Hans Rosenthal wurde am 2. April 1925 als Sohn des Bankangestellten
Kurt Rosenthal (1900 1937) im
jüdischen Krankenhaus in Berlin-Wedding geboren, wuchs jedoch im Stadtteil
Prenzlauer Berg auf. Dort besuchte er
die Volksschule sowie anschließend die jüdische Mittelschule
und verbrachte zunächst eine unbeschwerte Kindheit zusammen mit seinem am 26. Juli 1932 geborenen Bruder Gert.
Mit der Machtergreifung
durch die Nationalsozialisten begann für den aus einer jüdischen Familie
stammenden Jungen ab 1933 eine Zeit des Schreckens und ständiger Angst vor
einer Deportation. Der Vater starb am 17. September 1937 erst 36-jährig an Nierenversagen, da war Hans Rosenthal
13 Jahre alt, seine Mutter Else erlag am 2. November 1941 den Folgen ihrer
Darmkrebserkrankung. Der inzwischen 16-jährige Hans kam zusammen mit seinem
Bruder Gert in ein Waisenhaus, beide erhielten die Zwangsnamen "Hans Israel" und
"Gert Israel Rosenthal" und wurden zur Zwangsarbeit eingesetzt. Bruder
Gert deportierten die Nazis am 19. Oktober 1942 mit einem Osttransport nach Riga,
wo er ermordet wurde.
Foto: Hans Rosenthal in den späten1960er, frühen 1970er Jahren
Quelle: Gert Rosenthal (Sohn von Hans Rosenthal)
Urheber unbekannt; Genehmigung siehe hier
Quelle: Wikipedia
bzw. Wikimedia
Commons; Lizenz: CC-BY-SA-3.0
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Hans Rosenthal inzwischen altersbedingt in ein
jüdisches Jugendheim
verlegt , konnte im März 1943 aus dem Heim fliehen und
überlebte die Kriegswirren dank der Vermittlung seiner "christlichen"
Großmutter ab 1943 versteckt er sich mit Hilfe zweier
nichtjüdischer Berlinerinnen in der Laubenkolonie
"Dreieinigkeit" in Berlin-Lichtenberg und überlebte so den Nazi-Terror.
Nach Ende des 2. Weltkrieges bzw. der Kapitulation im April 1945 startete Rosenthal seine
spätere Erfolgskarriere als Moderator und Entertainer, machte zunächst eine
Ausbildung beim russisch kontrollierten Berliner Rundfunk (BERU) und
arbeitete als Regieassistent, wechselte dann jedoch 1948 in den Westsektor Berlins
zum "RIAS Berlin". Mit von ihm selbst entwickelten Ratesendungen
machte er sich
schnell einen Namen und wurde dort später Chef der Unterhaltungsabteilung.
Im Hörfunk moderierte er Dauerbrenner wie beispielsweise "Wer
fragt, gewinnt"1) (1954 1974),
"Allein gegen alle"1)
(1963 1977) oder die ab 1965 wöchentlichen Rateshow "Klingende Sonntagsrätsel"1).
Rosenthal fungierte beispielsweise als Spielmeister bei "Spaß
muß sein" (1959 1986)
oder moderierte gemeinsam mit Günter Neumann1) (1913 1972)
"Opas
Schlagerfestival"1) (1967 1972).
Hans Rosenthal, 1963 fotografiert von Fritz
Eschen1) (19001964)
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_e_0041889)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Fritz Eschen
Urheber: Fritz Eschen; Datierung: 01.11.1963;
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017 |
Doch vor allem durch
das Fernsehen erlangte Rosenthal ungeheure Popularität, als Vater der Ratesendung
"Dalli Dalli"1)
(1971 1986) sowie anderen Quizshows, beispielsweise "Rate mal mit
Rosenthal"1) (1979 1986), "KO OK"1) (1977 1980),
avancierte er schnell zu den bekanntesten und beliebtesten deutschen
Quizmastern jener Jahre.
