Filmografie
Peter Wilton Cushing erblickte am 26. Mai 1913 im heutigen Londoner Stadtteil Kenley (London Borough of Croydon1)) als zweiter Sohn von George Edward Cushing (1881 – 1956) und dessen Ehefrau Nellie Maria (1882 – 1961) das Licht der Welt. Dort sowie im Londoner Stadtteil Dulwich1) aufgewachsen, zog die Famile nach Ende des 2. Weltkriegs in den Stadtteil Purley1), dort erinnert eine Plakette am Wohnhaus in der St. James' Road an Cushing → Wikimedia Commons. Er besuchte später die "Purley County Grammar School", wo der Theater-begeisterte junge Peter in etlichen Schüleraufführungen mitwirkte. Seinen Wusch, Schauspieler zu werden, lehnte der Vater ab, obwohl sich in der Familie mehrere Bühnenkünstler befanden, unter anderem der Großvater väterlicherseits, Henry William Cushing. Auf Vermittlung des Vaters erhielt er stattdessen eine (ungeliebte) Anstellung als Zeichner in einem Vermessungsbüro, doch nach drei Jahren bewarb er sich um ein Stipendium an der Londoner "Guildhall School of Music and Drama"1), wo er nach anfänglichen Ablehnungen aufgenommen wurde. Erste Bühnenerfahrungen sammele Cushing am "Connaught Theatre" in Worthing1) (West Sussex1)), im Sommers 1936 nahm er eine Stelle bei einem Repertoiretheater in Southampton1) an, betätigte sich in der Folgezeit nicht nur als stellvertretender Bühnenmanager, sondern übernahm zudem zahlreiche Rollen.
  
Doch bald zog es ihn vor die Kamera, Ende der 1930er Jahre ging er in die USA und versuchte sein Glück in Hollywood1). Eine erste kleine Nebenrolle als 2. Offizier erhielt er in dem Abenteuer "Der Mann mit der eisernen Maske"1) (1939, "The Man in the Iron Mask"), gedreht von James Whale1) nach dem Roman "Le Vicomte de Bragelonne" (dt. "Der Mann mit der eisernen Maske") von Alexandre Dumas d. Ä.1) über den "Mann mit der eisernen Maske"1)  mit Louis Hayward1) in der Doppelrolle des Königs Ludwig XIV.1) und dessen Bruder Philippe1). Es folgten weitere kleinere Parts in Produktionen wie der mit dem legendären Stummfilm-Duo Laurel und Hardy gedrehten Komödie "In Oxford"1) (1940, "A Chump at Oxford") oder in der Romanze "Vigil in the Night"1) (1940) nach der Novelle von A. J. Cronin1) mit Carole Lombard und Brian Aherne1). Nach weiteren kleinen, eher unbedeutenden Leinwandauftritten kehrte Cushing während des 2. Weltkriegs nach Europa bzw. Großbritannien zurück. Auf Grund gesundheitlicher Einschränkungen, die aus einer Verletzung während seiner Jugend herrührten, für den aktiven Militärdienst untauglich, wurde er zur Truppenbetreuung eingesetzt. Während dieser Zeit lernte er auch die Schauspielerin und Tänzerin  Violet Hélène "Helen" Beck kennen, am 10. April 1943 heiratete das Paar.

