschenfeind"1). "Seine eigenständige Persönlichkeit verband sich mit einem ausgeprägten Ensemblegeist, seine Komikerrollen in klassischen Lustspielen prägten das "Burgtheater" in seiner Zeit." kann man bei geschichtewiki.wien.gv.at lesen.
 

Hermann Thimig als Weinberl in "Einen Jux will er sich machen"
am Wiener "Burgtheater" im Juni 1939, anlässlich der "Reichstheaterfestwoche"
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Weltbild; Datierung: 03.06.1939
© ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer OEGZ/P1889/1)

Bei den "Salzburger Festspielen"1) war Thimig seit Mitte der 1920er Jahre präsent:
(Fremde Links: Wikipedia; R = Regie)

Zum Film kam Thimig Mitte der 1910er Jahre  und war erstmals in dem Stummfilm "Die Gräfin Heyers" (1916) auf der Leinwand zu sehen.

Ossi Oswalda als "Puppe" Ossi Hilarius und Hermann Thimig als Lancelot in dem Stummfilm "Die Puppe" (1919) von Ernst Lubitsch für Projektions-AG "Union"; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000832) aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film"  von Dr. Oskar Kalbus  (Berlin 1935, S. 83) /Sammelwerk Nr. 10 bzw. Ross-Verlag 1935; Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf; Quelle: www.deutschefotothek.de Er spielte oft als Partner von Henny Porten und Ossi Oswalda bis der große Regisseur Ernst Lubitsch1) auf ihn aufmerksam wurde und seine originelle Begabung für das komische Liebhaberfach in seinen parodistischen Komödienstil integrierte. So mimte Thimig beispielsweise 1919 den Lancelot in "Die Puppe"1), 1921 den schüchternen Banditen Pepo in der Expressionismus-Travestie "Die Bergkatze"1) oder 1922 den gehemmten Lebemann Adolphe in "Die Flamme"1).

Ossi Oswalda als "Puppe" Ossi Hilarius und Hermann Thimig
als Lancelot in dem Stummfilm "Die Puppe" (1919) von Ernst Lubitsch für die Berliner "Projektions-AG "Union" (PAGU)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000832) aus
"Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film"  von Dr. Oskar Kalbus
(Berlin 1935, S. 83) /Sammelwerk Nr. 10 bzw. Ross-Verlag 1935
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

In "Die Brüder Karamasoff"1) (1920) nach dem gleichnamigen Roman von Fjodor Dostojewski1) verfügte Regisseur Carl Froelich1) mit Fritz Kortner (der alte Wüstling Karamasoff), Emil Jannings (Sohn Dimitri), Bernhard Goetzke (Sohn Iwan), Werner Krauß (Pawel Smerdjakow) und Hanna Ralph (Katja, Dimitris Braut) über ein vorzügliches und ungewöhnlich großes Starensemble, Thimig zeigte sich als am Schluss umjubelter Sohn Alexej Karamasoff. Eine gute Figur machte er auch als Schneider Jaro Strapinsky in "Kleider machen Leute"1) (1921), gedreht nach Motiven der Novelle von Gottfried Keller1). Thimig letzter Stummfilm war "Napoleon auf St. Helena"1) (1929) über die letzten Jahre des französischen Kaisers Napoleons, verkörpert von Werner Krauß, hier stellte er den General Gaspard Gourgaud1) dar → Übersicht Stummfilme.
 
  

Foto: Hermann Thimig auf einem Sammelbild aus der Serie
"Bühnenstars und ihre Autogramme", die 1933 den
"Gold-Saba"-Zigaretten der "Garbaty"-Zigarettenfabrik beilagen.
Urheber: Fotoatelier "Zander & Labisch" (Albert Zander u. Siegmund Labisch1) (1863–1942))
Quelle: film.virtual-history.com; Lizenz siehe hier

