Paul Kuhn wurde am 12. März 1928 in Wiesbaden geboren; er besuchte zunächst das Musische Gymnasium in Frankfurt, bekam schon als 10-Jähriger Klavierunterricht und absolvierte zwischen 1945 und 1952 das Konservatorium in seiner Geburtsstadt. Schon früh war er von der Jazz-Musik begeistert und schrieb bereits als Fünfzehnjähriger erste Arrangements. 1946 gründete er sein "Paul Kuhn Trio" und war nebenher Pianist in zahlreichen Jazzbands. Nach dem Krieg war er der einzige deutsche Musiker, der beim amerikanischen Soldatensender AFN eine Festanstellung hatte und bereits 1954 trat er mit seiner Combo beim Deutschen Jazz-Festival auf. Da man aber in Deutschland nicht vom Jazz allein leben konnte, wandte er sich in den 1950ern der leichten Muse und dem Schlager zu und landete im Herbst 1954 den Hit "Der Mann am Klavier"1), mit dem er einen 4. Platz in der deutschen Hitparade erreichen konnte. Nach weiteren Erfolgen wie "Die Farbe der Liebe" (1958) oder "Butterfly Doll" (1959) nahm er dann 1963 sein legendäres "Es gibt kein Bier auf Hawaii"1) auf. Die Ausflüge in die populäre Musik, die Schlagerfilme der 1950er Jahre und Musikshows des Fernsehens ließen ihn zum bekannten Entertainer werden.
In den 1960er Jahren hatte er eigene TV-Shows wie "Hallo Paulchen" und "Pauls Party" und zwischen 1968 und 1980 war er Leiter und Arrangeur der SFB-Bigband. Nachdem sein Vertrag 1980 nicht mehr verlängert bzw. die Band aus Kostengründen aufgelöst wurde, gründete Paul Kuhn 1981 ein kleineres Unterhaltungsorchester, mit dem er immer wieder auf Tournee ging, im Fernsehen aktiv war und zeitweise so bekannte Entertainer wie Peter Alexander und Harald Juhnke begleitete.

Foto: Paul Kuhn 2005
Urheber: Arne Koehler; Lizenz:  CC-BY-SA-3.0
Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons

Paul Kuhn 2005; Urheber: Arne Koehler; Lizenz:  CC-BY-SA-3.0; Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons
Paul Kuhn; Copyright Klaus Muempfer In dieser Zeit entdeckte Kuhn den Jazz wieder neu für sich – und mit ihm sein Publikum. Mit Paul Kuhn am Jazzklavier gab es wieder einen deutschen Pianisten, der die alten amerikanischen Standards spielte wie kein zweiter. Auch im fortgeschrittenen Alter swingte und jazzte Paul Kuhn, der viele Jahre in seinem Schweizer Domizil auf der Lenzer Heide lebte, immer noch erfolgreich mit seinem Orchester bei Konzerten oder Galaveranstaltungen; seine CD, eine Sammlung von Jazzstandards, mit Paul Ulrich (Bass) und Willy Ketzer am Schlagzeug heißt übrigens beziehungsvoll "Blame it on my youth".
Seit Sommer 2000 tourte er mit seinen ebenso berühmten Kollegen, den Big Band-Ikonen Max Greger1) und Hugo Strasser1), mit dem Programm "Swing Legenden" durch das Land; die Tournee der drei alten Herren wurde auch 2007 fortgesetzt.
Am 12. März 2008 feierte "der Mann am Klavier" seinen 80. Geburtstag und beging diesen Ehrentag mit einem Jazzkonzert in seiner Geburtsstadt Wiesbaden. Das Programm mit dem bezeichnenden Motto "As Time Goes By" fand im ausverkauften Kurhaus statt, begleitet von seinem bekannten Trio sowie der Formation "Paul Kuhn & The Best – Band" und dem Filmorchester Babelsberg begeisterte Paul Kuhn das Publikum mit bekannten Standards wie Klassikern des "American Songbook" sowie eigenen Kompositionen. Die "As Time Goes By"-Geburtstagstournee führt den Vollblutmusiker bis 5. April 2008 in 15 weitere Städte, die neue, gleichnamige CD mit Songs wie "Almost The Blues", "As Time Goes By", "A Child Is Born" oder "That Old Feeling" ist im Handel erhältlich.

