Jean-Paul Belmondo wurde am 9. April 1933 im Pariser Vorort Neuilly-sur-Seine1) als Sohn des berühmten Bildhauers Paul Belmondo1) (1898 – 1982) und der Tänzerin Madeleine Belmondo geboren. Der Vater, im Alter von 17 Jahren aus Sizilien nach Paris gekommen, war eine Zeit lang Präsident der Pariser "Akademie der Schönen Künste"1). Wikipedia notiert: "Belmondo hatte ein sehr gutes Verhältnis zu seinem Vater, der seine vielfältigen Talente stets förderte und ihn frühzeitig für Kunst und Kultur interessierte. Als Schüler galt Belmondo als schwierig und undiszipliniert, er musste mehrmals die Schule wechseln. Am Gymnasium begeisterte er sich für den Boxsport und bestritt ab seinem 13. Lebensjahr mehrere Kämpfe."Ich übte diesen Sport nie aus, um daraus einen Beruf zu machen. Es war für mich einfach ein Spiel, bei dem man viel zu zahlen hatte, um zu gewinnen."
Sohn Jean-Paul hatte also zunächst mit den "schönen Künsten" zunächst jedoch nichts im Sinn und versuchte ab 1949 Karriere als Boxer zu machen. Dann jedoch gab er diese Pläne nach 30 Kämpfen als Amateurboxer auf und besuchte eine Schauspielschule, gab sein Theaterdebüt und zog anschließend drei Jahre lang mit Wanderbühnen durch die Provinz.

Jean-Paul Belmondo 1962 in Zürich anlässlich
der Vorführung seines Films "Cartouche, der Bandit"1)
Dieses Bild stammt aus der Sammlung (Bildarchiv1))  der ETH-Bibliothek1) und wurde auf
Wikimedia Commons im Rahmen einer Kooperation mit Wikimedia CH veröffentlicht.
Ausschnitt des Originalfotos → Wikimedia Commons
Urheber: Jack Metzger – "Comet Photo AG" (Zürich); Lizenz: CC BY-SA 4.0

Jean-Paul Belmondo 1962 in Zürich anlässlich der Vorführung seines Films "Cartouche, der Bandit"; dieses Bild stammt aus der Sammlung (Bildarchiv)  der ETH-Bibliothek und wurde auf Wikimedia Commons im Rahmen einer Kooperation mit Wikimedia CH veröffentlicht; Ausschnitt des Originalfotos; Urheber: Jack Metzger – "Comet Photo AG" (Zürich); Lizenz: CC BY-SA 4.0
Im zweiten Anlauf besuchte er dann das Konservatorium1) in Paris und erhielt dort eine Ausbildung in Dramaturgie bei Pierre Dux1), Auftritte bei verschiedenen Pariser Bühnen folgten. 1956 erhielt Belmondo eine erste Aufgabe in dem Kurzfilm "Molière", in weiteren, eher unbedeutenden Kinoproduktionen spielte er hauptsächlich komische Rollen, bis er von Jean-Luc Godard1) "entdeckt" und für den späteren Klassiker "Außer Atem"1) (1960, "A bout de souffle") engagiert wurde: Belmondo spielte einen Kleinkriminellen auf der Flucht vor der Polizei., das Mädchen (Jean Seberg1) ), das er liebt, verpfeift ihn. Enttäuscht geht der junge Mann trotzdem seinen Weg – bis in den gewollten Tod. Nicht die an sich banale Geschichte, sondern die moderne collagenhafte Machart des Films der "Neuen Welle" ("Nouvelle Vague"1)) zeichneten den inzwischen zum Kultfilm avancierten Krimi aus.
Jean-Paul Belmondo bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes 1988; Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons; Urheber: Georges Biard; Lizenz CC-BY-SA 3.0.; Diese Datei ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung 3.0 Unported lizenziert. Belmondo wurde mit seiner unterkühlt-lässigen Darstellung eines desillusionierten Typen, einer Weiterführung und vorsichtigen Parodie des Typus Bogart/Brando, über Nacht international berühmt und der Film auch finanziell ein Riesenerfolg. Bei Godart erhielt er übrigens 1965 noch einmal eine Titelrolle in "Pierrot le fou"1) ("11 Uhr nachts"). In den 1960er Jahren verkörperte Belmondo Abenteurer, Gangster, Spitzel und komische Helden, ebenso gut wie Verlierer, Priester und tragische Liebhaber. Die Filme gelten als eher durchschnittlich, aber mit prominenter Besetzung und Belmondo war sich für keine Rolle zu schade. Er probierte alles aus und drehte rastlos, ohne Unterbrechung. "Bebel" wie er in Frankreich zärtlich genannt wird, spielte in zahllosen erfolgreichen Filmen, darunter 1960 in "Der Panther wird gehetzt"1) ("Classe tous rissques"), 1961 in "Das Haus in der Via Roma" ("La viaccia") und "Cartouche, der Bandit"1) ("Cartouche") oder ein Jahr später in dem Gangsterstreifen "Der Teufel mit der weißen Weste"1) ("Le doulos"). Philippe de Brocas1) Streifen "Abenteuer in Rio"1) ("L'homme de Rio") wurde 1964 zu einem Wendepunkt. Belmondo mimte einen Luftwaffensoldaten, der Zeuge wird, wie seine Verlobte Agnès (Françoise Dorléac1)) nach Rio entführt wird. Die Verfolgungsabenteuer des Helden zeigten nun einen Typen à la James Bond, weltmännisch und unerschütterlich.  
  