Die Kriegsjahre sowie die Zeit nach 1945 gestalteten sich für Cushings schauspielerische Karriere zunächst schwierig, erst durch Laurence Olivier konnte er beim Film wieder Fuß fassen, der ihn in seiner mit sich in der Titelrolle nach der gleichnamigen Tragödie1) von William Shakespeare1) realisierten, "Oscar"1)-prämierten Adaption ""Hamlet"1) (1948) mit der Figur des Höflings Osric betraute. Olivier war es auch, der Cushing in sein Ensemble der "Old Vic Company"1) holte, mit der er ein Jahr lang bis Februar 1949 durch Australien tourte. Gezeigt wurde unter anderem Stücke wie "The School for Scandal"1) (dt. "Die Lästerschule") von Richard Brinsley Sheridan1), die Shakespeare-Tragödie "Richard III."1), " "The Skin of Our Teeth"1) (dt. "Wir sind noch einmal davongekommen") von Thornton Wilder1), "Antigone" von Jean Anouilh1) oder der Einakter "Der Heiratsantrag"1) von Anton Tschechow1).
Ab den 1950ern arbeitete der stets nobel, aber auch asketisch wirkende Cushing intensiv für das Fernsehen,  trat  zwischen 1951 und 1956 in mehr als 20 TV-Produktionen in Erscheinung. Beispielsweise gestaltete er unter der Regie von Rudolf Katscher1) alias Rudolf Cartiert in "Nineteen Eighty-Four" (1954) nach dem Roman "1984"1) von George Orwell1) den Winston Smith1). Doch so richtig berühmt wurde er erst durch den Kinofilm.
Zunächst zeigte er sich mit prägnanten Rollen in Streifen wie dem Melodram "Das Ende einer Affaire" (1955, "The End of the Affair") nach dem gleichnamigen Roman1) von Graham Greene1) oder in dem von William Dieterle mit Alan Badel1) als Komponist Richard Wagner1) gedrehten Biopic "Frauen um Richard Wagner"1) (1955/56, "Magic Fire") mit. Nach seiner Rolle des Memnon von Rhodos1) in dem Monumentalfilm "Alexander der Große"1) (1956, "Alexander the Great") mit Richard Burton als Titelheld Alexander der Große1) vollzog sich mit dem von Joseph Losey1) in Szene gesetzten Thriller "In letzter Stunde"1) (1957, "Time Without Pity") bereits ein Wende in Cushings Rollenrepertoire. Internationalen Ruhm erlangte er in den Produktionen der
britischen "Hammer Film"1), die auf das einträgliche Horrorfilm-Genre abonniert war. Als "cool king of Hammer horror films" avancierte er fast ausschließlich unter der Regie von Terence Fisher1)  mit der Figur des unglückseligen Barons Victor Frankenstein – erstmals dargestellt in "Frankensteins Fluch"1) (1957, "The Curse of Frankenstein") nach dem Roman "Frankenstein"1) von Mary Shelley1) – und als Vampirjäger Dr. Van Helsing1) in den "Dracula"-Filmen zum Star des Horror-Films. Bereits in "Frankensteins Fluch" hatte Christopher Lee "die Kreatur" gemimt, in "Dracula"1) (1958) nach dem Roman "Dracula"1) von Bram Stoker1) mit der Rolle des Grafen Dracula1) Furore gemacht. Im Verlauf der nächsten Jahrzehnte traten Christopher Lee und Peter Cushing in zahlreichen weiteren, ähnlich gelagerten Streifen gemeinsam auf, ihre Namen galten bald als Synonym für das Grauen auf der Leinwand. Nur in wenigen Produktionen wie in dem von Freddie Francis1) nach der Kurzgeschichte von Robert Bloch1) gedrehten Film "Der Schädel des Marquis de Sade"1) (1965, "The Skull") agierten sie nicht gegeneinander. In der "gotischen", mit Gewalt und Sexualität spielenden Atmosphäre dieser makabren Horrorfilme repräsentierte Cushing häufig die Stabilität des Normalen gegenüber den übernatürlichen Ereignissen. Oft konnte man durch die Maske hindurch merken, dass er ein feinnerviger Schauspieler mit starker Ausstrahlung war, doch Cushing blieb bis auf die letzten Jahre seines Lebens dem Horror-Genre verhaftet.
  
"Das Unheimliche" (1977, The Uncanny): Szenenfoto mit Peter Cushing (r.) als Schriftsteller Wilbur Gray und Ray Milland als dessen Verleger Frank Richards; mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den Horrorfilm Ende Mai 2023 auf DVD herausbrachte.  "Das Unheimliche" (1977, The Uncanny): Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den Horrorfilm Ende Mai 2023 auf DVD herausbrachte.
Peter Cushing (r.) als Schriftsteller Wilbur Gray und Ray Milland als dessen
Verleger Frank Richards in dem Horror-Streifen "Das Unheimliche" (1977, "The Uncanny");
Regie: Denis Héroux1) → filmdienst.de, IMDb, Wikipedia (englisch)
Kurzinfo: Der Schriftsteller Wilbur Gray besucht seinen Verleger Frank Richards.
Thema des Abends ist das neue Buch des Autors über Katzen. Darin wird die These vertreten,
dass diese Tiere teuflische Geschöpfe sind, die Unheil bringen. Anhand drei schauerlicher Geschichten aus
den Jahren 1912, 1936 und 1975, die sich an den unterschiedlichsten Orten zugetragen haben, versucht
Wilbur seinen Herausgeber zu überzeugen … (Text: Pidax Film)
Abbildung DVD-Cover sowie Szenenfoto mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film,
welche den Horrorfilm Ende Mai 2023 auf DVD herausbrachte.

