Notgeld


 
Als Notgeld bezeichnet man Ersatzzahlungsmittel, die den Mangel von staatlichen, hoheitlichen Münzen, Banknoten sowie Geldscheinen lindern oder beheben sollen. In Krisenzeiten wurde, und wird wohl auch noch immer wieder, wertvolles Material wie Gold, Silber oder Kupfer, aus denen ja Münzen vielfach bestanden, gesammelt, gehortet und somit dem normalen Geldkreislauf entzogen.
Während Kriegen und bewaffneten Auseinandersetzungen war oft die Versorgung mit Zahlungsmitteln unterbrochen und/oder trat ein erhöhter Bedarf ein. So versuchte man, durch die Ausgabe von Notgeld, diese Schwierigkeiten zu lindern. Schließlich, in den Zeiten von Inflation und Geldentwertung kamen die offiziellen Stellen nicht mehr nach, den immer rasanteren Bedarf an Geldzeichen – mit ständig steigenden Nennwerten – zu decken; das Notgeld war gefordert diesem Übel abzuhelfen.

Notgeld – keine neuzeitliche Erscheinung
Notgeld existierte nicht nur im 20. Jahrhunderts. Seit es Geld gibt, hat man damit, aus geschilderten Gründen, seine "liebe Not". Es ist auch keine rein deutsche Erscheinung. Auch in anderen Ländern wie etwa Österreich, Belgien oder Portugal, um nur einige zu nennen, gab es ähnliche monetäre Mangelerscheinungen mit der Folge, dass Notgeld in Verkehr gebracht wurde.

Wer gab Notgeld aus?
Notgeld wurde in Deutschland zu Beginn des Jahrhunderts nahezu von "jedermann" emittiert. An erster Stelle sind die Kommunen, also Städte und Gemeinden, zu nennen, die die Probleme ihrer Bürger am unmittelbarsten zu spüren bekamen. Hierzu zählen auch die Kommunalverbände, Bezirksämter oder Kreisregierungen. 
Auch Sparkassen, Kreditinstitute und z.B. die Post beteiligten sich durch die Ausgabe von Schecks und Platzanweisungen, die als Notgeld umliefen.

Nicht zuletzt waren die großen Arbeitgeber gefordert, der Zahlungsmittelknappheit und dem damit einher gehenden Problem "wie bezahle ich meine Arbeiter/innen" zu begegnen. Aber auch kleine Geschäfte, die oft mit Pfennigen hantierten, Konsumvereine und dergleichen waren zu Beginn fleißige Notgeldproduzenten. Schließlich dürfen ebenfalls die zahlreichen militärischen Ausgabestellen nicht unerwähnt bleiben. Aber auch die damaligen deutschen Kolonien hatten, kriegsbedingt, Probleme mit der Zahlungsmittelversorgung. 
Die Gültigkeit war in der Regel regional begrenzt. Es war ja für jemanden aus Königsberg nahezu unmöglich festzustellen, ob der Notgeldschein aus Konstanz, den er in Händen hielt, denn auch gültig war. Zum anderen gab es diesbezüglich angeordnete Beschränkungen. Auch wurden zeitliche Limite gesetzt, wie etwa ein bestimmtes Gültigkeitsdatum.
Arten des Notgeldes
Es gab sowohl Notgeldscheine, als auch Notgeldmünzen. Notgeldscheine sind nicht nur aus Papier und Pappe gefertigt worden, auch andere Materialien wie Stoff, Seide oder Leder sind bekannt. Hier sind vor allem die Bielefelder Seiden/Leinen-Scheine oder die Pössnecker Leder-Scheine als die Bekanntesten zu erwähnen.

Notgeld aus Samt von 1923

Notgeld aus Leder von 1922

Notgeld aus Holz von 1921
Für Notgeld wurde aber auch oft auf ein ursprünglich für einen anderen Zweck bestimmtes oder aber bereits bedrucktes Papier zurück gegriffen, wie z.B.: Spielkarten, alte Aktien, Schuldverschreibungen, Gewinnanteilscheine und Zinskupons, Anteilscheine der Kriegsanleihe, Lotterielose, Sparkarten und Sparmarken, Fahrscheine der Straßen- und Eisenbahn, Post-, Postscheck-, oder sonstige Formulare, Lebensmittelmarken, Ansichts- und Postkarten, Kalenderblätter, Briefbogen, Quittungen, Geschäfts- und Visitenkarten, Prospekte, Fotos u.a.; im folgenden ein paar Beispiele:

Notgeld aus einem Fahrschein

Notgeld aus einem ehemaligen Los

Notgeld aus Skatkarten

Notgeld aus einer Visitenkarte
Zu erwähnen sind auch die Scheine, die aufgrund ihres improvisierten Fälschungsschutzes als ungewöhnlich anzusehen sind. Absichtlich eingefügte Druckfehler sollten Fälscher täuschen.
Als wirklich originell kann man die Scheine mit einem Fingerabdruck bezeichnen. Auch hier sollte das Fälschen unterbunden werden.

Die Münzen wurden regelmäßig aus unedlen und somit billigen Metallen hergestellt. Oftmals ist hier ein Wandlungsprozess mitzuerleben. Nahmen die Prägestätten anfangs Zink, wurden dann Zinkblech, später Nickelersatz und schließlich Eisen verwendet.. Der Grund hierfür ist wohl darin zu suchen, dass aufgrund der Kriegsbewirtschaftung, auf immer einfachere und verfügbarere Materialien zurückgegriffen werden musste.  Aus Porzellan, Steinzeug und anderen keramischen Materialien wurden ebenfalls Münzen hergestellt. 
In der Regel lautete das Notgeld über Mark und Pfennig. Später, als man kein Vertrauen in die Mark mehr hatte, fand ein Übergang zu wertbeständigem Notgeld statt. So gab es Notgeldscheine mit Gegenwert in Ziegelsteinen, wie etwa in Schlicht.

Anderenorts fanden Brennholz, Kohle, Elektrizität bzw. andere greifbare oder fungible Waren und Dienstleistungen, neben dem ewigen Krisenmetall Gold, als Notgeld-Nennwert Verwendung.

Später ging man vermehrt, wohl aus Kosten- und Ästhetik-Gründen, zu Papiergeld über. Die anfangs recht einfachen und schlichen, eben zweckmäßigen, Scheine wurden im Lauf der Zeit immer aufwendiger, interessanter und vor allem auch farbiger. Viele namhafte Künstler ihrer Zeit waren mit dem Design der Stücke beschäftigt. 
Einige besonders interessante Exemplare habe ich auf den folgenden Seiten (jeweils neues Fenster) aus meiner Notgeldsammlung für folgende Orte zusammengestellt:
Apolda
Bitterfeld Glauchau Halle/Saale
Insel Helgoland Kahla Kapsel Burg
List auf Sylt Lüdinghausen Neugraben-Hausbruch
Thale Weimar Wünschendorf

Die jeweiligen Rückseiten unterschieden sich in der Regel lediglich durch den "Wert-Eindruck". 

Die gezeigten Abbildungen der Geldscheine stammen von der Seite
www.das-deutsche-notgeld.de,
wo man viele interessante Informationen zum Thema findet.