 
Das Foto wurde mir freundlicherweise von Klaus Muempfer zur Verfügung gestellt.
© Klaus Muempfer (www.klaus-muempfer.de)
In jüngerer Zeit war Paul Kuhn wieder einmal auf der Kinoleinwand präsent, am 12. Mai 2011 ging bundesweit die Tragikomödie "Schenk mir dein Herz"1) von Regisseurin Nicole Weegmann an den Start, wo Kuhn an der Seite von Peter Lohmeyer mit der Rolle eines greisen, swingenden Bar-Pianisten zu sehen ist. Für die Geschichte um einen angeschlagenen, unter Gedächtnisverlust leidenden Schlagerstar (Peter Lohmeyer), der in einer Reha-Klinik auf den freundlichen, alten Jazz-Pianisten Heinrich stößt, komponierte Kuhn auch einige Songs.
Zahlreiche Auszeichnungen belegen Kuhns Popularität bzw. seine Verdienste um die Jazz-Musik. Bereits 1953 wurde er zum "Jazzpianist Nr. 1" in Deutschland gekürt, 1976 erhielt er den "Deutschen Schallplattenpreis". In jüngerer Zeit kam mit der "German Jazz Trophy – A life for Jazz" (2002) und der Ernennung zum "Klavierspieler des Jahres" (2003) weitere Preise dazu. Ebenfalls 2003 erhielt er die "Goldene Europa" für sein künstlerisches Lebenswerk, 2008 überreichte man ihm die "Ehrenurkunde der Deutschen Schallplattenkritik" – ebenfalls für sein Lebenswerk – sowie den "German Jazz Award" für die CD "As Time Goes By". Als am 10. Mai 2010 in der Bochumer Jahrhunderthalle erstmals der Musikpreis "Echo" in der Kategorie Jazz verliehen wurde, gehörte auch Paul Kuhn zu den Preisträgern bzw. Geehrten: Aus der Hand seines Freundes James Last konnte er den "Jazz-Echo" für sein Lebenswerk als Pianist, Dirigent und Komponist entgeg
en nehmen; weitere Auszeichnungen bei Wikipedia.
 

Foto: Paul Kuhn am 10. März 2013 anlässlich seines Geburtstagskonzertes
in der "Alten Oper" in Frankfurt am Main.
Urheber: Sven-Sebastian Sajak; Lizenz:  CC-BY-SA-3.0
Quelle: Wikimedia Commons

Paul Kuhn am 10. März 2013 anlässlich seines Geburtstagskonzertes in der "Alten Oper" in Frankfurt am Main; Urheber: Sven-Sebastian Sajak; Lizenz:  CC-BY-SA-3.0; Quelle: Wikimedia Commons
Die Swing- und Jazzlegende Paul Kuhn starb am 23. September 2013 im Alter von 85 Jahren während eines Kuraufenthaltes im hessischen Bad Wildungen; er hinterließ seine Ehefrau sowie seinen aus erster Ehe stammenden Sohn Daniel.
Der von vielen als "deutscher Glenn Miller" bezeichnete Jazz-Musiker, Sänger, Bandleader und Komponist stand noch im hohen Alter auf der Bühne, hatte noch im März 2013 anlässlich seines 85. Geburtstages ein neues Album veröffentlicht und zusammen mit den US-amerikanischen Jazzmeistern John Clayton1) und Jeff Hamilton1) in Los Angeles in den legendären "Capitol Studios" die "The L.A. Session" eingespielt. Anfang des Jahres 2013 musste der aufgrund einer Augenerkrankung fast blinde Paul Kuhn eine geplante Tour wegen neuerlicher Herz-Problemen absagen – bereits 2005 wurden ihm drei Bypässe gelegt und er erhielt eine neue Herzklappe. Nach der Implantation eines Schrittmachers schien es ihm nun wieder besser zu gehen, im November 2013 sollte er bei den "Leverkusener Jazztagen" auftreten
 