Produktionen wie "Die Rache der Pharaonen"1) (1959, "The Mummy"), die Figur des Dr. Robert Knox1) in "Der Arzt und die Teufel"2) (1959, "The Flesh and the Fiends") über die Serienmörder William Burke1) (George Rose1)) und William Hare1) (Donald Pleasence1)), die durch die "West-Port-Morde"1) bekannt wurden, "Die Todeskarten des Dr. Schreck"1) (1965, "Dr. Terror's House of Horrors"), "Insel des Schreckens"1) (1966, "Island of Terror"), "Die lebenden Leichen des Dr. Mabuse"1) (1970, "Scream and Scream Again") oder "Das Schreckenshaus des Dr. Death"2) (1974, "Madhouse") bleiben eng mit dem Namen Cushings verbunden.
Seit seinem ersten Auftritt in "Frankensteins Fluch" trat Cushing im Verlaufe seiner 30-jährigen Karriere in über 50 Horror-Filmen als Protagonist in Erscheinung. Noch Anfang der 1980er Jahre präsentierte er sich zusammen mit Christopher Lee und Vincent Price1) (1911 – 1993), mit dem er ebenfalls in einigen Gruselstreifen zu sehen war, in einer Hommage auf diese Filme – "Das Haus der langen Schatten" (1983, "House of the Long Shadows" hieß die Horror-Komödie.
Darüber wird oft vergessen, dass Cushing auch brillant den Meisterdetektiv Sherlock Holmes1) in "Der Hund von Baskerville"1) (1959, "The Hound of the Baskervilles") nach dem gleichnamigem Roman1) von Arthur Conan Doyle1) an der Seite von André Morell1) (Dr. Watson1)) und Christopher Lee (Sir Henry Baskerville) darzustellen wusste. In der 2. Staffel der BBC-Serie "Sherlock Holmes"1) (1968) – er löste Douglas Wilmer1) ab – glänzte er erneut mit dieser berühmten Figur, diesmal mit Nigel Stock1) als Dr. Watson. "Die meisten Folgen der zweiten Staffel, die in Deutschland im Fernsehen gezeigt wurden, sind irgendwann nach der Veröffentlichung verschwunden und gelten bis heute als verschollen. Im Zuge einer Veröffentlichung 2017 per DVD wurde das Ursprungsmaterial der BBC neu synchronisiert." notiert Wikipedia. Anfang Februar 2024 brachte "Pidax Film" fünf Folgen der Serie in einer DVD-Sammelbox heraus, enthalten sind die Episoden "Eine Studie in Scharlachrot"3) ("A Study in Scarlet"), "Der Hund von Baskerville"3) ("The Hound of the Baskervilles", 2 Teile) "Das Rätsel von Bascombe Valley"3) ("The Boscombe Valley Mystery"), "Das Zeichen der Vier"3) ("The Sign of Four") und die am 23. Dezember 1968 ausgestrahlte, letzte Geschichte "Der blaue Karfunkel"3) ("The Blue Carbuncle"). Als Sherlock Holmes zeigte er sich zudem noch einmal in dem TV-Film "The Masks of Death" (1984) mit John Mills1) als Dr. Watson → Wikipedia (englisch).
   