Jean-Paul Belmondo 1988 anlässlich der
"Internationalen Filmfestspiele von Cannes"1)
Urheber: Georges Biard;  Lizenz: CC-BY-SA 3.0
Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons
Bis weit in die 1980er Jahre drehte Belmondo Film auf Film und fast alle waren so erfolgreich wie 1969 "Das Geheimnis der falschen Braut"1) ("La sirène du Mississippi") mit Catherine Deneuve oder "Borsalino"1) (1970) mit Alain Delon.
Rasant und mit dem ihm eigenen Siegerlächeln stürmte Belmondo durch Produktionen wie den Kostümfilm "Musketier mit Hieb und Stich"1) (1972, "Les Maries De L'An Deux"), José Giovannis1) Gangsterdrama "Der Mann aus Marseille"1) (1972, "La scoumoune") oder de Brocas Agentenpersiflage "Le Magnifique – ich bin der Größte"1) (1973, "Le Magnifique"). Belmondo wechselte stets wohldosiert zwischen den Genres der Komödie und des harten Kriminalfilms, schlüpfte in viele verschiedene Masken, war "Der Halunke"2) (1972, "Docteur Popaul"), "Der Erbe"2) (1973, "L' heritier"), "Der Unverbesserliche"1) (1975, "L'Incorrigible"), "Der Greifer"1) (1975, "L'alpagueur"), "Ein irrer Typ"1) (1977, "L'animal", mit Raquel Welch), "Der Puppenspieler"1) (1979, "Le guignolo") oder ein Top-Agent in dem Spionagefilm "Der Profi"1) (1981, "Le professionnel").
 

Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung der
nicht mehr existierenden "e-m-s new media AG"

Der Greifer
Angst über der Stadt Mit Regisseur Henri Verneuil1) realisierte er den rasanten Action-Krimi "Angst über der Stadt"1) (1974, "Peur sur la ville") und den Krimi "Der Körper meines Feindes"1) (1976, "Le corps de mon ennemi)", mit Alexandre Arcady die ganz auf Belmondo zugeschnittene Krimikomödie "Der Boss"1) (1985, "Hold-Up"). Ein Grund für den Erfolg seiner actionreichen Filme war Belmondos Vorliebe für gefährliche und spektakuläre Szenen, die er ohne Stuntman selbst spielte wie auch 1982 in der Actionkomödie "Das As der Asse"1) ("L'as des as") – besonders den Frauen gefiel sein Draufgänger-Image. Der Streifen "Der Profi 2"1) (1987, "Le Solitaire") geriet allerdings zu einem großen Flop an den Kinokassen und zeigte, dass auch der Belmondo-Typus nach fünfzehn Jahren Abnutzungserscheinungen aufwies. 1987 nahm Belmondo seine Theaterarbeit wieder auf und geierte unter anderem 1990 am Pariser "Théâtre Marigny" Triumphe mit der Titelrolle in dem von Robert Hossein inszenierten romantisch-komödiantischen Versdrama "Cyrano de Bergerac"1) von Edmond Rostand1).