Der in Lenzerheide (Schweiz) lebende Paul Kuhn war seit 1988 in dritter Ehe mit der Musikerin und Sängerin Ute Hellermann, bekannt als ehemalige Chefin der "Ute Mann Singers", verheiratet. Im gleichen Jahr brachte er seine Erinnerungen "Swingende Jahre. Der Mann am Klavier erzählt seine Lebensgeschichte" heraus, von Nadja Mayer erschien im Dezember 2006 im Parthas Verlag die Biografie "Die Paul Kuhn Story". Die Autorin zeichnet seine Leben auf und stellt die Arbeit von Paul Kuhn in einen kultur–, musik– und jazzgeschichtlichen Zusammenhang. Mit dem Einbinden der Biografie in die Zeitgeschichte wird ein breites Publikum angesprochen, denn viele sehen Paul Kuhn als Teil ihrer eigenen Biografie. All diejenigen kommen auf ihre Kosten, die bei Paul Kuhn auch an Harald Juhnke und Berlin denken; an "Route 66", "Lady Be Good" oder "How Deep is the Ocean" oder an Samstagabend und Fernsehen nach Badewanne und Abendbrot; oder an Bier, Klavier und Hawaii. (Quelle: www.parthasverlag.de)
Von Christoph Simon1) und Holger Möllenberg entstand der Dokumentarfilm "Paul Kuhn – Der Mann am Klavier", für den Autor Simon zahlreiche prominente Weggefährten Paul Kuhns vor der Kamera holte, so beispielsweise Götz Alsmann1), Till Brönner1), Helge Schneider1), Klaus Doldinger1) und seinen langjährigen Schlagzeuger Willy Ketzer1) des "Paul-Kuhn-Trios". Mit zahlreichen seltenen Archivausschnitten entstand so ein Rückblick auf das wechselvolle und reichhaltige Leben des Vollblut-Musikers. Bereits 1985 hatte sich Paul Kuhn in dem von Ekkehard Böhmer für das Fernsehen inszenierten Film "Der Mann am Klavier" mit dem Untertitel "Eine Paul Kuhn Show" selbst gespielt. Hier trat er gemeinsam mit internationalen Gesangsstars wie Gilbert Bécaud, Marlène Charell und Bibi Johns auf.
 
Link: 1) Wikipedia
Siehe auch Wikipedia, www.whoswho.de
Filmografie bei der
Internet Movie Database
 
Paul Kuhn 1978 als Bandleader der SFB-Bigband in Bonn beim "Laubenpieperfest" in der Landesvertretung Berlin; Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, B 145 Bild-F054320-0027; Fotograf: Ulrich Wienke / Datierung: 20.09.1978 / Lizenz CC-BY-SA 3.0.; Originalfoto und Beschreibung: Deutsches Bundesarchiv B 145 Bild-F054320-0027 bzw. Wikimedia Commons
Paul Kuhn 1978 als Bandleader der SFB-Bigband in Bonn beim "Laubenpieperfest" in der Landesvertretung Berlin
Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, B 145 Bild-F054320-0027;
Fotograf: Ulrich Wienke / Datierung: 20.09.1978 / Lizenz CC-BY-SA 3.0.
Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung innerhalb dieser Webpräsenz wurde am 11.10.2010 erteilt.
Originalfoto und Beschreibung: Deutsches Bundesarchiv B 145 Bild-F054320-0027 bzw. Wikimedia Commons
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