Die Karriere des  Gesangsduo Esther & Abi Ofarim begann Ende der 1950er Jahre in deren Heimat Israel und in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre war das Paar zunächst in Deutschland, später auch in Großbritannien überaus erfolgreich.
Esther und Abi Ofarim treffen am 10. Oktober 1963 auf dem Flughafen von Schiphol ein. Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 915-6196); Urheber/Fotograf: Pot, Harry / Anefo; Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data / CC BY-SA 3.0 NL Esther Ofarim erblickte am 13. Juni 1941 als Esther Zaied in dem Dorf Safed1) (bei Nazareth1), Nordbezirk Israel) das Licht der Welt. Schon mit 13 Jahren stand sie auf der Theaterbühne, mit 17 Jahren ging sie nach Haifa und ein Jahr später an das Nationaltheater "Habimah" in Tel Aviv zur weiteren Ausbildung, wo sie 1959 den Tänzer und Choreographen Abraham Reichstadt1) kennenlernte.
Abraham war am 5. Oktober 1937 als Abraham Reichstadt, ebenfalls in Safed, geboren worden, besuchte mit 12 Jahren eine Ballettschule und stand 15-jährig zum erstenmal in Haifa auf der Bühne; bereits mit 17 Jahren war er als Choreograph tätig und besaß schon ein Jahr später ein eigenes Tanzstudio. Nachdem beide die Militärzeit in Israel absolviert hatten, bildeten sie unter dem Künstlernamen "Esther & Abi Ofarim" (Ofarim = Rehkitz) ein Gesangsduo und traten in Israel mit hebräischen und internationalen Volksliedern auf.
Als Entdecker des Duos gilt der Hollywood-Regisseur Otto Preminger1) (1905/06 – 1986), der beide 1960 mit Nebenrollen in seinem Filmdrama "Exodus"1) besetzte. Über diese Produktion lernte das Paar, welches inzwischen geheiratet hatte, Frank Sinatra2) (1915 – 1998) kennen, der Esther in einer sechsteiligen Fernsehshow als Sängerin auftreten ließ. Als einzige aller Mitwirkenden war die grazile Sängerin in allen sechs Shows dabei und wurde schnell bekannt. Neben den USA kamen nun auch aus Europa attraktive Angebote, Esther und Abi ließen sich im Schweizerischen Genf nieder, beschäftigten sich mit der europäischen Folklore und eroberten nach der Neuen nun auch die "Alte Welt".

Esther und Abi Ofarim treffen am 10. Oktober 1963 auf dem Flughafen von Schiphol ein.
Rechteinhaber: Nationaal Archief  (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 915-6196)
Urheber/Fotograf: Pot, Harry / Anefo; Quelle: Wikimedia Commons;
Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data / CC BY-SA 3.0 NL

Im Mittelpunkt stand stets die zierliche Esther mit ihrer unvergleichlichen Stimme – im Aufnahmestudio wie auf der Bühne; ihr Mann begleitete sie auf der Gitarre, übernahm manchmal die Zweitstimme und zog vor allem die Fäden im Hintergrund. Im März 1963 vertrat Esther Ofarim die Schweiz beim "Grand Prix Eurovision de la Chanson" (heute "Eurovision Song Contest") in London mit dem Titel "T'en vas pas" ("Melodie einer Nacht")  und erreichte den zweiten Platz hinter den Dänen Jörgen1) und Grethe Ingmann1), deren Siegertitel "Dansevise" ("Jazzwalzer") stilistisch ungefähr das vorwegnahm, was Esther und Abi später machen sollten. Noch im gleichen Jahr erhielten beide Hauptrollen in dem Film "Es war mir ein Vergnügen"1), ein Jahr später errang Esther auf dem "Eurovision-Chanson-Festival" von Montreux die begehrte "Silberne Rose". Ebenfalls 1964 nahm das Duo mit "Schönes Mädchen" an den "Deutschen Schlagerfestspielen"1) in Baden-Baden teil und erreichte einen beachtlichen 4. Platz. Sie unternahmen eine Amerika-Tournee und 1965 erschien ihre erste LP "Songs der Welt" mit Volksliedern aus verschiedenen Ländern. 43 Konzerte, die alle ausverkauft waren, in 32 deutschen Städten schlossen sich an. Die witzig-sarkastische Nummer "Noch ein Tanz" war dann im Januar 1966 die erste Hitnotierung des Duos.
 