  
Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung der
nicht mehr existierenden "e-m-s new media AG"
1992 sah man Belmondo dann wieder in dem Kriminalfilm "Das unheimliche Haus"1) ("L'inconnu dans la maison"), den Regisseur Georges Lautner1) nach der gleichnamigen Erzählung von Georges Simenon1) gedreht hatte. 1995 wirkte Belmondo in Agnès Vardas1) starbesetzten Komödie "101 Nacht – Die Träume des Monsieur Cinéma"1) ("Le cent et une nuit") mit, 1995 in Claude Lelouchs1) Literaturverfilmung "Les Misérables"1) nach dem Roman "Die Elenden"1) von Victor Hugo1) sowie 1998 neben Alain Delon in Patrice Lecontes1) Komödie "Alle meine Väter"2) ("Une chance sur deux") und ein Jahr später in Philippe de Brocas1) amüsantem Abenteuer "Amazone" (2000) – seine vorerst letzte Arbeit für das Kino → Übersicht Filmografie.
Nachdem Belmondo Mitte 2001 mit einem Schlaganfall in ein Pariser Krankenhaus eingeliefert worden war, trat der Star beruflich kürzer. Im Januar 2008 ging durch die Presse, Belmondo stehe seit Jahren wieder vor der Kamera. In der Neufassung von "Umberto D."1), Anfang der 1950er Jahre gedreht von Vittorio de Sica, hatte er eine Rolle übernommen. In dem Film mit dem Titel  "Ein Mann und sein Hund"1) ( "Un homme et son chien") von Regisseur Francis Huster1) spielte er die Hauptrolle eines Rentners, der verlassen von allen, ums Überleben kämpft. Nach der Uraufführung am 13. November 2008 beim "Festival du film de Sarlat"*) hatte der Film 2009 seine Kinopremiere in Frankreich und wurde im August 2010 im Nachtprogramm der ARD gezeigt. Mitproduziert hat den Film die deutsche Degeto. In deutsche Kinos kam der Film nicht. In Frankreich war er ein Flop, fiel bei Kritik und Publikum mehr oder weniger durch. Innerhalb von zwei Wochen sahen ihn (nur) 165.200 Zuschauer.**)3) Cinema.de notierte: Gezeichnet von seinem 2001 erlittenen Schlaganfall, gelingt Belmondo ein anrührendes Außenseiterporträt. Dennoch erreicht der träge Film nie das Niveau der italienischen Vorlage "Umberto D. (1952)".
Der charismatische Schauspieler avancierte zu einem Markenzeichen des französischen Films und galt vielen Kritikern als würdiger Nachfolger von Jean Gabin (1904 – 1976). 1963 schrieb er seine Memoiren unter dem Titel "Trente ans et 25 films" ("Thirty Years and 25 Films"). 
Seine Preise können sich sehen lassen, unter anderem erhielt Belmondo 1989 den "César"1) als "Bester Hauptdarsteller" in Claude Lelouchs Drama "Der Löwe"1), rund zehn Jahre später überreichte man ihm 1998 in Deutschland die "Goldene Kamera"1) für sein Lebenswerk. Wegen seines Engagements für das Filmgeschäft und für die französischen Schauspielergewerkschaft wurde der Exportartikel "Belmondo" 2006 zum Träger des "Ordre national du Mérite et des Art et des Lettres"1) ernannt, im darauffolgenden Jahr zum Ritter der "Ehrenlegion"1) gekürt, 2012 wurde ihm der belgische "Leopoldsorden"1) (Ordensklasse "Ritter") ans Revers geheftet. Würdigungen seines Lebenswerks erfuhr Belmondo 2011 in Cannes mit der "Goldenen Palme"1), 2016 in Venedig mit dem "Goldenen Löwen"1) und 2017 mit dem "César d'honneur" bei der César-Verleihung1). Erwähnt werden sollte sicherlich, dass Belmondo 1995 von dem "Empire magazine" zu einem der 100 attraktivsten Filmschauspieler der Filmgeschichte gewählt wurde → Übersicht der Auszeichnungen bei Wikipedia

Jean-Paul Belmondo 2001 anlässlich der
"Internationalen Filmfestspiele von Cannes"
Urheber: Georges Biard;  Lizenz CC-BY-SA 3.0
Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons

Jean-Paul Belmondo bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes 2001;  Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons; Urheber: Georges Biard; Lizenz CC-BY-SA 3.0.; Diese Datei ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung 3.0 Unported lizenziert.
Nach der Trennung (1965) bzw. Scheidung von seiner ersten Frau, der Tänzerin Renée "Elodie" Constant, die er am 4. Oktober 19524) geheiratet hatte, lebte er mit den Schauspielerinnen Ursula Andress (1965–1972), Laura Antonelli1) (1972–1980) und Carlos Sotto Mayor (1980–1987) zusammen. 1989 lernte er die brasilianische, mehr als 30 Jahre jüngere Schönheit Nathalie "Natty" Tardivel kennen und lieben, Ende Dezember 2002 heiratete Belmondo seine langjährige Gefährtin in Paris. Trauzeuge war der Journalist und TV-Moderator Michel Drucker1), der Regisseur Claude Lelouch1), der Schriftsteller Bernard-Henri Lévy1) sowie Belmondos Kollegen Jean Rochefort, Robert Hossein und Jean-Claude Brialy gehörten unter anderem zu den ausgewählten Gästen. Die gemeinsame Tochter Stella Eva Angelina erblickte im Jahre 2003 das Licht der Welt. Im September 2008 ging durch die Presse, dass Belmondo und "Natty" bereits seit Monaten geschieden seien und sich nach 19 gemeinsamen Jahren im gegenseitigen Einvernehmen offiziell getrennt hätten; im Im September 2008 bestätigte Belmondo diese Information den Medien gegenüber. Seine Beziehung zu der mehr als 40 Jahre jüngeren Barbara Gandolfi soll er Presseberichten zufolge nach vier gemeinsamen Jahren im Herbst 2012 beendet haben.
Aus seiner Ehe mit Renée Constant stamm(t)en drei Kinder: Die Töchter Patricia5) (1953–1993), Florence (* 1958) und Sohn Paul (* 1963); Paul Belmondo1) verfolgte in den 1980er und 1990er Jahren eine Karriere als Autorennfahrer, Patricia kam bei einem Brand in ihrem Appartement ums Leben Keines seiner Kinder wollte Schauspieler werden, aber seinen Sohn kann man in einer Nebenrolle in dem Drama "Der Löwe" (1988) sowie einigen anderen Filmproduktionen sehen → IMDb. Belmondos älterer, 1931 geborener Bruder Alain war laut Wikipedia ab den 1960er Jahren Produktionsmanager und ab den 1970er Jahren Produzent seiner Filme, die jüngere Schwester Muriel (* 1945) trat in die Fußstapfen der Mutter und wurde Tänzerin.
Jean-Paul Belmondo 2013; Urheber: Georges Biard; Lizenz: CC-BY-SA 3.0; Quelle: Wikimedia Commons Am 9. April 2018 beging Kultfigur des französischen Kinos seinen 85. Geburtstag, rund einen Monat zuvor war in deutscher Sprache seine bereits Anfang November 2016 veröffentlichte Autobiografie "Meine tausend Leben" (Original: "Mille vies valent mieux qu'une") auf den Markt gekommen, in der er seine "tausend Leben" noch einmal Revue passieren lässt.
Nicht nur in seinem Heimatland Frankreich herrschte große Trauere, als bekannt wurde, dass Jean-Paul Belmondo am 6. September 2021 im Alter von 88 Jahren in Paris eines natürlichen Todes gestorben sei. "In der Öffentlichkeit zeigte sich der Mann, den Quentin Tarantino1) einen "Gott" nannte, nur noch sehr selten. Wenn er es doch einmal tat, wie bei der Beerdigung des befreundeten Komikers Guy Bedos1) († 28.95.2020), wurde er gefeiert wie eine überirdische Erscheinung." kann man bei spiegel,de in einem Nachruf lesen.
Familienangehörige sowie zahlreiche Kollegen und Weggefährten, unter ihnen Alain Delon, Jean Dujardin1) und der Regisseur Claude Lelouch1), nahmen am 10. September 2021 im Rahmen einer bewegenden Trauerfeier in der Kirche "Saint-Germain-des-Prés"1) Abschied von Jean-Paul Belmondo. Vor der Kirche hatten zuvor laut Medienberichten mehrere hundert Menschen auf das Eintreffen des Leichenwagens gewartet. Die letzte Ruhe fand der gefeierte Schauspieler auf dem Pariser "Cimetière du Montparnasse"1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de.

 
Jean-Paul Belmondo 2013
Urheber: Georges Biard; Lizenz: CC-BY-SA 3.0
Quelle: Wikimedia Commons
Textbausteine des Kurzportraits von prisma.de
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch, www.whoswho.de sowie
den Artikel zum 85. Geburtstag bei Deutsche Welle
Fremde Links: 1)  Wikipedia, 2) prisma.de, 5) IMDb
Quellen:
3) Wikipedia (abgerufen 28.03.2011, mit den Fußnoten:
*) Daten zur Uraufführung (französisch; Seite nicht mehr online), 
**) Le Point über den finanziellen Misserfolg von "Ein Mann und sein Hund", publiziert am 2. Februar 2009, abgerufen am 9. August 2010
4) Wikipedia (englisch)
    
Filme (Auszug)
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Fremde Links: Wikipedia,  prisma.de (deutscher Titel))
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