Seine wohl berühmteste Sendung "Dalli Dalli"1),
das Ratespiel für Schnelldenker, welche
Rosenthal auch entwickelt hatte, flimmerte am 13. Mai 1971 erstmals mit
einer eigenen Erkennungsmelodie über die Bildschirme und war fünfzehn Jahr lang bis September 1986 im ZDF ein Dauerbrenner. Bei
Rosenthals Worten "Dalli Dalli" tobten die Kandidaten
Luftballons hinterher, packten in Windeseile Koffer, und bei besonders guter Leistung,
wenn das Publikum im Saal tobte und die Sirene ertönte, zeigte der Moderator Einsatz:
"Sie sind der Meinung: 'Das war Spitze!'", rief "Hänschen"
Rosenthal und sprang mit ausgestrecktem Zeigefinger in die Höhe.
Alle Größen aus Fernsehen, Theater, Politik, Funk und Film saßen
bei ihm hinter den Ratepulten, immer aufgeteilt in Zweierteams.
Die Erlöse kamen einem guten Zweck zugute und wurden an unverschuldet in Not geratene Familien
oder andere Notleidende überwiesen.
Zu einer seiner besten Sendungen zählt die ARD-Show "Das gibt’s nur einmal Noten,
die verboten wurden" (Buch: Curth Flatow) aus dem Jahre 1983; in dieser Sendung
versuchte Rosenthal, die Zeit des Nationalsozialismus in einer Unterhaltungssendung zu
verarbeiten. Hier zeigte Rosenthal in einer pointiert gesetzten Conference,
dass er neben seiner vielseitigen Arbeit als Quiz- und Showmaster auch über
lange Jahre hinweg politische Kabarettsendungen gestaltet und geleitet hat.
Seine Schlussconference von damals hat auch heute nichts an Aktualität eingebüßt:
"Vor 50 Jahren fing alles an, und wir alle können nur hoffen, dass diese Vergangenheit keine Zukunft
hat!" Der Spiegel schrieb in den 1980er-Jahren über Rosenthal, dass seine Herzlichkeit
"nahe dem Gefrierpunkt" sei und er allzu harmlos daherkam.
Beim Fernseh- und Radiopublikum kam Rosenthal jedoch nach wie vor gut an.2)
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Außer den genannten legendären Sendungen moderierte der rastlos scheinende Hans Rosenthal auch andere
großen TV-Shows oder Gala's, wie beispielsweise "Cäpt'n, good bye" zum Abschied von
Bundespräsidenten Carl Carstens; wichtige Ereignisse im Fernsehen, wie z. B. die Eröffnung der
Bundesgartenschau, wurden von ihm dem Publikum vorgestellt.
Foto: Hans Rosenthal (Ausschnitt aus einem Foto "Spendenaufruf für
ZNS durch Hannelore Kohl , 09.12.1985)
Quelle: Deutsches
Bundesarchiv, Digitale
Bilddatenbank, B 145 Bild-F071645-0019;
Fotograf: Engelbert Reineke / Datierung: 09.12.1985 / Lizenz CC-BY-SA 3.0.
Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung innerhalb dieser
Webpräsenz wurde am 11.10.2010 erteilt.
Deutsches Bundesarchiv, B 145 Bild-F071645-0019 bzw. Wikimedia Commons
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1980 veröffentlichte der "Quizmaster" seine
Lebenserinnerungen unter dem Titel "Zwei Leben in Deutschland" und
berichtet darin sogar manchmal humorvoll was er während der furchtbaren
Nazizeit erlebt hatte. Bis 1980 wirkte Rosenthal an der Unterstützung seiner
jüdischen Mitbürger mit, so als Direktoriumsmitglied im Zentralrat der Juden
in Deutschland und als Vorsitzender der Repräsentantenversammlung der Jüdischen
Gemeinde zu Berlin.
Hans Rosenthal starb am 10. Februar 1987 im Alter
von nur 61 Jahren in seiner Heimatstadt Berlin an den Folgen einer
Magenkrebserkrankung; die letzte Ruhe fand der beliebte Künstler in
einem Ehrengrab des Landes Berlin auf dem Jüdischen Friedhof Heerstraße
→ Foto der Grabstätte bei knerger.de.