  

DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung der heute nicht
mehr existierenden "e-m-s new media AG
"

Es war mir ein Vergnügen
Im Herbst 1967 interpretierten die Ofarims eine Cover-Version des Bee-Gees-Titels "Morning auf My Life", die es in der deutschen Hitparade bis auf Platz 2 brachte. Der internationale Durchbruch kam dann im Frühjahr 1968 mit dem Titel "Cinderella Rockefella"1), der Spitzenreiter in den britischen Charts wurde; in Deutschland stand die Nummer immerhin auf Platz 5. Aus "Noch ein Tanz" wurde jetzt in Großbritannien "One More Dance", mit Platz 13 die zweite und letzte Hitnotierung für das Duo. Im gleichen Jahr absolvierte das Paar eine erste Konzerttournee in Großbritannien und nach dem triumphalen Auftritt in der Londoner "Royal Albert Hall" wurden sie der englischen Königin vorgestellt – eine Krönung der gemeinsamen erfolgreichen Karriere.
Doch bereits zu dieser Zeit kriselte es sowohl privat als auch beruflich in der Beziehung des Ehepaares: Im März 1969 gaben "Esther & Abi Ofarim" in Köln ihr letztes gemeinsames Konzert und trennten sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Esther flog zu Filmarbeiten in die USA, Abi versuchte sich in London als Produzent, Manager, Komponist, Arrangeur und Regisseur und gründete unter anderem eine Fachschule für Nachwuchskünstler; im November 1970 wurde die Ehe geschieden.

→ Artikel zu "Esther & Abi Ofarim" bei Wikipedia

Ab 1972 veröffentlichte Esther Ofarim, die als eine der besten Popsängerinnen der Welt gilt, Soloplatten mit Chansons und anspruchsvollen Liedern, die zwar gut, aber kommerziell nicht so recht erfolgreich waren. Sie zog sich lange Jahre nach Tel Aviv zurück, mit ihrem 18 Jahre jüngeren Lebensgefährten Philipp von Sell zog sie später nach New York, wo 1983 auch der gemeinsame Sohn David zur Welt kam.
In den 1980er Jahren arbeitete die Künstlerin auch als Theaterschauspielerin, beispielsweise 1984 in Joshua Sobols1) Erfolgs-Stück "Ghetto" unter der Regie von Peter Zadek1) im "Deutschen Schauspielhaus"1); darin sang sie auch einige Lieder wie "Frühling" und "Unter Deinen weißen Sternen". Im Frühjahr 1995 war sie als Gastsängerin mit dem Lied "Salomon" ("Das hohe Lied") von Udo Lindenberg1) zu hören. Nach fast 15 Jahren Pause trat sie ab 1998 fast regelmäßig mit einem Soloprogramm in den "Hamburger Kammerspielen"1) auf. Ihre Konzerte mit Liedern und Balladen für Kinder und Erwachsene, aber auch Pop und Rock waren ein Erlebnis und stets ausverkauft. Seit Ende 2003 präsentierte sie das Programm im Hamburger "St. Pauli-Theater"1), 2004 folgten Auftritte in Dessau ("Kurt-Weill-Fest"1)) und Dortmund. Im Mittelpunkt ihres Repertoires standen in der neu-hebräischen Sprache Iwrit vorgetragene Pop-Songs und hebräische Lieder. Klassiker wie "Dirty Old Town" oder der Beatles-Hit "She’s Leaving Home" gehörten ebenso dazu wie eine Interpretation des "Alabama-Song" von Bertolt Brecht und Kurt Weill sowie Hits aus vergangenen Tagen.
 

Esther Ofarim in der "Ghetto"-Aufführung 01; Copyright Virginia Shue

Esther Ofarim in der "Ghetto"-Aufführung mit Ulrich Tukur; Copyright Virginia Shue
Esther Ofarim in der "Ghetto"-Aufführung 02; Copyright Virginia Shue
Esther Ofarim in der "Ghetto"-Aufführung 03; Copyright Virginia Shue

Esther Ofarim als Chaja
in der "Ghetto"-Aufführung
(oben rechts mit Ulrich Tukur1)
als SS-Offizier Kittel)
→ berlinerfestspiele.de 
Die Fotos wurden mir freundlicherweise von 
der Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt. 
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