BBC-Serie "Sherlock Holmes": Szenenfoto mit Peter Cushing als Sherlock Holmes und Nigel Stock als Dr. Watson; mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche 5 Folgen auf DVD herausbrachte BBC-Serie "Sherlock Holmes": Abbildung DVD-Cover; mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche 5 Folgen auf DVD herausbrachte
BBC-Serie "Sherlock Holmes": Szenenfoto mit Peter Cushing als Sherlock Holmes und
Nigel Stock als Dr. Watson sowie Abbildung DVD-Cover
Mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche 5 Folgen auf DVD herausbrachte
  
Seit Ende der 1970er Jahre löste sich Cushing mehr und mehr von seinem Horror-Image, unter dem er zunehmend selbst litt. Der jüngeren Generation wurde er durch seine Rolle des Großmoff Wilhuff Tarkin1) in dem ersten, "Oscar"1)-prämierten "Star Wars"-Kassenschlager "Krieg der Sterne"1) (1977) von Regisseur George Lucas1) ein Begriff. In dem Drama "Die Standarte"1) (1977) nach dem Roman von Alexander Lernet-Holenia1) gab er für Ottokar Runze1) den Baron Hackenberg, in dem Fantasy-Film "Camelot – Der Fluch des goldenen Schwertes"1) (1984, "Sword of the Valiant: The Legend of Sir Gawain and the Green Knight"), basierend auf dem mittelalterlichen Gedicht/der Romanze "Sir Gawain and the Green Knight"1) mit Sean Connery als der "Grüne Ritter", Miles O’Keeffe1) als Sir Gawain1) und Trevor Howard als König Arthur1) (Artus), gehörte er als Seneschall1) Gaspar zur Besetzung. Zu seinen letzten Arbeiten vor der Kamera zählte der TV-Film "Helen Keller: The Miracle Continues" (1984) nach der Vorlage "Helen and Teacher: The Story of Helen Keller and Anne Sullivan Macy" von Joseph P. Lash (1909 – 1987) mit Mare Winningham1) als die taubblinde Helen Keller1) und Blythe Danner1) als die Lehrerin Anne Sullivan Macy1), wo er den Professor Charles Copeland (1860 – 1952) darstellte, und das Science-Fiction-Abenteuer "Der Biggels-Effekt"1) (1986, "Biggles: Adventures in Time") nach der Romanreihe "Biggles" von William Earl Johns1), in dem er sich als Air Commodore William Raymond präsentierte → Übersicht Filmografie.
  
Peter Cushing engagierte sich für die Krebsforschung und setzte seine Popularität dafür ein, Geldspenden zu akquirieren. Für diesen Einsatz sowie in Anerkennung seiner schauspielerischen Leistungen sowohl in Großbritannien als auch weltweit wurde ihm 1989 von der britischen Queen der Titel "Officer of the Order of the British Empire"1) (OBE) verliehen. Privat war der leidenschaftliche Sammler von Zinnfiguren an der Malerei und Vogelkunde interessiert, verbrachte seine knapp bemessene Zeit mit diesen Hobbys und lebte zuletzt aufgrund nachlassender Gesundheit zurückgezogen in einem Haus am Meer bei Whitstable1). Neben seiner Filmtätigkeit war er auch als Schriftsteller aktiv und veröffentlichte zwei Autobiographien, so 1986 "Peter Cushing: An Autobiography" und 1988 "Past Forgetting. Memoires of the Hammer Years". Außerdem verfasste er mit "The Bois Saga" ein Kinderbuch im Stil von Lewis Carroll1) (1832 – 1898), welches er auch selbst illustrierte.

Seit 1943 war der Schauspieler, wie erwähnt, glücklich mit seiner 1915 geborenen Kollegin Violet Helen Beck, Schwester des britischen Filmeditors Reginald Beck1), verheiratet, die am 14. Januar 1971 starb. Peter Cushing selbst, der den Tod seiner Frau nie so recht verwunden hatte, erlag am 11. August 1994 im Alter von 81 Jahren in Canterbury1) den Folgen der Prostatakrebs1)-Erkrankung. Die Urne mit seinen sterblichen Überresten wurde bei jener seiner Ehefrau Helen in einem anonymen Grab auf dem "St. Alphege's Churchyard" in dem Ort Seasalter (Bezirk City of Canterbury1)) beigesetzt.
Noch eine Woche vor seinem Tod wirkte er zusammen mit Christopher Lee als Sprecher in der TV-Dokumentation "Flesh and Blood, the Hammer Heritage of Horror" von Regiseur Ted Newsom (1952 – 2020) mit → IMDb.

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Siehe auch Wikipedia (deutsch), Wikipedia (englisch)
Fotos bei Wikimedia Commons, virtual-history.com
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