Hermann Thimig auf einem Sammelbild aus der Serie "Bühnenstars und ihre Autogramme", die 1933 den "Gold-Saba"-Zigaretten der "Garbaty"-Zigarettenfabrik beilagen. Urheber: Fotoatelier "Zander & Labisch"  (Albert Zander u. Siegmund Labisch) (1863–1942)); Quelle: www.virtual-history.com
Der Beginn des Tonfilms steigerte noch die Popularität des Stars, der sich nun vorwiegend dem Film widmete und vor allem in Operettenadaptionen- und Musikkomödien spielte. In den 1930er Jahren sah man ihn in zahlreichen Produktionen, beispielsweise als Rechtsanwalt Walter Heller in "Der kleine Seitensprung"2) (1931) mit Renate Müller als Filmehefrau, als Buchhalter Hans Pinneberg in der Fallada-Adaption "Kleiner Mann – was nun?"1) (1933), als Viktor Hempel in Reinhold Schünzels heiteren Geschichte "Viktor und Viktoria"1) erneut mit Renate Müller als Partnerin, in der Thimig als Damenimitator von einer brillanten subversiven Komik war. In der Verfilmung "Im weißen Rössl"2) nach dem gleichnamigen Benatzky-Singspiel1) machte er 1935 als Oberkellner Leopold an der Seite von Christl Mardayn (Wirtin Josefa Voglhuber) eine gute Figur und in der Verwechslungsgeschichte "Die Austernlilli"2) war er 1937 der "Austernkönig" van Mühlen, angeblicher Vater der Protagonistin (Gusti Wolf).
Ab Mitte der 1930er Jahre besann sich Thimig wieder auf sein ursprüngliches Metier, das Theater, und stand vermehrt auf der Bühne, dem Film blieb er jedoch weiterhin verbunden und gab in den 1940er Jahren vor allem ältere, distinguierte Herren, aber auch leicht vertrottelte Grafen, wie beispielsweise 1942 den Graf Zirndorf in dem Lustspiel "Johann"2), welches aus der Feder von Theo Lingen stammte, der zugleich die Titelrolle spielte. Bei dem Streifen "Brüderlein fein"2) (1942) mit Hans Holt als Ferdinand Raimund1) führte Bruder Hans Thimig Regie.
Hermann Thimig 1960 beim Äpfel-Pflücken; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Autor: Weltbild; Datierung: 1960; Copyright ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO85464) Nach Ende des 2. Weltkrieges trat Thimig nur noch selten und fast ausschließlich im österreichischen Film auf. So sah man ihn als Dorfrichter Farkas in dem von G. W. Pabst1) in Szene gesetzten Literaturadaption "Der Prozeß"1) (1948), als Musikverleger Carl Haslinger1) in Paul Verhoevens Biopic "Ewiger Walzer"1) (1954) mit Bernhard Wicki als Walzerkönig Johann Strauss1), als "Schneider-Naz" in dem Heimatfilm "Die Magd von Heiligenblut"1) (1956) – neben seiner Schwester Helene Thimig als "Kräuterwetti". Nach Produktionen wie "Eine Reise ins Glück"1) (1958) oder "Wenn die Glocken hell erklingen"1) (1959) sahen ihn die Kinozuschauer letztmalig 1962 als Pfarrer in dem Liebesfilm "Romanze in Venedig"1) auf der Leinwand → Übersicht Tonfilme. Das Fernsehen spielte kaum eine Rolle in Thimigs schauspielerischem Schaffen. Der "chaplineske" Typ Thimig spielte mit seiner rundlichen Untersetztheit und großer Ausdrucksfähigkeit gerne doppelbödige Charaktere; er "war der erste deutsche Darsteller, der aus dem Film stärkere Anregungen empfangen hat, als von der Bühne", so das "Berliner Tageblatt".4)

Hermann Thimig 1960 beim Äpfel-Pflücken
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Weltbild; Datierung: 1960
© ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO85464)

Hermann Thimig starb am 7. Juli 1982 mit 91 Jahren in seiner Geburtsstadt Wien. Die letzte Ruhe fand er in der Familiengrabstätte bzw. dem Ehrengrab der Stadt Wien auf dem Sieveringer Friedhof1) (Abt. 2, Gruppe 13, Nummer 76). In diesem Grab wurden bereits Vater Hugo Thimig († 24.09.1944) und Mutter Franziska, genannt "Fanny" (11.03.1867 – 22.09.1944), sowie später Vilma Degischer bestattet → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons sowie knerger.de.
Seit 1939 war der Schauspieler in zweiter Ehe mit seiner Kollegin Vilma Degischer (17.11.1911 – 03.05.1992) verheiratet, aus der Verbindung stamm(t)en die Töchter Hedwig (geb. 1939) sowie Johanna (geb. 1943), die ebenfalls eine renommierte Schauspielerin wurde; Johanna Thimig1) starb am 22. November 2014 im Alter von 71 Jahren in Wien → derstandard.at. Aus seiner 1919 geschlossenen und 19294) geschiedenen ersten Ehe mit der Schauspielerin Hanna Thimig-Wissen (1894 – 1989), Tochter des Eutiner "Märchenprofessors" Wilhelm Wisser1) (1843 – 1935), ging Tochter Christine (1923 – 2015) hervor, die bis 1945 auf der Bühne stand und später (1950) den Schweizer Schriftsteller Robert Pilchowski1) (1909 – 1990) heiratete.
1938 war Thimig zum "Staatsschauspieler" ernannt worden, 1969 erhielt er das "Filmband in Gold"1) für "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film" und 1970 konnte er das "Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Stadt Wien" entgegennehmen. Außerdem war er Träger des "Raimund-Ringes"1) (1980) und des "Ehrenringes der Stadt Wien"1) (1981), zudem Ehrenmitglied der "Raimund-Gesellschaft" sowie seit 1965 des "Burgtheaters".
 
  

Hermann Thimig 1973 bei der "Max-Reinhardt-Matinee"
im "Theater in der Josefstadt"
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Alfred Cermak → Bildarchiv Austria; Datierung: 09.09.1973
© Alfred Cermak/ ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer CE 118/23)

Hermann Thimig 1973 bei der "Max-Reinhardt-Matinee" im "Theater in der Josefstadt"; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Autor: Alfred Cermak; Datierung: 09.09.1973;Copyright Alfred Cermak/ ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer CE 118/23)
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch, geschichtewiki.wien.gv.at
Fotos bei film.virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de
3) Quelle: "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf  Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 348)
4) nach anderen Quellen erfolgte die Scheidung 1927
Lizenz Foto Hermann Thimig (Urheber "Fotoatelier Zander & Labisch", Berlin): Das Atelier von Albert Zander und Siegmund Labisch († 1942) war 1895 gegründet worden; die inaktive Firma wurde 1939 aus dem Handelsregister gelöscht. Externe Recherche ergab: Labisch wird ab 1938 nicht mehr in den amtlichen Einwohnerverzeichnissen aufgeführt, so dass sein Tod angenommen werden muss; Zander wiederum war laut Aktenlage ab 1899 nicht mehr aktiv am Atelier beteiligt und kommt somit nicht als Urheber dieses Fotos in Frage. Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei. (Quelle: Wikipedia)
Filme
Stummfilme/ Tonfilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, Murnau Stiftung, Die Krimihomepage)
Stummfilme (Auszug) Tonfilme Fernsehen (Auszug)
Um zur Seite der Leinwandstars zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de