  
Ebenfalls 2003 startete Esther Ofarim ihre erste "Tournee" seit mehr als 20 Jahren. In Begleitung des israelischen Pianisten und Komponisten Yoni Rechter am Klavier und des Geigers Michail Paweletz trat sie mit einem neuen Repertoire aus jüdischen Volksliedern, Kurt-Weill- und Beatles-Songs sowie amerikanischen Evergreens in Hamburg und Frankfurt auf.
Im April und Mai 2005 ging sie auf eine kleine Tournee mit dem Titel "Eine Reise durch Jahrhunderte und Kontinente", während der sie in Dresden in der Semperoper, in München im Prinzregententheater, in Leonberg und Bochum auftrat. Im Oktober 2007 gab sie ein Konzert im Theaterhaus in Stuttgart.
3)
Mit ihrer 2009 veröffentlichten CD "I'll see you in my dreams – LIVE 2009 erntete die in Hamburg lebende Künstlerin überaus positive Kritiken, aufgenommen wurde das Album während der beiden Konzerte am 1. und 2. Februar 2009 im Hamburger "St. Pauli Theater". Am 21. Januar 2012 war Esther Ofarim erneut im Hamburger "St. Pauli Theater" mit dem Programm "I'll see you in my dreams" zu sehen und zu hören, dass sie zusammen mit ihrem Arrangeur und musikalischen Begleiter Yoni Rechter erarbeitet hatte.

Aktuelles zu Esther Ofarim bei www.esther-ofarim.de;
siehe auch Wikipedia und www.laut.de

Ex-Mann Abi versuchte sich ebenfalls als Solist, doch Anfang der 1970er Jahre war der Name des ehemaligen Stars mehr durch "Skandälchen", Drogen- und Alkoholexzesse in der einschlägigen Presse vertreten. Er fing sich jedoch wieder und machte sich einen immer besseren Namen als Produzent so unter anderem der Primaballerina und Chansonsängerin Margot Werner1). Abi Ofarim lebte in München und managte seinen 1982 geborenen Sohn Gil Ofarim1) (aus Ofarims zweiten Ehe), der inzwischen ein anerkannter und viel gefragter Künstler in der Rockszene geworden ist. Auch Sohn Tal Ofarim hat sich als Sänger und Bassist in der Musikszene einen Namen gemacht und begann eine Solokarriere als Sänger.
Abi Ofarim startete 2007 noch einmal neu durch, versuchte 25 Jahre nach der Veröffentlichung seines letzten Albums ein Comeback als Sänger und trat mit dem Titel "Mama, oh Mama" wieder auf. Das Album des damals über 70-Jährigen erschien Ende Mai 2009 unter dem Titel "Too Much Of Something", die neue, reich bebilderte Autobiografie "Licht und Schatten" kam im Februar 2010 auf den Markt. Mit dem Bühnenprogramm "Rock'n'Read" war Ofarim auch 2012 wieder unterwegs. Seine Erinnerungen "Der Preis der wilden Jahre" hatte der Musiker bereits 1982 auf den Markt gebracht.
Im April 2014 eröffnete er gemeinsam mit Lebensgefährtin Kirsten Schmidt in München die Begegnungsstätte "Kinder von gestern e. V", ein so genanntes "Jugendzentrum für Senioren" – "ein soziales Projekt gegen Armut und Einsamkeit im Alter, welches Abi Ofarim sehr am Herzen liegt." schreibt Wikipedia.
 
Abi Ofarim starb nach langer, schwerer Krankheit am 4. Mai 2018 im Alter von 80 Jahren in seiner Schwabinger Wohnung in München. Bereits im Januar 2017 war Ofarim aufgrund einer besonders hartnäckigen Grippe und einer Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert und ins Koma versetzt worden, zudem musste er sich einer Herzoperation unterziehen.
Am 8. Mai 2018 fand im Münchener Stadtteil Freimann1) die Beisetzung auf dem "Neuen Israelitischen Friedhof"1) statt, neben der Familie nahmen Freunde Wegbegleiter und Fans Abschied von dem Musiker. Zu den Trauergästen zählte auch Münchens ehemaliger Bürgermeister Christian Ude1), der eine eine bewegende Rede hielt → Foto der Grabstelle bei knerger.de.

Siehe auch Wikipedia  

Link: 1) Wikipedia, 2) Kurzportrait innerhalb dieser HP
Quelle: 3) Wikipedia (abgerufen 16.01.2012)
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