Hans Rosenthal hinterließ seine Ehefrau Traudl (* 06.08.1927) sowie Tochter
Birgit (* 30.06.1950) und Sohn Gert (* 29.08.1958) aus dieser Verbindung;
Gert Rosenthal lebt und arbeitet als Rechtsanwalt und
Notar in Berlin. Ehefrau Traudl Rosenthal starb am 25. März 2016
im Alter von 88 Jahren in Berlin.
1987 wurde nach Rosenthals Tod die
"Hans-Rosenthal-Stiftung" gegründet, die es sich zum Ziel gesetzt
hat, "Menschen zu unterstützen, die infolge ihres körperlichen,
geistigen oder seelischen Zustandes auf die Hilfe anderer angewiesen sind oder bei denen eine wirtschaftliche Notlage
besteht".
Am ehemaligen Wohnhaus in der Winsstraße 63 im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg,
wo die Familie Rosenthal zwischen 1925 und 1941 lebte, erinnert seit 2000 eine
Gedenktafel an den populären Showmaster. Am 2. Mai 1993 wurde überdies
der Platz vor dem RIAS-Funkhaus (heute "Deutschlandradio Kultur") in Berlin-Wilmersdorf nach Hans Rosenthal
("Hans-Rosenthal-Platz") benannt.
Gedenktafel Hans Rosenthal, Winsstraße 63, Berlin-Prenzlauer Berg
Quelle: Wikipedia;
Urheber des Fotos: Wikimedia-User OTFW, Berlin
Lizenz zur Nutzung bzw. Veröffentlichung siehe hier.
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Bereits zu Lebzeiten erhielt Rosenthal verschiedenste Auszeichnungen,
neben dem 1972 verliehenen Bundesverdienstkreuz sind es vor allem etliche
Publikums- und Medienpreise, die seine Popularität belegen. Den begehrten
"Bambi" konnte Rosenthal 1973 mit nach Hause nehmen, drei Mal
erhielt er die "Goldene Kamera" der Zeitschrift "Hörzu",
1975 in der Kategorie "Bester Spielshow-Moderator", 1980 in der Kategorie
"Größter Unterhaltungsstar" und 1985 in der Kategorie "Bester Quizmaster".
Ebenfalls 1985 erhielt er die "Goldene Europa" sowie ein Jahr
später einen "Telestar"; dies war sein letzter
öffentlicher Auftritt.
Siehe auch die Liste der Auszeichnungen
bei Wikipedia.
Am 26. September 2013 kam es in der ARD nach mehr als 25 Jahren seit der
letzten, von Rosenthal moderierten Sendung zu einer Neuauflage der legendären
Rate-Show "Dalli Dalli" zur Primetime. Bereits
seit dem 23. Juli 2011 gab es im NDR am späten Samstagabend 60-minütige,
leicht modifizierte Folgen mit Moderator Kai Pflaume1), der nun zur besten
Sendezeit am Donnerstagabend dem einstigen Dauerbrenner unter dem
Titel "Das ist spitze!" zu einem vielbeachteten 90-minütigem
Comeback verhalf. Als Ehrengäste konnte er Hans Rosenthals Witwe Traudl,
Sohn Gert und Tochter Birgit begrüßen, Enkelin Debora Rosenthal nahm neben
Jan Hofer auf dem Jury-Stuhl Platz. Zum gut gelaunten Rate-Team vor der
"Waben-Wand" zählten unter anderem Florian Silbereisen, Katarina Witt, Jutta Speidel und Henry Maske,
gespielt wurde auch die berühmte "Dalli-Tonleiter" und das legendäre
"Dalli-Klick". Dass Kai Pflaume bei Bedarf den "Sie sind der Meinung: 'Das war
Spitze!"-Luftsprung ausführte, versteht sich von selbst. Die in der
Sendung erspielten Punkte werden nach wie vor am Ende in Euro umgewandelt
und kommen über die "Hans-Rosenthal-Stiftung" einer unverschuldet
in Not geratenen Familie zugute. Vorerst sind laut Medienberichten drei
weitere Sendungen geplant; mehr bei Wikipedia.
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